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Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek. Christopher RossЧитать онлайн книгу.

Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek - Christopher Ross


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Schokostreuseln obendrauf.«

      Er lachte. »Das lässt sich machen, Miss.«

      »Carla.«

      »Carla. Ich lasse Sie im Kenai Inn in Cooper Landing abholen. Okay?«

      Auf dem Weg zum Stützpunkt bog Phil auf die Mystery Creek Road nach Norden ab. Die schmale Straße, eigentlich eher ein Feldweg, führte am Bach entlang und war so holprig, dass er ständig gegensteuern musste. Über den Schwarzfichten hingen schmutzige Rauchwolken, die zunehmend dichter wurden. Durch den Rauch waren bereits die Flammen zu sehen, die in den Wäldern weiter nördlich ein Inferno entfacht hatten. Vom Himmel war kaum etwas zu sehen, der Rauch und der Feuerschein versperrten ihnen die Sicht. Eine bedrohliche Umgebung, als wären sie auf einem fremden Planeten.

      Das Camp der Firefighter sahen sie erst, als sie schon dicht davor waren. Eine Ansammlung von kuppelförmigen Zelten, die gelb in den Rauchschwaden zwischen den Bäumen leuchteten. Auf dem Boden dazwischen lagen Backpacks und Ausrüstung. Vom anderen Ufer des Mystery Creek drangen die Motorengeräusche zweier Bulldozer herüber, mit denen die Männer eine breite Schneise durch das Unterholz trieben. Als Carla ausstieg, erkannte sie andere Firefighter, die herumliegendes Gestrüpp einsammelten und kritische Stellen mit Wasser aus ihren Löschrucksäcken besprühten. Das Kreischen von Kettensägen begleitete die Männer, die im Weg stehende Bäume fällten.

      Phil führte sie zu einem schnauzbärtigen Mann mit gutmütigen Augen. Mit einem Filzstift markierte er irgendwelche Stellen auf einer gefalteten Landkarte, griff nach seinem Funkgerät und wies einige Männer seines Teams an, sich etwas zurückzuziehen. »Denkt an den Wind, der spielt hier ständig verrückt! Den Helden könnt ihr zu Hause spielen, also seht euch gefälligst vor!«

      »Chief, das ist Carla, die Wolfsexpertin«, stellte Phil sie vor.

      »Höchste Zeit, dass Sie kommen«, erwiderte der Chief. Er sah wie ein Westernheld im Fernsehen aus, um die Fünfzig, aber sportlich und mit der angeborenen Autorität eines Leaders. Auf so einen Mann hörten selbst hartgesottene Burschen. »Ich dachte, Sie wären etwas älter.«

      Den Satz hörte Carla oft. »Alt genug für den Job, Chief. Und nicht so jung, wie Sie denken. »Meine Eltern haben mir gute Gene vererbt, das ist alles.«

      »Ich spüre langsam, dass ich älter werde«, erwiderte der Chief, »aber so ein Waldbrand ist ein gutes Training.« Er grinste. »Hier geht es schlimmer als in einem Bootcamp zu. Wir arbeiten hier rund um die Uhr. Tag und Nacht.«

      »Ich hoffe, ich enttäusche Sie nicht. Wie kann ich helfen?«

      Seine Miene verdüsterte sich. »Ich habe leider schlechte Nachrichten. Vor einer Stunde haben wir zwei Kadaver von Wölfen entdeckt. Die Tiere waren nicht markiert. Keine Ahnung, ob sie zum Mystery-Creek-Rudel gehören.«

      »Einer mit einer rötlichen Narbe an der Stirn?«

      »Keine Ahnung. Sie haben schwer was abbekommen, und man kann kaum noch was erkennen.« Er deutete über die Zelte hinweg. »Sie liegen dort drüben. Phil kann sie Ihnen zeigen. Vielleicht erkennen Sie ja mehr als wir.«

      Carla war auf einiges gefasst, erschrak aber dennoch, als sie die verkohlten Wölfe im Gras liegen sah. Sie waren kaum noch als Tiere zu erkennen, und ihre Zähne wirkten inmitten der schwarzen Asche besonders Furcht einflößend. Die Kadaver qualmten noch. Der beißende Gestank war kaum zu ertragen. Während ihrer Arbeit war sie dem Tod schon einige Male begegnet, und sie war immer sehr gefasst gewesen, aber dieser Anblick war beinahe zu viel.

      Sie nahm ein Paar Latexhandschuhe aus ihrem Rucksack und beugte sich über die toten Wölfe. Erwachsene Tiere, vielleicht drei oder vier Jahre alt. Ihr Fell war fast vollständig verbrannt. Sie tastete ihre Stirnpartien ab, so behutsam, dass sie Abweichungen von der Norm erkennen würde, brauchte aber mehrere Minuten, bis sie eine Einkerbung im Schädel eines der Wölfe fand.

      »Das müsste Luna sein«, sagte sie.

      »Luna?« Phil blickte sie fragend an.

      »Die Alpha-Wölfin des Mystery-Creek-Rudels«, erklärte sie. »Ich nehme an, sie wurde vom Huftritt eines aufgebrachten Elchs getroffen. Andere Wölfe wären sofort tot gewesen, aber sie war hart im Nehmen. Den anderen Wolf kann ich nicht identifizieren. Männlich, vermute ich. Der Alpha-Wolf?«

      Sie kehrte zum Chief zurück und erstattete ihm Bericht. »Sie wissen, was das bedeutet«, schloss sie. »Wenn es Welpen gibt, was ich doch stark annehme, sind sie jetzt ohne Mutter und sitzen vielleicht hilflos in ihrem Bau.«

      »Da können wir wahrscheinlich nicht mehr viel ausrichten.«

      »Ich könnte es doch versuchen?«

      Statt einer Antwort krachte ein Schuss in unmittelbarer Nähe. Selbst der Chief zuckte zusammen und sagte: »Ich glaube, jetzt haben wir noch einen toten Wolf. Das war Jason. Der Wolfsjäger, den die Farmer geschickt haben.«

      2

      Carla glaubte, sich verhört zu haben. Sie blickte ungläubig in die Richtung, aus der das Echo des Schusses kam, und fragte: »Jason? Jason Harper?«

      »Sie kennen den Burschen?«

      »Wir sind uns mehrmals begegnet«, erwiderte sie.

      »Eine Tierschützerin und ein Wolfsjäger … ein interessantes Treffen. Sie hatten sich bestimmt einiges zu sagen.« Das Motorengeräusch eines Four-Wheelers drang durch die Bäume. »Das wird er sein. Er legt den Kadaver sicher bei den verbrannten Wölfen ab.« Er überlegte kurz. »Sie sehen so aus, als wollten Sie ihm unbedingt die Meinung sagen. Tun Sie’s, aber brechen Sie keinen Streit vom Zaun. Wir kommen nur gegen so ein Feuer an, wenn wir alle zusammenhalten. Persönlicher Zoff hat bei uns nichts zu suchen.«

      »Aye, Chief.«

      Carla erkannte den Wolfsjäger, noch bevor sie auf die Lichtung mit den toten Wölfen trat. Er hatte sich nicht verändert, war noch immer der drahtige Mann mit dem kantigen Gesicht, den dunklen Augen und den breiten Schultern. Er stammte aus Montana, ein echter Cowboy, der auf der Ranch seiner Eltern in Montana aufgewachsen war, Rinder gehütet und bei zahlreichen Rodeos gewonnen hatte. Deshalb auch die leicht gekrümmten Beine. »Die haben alle Cowboys«, hatte er mal gesagt, »kommt vom Reiten.«

      Jason war gerade dabei, den erlegten Wolf neben die verkohlten Kadaver zu legen, als er Carla bemerkte. »Carla! Das hätte ich mir ja denken können.«

      »Tolle Begrüßung.«

      »Ich musste den Wolf erschießen«, kam er ihr zuvor. Er rieb sich die Hände an seiner Schutzhose trocken und trat einen Schritt auf sie zu. Mit dem Schutzhelm sah er nicht gerade wie ein Cowboy aus, aber auch sie nicht wie eine Wolfsexpertin. »Sieh ihn dir an, seine Hinterläufe waren fast verbrannt. Er hätte nie wieder laufen können. Ich hab ihm den Gnadentod geschenkt.«

      »Wie großzügig. Erst schießen, dann fragen. Wie im Wilden Westen.«

      »Dass der Wolf am Ende war, hätte ein Blinder gesehen. Er schleppte sich mit den Vorderläufen durch den Rauch und muss unsagbare Schmerzen gehabt haben. Ich hab ihm einen Gefallen getan, Carla, das sieht man doch.«

      »Und wieso haben dich ausgerechnet die Farmer verpflichtet? Hoffen sie, dass du bei der Gelegenheit gleich noch ein paar gesunde Wölfe erledigst?«

      Jason nahm den Helm ab und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare. Sein Gesicht war gerötet, und er schwitzte stark. Er musste nahe am Feuer gewesen sein. »Selbst wenn es so wäre … du müsstest doch inzwischen wissen, dass ich die Wölfe nicht aus Mordlust erledige. Ich bin kein Killer, auch wenn du das immer noch glaubst.« Er setzte sich den Helm wieder auf.

      »Du benimmst dich aber wie einer!« Sie blickte auf den erlegten Wolf, den die Kugel genau ins Herz getroffen haben musste. »Sieh ihn dir doch an!«

      »Ich bin kein Kopfgeldjäger.«

      »Ich werde trotzdem nie verstehen, warum du ausgerechnet Wölfe umbringen musst. Macht es dir so viel Spaß, die Tiere abzuknallen?


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