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Dampfer ab Triest. Günter NeuwirthЧитать онлайн книгу.

Dampfer ab Triest - Günter Neuwirth


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und Triester Hafenarbeiter hatten mit erheblichen Verletzungen in das Hospital eingeliefert werden müssen, achtzehn Biergläser, fünf Teller, zwei Stühle und eine Fensterscheibe waren zu Bruch gegangen. Fein säuberlich vermerkte Bruno die erhobenen Fakten. Die Untersuchungsrichter kannten und schätzten Brunos Arbeit. Kein Polizist in Triest, so hatte es der Leiter des Oberlandesgerichts Hofrat Dr. Schremser einmal dem Statthalter seiner Majestät gegenüber formuliert, würde so taugliche, gründliche und im Gerichtsverfahren so belastbare Sachverhaltsdarstellungen erstellen wie Inspector Zabini. Nur wenige Wochen nach dieser Aussage war Bruno befördert worden.

      Für Bruno selbst machte die Präzision erst den Reiz der Arbeit aus. Ganz so, wie er es von Professor Hans Gross gelernt hatte. Gerne dachte Bruno an die Zeit in Graz zurück. Zwei Semester hatte er bei Professor Gross studiert und war in das systematische Handwerk der Kriminalistik und in die wissenschaftliche Disziplin der Kriminologie eingeschult worden. Erst als er bei Professor Gross zur Lehre gegangen war, hatte er sich mit der Berufswahl seines Vaters ausgesöhnt. In jungen Jahren hatte er Ingenieur, technischer Wissenschaftler oder Konstrukteur werden wollen, seine ganze Faszination hatte der Naturwissenschaft und der sich rasend schnell entwickelnden Technik gehört. Als Jugendlicher waren seine größten Helden nicht etwa die Kriegsherren Napoleon, Prinz Eugen oder Admiral Tegetthoff gewesen, sondern der Erfinder der Schiffsschraube Josef Ressel und der Erbauer der Semmeringbahn Carl Ritter von Ghega. Die ersten Jahre als Polizist hatte er sich wie an einem falschen Ort gefühlt, geradezu wie in einem falschen Leben. Erst als er verstanden hatte, dass die Polizeiarbeit der Gegenwart immer tiefer in die Erkenntnisse der Wissenschaft tauchen musste, war er innerlich zum Polizisten geworden. Die Beförderungen waren danach wie von allein gekommen.

      Salvatore Zabini wäre stolz auf die bisherige Laufbahn seines Sohnes gewesen.

      *

      Max von Urbanau tupfte mit der Serviette seine Lippen und atmete behaglich durch. Auch Carolina beendete das Dîner. Der Graf nickte dem diskret im Hintergrund stehenden Oberkellner zu, der sofort heraneilte.

      »Haben Euer Gnaden wohl gespeist?«

      »Wohl, wohl, mit besten Empfehlungen an den Küchenchef.«

      »Herzlichen Dank, Euer Gnaden.« Damit servierten der Oberkellner und ein Piccolo die Teller ab. »Belieben Euer Gnaden einen Kaffee als Abschluss des Dîners zu nehmen?«

      Max von Urbanau winkte ab. »Vielleicht später im Rauchsalon. Carolina, willst du eine Schale Kaffee?«

      »Vielen Dank, so spät am Tag trinke ich nie Kaffee. Sonst kann ich nicht einschlafen.«

      Damit zog sich der Oberkellner mit einer Verbeugung zurück.

      »Meiner Seel, die Makrele war delikat. Hat dir das Dîner gemundet?«

      »Oh ja, Papa, sehr gut.«

      »Wenn ich schon ans Meer fahre, dann will ich auch Fisch essen.«

      »Leicht und bekömmlich. Aber, Papa …«

      »Ja?«

      »Du sollst doch nicht rauchen.«

      »Sieht mich hier irgendjemand rauchen?«

      »Du hast eben vom Kaffee im Rauchsalon gesprochen.«

      »Der Rauchsalon ist ein Ort für Herren. Da haben naseweise Fräuleins nichts zu suchen.«

      »Aber Dr. Röthelstein hat doch …«

      »Dr. Röthelstein ist ein Esel und hat mir gar nichts vorzuschreiben. Ebenso wenig wie du!«

      Für ein Weilchen saßen der Graf und seine Tochter schweigend bei Tisch. Max von Urbanau bemerkte, wie Carolina wiederholt zum Fenster schaute. Er schmunzelte. »Willst du nicht ein paar Schritte am Hafen machen?«

      Carolina blickte hocherfreut hoch. »Darf ich, Papa?«

      »Ich habe doch längst bemerkt, dass du es hier im Speisesaal gar nicht aushältst.«

      »Oh ja, ich würde so gerne rausgehen und den Hafen erkunden.«

      Der Graf schaute auf seine Taschenuhr. Es war halb sieben Uhr. »Denk daran, vormittags unternehmen wir eine Autofahrt nach Duino. Ich muss der Gräfin meine Aufwartung machen, schließlich hat sie mir, als sie erfahren hat, dass ich nach Triest reise, drei Briefe geschrieben. Sie erwartet uns um zehn Uhr Vormittag. Außerdem will ich die Steilküste sehen. Also, liebe Carolina, geh los. Um acht erwarte ich dich zurück.«

      »Vielen Dank, Papa.« Damit eilte sie hinaus.

      Der Graf erhob sich mühsam und wurde vom Oberkellner in den Rauchsalon geleitet und mit Kaffee, einem Cognac sowie einer Zigarre versorgt. Genüsslich umgab sich der Graf mit dem Duft von erstklassigem Kaffee und der Rauchwolke einer dicken Havanna, auch der Cognac mundete vorzüglich. Ein Mann trat durch den Rauch auf den Ohrenstuhl des Grafen zu.

      »Entschuldigt bitte die Inkommodität, Euer Gnaden. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Giovanni Pasqualini, ich bin Teilhaber und Geschäftsführer der Azienda Commerciale di Porto Nuovo. Die Firma ist spezialisiert auf den Seehandel mit der Levante. Hier ist meine Karte.«

      Max von Urbanau warf einen musternden Blick auf den Mann mittleren Alters. Sein Anzug saß tadellos, die Schuhe waren poliert, der Bart akkurat gestutzt, sein Deutsch ganz passabel. Immerhin wurde in diesem Hotel auf angemessene Erscheinung und passende Umgangsformen Wert gelegt. Der Graf verzog seinen Mund und nahm die Karte. »Also, was will er?«

      »Wenn Euer Gnaden gestatten, wäre es mir eine Ehre, mit Euch in geschäftlicher Angelegenheit zu sprechen.«

      »Für geschäftliche Angelegenheiten wenden Sie sich an meine Advokaturkanzlei in Graz.«

      »Leider hat ganz Triest erst heute erfahren, dass Euer Gnaden unsere Stadt mit einem Besuch beehrt, sodass sich keine Gelegenheit ergeben hat, einen Termin mit Eurem avvocato telegraphisch zu vereinbaren.«

      »Ich reise privat, da muss nicht die halbe Welt wissen, wo ich bin.«

      »Vielleicht erlauben Euer Gnaden dennoch, dass ich Euch mit den Möglichkeiten für gewisse geschäftliche Aktivitäten in unserer bescheidenen Stadt in allgemeinen Zügen vertraut mache?«

      Der devote Tonfall und die unterwürfige Gestik des Geschäftsmannes stimmten den Grafen milde, er las den Namen von der Visitenkarte. »Herr Pasqualini, schätzen Sie Zigarren und Cognac?«

      »Außerordentlich, Euer Gnaden.«

      »Gut, dann setze er sich und leiste er mir Gesellschaft. Und tu er nicht halsbrecherisch tiefstapeln, Herr Pasqualini, weil wenn in der Monarchie die Geschäfte gut geölt laufen, dann bestimmt hier an der oberen Adria. Also, ich bin ganz Ohr.«

      *

      Der Tod war ein einträgliches Geschäft.

      Wenn man sich darauf verstand.

      Man musste sich als Mensch dem Tod zur Gänze verschreiben, man musste den Tod jederzeit willkommen heißen, ihn mit größtmöglicher Gastfreundschaft bewirten und immerzu bereit sein, ihm den geforderten Tribut zu zollen. Denn ein so verlässlich wiederkehrender Gast der Tod auch sein mochte, er kam nie umsonst und er forderte unausweichlich seinen Lohn. Diesen hatte man zu bezahlen. Erst dann konnte man als Mensch auch an diesem Geschäft teilhaben und einen Teil des Profits einstreichen. Der Tod musste mit dem Leben bezahlt werden, das war allen klar.

      Das Töten war ein lukratives Geschäft.

      Wenn man sich darauf verstand.

      Die Kunst war, dem Tod nicht das eigene Leben zu überantworten, sondern ein anderes. Kunst konnte brotlos sein, praktiziert von Hungerleidern, Traumtänzern und Verrückten. Kunst konnte aber auch zu Ruhm, Anerkennung und Reichtum führen, wenn sie von Meistern, Virtuosen und Genies praktiziert wurde. Hierin sah er sein Metier.

      Der Mann bewegte sich einem Schatten gleich durch die engen Gassen der Altstadt. Er verschwand hinter einer Ecke, trat durch eine versteckte Tür und huschte eine dunkle Treppe hoch. In jeder Stadt konnte man diskrete Zimmer in unscheinbaren Häusern mieten, man musste nur wissen,


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