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Schmelzendes Eis. Elizabeth JohnsЧитать онлайн книгу.

Schmelzendes Eis - Elizabeth Johns


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dem er Anweisungen gab, für seine Reise zu packen.

      Jolie brachte ihr Pferd zum Stehen, als sie den Rand der Kreidesteinfelsen erreichte, und inhalierte den Geruch des Meeres. So sehr sie auch London mochte, der Ausflug zum Haus ihres Cousins, Lord Easton, war ihr sehr willkommen. Die Saison brachte keinerlei neue Anwärter, die sie ernst nehmen konnte, und ihre Familienangehörigen hatten alle England verlassen, so dass sie sich zum ersten Mal, solange sie sich erinnerte, einsam fühlte.

      Sie würde bald mit Lady Easton als ihrer Anstandsdame nach London zurückkehren, aber es gab nicht einen ernsthaften Anwärter, der ihr den Hof machen konnte. Sie würde niemals jemandem, außer ihren Schwestern, gestehen, dass sie Angst hatte, eine alte Jungfer zu werden. Ihre Schwester, Margaux, würde das vorziehen, bevor sie jemanden heiratete, den sie nicht liebte. Aber nicht Jolie. Sie hoffte auf eine gute Partie mit jemandem, den sie respektieren konnte und der ihr ein angenehmes Leben bescheren würde. Sie war nicht so profitsüchtig, dass sie jeden akzeptieren würde. Sie hatte sogar schon so viele Angebote abgelehnt, dass man ihr den Spitznamen „Eis“ gegeben hatte, obwohl nichts weniger passend war, um sie zu beschreiben. Sie hatte lediglich nie die gewünschten Qualitäten in einer Person gefunden. Sie brauchte keinen Titel, auch wenn andere das glaubten. Aber eine Duchess zu sein wäre bestimmt nicht verkehrt, dachte sie und lachte über sich selbst.

      Sie trieb das Pferd wieder landeinwärts und freute sich über den befreienden Galopp über die Niederungen, während der Wind mit aller Macht an ihr zerrte. Ihr Cousin hatte eine berühmte Pferdezucht und sie erfreute sich unglaublich an dessen Ergebnissen. Reiten - nein, galoppieren - war das, was sie am meisten vermisste, wenn sie in der Stadt war.

      Als sie ins Haus kam, zog sie ihre Reithandschuhe aus und übergab die Gerte dem Butler. Ihr wurde mitgeteilt, dass der Anwalt ihres Vaters in der Bücherei auf ihre Gesellschaft wartete.

      „Danke, Barnes.“ Sie lächelte den älteren Butler des Earls an, der ihrem Onkel Wyndham schon vor ihrer Geburt diente. Was würde der Anwalt ihres Vaters von ihr wollen? Es war Anjou, die auf Nachrichten wartete. Vielleicht gab es Neuigkeiten über Aidan, ausgerechnet jetzt, da sich Anjou aufgemacht hatte! Sie ordnete ihr windzerzaustes Haar so gut wie sie konnte und ging durch die Tür. Sie fand ihren Cousin, Mr. Harlow und einen anderen Mann in ein Gespräch und blieb stehen.

      „Ah, Jolie. Bitte, gesell dich zu uns“, sagte Lord Easton, als alle Männer aufstanden.

      „Lady Beaujolais, darf ich Ihnen Mr. Norton vorstellen? Und Mr. Harlow kennen Sie ja bereits, so habe ich gehört.“

      Sie nickte, als sich die Männer verbeugten. Neugierig setzte sie sich und sah zu ihrem Cousin.

      „Jolie, Mr. Norton ist hier im Auftrag des Duke of Yardley.“

      ‚Was hat das mit mir zu tun?‘, fragte sie sich, aber hielt den Mund. Trotzdem beschleunigte sich ihr Puls. Sie hatte von Yardley gehört, dem Duke, dem man nachsagte, er sei kalt und ein Einsiedler, aber sie hatte ihn noch nicht persönlich getroffen.

      „Ich lasse Sie erklären, Mr. Norton, wenn Sie so freundlich wären“, sagte ihr Cousin.

      „Ihre Ladyschaft, ich fasse mich kurz. Seine Gnaden hat beschlossen zu heiraten und hat Sie ausgewählt.“

      Eine unkontrollierbare Welle der Verärgerung fegte über sie hinweg. Schickte der Duke seinen Heiratsantrag über seinen Anwalt ohne die geringste Vorstellung? Wie konnte er es wagen! War er der Meinung, dass er über den allgemeinen Höflichkeiten thronte? Zugegeben, es war in gewisser Weise schmeichelhaft, aber sie würde niemals jemanden heiraten, der so arrogant, so ... so ... Ihr fiel noch nicht einmal ein passendes Wort für eine derartige Dreistigkeit ein! Hatte er sich mit ihrem Vater darauf geeinigt, dass er ihr einen Antrag machen könne? Nein, das würde ihr Vater nie tun. Sie saß still, versuchte ihr Temperament unter Kontrolle zu bekommen und dachte über eine würdevolle Antwort nach. Alles, was aus ihrem Mund kam, war: „Ich verstehe.“

      Der Anwalt musste ihr Schweigen als freudigen Schock interpretiert haben, denn er fuhr fort: „Er macht Ihnen ein ausgesprochen großzügiges Angebot, mylady.“

      Er gab ihr ein Blatt Papier, auf dem das Angebot festgehalten war. Sie konnte es kaum verhindern, dass ihre Hand mit dem Papier zitterte.

      „Sie werden in hohem Stil angesiedelt werden, mit Ihrem eigenen Haus und Anwesen und mehreren tausend Pfund pro Jahr. Und es ist nicht von der Bereitstellung eines Erben abhängig“, sagte der Anwalt, als ob sie sich geschmeichelt fühlen sollte.

      Jolie spürte den Blick ihres Cousins auf sich. Sie sah ihn fragend an und konnte an seinem Gesichtsausdruck ablesen, dass er so geschockt war wie sie selbst. Wie würde ihr Vater damit umgehen? Sie vermutete, dass Easton der Meinung war, dass die Entscheidung bei ihr läge. Jolie musste tief Luft holen, damit sie den Überbringer der Nachricht nicht erwürgte. Sie stand auf und winkte die Männer wieder auf ihre Stühle, während sie zum Fenster ging, ihre Gedanken in Aufruhr.

      Nach ein paar Minuten drehte sie sich um und fragte: „Sir, würden Sie so gut sein und Seine Gnaden darüber informieren, dass ich eher in der Hölle schmoren als seinen Antrag annehmen würde.“

      Sie riss die Vereinbarung in zwei Teile und warf sie in Nortons Schoß.

      „Gentlemen“, sagte sie, und verließ das Zimmer.

      Zwei

      Jolie ging vom Arbeitszimmer hinaus in den Garten. Das tägliche Füttern der Vögel bereitete ihr große Freude. Sogar wenn sie in der Stadt war, nahm sie sich dafür Zeit. Sie ergriff eine Handvoll Krumen und setzte sich auf eine Bank. Die Vögel begannen zu picken, sobald sie ihnen das Futter auf den Weg warf.

      Ihr Cousin Easton folgte ihr nach draußen und lehnte sich an eine Balustrade in der Nähe.

      „Vergib mir, falls ich unhöflich war. Habe ich überreagiert?“, fragte Jolie ihren Cousin, ohne aufzublicken.

      Easton haderte einen Moment mit der Antwort.

      „Nein. Wenn er um Erlaubnis gefragt hätte, um dir seine Aufwartung zu machen, vielleicht. Aber einen Heiratsantrag durch einen Anwalt überbringen zu lassen ist sehr antiquiert und zeugt von schlechtem Geschmack, auch wenn er ein Duke ist.“

      Jolie räusperte sich zufrieden. Sie hatte sich wegen ihrer dramatischen Ablehnung vor den beiden Anwälten geschämt. Das hatte sie nicht gut gehandhabt.

      „Die Sache ist, ich kenne Yardley seit Eton und ich bin erstaunt“, bemerkte Easton.

      „Du kennst diesen einsiedlerischen Duke?“ Jolie sah ihren Cousin an, ohne die Bewunderung in ihrer Stimme zu verbergen.

      Easton lächelte. „Sogar sehr gut.“

      Jolie war trotzdem beeindruckt. „Stimmt es denn, was man über ihn sagt? Ich muss gestehen, ich weiß nur wenig über ihn, nur das eine oder andere, was ich gehört habe, von einer Scheidung und einem Duell. Ich war ziemlich jung damals und Maman wollte mir nicht alles erzählen. In der Stadt wird er kaum erwähnt außer als der einsiedlerische Duke.“

      „Wie oft sind Gerüchte zutreffend?“, antwortete Easton mit einer Gegenfrage.

      „Etwas davon entspricht sehr oft der Wahrheit“, entgegnete sie.

      „Er ist geschieden, aber seine Frau starb. Es ist nicht alles so, wie die Gesellschaft es dargestellt hat.“

      „Habe ich einen Fehler gemacht?“ Jolies Laune sank.

      „Nein. Würdest du in einer solchen Beziehung glücklich sein?“ Er hielt seine Hände hoch. „Trotz deiner Proteste?“

      Jolie dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete. „Nein, vermutlich nicht. Aber ich habe auch nie gedacht, dass ich aus Liebe heiraten würde.“

      Easton lachte in sich hinein. „Von allen drei Schwestern bist du diejenige, die ich am meisten für eine Liebesheirat


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