Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
seine beiden Gefangenen wie selbstverständlich erschienen waren, bekam er nicht in seinen Kopf.
»Nun fassen Sie sich endlich, junger Mann«, meinte Lady Simpson grimmig, »noch tue ich Ihnen ja nichts, oder?«
»Wieso haben Sie es geschafft, hierher …« Walker stotterte ein wenig herum.
»Sind das wirklich Ihre einzigen Sorgen?« unterbrach Mylady ihn gereizt. »Wollen Sie nicht endlich zur Sache kommen, junger Mann? Ich habe meine Zeit schließlich nicht gestohlen.«
»Sie drücken ganz schön auf die Tube«, erwiderte Walker verärgert und kam zur Sache. »Sie wissen doch hoffentlich, daß ich Sie jederzeit hochnehmen lassen kann, oder?«
»Schnickschnack«, meinte Lady Simpson wegwerfend. »Finden Sie sich damit ab, daß Sie eine Niederlage erlitten haben!«
»Bringen Sie mich nicht auf die Palme«, ärgerte Walker sich noch mehr. »Drehen Sie sich mal um! Wir sind nicht allein.«
»Meinen Sie etwa Ihre beiden Preisboxer?« fragte die ältere Dame und lachte ironisch. »So etwas ist doch nur ein Kinderschreck, junger Mann.«
»Darf ich Sie höflichst darauf aufmerksam machen, daß Sie eine Art Faustpfand darstellen?« Parker hatte sich jetzt eingeschaltet und zeigte Walker einen völlig harmlos aussehenden Kugelschreiber.
»Was soll das?« fragte der junge Mann.
»Eine äußerst wirksame Kleinstwaffe«, erläuterte der Butler in seiner höflichen Art. »Wenn Sie darauf bestehen, werde ich sie Ihnen gern mal demonstrieren.«
»Mich können Sie nicht bluffen. Geben Sie auf, und ich werde den kleinen Zwischenfall vergessen!«
»Ich erlaube mir, Ihnen einen Gegenvorschlag zu unterbreiten«, sagte Butler Parker. »Richten Sie Ihr Augenmerk auf die Luftmatratze dort im Wasser!«
Perry Walker kam dieser Aufforderung unwillkürlich nach und sah zu der im Wasser treibenden Luftmatratze hinüber. So entging ihm, daß Parker die beiden Hälften des Patentkugelschreibers gegeneinander verdrehte. Bruchteile von Sekunden später war die an sich schwache Detonation eines Schusses zu hören.
Die Luftmatratze wurde wie von einer unsichtbaren Faust ins Wasser gedrückt und existierte nicht mehr. Eine Ladung Feinstschrot hatte sie zerfetzt.
Perry Walker schluckte leicht, als er sich Parker und Lady Simpson wieder zuwandte. Seine gesunde braune Gesichtsfarbe war ein wenig grau geworden.
»Von diesen Kugelschreibern besitze ich noch einige zusätzliche Exemplare«, warnte der Butler gemessen. »Ist damit jetzt die Basis für eine Verhandlung geschaffen worden?«
»Sie haben mich überzeugt«, sagte Perry Walker und nickte. Er hatte sich wieder unter Kontrolle und lächelte. »Wer sind Sie also? Und was wollen Sie?«
»Stellen Sie gefälligst intelligentere Fragen«, raunzte die ältere Dame sofort. »Sie wissen doch längst, wer ich bin, nicht wahr?«
»Lady Simpson und ihr Butler.« Perry Walker nickte. »Man weiß, daß Sie sich gern mit Kriminalfällen befassen.«
»Das klingt schon besser.« Die Detektivin nickte zufrieden.
»Seit wann interessieren Sie sich für Schmuggelei?« wollte Perry Walker wissen. Er winkte deutlich sichtbar zu den beiden Preisboxern hinüber, die sich vorsichtig an die beiden Zwangsgäste heranpirschen wollten. Walker war nämlich nicht entgangen, daß der Butler einen seiner Patentkugelschreiber in der linken Hand hielt. Der junge Mann fürchtete offensichtlich um sein gutes Aussehen.
Die zwei Preisboxer zogen sich zurück und blieben an der Stirnseite des Schwimmbeckens einsatzbereit stehen. Sie maßen vor allen Dingen Lady Agatha mit wütenden und auch ein wenig hochachtungsvollen Blicken.
»Sagen Sie ihm, Mr. Parker, warum ich aufgebracht bin«, verlangte Lady Simpson von ihrem Butler.
»Drei ihrer Mitarbeiter haben zwei Männer in die Luft gesprengt«, sagte der Butler ohne Umschweife.
»Mitsamt dem Jeep, in dem sie saßen«, fügte die ältere Dame hinzu. »Ich will nicht behaupten, daß diese beiden Männer Engel gewesen sind, aber ich hasse Mord.«
»Wie kommen Sie denn darauf, daß diese drei Männer für mich gearbeitet haben sollen?« wunderte sich Perry Walker und tat erstaunt und beleidigt. »Wer hat Ihnen denn den Bären aufgebunden?«
»Ihre drei Mitarbeiter«, sagte Parker höflich. »Sie wußten nicht, daß sie elektronisch abgehört wurden. Besonders fein ist diese Methode gewiß nicht, aber in diesem Fall war sie doch angebracht.«
»Sie haben mit ’ner Wanze gearbeitet?« Perry Walker biß sich betreten auf die Unterlippe.
»Ob Sie es glauben oder nicht, junger Mann, Mr. Parker wird sich deswegen noch nicht mal entschuldigen.«
»Darf ich mich höflichst erkundigen, ob die diversen Opfer der Seejungfrauen ebenfalls auf Ihr Konto gehen?« fragte Parker.
»Keine Ahnung, wovon Sie reden.« Perry Walker hob bedauernd die Schultern.
»Muß ich Sie wirklich an die drei einheimischen Fischer erinnern, die man entseelt aus der Brandung zog oder zwischen den Klippen fand?«
»Ich weiß weder von Seejungfrauen noch von Toten«, widersprach Perry Walker entrüstet. »Sie scheinen mir da etwas einreden und anhängen zu wollen.«
»Damit werden Sie nicht durchkommen«, schaltete Lady Simpson sich grimmig ein. »Sie haben uns natürlich auch nicht entführt, oder?«
»Natürlich nicht«, gab Perry Walker lächelnd zurück. »Ich muß Sie sogar dringend auffordern, endlich dieses Grundstück zu räumen. Sie fallen mir allmählich auf die Nerven.«
»Wie war das?« schnaufte Lady Simpson vor Entrüstung.
»Ich habe es endgültig satt, mich beschimpfen zu lassen«, fügte der junge Mann hinzu. »Verschwinden Sie endlich, bevor ich die Polizei anrufe.«
»Also, das ist doch die Höhe!« Lady Simpsons Pompadour geriet in Bewegung. Parker merkte, daß Walker dicht vor einem Niederschlag stand.
»Mylady und meine bescheidene Wenigkeit werden gehen«, schaltete Parker sich schnell ein, »und man bedankt sich schon jetzt für Ihre Freundlichkeit, Mylady und mich zurück nach Peterhead bringen zu wollen.«
Parkers Finger spielten mit dem Kugelschreiber, und das reichte bereits auf der ganze Linie.
»Kommen Sie«, sagte Walker, »man soll mir nicht nachsagen, ich wäre unfreundlich. Ich bringe Sie nach Peterhead.«
Die beiden Preisboxer wußten nicht, was sie von der Sache halten sollten, als ihr Chef Walker mit den beiden gekidnappten Personen friedlich hinüber zum Landhaus ging.
Dort stand der rosige Pensionär, der auch nicht recht informiert war.
»In einer halben Stunde bin ich wieder zurück«, rief Walker ihm zu. »Verständige schon mal den Pförtner!«
»Du bringst sie zurück?« Der Rosige hatte immer noch nicht begriffen.
»Sie haben mir versprochen, uns nicht mehr zu belästigen«, antwortete Perry Walker. »Sie haben eingesehen, daß sie sich was eingebildet haben.«
Parker verbiß sich ein Schmunzeln. Er konnte die Reaktion des Gangsters voll verstehen. Immerhin war das Stichwort »Wanze« gefallen. Der Mann hatte Angst, daß entweder Lady Simpson oder er einen Minisender in Betrieb hatten. Und er wußte nicht, wer diese Unterhaltung eventuell abhörte. Er hatte sich daher zum Nachgeben entschlossen, doch dabei handelte es sich nur um einen kleinen zeitlichen Aufschub. Daß der junge Mann jetzt einen Doppelmord plante, war dem Butler vollkommen bewußt.
*
Von der Umkleidehütte aus hatte Jane Wells das skurrile Paar am Rand des Schwimmbeckens genau beobachtet. Sie amüsierte sich, doch sie ließ es sich natürlich nicht anmerken. Sie wunderte sich nicht, daß Perry Walker dann zusammen mit