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Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek. Christopher RossЧитать онлайн книгу.

Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek - Christopher Ross


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Männer in ihren gelben Schutzjacken, wie sie die Brandschneise mit Äxten und Motorsägen von allem Brennbaren befreiten und mit Löschwasser gegen kleinere Flammenherde vorgingen. Die Feuerwand, bedrohlicher noch als am vergangenen Tag, türmte sich gefährlich nahe hinter der Schneise auf. Wie ein Drache mit unstillbarem Hunger robbte es sich an die Schneise heran.

      Auch aus einigermaßen sicherer Entfernung glaubte sie zu erkennen, dass die Männer immer härter und entschlossener gegen das Feuer vorgingen. Sie trainierten jeden Tag und besaßen die nötige Konstitution, um auch unter höchstem Stress ihre Leistung zu bringen und nicht unter der Belastung zusammenzubrechen. Von Osten her drangen die Motorengeräusche der Flugzeuge und Hubschrauber, die Löschwasser über den Bränden abwarfen. Sie würden das Feuer besiegen, da war Carla ganz sicher, sie hatten bisher noch jedes Feuer besiegt, wenn auch manchmal unter schmerzlichen Verlusten.

      Sie verbrachte die nächste halbe Stunde damit, die Fundstellen der toten Wölfe auf einer Karte des Gebietes zu markieren und sie zusammen mit einem kurzen Bericht in einer Datei zu speichern, um sie später, wenn sie wieder eine zuverlässige Verbindung bekam, an das Center zu schicken. Auch die anderen zuständigen Stellen wie das BLM und Fish & Wildlife würde sie informieren. Bis in den frühen Nachmittag hinein blieb sie im Camp, füllte Löschrucksäcke und Wasserflaschen nach und half beim Bereitstellen der Ausrüstung. Ihr Fachwissen war nicht mehr gefragt. Im Revier des Mystery-Creek-Rudels wütete das Feuer besonders stark, und es war beinahe ausgeschlossen, dass noch einer der Wölfe am Leben war. Der Anstand verlangte jedoch, den Männern zu helfen und sich auf diese Weise für ihre Unterstützung zu bedanken. Sie hatte schon mit Teams zu tun gehabt, denen es ziemlich egal war, wie viele Wölfe bei einer Naturkatastrophe ums Leben kamen.

      Als der Wind drehte und ein Funkenregen über dem Mystery Creek niederging, kam der Chief zu ihr und sagte: »Nicht dass ich Sie loswerden möchte, Carla. Sie haben uns wirklich sehr geholfen, und dafür danke ich Ihnen auch im Namen meiner Männer. Aber es wird langsam gefährlich hier, und ich kann nicht länger die Verantwortung für Sie übernehmen. Ihre Arbeit haben Sie doch sowieso erledigt. Sie haben zwei Welpen das Leben gerettet.«

      »Das wäre ohne Ihre Hilfe nicht möglich gewesen, Chief.«

      »Es war uns ein Vergnügen, Carla. Kommen Sie mal vorbei, wenn wir das Feuer gelöscht haben, bei uns steht immer heißer Kaffee auf dem Tisch, und die Oma einer unserer Männer kann Kuchen backen, so was Gutes haben Sie noch nicht gegessen.« Er schüttelte ihr die Hand. »Machen Sie’s gut, Carla!«

      Carla gab ihre Schutzkleidung zurück und schlüpfte in ihren Anorak. Sie winkte den Männern zu, die in der Nähe standen, als sie in ihren Pick-up stieg, und fuhr aus dem Camp. Ihr war fast ein bisschen wehmütig ums Herz, als sie die Zelte hinter sich ließ. So einen freundlichen Empfang erlebte sie selten, und es hatte ihr gefallen, den Firefighters zu helfen. Sie hätte gern noch mehr Wölfe gerettet, musste aber einsehen, dass gegen die Macht des Feuers nichts auszurichten war, wenn es sich erst einmal in die Wälder gefressen hatte. Selbst ein erfahrener Wolf, der eine drohende Gefahr sonst schon von Weitem witterte, schaffte es häufig nicht, vor diesen zerstörerischen Kräften davonzulaufen.

      Der Rauch war lästiger als am Morgen, aber nicht dicht genug, um sie zu gefährden. Dennoch fuhr sie zügig, um möglichst schnell den Highway zu erreichen. Eine Panne konnte sie in ihrer Lage nicht gebrauchen. Ihr kam zugute, dass sie die Schotterstraße inzwischen kannte und genau wusste, wann eine Gefahrenstelle kam. Nur auf den Gewehrschuss, der auf halbem Weg zum Highway die Stille zerriss, war sie nicht vorbereitet. Sie hielt erschrocken an.

      Das Echo des Schusses hing noch immer in der Luft, als sie ausstieg und sich aufmerksam umblickte. Viel zu spät sah sie den ausgewachsenen Wolf, der sich mühsam durch den Dunst schleppte und schwer verletzt sein musste. Obwohl man in dem Rauch kaum etwas erkannte, war sie sicher, dass es ein Wolf war, dazu hatte sie zu viele Wölfe in der Wildnis gesehen. Sie wusste, wie sich Wölfe bewegten, wie sie reagierten, wenn sie in Gefahr gerieten oder verletzt waren. Das Jaulen des verletzten Tieres war weithin zu hören.

      »Nein!«, schrie sie in ihrer Panik. »Tu’s nicht, Jason!«

      Ein zweiter Schuss ließ den Wolf verstummen. Er zuckte unter dem Einschlag der Kugel zusammen und sank in das braune Gras, eingehüllt von dunklen Rauchschwaden, die vom Wind über die Lichtung getrieben wurden.

      Erst jetzt entdeckte sie den Schützen. Er war in dem schmutzigen Dunst nur schattenhaft zu erkennen, eine dunkle Gestalt mit einem Gewehr, die davonlaufen wollte, aber plötzlich ins Taumeln geriet und zu Boden stürzte.

      »Jason! Verdammt, Jason!«

      Carla rannte über die Lichtung, vorbei an dem leblosen Wolf, dem nicht mehr zu helfen war, und erreichte keuchend den gestürzten Schützen. Erst einmal erleichtert, weil es sich nicht um Jason, sondern um Don Quigley handelte, den Wolfshasser, der sie vor dem Haus von Dr. Chandler beschimpft hatte – dann aber zunehmend besorgt, weil Quigley kaum noch Luft bekam.

      »Was haben Sie getan, Mann?«

      Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte vergeblich. Kein Netz, sie war noch zu weit vom Highway entfernt. Sie steckte es wieder ein und drehte den Verletzten vorsichtig auf die Seite. »Nicht aufregen, Mister! Sie haben wahrscheinlich eine Rauchvergiftung! Ich kriege hier kein Netz, und zum Wagen schleppen kann ich Sie auch nicht, dazu sind Sie zu schwer. Aber keine Angst, ich hole Hilfe. Halten Sie durch, okay? Ich bin gleich wieder da.«

      Sie lief zum Pick-up zurück. Quigley musste, noch bevor der Wind wieder gedreht hatte, in den dichten Rauch gelaufen sein und in seiner Mordlust nicht daran gedacht haben, in welche Gefahr er sich begab. Vielleicht war er auch vorbelastet. Wenn er keine bleibenden Schäden davontragen wollte, musste er so schnell wie möglich in ein Krankenhaus transportiert werden.

      Sie wusste, dass es auf jede Minute ankam. Zu ihrer Ausbildung hatte ein umfangreicher Erste-Hilfe-Kurs gehört, und sie war sogar mal eine Woche auf einem Krankenwagen mitgefahren, um bei einem Notfall richtig reagieren zu können. In der Wildnis war sie oft auf sich allein gestellt. Auch über eine Ausbildung als Tierärztin hatte sie nachgedacht, aber bisher nicht die Zeit dafür gefunden. Als fliegende Tierärztin, die mit ihrer Cessna auch zu entlegenen Dörfern flog und dort die Tiere verarztete, hätte sie gern gearbeitet.

      Um eine Rauchvergiftung wirkungsvoll zu behandeln, brauchte man Sauerstoff und Medikamente, und beides hatte sie nicht dabei. Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als so schnell wie möglich zum Camp zurückzufahren. Sie wagte gar nicht daran zu denken, was der Farmer in der Zwischenzeit durchmachen musste. Er war ein Stinkstiefel, der sich seine Suppe selbst eingebrockt hatte, aber diese Qualen hatte auch er nicht verdient. Es gab nichts Schlimmeres, als keine Luft zu bekommen, das hatte sie schon oft gehört.

      Sie hatte Glück. Kaum war sie bei ihrem Pick-up angelangt, sah sie den Chief in seinem Jeep heranfahren. Er stieg aus und fragte: »Was ist denn passiert? Ich hab einen Schuss gehört. Ich dachte, Jason wollte weiterfahren.«

      »Es ist nicht Jason.«

      Sie berichtete ihm in wenigen Worten, was passiert war, und er griff nach seinem Funkgerät und rief einen Rettungshubschrauber herbei. Sie fuhren zurück zu Quigley, und Carla leistete Erste Hilfe und redete beruhigend auf den Farmer ein, bis der Hubschrauber gelandet war und ein Arzt und ein Sanitäter übernahmen.

      »Er kann von Glück sagen, dass Sie so verantwortungsvoll gehandelt haben«, sagte der Arzt. »Ich denke, dass wir ihn wieder hinbekommen.« Er wandte sich an Baxter. »Wir wissen Ihre Arbeit sehr zu schätzen, Chief.«

      »Danke, Doc. Und wir die Ihre.«

      Carla wartete, bis der Hubschrauber aufgestiegen war, und verabschiedete sich noch einmal von dem Chief, diesmal endgültig. Bevor sie weiterfuhr, lief sie zu dem toten Wolf zurück und untersuchte ihn gründlich. Sein Fell war teilweise verbrannt, aber er hatte keine schwerwiegenden Verletzungen und hätte das Feuer vielleicht überlebt. Ob sein Leben in der Wildnis von Dauer gewesen wäre, vermochte sie nicht zu sagen. Er hätte sich ein neues Revier suchen und einem anderen Rudel anschließen müssen, was nicht einfach gewesen wäre. Dennoch war sie wütend. Sie hätten auch diesen erwachsenen Wolf ins Wolf Center nach Copperville mitnehmen und dort


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