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Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten - Alfred Bekker


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Abu-Khalil war ein kleiner, sehr hagerer Mann, mit eingefallenen Wangen und dem grauen, fahlen Teint eines Kettenrauchers. Die gelben Fingernägel passten dazu.

      „Oh, den hat's inzwischen auch erwischt?“

      „Sollte ich Ihnen tatsächlich mal voraus sein, was Neuigkeiten angeht, Herr Abu-Khalil?“

      Er hob die buschigen, grauen Augenbrauen, die sich nach oben bogen und ihm daher ein Aussehen gaben, das immer etwas an ein Teufelchen erinnerte.

      „Angesichts der technischen Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen, wundert mich das noch nichtmal. Der Überwachungsstaat ist doch schon so weit fortgeschritten, dass Sie unsereins nur noch dazu missbrauchen, die Dinge zu bestätigen, die Sie ohnehin schon wissen...“

      „Nun übertreiben Sie aber, Herr Abu-Khalil.“

      „Ich denke nicht.“

      „Bei unserem letzten Gespräch haben Sie gesagt, Sie könnten mehr über darüber herausbekommen, wer den Sprengstoff gekauft hat, mit dem Dima Modestas Laden in die Luft gesprengt wurde.“

      „Richtig. Angeblich – das sind wirklich nur Gerüchte – soll Artur Titow etwas damit zu tun haben.“

      „Der Lieblingsneffe von Vladi Gruschenko?“

      „Richtig.“

      „Wenn das wahr ist, dann ist es wohl sicher, dass das Ganze auf Gruschenkos Befehl hin geschah.“

      „Wahrscheinlich ja. Zumindest hat er kein Veto eingelegt – gewusst hat Vladi Gruschenko auf jeden Fall davon. So viele Freiheiten könnte er seinen Leuten gar nicht lassen, ohne den Respekt innerhalb seiner Organisation zu verlieren.“

      „Wer ist der Mittelsmann bei dem Sprengstoffhandel gewesen?“

      „Er heißt Rainer Gabaldi. Ein ehemaliger Söldner, Südafrikaner. Für Geld besorgt der alles, was tötet – vom Profikiller bis zur Handgranate. Wenn Sie wollen, sogar eine Stinger-Rakete. Kommt ganz drauf an, wenn Sie ausradieren wollen.“

      „Und wo finden wir diesen Gabaldi?“

      „Wenn das so einfach wäre, wäre Gabaldi längst tot.“

      „Ach kommen Sie, jetzt geben Sie sich mal ein bisschen Mühe, Herr Abu-Khalil! Sie helfen uns ja schließlich nicht umsonst.“

      „Ist schon eine ganze Weile her, dass ich ihn gesehen habe. Sagen wir mal ein gutes Jahr, können auch anderthalb sein. Da hat er in meinem Coffee Shop gefrühstückt. Ich weiß das noch so genau, weil er vier oder fünf Sachen bestellt hat, die er dann wieder zurückgehen ließ, weil angeblich irgendetwas damit nicht stimmte. Bezahlen wollte er keinen Cent und gegenüber meinem Mitarbeiter hat er geäußert, wir könnten froh sein, wenn er uns nicht auf Schadensersatz verklagen würde.“

      „Das haben Sie sich bieten lassen, Herr Abu-Khalil?“

      „Mein Mitarbeiter hat bei mir völlig verzweifelt und am Rande eines Nervenzusammenbruchs angerufen und ich bin dann sofort hin, um die Sache zu entschärfen... Hören Sie, mit jemandem wie Rainer Gabaldi legt man sich nicht an, sonst legt der einen um.“

      Jürgen langte in die Innentasche seines Jacketts und zog einen Ausdruck des Screenshots hervor, den Norbert Artlinger auf seinem Computer gemacht hatte.

      Abu-Khalil setzte eine Lesebrille auf, die er umständlich aus einem Etui hervorkramte. Jürgen musste ihm die Angel abnehmen.

      Dann sah sich der Informant das Bild an.

      „Armer Hund“, meinte er. „Ich meine Delgado. Wollte hoch hinaus, hat sich verzockt und endet jetzt so...“ Er zuckte die Achseln. Dann runzelte er die Stirn, hielt den Ausdruck zuerst etwas näher, dann etwas weiter von seinen Augen entfernt und sah es es sich schließlich noch einmal über den Brillenrand an. „Sie haben ein Foto von der Tat? Wie kommt das denn?“

      „Braucht Sie nicht zu interessieren.“

      „Wo ist das?“

      „In Wien. Es geht um den rothaarigen Mann mit der Lederjacke – den Täter. Kennen Sie den?“

      „Ich weiß nicht seinen Namen, aber ich habe ihn schonmal gesehen...“

      „Wo und wann?“

      „Lassen Sie mich nachdenken...“ Er reichte Jürgen den Ausdruck zurück, nahm die Brille ab und steckte sie sorgfältig zurück ins Etui. Dann nahm er die Angel wieder an sich und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich glaube, es war vor einem Jahr, als ich Rainer Gabaldi zum letzten Mal gesehen habe. Der Rothaarige gehörte zu den Leuten, die mit ihm gefrühstückt haben.“

      „Wer war noch dabei?“

      „Ich glaube einer von denen hieß Knut Sanders. Er betreibt eine Im- und Exportfirma. Adresse müsste im Berliner Telefonbuch stehen.“

      „Halten Sie die Ohren offen, Herr Abu-Khalil und rufen Sie mich an, sobald Sie irgendetwas hören.“

      ​ 15

      Jürgen und Olli ließen sich über den Rechner in ihrem Dienstwagen die Adresse von Sanders' Firma anzeigen. Sie bekamen auch gleich ein umfangreiches Daten-Dossier dazu. Die Im- und Exportfirma hatte zahlreiche Verfahren wegen Zollvergehen über sich ergehen lassen müssen. Außerdem stand da der Verdacht der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche im Raum. Einmal hatte es einen anonymen Hinweis auf verbotenen Waffenhandel gegeben, aber die anschließende Razzia hatte nichts ergeben. Vielleicht war Sanders gewarnt worden.

      Auffällig war allerdings, welche Anwaltskanzlei jeweils dafür gesorgt hatte, dass es meist noch nicht einmal zur Eröffnung eines Hauptverfahrens gekommen war.

      „Gümüs, Töppwall & Associates“, murmelte Olli.

      „Das festigt den Verdacht, dass Sanders zu Gruschenkos Organisation gehört.“

      „Aber wir haben bislang nichts Handfestes“, gab Olli zu bedenken. „Alles, was dieser Informant uns geliefert hat, waren vage Andeutungen.“

      „Beweise können wir von jemandem wie ihm nicht erwarten“, gab Jürgen zu bedenken. „Und wenn uns seine Andeutungen in die richtige Richtung führen, bin ich damit vollauf zufrieden...“

      Sanders' Firma befand sich in der Nähe eines alten Kanalhafens. Ein paar schmuddelig wirkende Lagerhallen, ein Containerkran, Anlegestellen für Frachter und mehrere Container-Trucks – das war das Bild, das sich unseren Kollegen bot.

      Offenbar hatte Sanders Ltd. gut zu tun.

      Eine Limited nach britischem Recht. Das war preiswerter, als eine GmbH und man brauchte nur eine vergleichsweise geringe Einlage. Und so lange Großbritannien noch nicht endgültig aus der EU ausgeschieden war, konnte man auch in Deutschland eine Ltd. betreiben.

      Jürgen parkte den Dienstwagen – einen unscheinbaren Ford - auf einem der knappen Parkplätze. Unsere Kollegen stiegen aus.

      Ollis Blick glitt die Reihe der Fahrzeuge entlang. Ein Porsche, ein BMW und ein Jaguar waren unter den Fahrzeugen. Und auch bei den etwas gewöhnlicheren japanischen Fabrikaten handelte es sich durchweg um ziemlich neue Modelle.

      „Sandes und seinen Leuten scheint es


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