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Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela ReutlingЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling


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von dem Kaffeeduft, der ihm in die Nase stieg, und den appetitlichen Dingen, die auf dem Teller lagen. »Es wird Ihnen ganz sicher schmecken.«

      Er wollte aufstehen, aber er hatte seine fünf Sinne einfach noch nicht zusammen.

      Schnell und geschickt stellte sie alles auf den Tisch und goß den Kaffee in die Tasse seines besten Services. Wo hatte sie das Gedeck nur hergeholt? »Wollen Sie sich nicht zu mir setzen?«

      Sie schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ich mache mich lieber über die Küche her«, rief sie vergnügt. Er nickte erleichtert und bedauerte ihm gleichen Moment, daß sie sich dem Haus zuwandte.

      »Hören Sie!« rief er ihr hastig zu, »Sie haben selbstverständlich Familienanschluß oder wie man das nennt, ich will damit sagen…«

      Bei dem spitzbübischem Lä­cheln, das in ihren Augen glitzerte, verstummte er irritiert. Sie verschwand im Haus. Sein Unbehagen verflog, je mehr sich sein Magen füllte. Sie war wirklich eine Zauberin und war zur richtigen Zeit gekommen. Fünf Minuten später, und er wäre vermutlich verrückt geworden.

      *

      Marie-Luise warf einen Blick in den Garten. Natürlich mußte sie die Kinder im Auge behalten. Sie war beruhigt, als sie das friedliche Bild betrachtete. Die Kinder saßen im Gras; Janus’ Kopf war tief zu ihnen hinuntergebeugt, während der Bernhardiner den dreien sein Hinterteil zukehrte. Offensichtlich war er eifersüchtig. Es sah aus, als erzählten sich die drei etwas. Sie hätte die Kinder gern länger betrachtet, dabei hatte Marie-Luise bis zu diesem Augenblick nicht einmal gewußt, daß sie sich etwas aus Kindern machte. Ihr Interesse galt den Tieren.

      So, meine Liebe, redete sie zu sich selbst, jetzt krempele mal die Arme hoch und zeig, was du kannst.

      Unternehmungslustig machte sie sich an die Arbeit, vergnügt dachte sie dabei an den Augenblick, wenn der Mann erkannte, daß sie keine Hausgehilfin »mit Familienanschluß« war.

      Ihr gefiel der Mann trotz seiner Nervosität und seines vernachlässigten Aussehens. Er besaß etwas Stilles, Vertrauenerweckendes. Ja, er machte den Eindruck eines Mannes, dem man vertrauen konnte. Er war so ganz anders als die Männer, mit denen sie im Theater zu tun hatte.

      Sie stand gerade auf der Leiter, als sich jemand räusperte. »Da bin ich«, schnaufte eine atemlose Stimme. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich nur konnte.«

      Die beiden Mädchen sahen sich an. Sie mochten gleichaltrig sein, aber größere Gegensätze konnte es kaum geben.

      »Sind Sie auch vom Stellenvermittlungsbüro geschickt?« wollte die kleine Dicke mißtrauisch wissen. »Dann hätte ich mich ja gar nicht zu überschlagen brauchen.«

      Marie-Luise stellte das Geschirr in den Schrank, setzte sich auf die obere Stufe der Leiter und lachte herzlich.

      »Ich kam zufällig vorbei, ich bin sozusagen in das Chaos hier gefallen.« Sie sah genau, wie die andere erleichtert aufatmete. »Zusammen machen wir hier bestimmt schnell klar Schiff. Das Durcheinander sieht schlimmer aus, als es ist.«

      Trude betrachtete das Mädchen auf der Leiter mißtrauisch. Irgendwie war ihr das Gesicht bekannt, aber sie kam nicht darauf.

      »Ich heiße Trude. Man sagte mir, daß das ein frauenloser Haushalt ist.«

      Wieder lachte Marie-Luise. »So genau kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Der Hausherr ist im Garten, vielleicht sollten sie ihn zuerst begrüßen. Ich heiße im übrigen Marie-Luise. Wir sollten uns nicht lange mit Formalitäten aufhalten, wir sollten uns besser an die Arbeit machen.«

      Aber bevor Trude, die offensichtlich ein wenig langsam in ihren Bewegungen und in ihrem Denken war, zu einem Entschluß gekommen war, stand Max Gilberg in der Tür. Er wollte gerade das Frühstück loben, als er verdutzt von einem Mädchen zum anderen sah.

      »Ich komme von der Stellenvermittlung«, leierte Trude herunter. »Ich heiße Trude Puchalla, meine Papiere sind in meiner Tasche.«

      Er musterte sie nur flüchtig. Sein Gesicht spiegelte seinen fassungslosen Zustand wieder.

      »Aber wer sind Sie? Oder hat man mir zwei Damen geschickt?«

      Ich werde die andere natürlich fortschicken, dachte Max, ich will, daß das Mädchen mit dem Pferd hierbleibt. Wenn man sie nur ansieht, wird mir schon leichter zumute.

      Marie-Luise saß noch immer auf der Leiter, hielt das nasse Putztuch in der Hand und lächelte auf den Mann hinunter. Die Kinder schoben sich lautlos in die Küche. Vermutlich besaßen Kinder genauso feine Antennen für aufregende Ereignisse wie Tiere.

      »Ich bin vom Pferd gefallen«, erzählte sie fröhlich, als wäre das alles die selbstverständlichste Sache der Welt. »Als ich auf dem Boden saß, sah ich Ihre Brieftasche. Darum kam ich.«

      Verwundert bemerkte Marie-Luise die Enttäuschung in den Kindergesichtern. Ja, auch Thomas war enttäuscht.

      Max griff sich an die Stirn, als könnte die Bewegung seinen Denk­appart in Bewegung setzen.

      »Ich habe Ihre Adresse aus Ihrem Ausweis. Ich habe sie Ihnen dort auf den Tisch gelegt.«

      »Warst du denn im Wald?« wollte Doris gekränkt wissen. »Sag bloß, du bist gestern abend noch weggegangen und hast uns hier allein gelassen.«

      Er sah noch immer das Mäd­chen an. Er konnte die Augen nicht abwenden.

      Trotz ihres vernachlässigten Au­s­sehen, war sie bezaubernd, besonders ihr Lächeln hatte es ihm angetan. Ihr Gesicht war makellos, wie alles an ihr. Auf ihrem kupferfarbenen Haar lag ein Streifen Sonnenlicht, sie hatte das Lächeln eines jungen Mädchens und war voll gewachsener Natürlichkeit. Und doch mußte sie etwas ganz Besonderes sein. Warum er das dachte, hätte er nicht zu sagen gewußt. Er wußte nur, daß er ein Esel war. Jawohl. Wie konnte er auch nur einen Moment glauben, daß sie gekommen war, um ihm zu helfen?

      »Warum haben Sie es denn nicht gleich gesagt?« gelang es ihm endlich zu sagen. Wieder das Lächeln, das ihm noch den restlichen Verstand raubte.

      »Hast du denn deine Brieftasche schon vermißt?« wollte sein Sohn wissen. Er schüttelte nur den Kopf.

      »Gut«, freute Marie-Luise sich und stieg langsam von der Leiter. »Dann hatten Sie wenigstens eine Aufregung weniger. Darf ich vorschlagen, daß Sie Trude und mich jetzt allein lassen? Wir machen die Küche zuerst fertig und nehmen uns dann die anderen Zimmer vor. Mit vier Händen ist das schnell geschafft. Heute abend wird es hier schon wohnlich sein.«

      Das kleine Mädchen kam zögernd näher und schmiegte sich an sie. Verwundert sah Marie-Luise, daß die Kleine mit den Tränen kämpfte.

      »Was ist denn, Doris?« wollte sie besorgt wissen und drückte das schmächtige Geschöpf an sich. Ein Strom von Zärtlichkeit floß über ihr Herz, als sie in das feine Gesichtchen sah.

      »Kennst du das Buch von Mary Poppins?« Als Marie-Luise verwundert nickte, schluchzte die Kleine. »Ich dachte, du wärst auch eine Mary. Weil du mit deinem Pferd wie vom Himmel gefallen kamst und weil du wußtest, wo die Bank steht und überhaupt.«

      Sie legte ihren Kopf auf Doris Haare, sie rochen ungewaschen und wirkten glanzlos. Zärtlich umfing sie das Kind.

      »Sei nicht enttäuscht, bitte nicht. Ich kenne das Buch, ich habe es gern gelesen, aber solche Wunder gibt es nicht wirklich. Man kann nur von ihnen träumen.«

      Thomas nickte und spielte sich als kühler Überlegener auf. »Habe ich ihr ja auch gesagt. Aber ich ­find’s trotzdem prima. Ich meine, es ist prima, daß Sie Papas Brieftasche gefunden haben und gekommen sind. Mensch, Papa, stell dir mal vor, du hättest sie vermißt! Du wärst ja total durchgedreht.«

      »Mal ruhig ein gräßliches Bild von mir, mehr blamieren, als ich es getan haben, kann ich mich gar nicht. Wo habe ich nur meinen Verstand gehabt?«

      »Solch ein Umzug und dazu noch der Unfall Ihrer Schwester, das alles ist nicht dazu angetan, ruhig Blut zu wahren. Kinder, wenn ihr jetzt hinausgeht, verspreche ich euch, daß ihr später auf Janus reiten


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