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Anfang und Ziel ist der Mensch. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Anfang und Ziel ist der Mensch - Heinrich Mann


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Deutsche Republik

       Rede im Palais du Trocadéro

       Ein geistiges Locarno

       Huldigung für Max Liebermann

       Eugénie oder Die Bürgerzeit

       Die große Sache

       Heinrich Heine

       George Sand

       Die deutsche Entscheidung

       Ein ernstes Leben

       Vor der Katastrophe

       Leben und Schreiben in Nizza

       Vorbemerkung

       Der große Mann

       Guernica

       Kampf der Volksfront

       Nietzsche

       Der Königsroman

       Vorbemerkung

       Die Jugend des Königs Henri Quatre

       Die Vollendung des Königs Henri Quatre

       Fern von Europa in Los Angeles

       Vorbemerkung

       Der deutsche Europäer

       Empfang bei der Welt

       Der Atem

       Ein Zeitalter im Rückblick

       Vorbemerkung

       Ein Zeitalter wird besichtigt

       Quellen

      »Heinrich Mann war nebeneinander ein ausschweifender Ästhet, ein satirischer Erzähler und ein radikaler Tendenzschriftsteller. Er hatte keinen Respekt vor den herrschenden sozialpolitischen oder künstlerischen Konventionen. Er nahm keine Rücksicht auf die Realität, weder als Artist noch als politischer Kopf.«

       Hermann Kesten (1959)

      Einleitung

      »Meinem Geschick bin ich dankbar – nicht weil ich bald oben, bald unten war. ›Wo ich sitze, ist immer oben.‹« Diese trotzigen Worte schrieb Heinrich Mann in seinem ErinnerungsbuchEin Zeitalter wird besichtigt in den frühen Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts in einer kleinen Wohnung einer Durchgangsstraße direkt in Los Angeles. Er brachte damit seinen moralischen Anspruch als Schriftsteller zum Ausdruck, spielte aber zugleich auf seinen wechselvollen Lebensweg an. In den Zwanzigerjahren der Weimarer Republik zählte er zu den einflussreichsten Intellektuellen, die regelmäßig in den großen Tageszeitungen und Journalen präsent waren. Zeitweise blickte sein Konterfei auch von den Litfaßsäulen auf die vorbeiziehenden Menschen der Straßen Berlins. Doch Ruhm ist flüchtig. Schon bald darauf musste er Deutschland verlassen. Als unerbittlicher Streiter für Wahrheit und Gerechtigkeit, die Ideale der Demokratie in einer Republik, zählte er schon unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung zu den Personen, für die im »Dritten Reich« zukünftig kein Platz mehr war. Seine Flucht – zuerst nach Nizza und von dort aus 1940 nach Los Angeles – hinterließ in seiner Seele tiefe Narben und zwang ihn zu einem Leben mit Einschränkungen, das er in seinen letzten Jahren nicht mehr ohne die finanzielle Hilfe seines Bruders Thomas führen konnte. Für ihn war dies eine Schmach, die er mit in den Tod nahm.

      Die Brüder verband von dem Tag an, wo sich beide berufen fühlten, Schriftsteller zu werden, ein schwieriges, von Rivalität und zeitweise Missgunst geprägtes Verhältnis. Zunächst schaute Thomas, der Jüngere, voller Achtung und Wertschätzung auf Heinrich. Er bewunderte sein Talent und seinen unbekümmerten Lebensstil. Als Kinder hatten sie sich im Elternhaus in der Lübecker Beckergrube fern der Wirklichkeit gemeinsam in eine Märchenwelt hineingeträumt, in einen »Zustand freien Schwebens, der Enthobenheit aus Zeit und Raum« (Hans Wysling). Beide berichteten in ihren Lebensrückblicken über die Bindungskräfte, die diese Kindheitserlebnisse auslösten. Noch Jahre später, als Thomas seinen Bruder Ende der Neunzigerjahre des 19. Jahrhunderts in Rom und dem nahegelegenen Städtchen Palestrina besuchte, verlebten sie glückliche Tage der Brüderlichkeit, obwohl sich schon damals die Lebenslinien der beiden zu trennen begannen. Sie genossen den Sommer in den Sabiner Bergen, wanderten, lobten die einheimische Küche und ließen es nicht an gutem Wein fehlen. Im Winter verweilten sie in Rom. Sie diskutierten, lasen und fassten Pläne. Sie haben wohl sogar daran gedacht, es den Brüdern Edmond (1822–1896) und Jules de Goncourt (1830–1870) in Frankreich gleichzutun und gemeinsam einen Roman zu schreiben. Heinrich entfaltete in diesen glücklichen Tagen neben seinen schriftstellerischen Ambitionen auch sein Talent als Maler. Die monatlich eintreffende Zuwendung aus dem väterlichen Erbe gewährte ihnen den kleinen Wohlstand, dessen es bedurfte, um ein Künstlerleben zu führen. Das Erscheinen von Thomas’ Buddenbrooks wenige Jahre später führte zu einer tiefgreifenden Veränderung des Verhältnisses der beiden Brüder. Heinrich fühlte sich herausgefordert, was sich weiter verstärkte, je mehr diese Familiengeschichte des Verfalls der bürgerlichen Gesellschaft Furore machte. Als Reaktion darauf veröffentlichte er binnen weniger Jahre mehrere Romane. Es kam zum Zerwürfnis. Thomas warf ihm vor, eine »Blasebalg-Literatur« zu schreiben, die vor allem auf Wirkung und Erfolg setze und nicht genug Wert auf Stil, Sorgfalt, innere Ordnung, inhaltliche Konsequenz und Geschlossenheit,


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