Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
ließ Spellman nicht aus den Augen, der nach seiner Waffe suchte, sie fand und nun erneut versuchte, nach vorn zum Ruderstand zu gelangen.
Eine neue, jähe Kurve!
Diesmal erwischte es Spellman.
Er brüllte auf, kippte über die Reling, versuchte sich festzuhalten, griff ins Leere und landete im Wasser. Die Motoryacht aber jagte weiter auf die Brandung und auf die Küste zu.
Perry Walker war wie hypnotisiert.
Er hielt sich an der Reling fest und stierte auf den Küstenstreifen, den sie stets zur Anlandung des Rauschgifts benutzt hatten. Vielleicht hätte er versuchen können, sich mit Kathy anzulegen, doch er unternahm nichts.
Eine knappe Minute später war ein häßliches Knirschen zu hören. Ein harter Ruck ging durch die Yacht, die sich auf die Seite legte, Holz und Metall rissen kreischend auseinander, dann segelte der Bug des Bootes über das Geröll, über den feineren Sand und rammte immer noch mit Wucht gegen die Klippen.
Kathy war im letzten Moment ins Wasser gesprungen, mit ihr die beiden Seejungfrauen Mabel und Liz. Kathy hatte keine Ahnung, was aus Walker geworden war. Er schien bis zuletzt vorn am Bug geblieben zu sein.
Die drei Seejungfrauen wateten an Land und gingen langsam auf das Bootswrack zu.
»Ich erlaube mir, einen wunderschönen guten Abend zu wünschen«, sagte in diesem Augenblick eine Stimme, die Kathy nur zu bekannt war.
Sie schluchzte vor Freude und Erleichterung auf und lief dann Butler Parker entgegen, der formvollendet seine schwarze Melone lüftete.
*
Wie ein begossener Pudel kam er an Land und sah nicht mehr rosig aus. Er stand unter einem schweren Schock und reagierte kaum auf den Butler, von dem er doch schließlich annehmen mußte, daß er bereits tot war.
Spellman schaute auf Walker hinunter, der sich das Genick gebrochen hatte. Er war tatsächlich auf der Yacht geblieben. Kathy konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Perry Walker absichtlich den Tod gesucht hatte. Vielleicht hatte er weitere Opfer nicht mehr ertragen können.
Parker benutzte seine privaten Handschellen, um die beiden Taucher mit Spellman zusammenzuschließen. Danach wandte er sich an Kathy und sah sie fragend an.
»Mabel, Liz und ich sind um die Yacht herumgeschwommen und heimlich wieder an Bord gestiegen«, berichtete Kathy. »Zuerst wollten sie mir nicht glauben, doch dann hörten sie, wie Spellman und Walker sich unterhielten.«
»Ehrenwort, wir haben nicht gewußt, daß es um Heroin ging«, sagte Mabel nervös. »So was hätten wir nie mitgemacht.«
»Und mit den Morden an den Fischern haben wir auch nichts zu tun«, schwor Liz, die noch nervöser war. »Man hatte uns erzählt, Lemmy und Joe würden die Fischer nur erschrecken.«
»Sie wurden umgebracht«, sagte Parker eindringlich. »Sie wurden durch Ihren Anblick ins Wasser gelockt und hier von den beiden Tauchern erwischt.«
»Wir haben nichts davon gewußt«, sagte Mabel, »wir sind doch keine Mörderinnen.«
»Lassen Sie sich das von einem Richter bestätigen«, schaltete Lady Simpson sich unbeeindruckt ein. »Diese Leute werden schließlich dafür bezahlt, meine Damen.«
»Darf ich mir mal die Plastikbehälter ansehen, Mylady?« Kathy ließ sich von der älteren Dame zu den Kanistern führen. Parker hatte einen davon bereits aufgeschraubt.
»Beste Ware«, sagte Parker, der nachgekommen war. »Die Organisation wird sehr verärgert sein.«
»Norman Carty, nicht wahr?«
»Nur das, was der Volksmund einen kleinen Fisch nennen würde«, erwiderte der Butler gemessen, »an die wirklichen Drahtzieher dürfte kaum heranzukommen sein.«
»Das will ich nicht sagen.« Agatha Simpson sah ihren Butler grimmig an. »Wo ein Wille ist, da soll bekanntlich auch ein Weg sein, Mr. Parker! Ich verbitte mir Ihren Pessimismus!«
»Wie Mylady meinen.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an.
»Jetzt weiß ich erst genau, daß Sie leben«, sagte Kathy und konnte endlich wieder lächeln. »Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht, Mylady.«
»Unkraut vergeht nicht«, antwortete die kriegerische Dame, »und damit meine ich natürlich Mr. Parker!«
»Sehr wohl, Mylady.« Parker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Worauf warten Sie noch?« raunzte sie. »Ich will hier keine Wurzeln schlagen. Bringen wir diese Subjekte schleunigst zur Polizei. Mit den weiteren Kleinigkeiten gebe ich mich nicht gern ab.«
»Darf ich mich nach Myladys Plänen erkundigen?« fragte Parker gemessen.
»Pläne?«
»Hinsichtlich des Mr. Norman Carty, Mylady. Wollen Mylady diese Festnahme der Polizei überlassen?«
»Aber natürlich«, sagte die ältere Dame. »Dieser Lümmel gibt doch nichts mehr her. Für mich ist der Fall der Seejungfrauen geklärt. Und ich muß sagen, ich habe wieder mal recht gehabt. Ich wußte von Anfang an, worum es ging, oder sind Sie etwa anderer Meinung, Mr. Parker?«
»Anderer Meinung zu sein, Mylady, würde ich mir nie erlauben«, schwindelte Josuah Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich bin mir voll Und ganz bewußt, was ich meiner Stellung schuldig bin!«
*
Mylady saß wieder mal vor ihrer Schreibmaschine und starrte das eingespannte, leere Blatt gereizt an. Sie starrte es schon seit einer guten halben Stunde an und konnte sich nicht entschließen, den ersten Satz zu schreiben. Sie atmete erleichtert auf, als angeklopft wurde.
»Nun kommen Sie schon, Mr. Parker«, rief sie. »Ich lasse mich ja nur ungern stören, aber wenn es sein muß!«
»Sir Edwards wünscht Mylady zu sprechen.«
»Jetzt, während ich an meinem Bestseller schreibe?« Während sie noch sprach, stand sie ungemein schnell auf und lief fast zur Tür.
»Es scheint sich um einen neuen Fall zu handeln, Mylady.«
»Ausgeschlossen, ich habe keine Zeit!«
»Ich werde es Sir Edwards ausrichten«, sagte Butler Parker.
»Sind Sie verrückt?« grollte Lady Simpson ihren Butler daraufhin an. »Ich kann mit dem Bestseller vielleicht noch etwas warten, finden Sie nicht auch?«
»Ich erlaube mir, mich Myladys Ansicht anzuschließen«, sagte Parker. »Man sollte die literarische Welt noch ein wenig hoffen lassen.«
»War das gerade eine ausgemachte Unverschämtheit?« fragte die resolute Dame mißtrauisch.
»Mitnichten«, schloß Parker. »Solch eine Kühnheit würde ich mir nie erlauben.«
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