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Gedichte. Rainer Maria RilkeЧитать онлайн книгу.

Gedichte - Rainer Maria Rilke


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diesem zeitigen Gericht

      und sah (von dem es seither spricht)

      dich, großes dunkelndes Gewicht

      an mir und an der Welt.

      Du bogst mich langsam aus der Zeit,

      in die ich schwankend stieg;

      ich neigte mich nach leisem Streit:

      jetzt dauert deine Dunkelheit

      um deinen sanften Sieg.

      Jetzt hast du mich und weißt nicht wen,

      denn deine breiten Sinne sehn

      nur, daß ich dunkel ward.

      Du hältst mich seltsam zart

      und horchst, wie meine Hände gehn

      durch deinen alten Bart.

      Dein allererstes Wort war: Licht:

      da ward die Zeit. Dann schwiegst du lange.

      Dein zweites Wort ward Mensch und bange

      (wir dunkeln noch in seinem Klange)

      und wieder sinnt dein Angesicht.

      Ich aber will dein drittes nicht.

      Ich bete nachts oft: Sei der Stumme,

      der wachsend in Gebärden bleibt

      und den der Geist im Traume treibt,

      daß er des Schweigens schwere Summe

      in Stirnen und Gebirge schreibt.

      Sei du die Zuflucht vor dem Zorne,

      der das Unsagbare verstieß.

      Es wurde Nacht im Paradies:

      sei du der Hüter mit dem Horne,

      und man erzählt nur, daß er blies.

      Du kommst und gehst. Die Türen fallen

      viel sanfter zu, fast ohne Wehn.

      Du bist der Leiseste von Allen,

      die durch die leisen Häuser gehn.

      Man kann sich so an dich gewöhnen,

      daß man nicht aus dem Buche schaut,

      wenn seine Bilder sich verschönen,

      von deinem Schatten überblaut;

      weil dich die Dinge immer tönen,

      nur einmal leis und einmal laut.

      Oft wenn ich dich in Sinnen sehe,

      verteilt sich deine Allgestalt:

      du gehst wie lauter lichte Rehe

      und ich bin dunkel und bin Wald.

      Du bist ein Rad, an dem ich stehe:

      von deinen vielen dunklen Achsen

      wird immer wieder eine schwer

      und dreht sich näher zu mir her,

      und meine willigen Werke wachsen

      von Wiederkehr zu Wiederkehr.

      Du bist der Tiefste, welcher ragte,

      der Taucher und der Türme Neid.

      Du bist der Sanfte, der sich sagte,

      und doch: wenn dich ein Feiger fragte,

      so schwelgtest du in Schweigsamkeit.

      Du bist der Wald der Widersprüche.

      Ich darf dich wiegen wie ein Kind,

      und doch vollziehn sich deine Flüche,

      die über Völkern furchtbar sind.

      Dir ward das erste Buch geschrieben,

      das erste Bild versuchte dich,

      du warst im Leiden und im Lieben,

      dein Ernst war wie aus Erz getrieben

      auf jeder Stirn, die mit den sieben

      erfüllten Tagen dich verglich.

      Du gingst in Tausenden verloren,

      und alle Opfer wurden kalt;

      bis du in hohen Kirchenchoren

      dich rührtest hinter goldnen Toren;

      und eine Bangnis, die geboren,

      umgürtete dich mit Gestalt.

      Ich weiß: Du bist der Rätselhafte,

      um den die Zeit in Zögern stand.

      O wie so schön ich dich erschaffte

      in einer Stunde, die mich straffte,

      in einer Hoffahrt meiner Hand.

      Ich zeichnete viel ziere Risse,

      behorchte alle Hindernisse, –

      dann wurden mir die Pläne krank:

      es wirrten sich wie Dorngerank

      die Linien und die Ovale,

      bis tief in mir mit einem Male

      aus einem Griff ins Ungewisse

      die frommste aller Formen sprang.

      Ich kann mein Werk nicht überschaun

      und fühle doch: es steht vollendet.

      Aber, die Augen abgewendet,

      will ich es immer wieder baun.

      So ist mein Tagwerk, über dem

      mein Schatten liegt wie eine Schale.

      Und bin ich auch wie Laub und Lehm,

      sooft ich bete oder male

      ist Sonntag, und ich bin im Tale

      ein jubelndes Jerusalem.

      Ich bin die stolze Stadt des Herrn

      und sage ihn mit hundert Zungen;

      in mir ist Davids Dank verklungen:

      ich lag in Harfendämmerungen

      und atmete den Abendstern.

      Nach Aufgang gehen meine Gassen.

      Und bin ich lang vom Volk verlassen,

      so ists: damit ich größer bin.

      Ich höre jeden in mir schreiten

      und breite meine Einsamkeiten

      von Anbeginn zu Anbeginn.

      Ihr vielen unbestürmten Städte,

      habt ihr euch nie den Feind ersehnt?

      O daß er euch belagert hätte

      ein langes schwankendes Jahrzehnt.

      Bis ihr ihn trostlos und in Trauern,

      bis daß ihr hungernd ihn ertrugt;

      er liegt wie Landschaft vor den Mauern,

      denn also weiß er auszudauern

      um jene, die er heimgesucht.

      Schaut aus vom Rande eurer


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