Alfred Bekker Krimi Trio #1. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
weiß doch auch nicht, was passiert ist! Bitte glauben Sie mir! Ich weiß nur, dass diese Männer hier waren und behaupteten, sie müssten Dr. McCullens Telefon überprüfen, weil in diesem Gebiet eine großflächige Störung vorliege."
"Hat McCullen mit Ihnen darüber gesprochen, vor wem er so große Angst hatte, dass er offenbar ständig bewaffnet war?", hakte Milo nach.
Sie schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung."
Ich glaubte es fast mit Händen greifen zu können: An der Aussage von Mona Garrison war einiges faul. Aber wir hatten nichts, um sie wirklich festnageln zu können.
18
Am nächsten Morgen sahen wir etwas klarer. Gegen Mona Garrison lagen keine Indizien vor, die für eine Verhaftung ausgereicht hätten. Die Phantombilder, die sie zusammen mit Agent Prewitt, unserem Spezialisten auf diesem Gebiet, erstellt hatte, waren in der Fahndung. Der Psychiater-Kollege namens Jason Stein, von dem Mona gesprochen hatte, existierte tatsächlich. Telefonisch bestätigte er Monas Aussage. Wir würden ihn allerdings noch eingehender vernehmen müssen.
An diesem Morgen waren außer Milo und mir noch eine ganze Reihe weiterer G-men anwesend. Darunter Clive Caravaggio, der uns über die Ereignisse in Connecticut unterrichtete.
So erfuhren wir, dass der Tote auf dem Parkplatz sich als Police-Lieutenant Norman E. Smith ausgegeben hatte. "Dort muss eine Art Duell zwischen zwei Profi-Killern stattgefunden haben", meinte Clive. "Wahrscheinlich ging es ums Geld. Aber das Interessanteste an der Sache ist, dass dieser falsche Lieutenant einen Mann namens Bradley auf dem Gewissen hat, der von seinen Daten her wie ein Zwilling von Ron Dexter wirkt." Der stellvertretende SAC wandte ich an Max Carter, unseren Innendienstler aus der Fahndungsabteilung. "Hast du inzwischen mehr über diesen Bradley herausgefunden?"
Max nickte.
Mit Hilfe des Beamers, an den er seinen Laptop angeschlossen hatte, projizierte er das über NYSIS zugängige Foto von Bradley. Es war bei seiner letzten Verhaftung gemacht worden. Bradley war Anfang 40, wirkte aber zehn Jahre älter. Max gab uns einen kurzen Abriss seiner Army-Karriere. Die Parallelen zu Dexter waren wirklich sehr stark. Der Wendepunkt war auch für Bradley der Einsatz in Somalia gewesen.
Danach war es bergab mit ihm gegangen.
"Ich habe eine Adressenliste von Personen zusammengestellt, die mit Bradley zu tun hatten", erklärte Max. "Wenn diese Personen eingehend befragt werden, kommen wir vielleicht zu neuen Erkenntnissen..."
"War dieser Bradley in psychiatrischer Behandlung?", fragte ich an Max gerichtet.
Er sah mich erstaunt an. "Ja, das stimmt!"
"Lass mich raten, sein Arzt hieß Dr. George McCullen."
"Jesse, bist du Hellseher?"
"Ich zähle nur eins und eins zusammen. McCullen war auch in Somalia. Er behandelte Dexter. Warum sollte Bradley ihn nicht auch dort kennen gelernt haben? So groß war das amerikanische Korps damals auch nicht..."
"Leider werden wir Dr. McCullen danach nicht mehr fragen können", stellte Milo fest.
Ich nippte an meinem Kaffee. Obwohl es sich um Mandys berühmte Spezialmischung handelte, schmeckte mir das Gebräu heute nicht so recht.
Es musste irgendeine Verbindung zwischen den vielen Puzzleteilen geben die uns bis jetzt vorlagen. Aber dieses entscheidende Verbindungsstück fehlte uns bislang.
Max setzte seine Ausführungen fort.
Die Identität des Festgenommenen war inzwischen ermittelt. Sein wahrer Name lautete Edward Parrish. Er hatte früher als Türsteher in einem Nachtclub namens "Tijuana" in Paterson gearbeitet.
Genau dort, wo Dr. McCullen und die schöne Mona Garrison sich kennen gelernt hatten. Ob es da einen Zusammenhang gab, musste sich erst noch herausstellen.
"Wem gehört das Tijuana?", fragte Mister McKee.
"Soweit wir wissen, steht das Tijuana nicht unter Kontrolle irgendwelcher zwielichtiger Bosse", erklärte Agent Max Carter. "Aber ich habe Nat gebeten, diesen Laden noch einmal unter die Lupe zu nehmen."
Agent Nat Norton war unser Spezialist für Betriebswirtschaft. Häufig lieferten wirtschaftliche Verflechtungen im Bereich der organisierten Kriminalität den Schlüssel zur Lösung eines Falles.
Mister McKee nickte. "Ich hoffe nur, dass auch etwas dabei herauskommt", meinte er etwas angespannt. Unser Chef blickte zur Uhr.
Mandy meldete sich über das Sprechgerät auf Mister McKees Schreibtisch.
"Dr. Kingsley ist gerade eingetroffen!", erklärte die Sekretärin des Chefs.
"Soll sofort hereinkommen!", erwiderte Mister McKee.
Wenige Augenblicke später betrat ein rundlicher Mann in den Fünfzigern den Raum. Der Knebelbart war millimetergenau rasiert.
"Das ist Dr. Andrew Kingsley. Er ist Dozent für Gerichtsmedizin an der FBI-Akademie in Quantico", stellte Mister McKee den Ankömmling vor.
"Tut mir leid, dass ich etwas zu spät bin, Sir...", entschuldigte sich Kingsley. "Ich steckte im Stau!"
"Schon gut", schnitt Mister McKee ihm etwas ungeduldig das Wort ab und wandte sich an die anwesenden G-men. "Dr. Kingsley ist von den Kollegen der Scientific Research Division angefordert worden, weil... aber das berichten Sie am besten selbst."
Kingsley nickte.
Er trug einen Laptopkoffer bei sich, packte das Gerät aus und aktivierte es. Max Carter half ihm dabei, den Beamer anzuschließen. Wenig später hatten wir die Projektion eines Fotos vor uns, mit dem keiner von uns etwas anzufangen wusste. Es schien sich um ein verkohltes Metallstück in starker Vergrößerung zu handeln.
"Dieses Objekt wurde bei den sterblichen Überresten von Ron Dexter gefunden", erklärte Dr. Kingsley. "Die tatsächliche Größe entspricht etwa einem Daumennagel. Es handelt sich dabei um ein Implantat, das Ron Dexter im Körper getragen haben muss. Im Unterarm, um genau zu sein."
"Wissen Sie inzwischen auch, welchem Zweck dieses Implantat gedient hat?", fragte Mister McKee.
"Ja, es handelt sich um ein Gerät, das dafür sorgen sollte, irgendeinen Wirkstoff kontinuierlich abzugeben."
"Das bedeutet, dass Dexter unter Medikamenten stand, als er im Macy's Amok lief!", stellte Clive fest.
Dr. Kingsley bestätigte das. "Das ist richtig."
"Könnte dieses Implantat in irgendeinem Zusammenhang mit der psychiatrischen Behandlung stehen, in der sich Dexter befand?", fragte ich.
Kingsley schüttelte entschieden den Kopf.
"Nein, das halte ich für ausgeschlossen. Diese Implantate werden normalerweise bei Patienten eingepflanzt, die beispielsweise auf Grund sehr starker Schmerzzustände Morphium bekommen. Der Wirkstoff wird dann entweder gleichmäßig oder zu vorher einprogrammierten Zeitpunkten abgegeben. Es ist auch möglich, bestimmte physiologische Parameter wie Blutdruck oder Muskelspannung als Auslöser zur Wirkstoffabgabe zu programmieren. Bei Anfallserkrankungen kann das dem Patienten das Leben retten." Dr. Kingsley wies uns mit Hilfe eines Laserpointer auf einen Teil des Implantats hin, der offenbar durch die Explosion besonders in Mitleidenschaft gezogen worden war. Er