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Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek. Christopher RossЧитать онлайн книгу.

Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek - Christopher Ross


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weit, und Wölfe gibt’s da auch keine. Ich arbeite gerne mit Wölfen … und ich liebe Rosita.«

      »Ich bin sicher, dir wird was einfallen, C. J.«

      Sie hatten das Haus von Dr. Chandler erreicht. Maya und Duke wirkten munterer als am Vorabend, würden aber noch viel Pflege und Zuneigung benötigen, um sich vollständig von ihrem Trauma zu erholen. »Die beiden hatten Glück«, sagte der Tierarzt zu Carla. »Wären Sie nur ein paar Minuten später gekommen, wären sie wahrscheinlich verbrannt.«

      »Wir kümmern uns um sie«, versprach sie noch einmal.

      Sie waren gerade dabei, die jungen Wölfe auf die Rückbank zu legen, als ein Mann in einem Pick-up anhielt und sein Beifahrerfenster herunterließ. Er hatte das verwitterte Gesicht eines Farmers und versteckte einen Teil seiner weißen Haare unter einer Baseballkappe. »Wo haben Sie die denn her?«

      »Die haben wir vor dem Feuer gerettet.«

      »Tierschützer?«

      »Was dagegen?«

      Schon nach seiner ersten Frage hatte Carla erkannt, dass sie es mit einem Wolfshasser zu tun hatte, einem dieser unverbesserlichen Typen, die Wölfe als »blutgierige Killer« bezeichneten und auch selbst gern zur Waffe griffen, wenn sie einen Wolf zu Gesicht bekamen. Man merkte es an dem verächtlichen Grinsen, mit dem sie auf Wölfe herabblickten.

      »Warum haben Sie die Viecher nicht verbrennen lassen? Haben wir nicht genug Wölfe in Alaska? Wenn’s nach mir ginge, täten wir gut daran, ein paar Hundert ins Jenseits zu schicken. Dafür ist so ein Wildfeuer doch gar nicht schlecht. Ein paar mehr davon, und wir sind die ganze Brut endlich los!«

      »Und dass auch Menschen in Gefahr kommen, ist Ihnen egal?«

      »Das regeln unsere Firefighter«, erwiderte er, »die werden mit jedem Feuer fertig. Was nervt, sind Tierschützer wie Sie, die selbst kleine Bestien wie diese Wölfe retten. Wer weiß, was die Viecher für Krankheiten einschleppen.«

      Carla hatte schon viele Wolfshasser wie diesen Mann getroffen und hatte gelernt, nicht jedes Mal durchzudrehen und eine Schimpfkanonade loszulassen. Damit kam man bei Typen wie ihm nicht weit. Stattdessen nahm sie sich die Zeit, auf die Angriffe mit vernünftigen Argumenten zu antworten. »Sie sind ungerecht, Mister«, sagte sie. »Wölfe gehören zu unserer Natur wie Bären und Elche und alle anderen Tiere. Ohne sie funktioniert der Kreislauf in der Natur nicht. Sie nennen diese Wölfe ›Bestien‹, dabei sind sie sehr sozial und uns Menschen ähnlicher, als viele denken. Sie töten nicht aus Mordlust. Sie töten nur, was sie zum Überleben brauchen, meist kranke und schwache Tiere, und sorgen auf diese Weise für das Gleichgewicht in der Natur. Ihren schlechten Ruf haben sie aus Märchen und Horrorgeschichten.«

      »Klugscheißerin!«, lästerte der Mann. Er beugte sich zum Fenster hinüber und blickte sie verächtlich an. »Ich traue Wölfen nicht von hier bis zum Waldrand. Wenn Wölfe solche Unschuldslämmer wären, wie Sie sagen, warum haben sie dann eins meiner Kälber gerissen? Wenn das so weitergeht, muss ich Elektrozäune aufstellen. Dann röste ich die verdammten Bestien!«

      »Sie sind ungerecht, Mister.«

      »Und Sie blauäugig. Wenn’s nach mir ginge, kann es ruhig noch ein paar Waldbrände geben. Solange dabei Wölfe draufgehen, ist alles okay. Und wenn nicht, helfen wir mit der Knarre nach.« Er grinste frech und fuhr davon.

      Dr. Chandler stand in der offenen Tür und winkte ab. »Machen Sie sich nichts draus, der benimmt sich jedes Mal wie ein Rüpel. Don Quigley, ihm gehört eine der größten Farmen auf der Halbinsel. Er hat mal einen Wolf bis in die Berge verfolgt und stürzte einen Hang hinab. Er konnte von Glück sagen, dass ihn ein Suchtrupp fand und rechtzeitig ins Krankenhaus brachte. Der Wolf konnte gar nichts dafür, dass er abrutschte, aber er machte ihn natürlich verantwortlich dafür und hasst Wölfe seitdem noch mehr als früher.«

      »Und deswegen ein solcher Hass?«

      »Nicht nur deswegen, vermute ich. Kurz vor seinem Unfall hatte ihn seine Frau verlassen. Kein Wunder, wenn Sie mich fragen, er gehört nicht gerade zu den umgänglichsten Menschen. Wahrscheinlich ist er deshalb so wütend.«

      »Geben Sie ihm ein Beruhigungsmittel, Doc.«

      »Ja, eins für Pferde.«

      Sie fuhren langsam zum Hotel zurück. C. J. blickte sich mehrmals zu den Welpen um, die es sich auf der Wolldecke bequem gemacht hatten und wohl noch nicht so recht fassen konnten, was mit ihnen geschah. »Maya und Duke, hm? Die Namen gefallen mir. Ihr werdet es gut bei uns haben, ganz sicher.«

      »Gibt’s was Neues im Center?«, fragte Carla.

      Er blickte sie erstaunt an. »Du bist doch erst einen Tag weg.«

      »Und vorher war ich bei einer Tagung«, erinnerte sie ihn, »schon vergessen? Die Einzige, mit der ich gesprochen habe, war Amy, die mich wieder mal daran erinnerte, dass ich endlich meine Wette einlöse. Einen Monat lang nur von Grünzeug leben, weil sie den neunzehnten Platz beim Iditarod geschafft hat, das ist bitter. Ich hatte eigentlich gedacht, sie hätte es vergessen.«

      »Amy vergisst nichts. Seitdem sie weiß, wie gern ich Chips zum Football esse, liegt sie mir ständig damit in den Ohren. Zum Glück meint sie es nicht so ernst, wie sie tut. Irgendwann erwische ich sie mit Chicken McNuggets.«

      Carla lachte. »Da kannst du lange warten. Was Neues von Linda?«

      »Sie ist wieder mal verliebt.«

      »Das ist nicht neu.«

      »In Eddy Mandell, den Musher aus North Pole.«

      »Den hatte sie doch schon bei ihrer Buchpremiere auf dem Schirm?« Ihre Kollegin hatte mit »Von Wölfen und Menschen« einen Bestseller gelandet. »Ich dachte, der wäre nur was für zwischendurch gewesen, als Ablenkung.«

      »Als Ablenkung von ihrem Ex?«

      »Als Ablenkung von ihren beiden Ex-Männern.«

      Sie hatten den Parkplatz des Hotels erreicht und blieben noch einen Augenblick sitzen. Die Sonne war verschwunden. Der Wind hatte neue Rauchwolken nach Osten getrieben, und der Himmel zeigte sich im düsteren Grau.

      »Aber mit Eddy scheint es ihr ernst zu sein. Sie will sogar mit ihm auf Tour gehen. Drei Tage mit Zelt und Hundeschlitten. Auf so was stand sie früher nie. Sie benutzt auch nicht mehr so viel Make-up, das sähe natürlicher aus.«

      »Kaum ist man ein paar Tage nicht da …« Carla lachte wieder. »Aber ich würde es ihr gönnen. Dieses Hin und Her mit ihren Ex-Männern war ja nicht zu ertragen. Die beiden Romeos hätte ich keines Blickes mehr gewürdigt.«

      Carla half ihrem Kollegen, die Welpen zum Flugzeug zu tragen und verabschiedete sich von ihm und dem Piloten. »Ich melde mich, sobald ich hier fertig bin«, rief sie dem Mann im Cockpit zu. »Bis bald, Maya und Duke!«

      Sie wartete, bis die Cessna gestartet war, und ging zu Pearl ins Hotel. Die Wirtin stand in der Küche, einen Becher mit Kaffee in der Hand, und wirkte nachdenklich. Sie hob ihren Becher. »Auch einen? Hab ich gerade gekocht.«

      »Nein, danke. Ist irgendwas?«

      »Lucky, mein Sohn … er ist verletzt.« Sie hatte Tränen in den Augen. »Sein Chief hat mich angerufen. Ein brennender Ast hat ihn am Hals getroffen. Sie haben ihn mit dem Hubschrauber ins Central Peninsula Hospital nach Sterling gebracht. Ich hab dort angerufen, aber sie konnte mir noch nichts sagen. Sie würden ihn gerade operieren. Es muss ihn schwer erwischt haben.«

      »Soll ich Sie hinfahren?«

      »Geht nicht, sie haben den Highway gesperrt. Von der Mystery Creek Road bis kurz vor Sterling. Ich lasse mich hinfliegen, falls es ernster wird.«

      »Das tut mir leid, Pearl.«

      »Damit muss man bei dem Job immer rechnen«, sagte Pearl unter Tränen. »Die Firefighter setzen ihr Leben für uns ein. Wussten Sie, dass auch Frauen dabei sind?« Sie rechnete wohl nicht mit einer Antwort. »Hab ich das richtig gesehen? Sie haben zwei Welpen gerettet. Wie haben Sie das geschafft?«


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