Sechs Krimis: Ferienkiller. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
beginnt. Diese Enthüllungen über die Eremitage werden im Sand verlaufen. Ein paar Verurteilungen wird es vielleicht geben. Aber das ist eher symbolisch. Der Großteil der Beteiligten kommt glimpflich davon. Zumindest diejenigen, die irgendwelche mächtigen Schutzpatrone haben. Und dann beginnt alles von vorn, nur dass sich vielleicht die Namen einiger Mitspieler geändert haben. Und genau das ist der Punkt! Angeblich soll es hier in Berlin einen Mann geben, der von allen nur ehrfürchtig ‚der Impressario’ genannt wird. Er zieht schon länger die Fäden bei der Kunstmafia, aber nun sieht er wohl die Chance, lästige Zwischenhändler wie Bykow auszuschalten und zur beherrschenden Nummer des ganzen Business zu werden – nicht nur in Berlin, sondern global.“
„Aber wer dieser Impressario sein könnte, hat dir nicht zufällig jemand verraten?“, fragte Rudi.
Jürgen lächelte dünn. „Leider nicht. Aber vielleicht kommen wir da ja noch weiter.“
„Fragen wir am Besten unseren Kollegen Meinhart Dommacher, was er darüber weiß“, schlug ich vor. „Mir macht er jedenfalls einen sehr kompetenten Eindruck.“
Ich rieb mir die Augen.
„Lass das besser bleiben!“, meinte Rudi
„Du hast gut reden!“
„Hör zu, du musst dich behandeln lassen, Harry.“
Ich schüttelte den Kopf. „Halb so wild. Ich spüle das selbst oder frage Dr. Claus, wenn er hier ankommt.“
„Erstens dauert das noch ein bisschen und zweitens ist Dr. Claus Gerichtsmediziner!“
„Aber ein Arzt!“
Rudi schnipste mit den Fingern und streckte die Hand aus. „Ich weiß, dass es dir schwer fällt, Harry, aber du gibst jetzt mir den Schlüssel für den Porsche und ich bring dich dorthin, wo du hingehörst. In die Ambulanz.“
Ich seufzte.
„Wenigstens hast du nicht ‚Dodge’ gesagt.“
15
Meinhart Dommacher war pünktlich im Café Number One. Dommacher kannte es gut.
Es gehörte nicht zum eigentlichen Flughafengelände, lag aber ganz in der Nähe und eignete sich hervorragend als Treffpunkt.
Zwar nannte es sich Café, weil der vorhergehende Besitzer dort tatsächlich ein klassisches Café etabliert hatte, aber inzwischen glich es eher einem französischen Bistro und wurde von einem Belgier aus Brüssel betrieben, der sich von den Gästen Jacques nennen ließ.
Dommacher wusste zufällig, dass er in Wahrheit Antoine hieß, aber das konnten die wenigsten Gäste korrekt aussprechen, geschweige denn sich merken.
Dommacher ließ den Blick über die Plätze schweifen. Es herrschte mittlerer Betrieb.
Er bestellte sich einen Café au lait und wartete. Dabei blickte er immer wieder auf die Uhr.
Schließlich griff er zum Handy und rief im Präsidium an. „Herr Marenkov scheint mich versetzt zu haben“, stellte er fest. „Jedenfalls glaube ich nicht, dass er noch auftaucht.“
16
Am frühen Abend trafen wir uns alle noch einmal im Besprechungszimmer von Kriminaldirektor Bock.
„Wie geht es Ihren Augen und Lungen, Harry?“, sprach er mich an.
„Ich werde es überleben, Chef!“
„Unsere Experte untersuchen, was das für ein Granatentyp war. Ich schätze, bis morgen haben wir das.“
Unser Chef hörte sich stirnrunzelnd an, was wir bisher als gesicherte Tatsachen vorlegen konnten.
„Mit anderen Worten, es gibt im Fall von Herrn Bykow noch nicht einmal den Beweis dafür, dass er wirklich tot ist“, stellte er fest.
„An die Möglichkeit einer Entführung habe ich auch schon gedacht“, gestand Jürgen. „Allerdings frage ich mich dann, an wen sich die Erpressung richten sollte. Schließlich besitzt Bykow keine zahlungskräftige Familie, die ihn auslösen könnte.“
„Jedenfalls möchte ich nicht, dass wir länger dazu gezwungen sind, mehr oder minder tatenlos mit anzusehen, wie offenbar ein paar mächtige Herrschaften der Kunstmafia glauben, hier in Berlin schalten und walten zu können, wie sie wollen!“, stieß Kriminaldirektor Bock ärgerlich hervor.
„Wir sollten die Laboruntersuchungen abwarten“, schlug Dommacher vor. „Dann sind wir mit Sicherheit schlauer.“
„Einen kleinen Ansatzpunkt hätte ich vielleicht, dem sich noch lohnt nachzugehen“, meldete sich Max Herter zu Wort. Er wandte sich an mich. „Du hast mir ja unterwegs eine Telefonnummer durchgegeben.“
„Richtig. Sie stand auf einem Zettel in einer von Bykows Jacken.“
„Die Nummer gehört zu einem Handy, dessen Eigentümer ein gewisser Dr. jur Maximilian Gallesco ist.“ Max wandte sich an Dommacher. „Bei dem Namen sollte es bei Ihnen klingeln, Meinhart.“
„Sie meinen den Anwalt Gallesco, der eine der dubiosesten Rollen in der ganzen Szene einnimmt?“
„Genau den.“
„Dieser Gallesco ist mir kein Begriff“, gestand Kriminaldirektor Bock. „Vielleicht könnte mich hier mal jemand aufklären, um wen es sich da handelt!“
„Mit Vergnügen“, sagte Meinhart Dommacher. „Maximilian Gallesco ist eine Art Hobby-Kunsthändler, im eigentlichen Beruf aber Anwalt. In der Vergangenheit war er bei einigen zweifelhaften Transaktionen die treibende Kraft – insbesondere dann, wenn sogenannte „entführte“ Bilder gegen Lösegeld zurückgeführt werden sollten.“
„Es kam der Verdacht auf, dass Gallesco da die Grenzen dessen, was noch zu den Pflichten eines Anwalts gehört, bei weitem überschritten hat“, warf Max ein. „Allerdings konnte man ihm nicht nachweisen, dass er eventuell mit Bilderentführern Absprachen getroffen hat, die ungesetzlich sind.“
„Wenn Sie mich ganz persönlich fragen, kann man schon fast den Verdacht haben, dass Gallesco hin und wieder mit ihnen zusammengearbeitet und Millionen daran verdient hat!“, warf Dommacher ein. „Aber einer wie der ist wohl einfach zu clever für unsere Justiz. Alles, was bei ihm auf dem juristischen Kerbholz steht, sind ein paar Verstöße gegen die Parkordnung der Stadt Berlin und die Beleidigung eines Richters, für die er tatsächlich drei Tage ins Gefängnis ging, anstatt die lächerliche Ordnungsstrafe zu bezahlen.“ Dommacher grinste. „Er machte ein richtiges Happening daraus.“
„Klingt nach einem komischen Vogel“, lautete Rudis Kommentar.
„Ja, aber er dürfte noch sehr viel weiter verzweigte Kontakte bis in die Kunstmafia hinein besitzen, als Ihre Informanten, die Sie bisher um Unterstützung gebeten haben“ stellte Dommacher klar.
„Nachdem Harry diese Nummer gefunden hat, haben wir ja auch einen ganz offiziellen Grund mit ihm zu sprechen“, erklärte Kriminaldirektor Bock. „Notfalls auch hier im Präsidium in einer Gewahrsamszelle, wenn es sein muss! Aber das hat Zeit bis Morgen.“
Anschließend berichtete Meinhart Dommacher noch von seiner missglückten Verabredung mit Major Marenkov. „Ich habe inzwischen herausgefunden, dass tatsächlich ein Flug auf den Namen Marenkov gebucht war, aber dieser Marenkov hat den Flieger in Russland nie bestiegen. Der Platz wurde an jemand anderes vergeben.“
„Und wer hat dann angerufen?“, fragte ich.
Max Herter meldete sich daraufhin zu Wort. „Alle eingehenden Anrufe werden bei uns ja glücklicherweise aufgezeichnet. Ich habe die Aufnahme natürlich sofort Herrn Dommacher vorgespielt und er hat die Stimme identifiziert.“
Kriminaldirektor Bock wandte sich an den Experten für die Bekämpfung der Kunst-Mafia. „Sie sind sich sicher, dass es die Stimme von Marenkov