Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek. Christopher RossЧитать онлайн книгу.
Sie sehnte sich nach einer Dusche und frischen Kleidern.
Der Sterling Highway war inzwischen bis nach Cooper Landing gesperrt, und der Firefighter an der Absperrung musste sich über Funk vergewissern, dass sie weiterfahren durfte. Dankbar folgte sie dem Pilot Car. Auch über der kleinen Siedlung hingen Rauchschwaden, aber lange nicht so dicht wie am Mystery Creek, wo das Feuer immer noch tobte. Im Rückspiegel sah sie die lodernden Flammen über den Bäumen. Waldbrände sind normal in Alaska, für das Ökosystem in vielerlei Hinsicht sogar notwendig, da auf diese Weise eine Verjüngung des Waldes stattfindet und eine neue Vegetation entsteht. Gefährlich wurden sie vor allem, wenn es den Firefighters nicht gelang, das Feuer einzudämmen und unter Kontrolle zu bringen. Carla glaubte nicht, dass es so weit kommen würde. Sie vertraute der Erfahrung der Firefighter-Teams, doch Angst jagten ihr die prasselnden Flammen und dunklen Wolken dennoch ein.
Pearl hatte ihr bereits Kaffee eingeschenkt, als sie das Haus betrat. Sie war guter Laune. »Ich habe mit Lucky geskypt«, sagte sie, als sie am Esstisch saßen, »stellen Sie sich vor, er macht schon wieder Witze. Es nervt ihn, dass er den Kopf nicht bewegen darf, aber sonst geht es ihm gut. Er hat kaum Schmerzen, und der Arzt sagt, dass er bald wieder einsatzbereit sein wird.«
»Sag ich doch, diese Firefighter sind hart im Nehmen.«
»Und Sie?«, fragte Pearl.
»Mission erfüllt«, antwortete sie, »ich fliege morgen früh wieder nach Hause.« Sie berichtete von ihren Erlebnissen im Camp der Firefighter und den geretteten Welpen, die sie im Wolf Center aufziehen würden, und verschwieg ihr auch nicht den Zwischenfall mit Don Quigley. »Er war dem Wolf gefolgt und hatte sich zu lange im dichten Rauch aufgehalten. Er kann von Glück sagen, dass ich ihn gesehen hatte und der Chief rechtzeitig auftauchte.«
»Mit Quigley war noch nie gut Kirschen essen«, sagte Pearl, »der hat Wölfe seit seinem Unfall gefressen und würde sie am liebsten alle umbringen. Letztes Jahr hat er sich mit seinen Freunden zu einer Treibjagd verabredet. Da ging es zu wie auf einer britischen Fuchsjagd, nur dass Wölfe wesentlich schlauer sind. Sie haben gerade mal zwei Wölfe erlegt und dafür sieben Kugeln gebraucht. Anschließend haben sie eine ganze Nacht durchgefeiert.«
»Vielleicht kommt er im Krankenhaus zur Besinnung.«
»Das glaube ich kaum.«
Carla trank ihren Kaffee aus und schob ihren Stuhl zurück. »Was ich noch sagen wollte … ich bekomme heute Abend noch Besuch. Meinen Sie, wir könnten beide etwas zu essen bekommen? Gegen einen Aufpreis natürlich.«
»Kein Problem.« Sie grinste flüchtig. »Ein Verehrer?«
»So was Ähnliches«, erwiderte sie.
»Ein Firefighter? Der Mann, der Sie abgeholt hat?«
»Jason Harper, ein Wolfsjäger.«
»Ein Wolfsjäger?« Sie hob ungläubig die Augenbrauen. »Sie tun alles, um Wölfe zu schützen, und lassen sich ausgerechnet mit einem Wolfsjäger ein? Das ist ja fast so, als würde sich eine Veganerin in einen Metzger verlieben.«
»Auch das soll es geben.«
»Und Sie kriegen keinen Krach?«
»Nun ja … wir diskutieren öfter.«
»Kann ich mir denken.« Sie stellte sich wohl gerade vor, wie sich eine Diskussion zwischen Jason und ihr anhörte, und grinste erneut. »Mein lieber Mann wäre beinahe Pastor geworden, und ich konnte mit Religion nie etwas anfangen, aber Wolfsjäger und Tierschützerin … das ist noch was anderes.«
»Wir werden sehen. Ich ziehe mir mal was Anständiges an.«
Carla duschte ausgiebig und genoss die frische Kleidung. Legere Jeans, ein Sweatshirt und die weißen Sneakers, die sie vor der Tagung gekauft hatte. Ihre Haare hatte sie gewaschen und geföhnt und zu einem lockeren Knoten hochgesteckt. Gegen ihr vom Feuer gerötetes Gesicht kam sie auch mit Make-up nicht an. Was soll’s, dachte sie, Jason hielt sich selbst die meiste Zeit im Freien auf und wusste, was Wind und Wetter bewirkten.
Bevor sie nach unten ging, rief sie Randy an und bat ihn, am nächsten Morgen zwischen acht und neun Uhr zu kommen. Ihr zweiter Anruf galt C. J., dem sie mitteilte, dass es am Mystery Creek nichts mehr für sie zu tun gab und sie nach Hause kommen würde. »Wie geht es unseren Sorgenkindern?«
»Maya und Duke? Sie fremdeln noch ein bisschen.«
»Aber gesund sind sie?«
»Ich hab ihnen von unserer Spezialmilch gegeben, die schmeckt ihnen noch besser als Muttermilch.« Sie konnte ihn durch das Telefon lächeln hören. »Aber sie werden wohl noch einige Wochen brauchen, bis sie sich an ihr neues Leben gewöhnt haben. Das Feuer war ein gewaltiger Schock für sie.«
»Nicht nur für die Wölfe«, sagte sie. »So eine Feuerwand kann einem ziemliche Angst einjagen. Ohne die Firefighter wäre ich da niemals hin.« Sie erzählte ihm von dem Wolf, den Quigley erschossen hatte. »Du hättest diesen Farmer sehen sollen! Ein Wunder, dass er keinen Schaum vorm Mund hatte!«
C. J. wirkte etwas nervös und brach abrupt an. »Bis morgen, Carla!«
»Alles okay, C. J.?«
»Alles okay … bis morgen.«
Sie blickte nachdenklich auf ihr Handy, bevor sie auflegte. Irgendetwas stimmte nicht mit C. J. Seit er aus Kolumbien zurück war, wirkte er nervös und manchmal sogar niedergeschlagen. Er musste Rosita sehr vermissen.
Sie betrachtete sich im Spiegel, nickte zufrieden und stieg in den Wohnraum hinab. Pearl hatte den Tisch festlich gedeckt, das gute Service und die Stoffservietten aus dem Schrank geholt und eine Flasche Wein bereitgestellt.
»Der Wein geht aufs Haus«, sagte Pearl. »Ein guter Chardonnay.«
»Klingt verlockend.«
»Wann wollte Ihr Verehrer denn kommen?«
Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Eigentlich wollte er schon hier sein, aber bei Männern wie ihm weiß man nie.« Sie setzte sich an den Tisch und trank einen Schluck von dem Wasser, das Pearl ebenfalls bereitgestellt hatte.
Doch als er um zwanzig nach sechs noch immer nicht da war, wurde sie nervös und versuchte mehrmals, ihn auf seinem Handy zu erreichen. Jedes Mal meldete sich seine Voicemail. »Hallo, Leute, ich bin gerade unterwegs und kann leider nicht drangehen. Sprecht bitte nach dem Piepton!« Wie sie diese Anrufbeantworter hasste. Sie versuchte es mit E-Mail und WhatsApp und bekam ebenfalls keine Antwort. Versetzte sie der verdammte Kerl etwa?
Nach einer Stunde wurde ihr klar, dass es tatsächlich so war. Er würde nicht mehr kommen. »Das wird wohl nichts mehr«, sagte sie enttäuscht. »Hätte ich mir eigentlich denken können. Wäre ja auch zu schön gewesen.«
»Das wird schon wieder«, erwiderte Pearl. Sie füllten ihre Gläser mit dem kostbaren Wein und stießen damit an. »Zur Hölle mit den Wolfsjägern!«
»Zur Hölle mit den Wolfsjägern!« Carla konnte schon wieder lachen.
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