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Schmelzendes Eis. Elizabeth JohnsЧитать онлайн книгу.

Schmelzendes Eis - Elizabeth Johns


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nahm tröstend ihre Hand. „Es sind jetzt schon sechs Jahre ohne ein Wort von Aidan, Anj. Meinst du nicht, du solltest ihn langsam vergessen?“, fragte sie freundlich.

      Anjou schüttelte den Kopf und ließ es zu, dass ihr die Tränen übers Gesicht liefen. „Ich muss etwas tun. Ich kann nicht länger auf Vaters Nachforschungen warten.“ Sie stieg vom Bett und begann hin und her zu laufen, während sie ihre Tränen fortwischte. Ihre große Liebe, Aidan, war in den amerikanischen Krieg gezogen und sie hatte nach dem Waffenstillstand nichts mehr von ihm gehört.

      „Was willst du tun?“, fragte Jolie mit gerunzelter Stirn.

      „Ich werde gehen und ihn suchen.“

      „Gehen und ihn suchen?“, fragten beide Schwestern ungläubig.

      Anjou nickte. „Charles hat eingewilligt, mir zu helfen.“ Ihr Bruder Charles und Aidan waren beste Freunde gewesen.

      „Maman und Papa werden das niemals gestatten.“

      „Sie haben und sie werden“, antwortete Anjou ruhig, ohne ihre Schwestern dabei anzusehen. „Sobald Vaters Erkundigungen abgeschlossen sind.“

      Beaujolais weinte jetzt ernsthaft. „Dann ist es wirklich das letzte Mal, dass wir alle zusammen sind!“

      Keine der Schwestern widersprach, aber sie umarmten sich gegenseitig und fragten sich, wie sich das Leben ändern würde, ohne die anderen Teile ihrer selbst.

      Eins

      „Welcher Mann will schon heiraten, außer, wenn er einen Erben will?“, fragte Benedikt ätzend.

      „Es gibt Leute, die eine Freundschaft, wenn nicht sogar Liebe, zu einer Lady finden, Eure Gnaden“, bemerkte Hughes ermunternd, ohne auf den Ton Seiner Gnaden zu achten.

      „Ladys sind nur für eine Sache nutze“, schoss Benedict zurück.

      „Aber Sie müssen eine heiraten, um einen legitimen Erben zu zeugen.“

      „Muss ich?“, fragte er leise mit einer unterschwelligen Herausforderung in der Stimme.

      „Der letzte Erbe ist gestorben, Eure Gnaden.“

      „Sind Sie sicher?“, fragte er rhetorisch.

      „Ziemlich. Ziemlich sicher. Mr. Norton hat umfassend nachgeforscht.“ Der Sekretär hielt die verdammten Neuigkeiten hoch, die er gerade vom Anwalt erhalten hatte.

      „Ich verstehe.“

      „Es muss geschehen, Eure Gnaden.“

      Benedict Stanton, Duke of Yardley, seufzte laut. Er stand jetzt der einzigen Sache gegenüber, von der er sich geschworen hatte, dass er sie nie wieder tun würde: Heiraten. Er schwieg, verdaute die neu aufgetauchten Informationen zusammen mit seiner Steak- und Nierenpastete, die ihm plötzlich sauer aufstieß.

      Der Sekretär des Dukes war das Benehmen Seiner Gnaden gewohnt und blieb ruhig stehen, während sein Arbeitgeber eine Entscheidung traf.

      Benedikt atmete hörbar aus.

      „Ich nehme an, Hughes, dass Sie mir eine Liste gemacht haben?“

      „Ja, Eure Gnaden.“ Der stets dienstbeflissene Sekretär präsentierte ihm umgehend eine Liste mit zwölf Namen und Lebensläufen, inklusive Blutlinien, Besitztümern und Aussteuer.

      „Wie Sie sehen können, Eure Gnaden, habe ich sie nach Eignung aufgelistet.“ Er schwieg.

      Benedikt wischte die Liste fort.

      „Sie können mit der ersten auf der Liste in Verhandlungen treten. Ihre sonstigen Qualitäten interessieren mich nicht, nur die Fortpflanzungsfähigkeit.“

      Der Sekretär räusperte sich nervös, was eine hochgezogene Augenbraue Seiner Gnaden hervorrief.

      „Ich habe mir auch die Freiheit genommen, eine Liste mit denen anzulegen, die unpassend sind.“

      Der Sekretär legte die Liste vor dem Duke auf den Tisch.

      „Unpassend ist gleichzusetzen mit Idioten, Hughes. Gibt es dafür einen Grund?“

      „Vielleicht nicht auf den ersten Blick, Eure Gnaden. Darf ich taktvoll anmerken, dass einige der in Frage kommenden Ladys nicht unbedingt aus dem besten Hause sind, während andere …“, sagte er unter Zuhilfenahme des Vokabulars, das eher in der Pferdezucht angewandt wurde, um den Duke zu überzeugen, der die Gesellschaft von Pferden der von Menschen vorzog.

      „Das Aussehen ist mir egal“, gab der Duke zurück.

      „Ich glaube, dass Sie besser die Entscheidung treffen sollten, Eure Gnaden. Oder soll ich die Duchess ...“

      Seine Gnaden ignorierte den letzten Seitenhieb, seine Mutter ins Spiel zu bringen. „Ich sollte Sie zu Verhandlungen mit …“, er sah auf den ersten Namen der Liste, „… Cohens Tochter, einer Lady Mary, schicken, aber ich nehme an, dass Sie nicht damit einverstanden sind?“

      „Lady Mary hat alles, was passend ist, Eure Gnaden, aber sie erinnert stark an Eure besten Araber und sie kichert.“

      Der Duke zuckte zusammen. Vielleicht wäre ein Blick auf die Äußerlichkeiten doch hilfreich.

      „Haben Sie alle gesehen?“

      Der Sekretär wurde rot. „Selbstverständlich, Eure Gnaden.“

      Yardley starrte verblüfft seinen normalerweise seriösen Sekretär an, der rot wurde wie ein Jüngling.

      „Sehr wohl. Dann machen Sie der ersten, die Sie am Passendsten für meine Bedürfnisse halten, ein Angebot.“

      Der Sekretär verbeugte sich und verließ den Raum.

      Benedict wollte nichts mit irgendeiner Frau zu tun haben, außer, sie hatte vier Beine. Es war fast zehn Jahre her seit seinem ersten Ehefiasko, und der Geschmack in seinem Mund war noch so bitter wie an dem Tag, an dem es passierte.

      Er stand auf, warf seine Serviette auf den Tisch und ging zum Fenster, um hinauszusehen. Der einzige Grund, weshalb er in den letzten zehn Jahren nach London gegangen war, war gewesen, um im Parlament gegen etwas zu wählen, was er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren konnte.

      „Ich nehme an, ich muss nach London gehen“, sagte er widerwillig zu sich selbst.

      Ich muss nach London gehen. Vor Schmerz schloss er seine Augen. Würde er dazu in der Lage sein? Seit der Sache mit Lillian hatte er sich nicht mehr in der gehobenen Gesellschaft blicken lassen. Der Skandal lag schon lange zurück, aber es würde immer Getuschel geben. Er zweifelte nicht daran, dass dies ein Problem geben würde, wenn es zu einer Eheabsprache käme, aber er hatte kein Interesse daran, sich um die Blicke und das Getuschel zu kümmern. Die Gesellschaft war teilweise verantwortlich für das Scheitern seiner ersten Ehe und er hatte nicht vor, dies ein weiteres Mal zuzulassen. Konnte er London vermeiden und auf dem Postwege verhandeln? Eine schäbige Art, um Geschäfte zu machen, aber er brachte es nicht über sich, jemandem mit vorgeheuchelten Gefühlen den Hof zu machen.

      Er hatte seinem langjährigen Freund Lord Easton erzählt, dass er seine preisgekrönte Stute zur Zucht mit einem von Eastons Hengsten vorbeibringen wollte. Dessen Familiensitz war in Sussex, nicht weit von London entfernt. Vielleicht könnte er die Gesellschaft so weit wie möglich vermeiden, falls er schon vorher eine Ehe arrangieren konnte. Er sollte es Hughes gegenüber erwähnen, dass er jemanden finden sollte, die nicht erwartete, in London zu leben oder auch nichts für die Gesellschaft übrighatte. Hughes war sicherlich scharfsinnig genug, um so etwas zu wissen.

      Falls Benedict sich großzügig genug fühlte, würde er vielleicht auch seine Mutter und seine Schwester besuchen. Wenn sie nicht in London war, bevorzugte seine Mutter das Anwesen in Langdon an der Küste, in der Nähe von Brighton, was Benedict sehr entgegen kam. Er betete sie an, aber über gewisse Dinge konnten sie sich nie einigen - in erster Linie seine Wiederverheiratung - und es war friedlicher, wenn sie an unterschiedlichen Orten


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