Эротические рассказы

Professor Unrat. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Professor Unrat - Heinrich Mann


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      »So? Sie ge­ben denn also den ›Wil­helm Tell‹. Das ist recht von Ih­nen.«

      Der Kas­sie­rer sag­te:

      »Wenn Sie mei­nen, wir tun’s zu un­serm Pri­vat­ver­gnü­gen.«

      »Das habe ich Ih­nen nicht un­ter­stel­len wol­len«, ver­si­cher­te Un­rat, voll Angst vor Ver­wi­cke­lun­gen.

      »Man ver­kauft ja nischt. Bloß, dass die klas­si­schen Vor­stel­lun­gen in dem Pacht­ver­trag drin­stehn, den wir mit der Stadt ha­ben.«

      Un­rat fand es ge­bo­ten, sich be­kannt­zu­ge­ben.

      »Ich bin näm­lich der Pro­fes­sor Un… – der Pro­fes­sor Raat, Or­di­na­ri­us der Un­ter­se­kun­da am hie­si­gen Gym­na­si­um.«

      »Sehr an­ge­nehm. Mein Name ist Blu­men­berg.«

      »Und ich wür­de recht gern mit mei­ner Klas­se die Auf­füh­rung ei­nes klas­si­schen Dich­ter­wer­kes be­su­chen.«

      »Ach, das ist aber ganz rei­zend von Ih­nen, Herr Pro­fes­sor. Mit der Nach­richt werd’ ich bei un­serm Di­rek­tor den größ­ten Er­folg ha­ben, da zweifle ich kei­nen Au­gen­blick.«

      »Aber«, und Un­rat er­hob den Fin­ger, »es müss­te – wahr­lich doch – das­je­ni­ge von den Dra­men un­se­res Schil­ler sein, das wir in der Klas­se le­sen, näm­lich – im­mer mal wie­der – die ›Jung­frau von Or­leans‹.«

      Der Schau­spie­ler ließ die Lip­pen fal­len, senk­te den Kopf und sah von un­ten, mit Trau­er und Vor­wurf, zu Un­rat auf.

      »Das tut mir aber fa­bel­haft leid. Weil wir die erst wie­der ein­stu­die­ren müss­ten, wis­sen Sie. Ist Ih­nen wirk­lich mit ’m ›Tell‹ nicht ge­dient? Der ist doch auch ganz hübsch für die Ju­gend.«

      »Nein«, ent­schied Un­rat, »das geht auf kei­nen Fall. Wir brau­chen die ›Jung­frau‹. Und zwar käme es – auf­ge­merkt nun also! –«

      Un­rat schöpf­te Atem, sein Herz klopf­te.

      »– ganz be­son­ders auf die Dar­stel­le­rin der Jo­han­na an. Denn die­se soll eine heh­re Künst­le­rin sein, die den Schü­lern die er­ha­be­ne Ge­stalt der Jung­frau – im­mer mal wie­der – recht na­he­bringt.«

      »Al­ler­dings, al­ler­dings«, sag­te der Schau­spie­ler, mit tie­fem Ein­ver­ständ­nis.

      »Da habe ich denn nun an eine Ih­rer Da­men ge­dacht, die ich, und hof­fent­lich nicht mit Un­recht, auf das höchs­te habe prei­sen hö­ren.«

      »Ach nee.«

      »Näm­lich an das Fräu­lein Rosa Fröh­lich.«

      »Wie bit­te?«

      »Rosa Fröh­lich«, und Un­rat hielt die Luft an.

      »Fröh­lich? Ha­ben wir ja gar nicht.«

      »Wis­sen Sie das auch ganz ge­nau?« frag­te Un­rat, kopf­los.

      »Er­lau­ben Sie, ich bin ja nicht me­schug­ge.«

      Un­rat wag­te den Mann nicht mehr an­zu­sehn.

      »Dann kann ich mir das aber gar nicht …«

      Je­ner kam ihm zu Hil­fe:

      »Da muss wohl si­cher ’ne Ver­wechs­lung vor­lie­gen.«

      »Ach ja«, sag­te Un­rat, kind­lich dank­bar.

      »Ent­schul­di­gen Sie nur.«

      Und er die­ner­te, wäh­rend er sich zu­rück­zog.

      Der Kas­sie­rer war ver­blüfft. Schließ­lich rief er hin­ter­her:

      »Aber Herr Pro­fes­sor, über den Fall lässt sich ja trotz­dem re­den. Wie viel Bil­let­te wür­den Sie denn neh­men? Herr Pro… –«

      Un­rat dreh­te sich un­ter der Tür noch ein­mal um, sein Lä­cheln war ver­zerrt vor Angst vor dem Ver­fol­ger.

      »Ent­schul­di­gen Sie doch nur.«

      Und er war ge­flüch­tet.

      *

      Ohne es zu mer­ken, kam er die Stra­ße hin­un­ter und an den Ha­fen. Um ihn her wa­ren stamp­fen­de Trit­te von Män­nern, die Sä­cke tru­gen, und brei­te Rufe von an­de­ren, die sie zu Gie­bel­lu­ken hin­auf­wan­den. Es roch nach Fi­schen, Teer, Öl, Spi­ri­tus. Die Mas­ten und Schlo­te da­hin­ten im Fluss ver­wi­ckel­ten sich schon in der Däm­me­rung. In­mit­ten der Be­trieb­sam­keit, die vor Dun­kel­wer­den noch auf­fla­cker­te, ging Un­rat da­hin mit sei­nem boh­ren­den Ge­dan­ken: Loh­mann »fas­sen«, den Auf­ent­halt der Künst­le­rin Fröh­lich nach­wei­sen.

      »Wol­len Sie was von mich, Herr?«

      »Ge­ben Sie mir«, ver­lang­te Un­rat leicht­hin, »eine Ein­tritts­kar­te für das Som­mer­thea­ter.«

      »Wat sa­gen Sie?« frag­te der Mann.

      »Nun ja, für das Som­mer­thea­ter. Da Sie denn nun ein­mal in Ihrem Schau­fens­ter an­zei­gen, dass Sie Bil­let­te zum Som­mer­thea­ter ver­kau­fen.«

      »Wat soll ich door­von den­ken, Herr«, und der Mann be­hielt den Mund of­fen. »Das Som­mer­thea­ter speelt doch nich in ’n Win­ter.«

      Un­rat ver­steif­te sich auf sein Recht.

      »Aber Sie ha­ben es im Fens­ter, Mann.«

      »Door kann ’t jä ook blie­wen!«

      Das war her­aus­ge­platzt; aber der Heu­er­bas nahm sei­ne Ach­tung vor dem be­brill­ten Herrn gleich wie­der zu­sam­men. Er such­te nach Grün­den, die den Frem­den über­zeu­gen konn­ten, das Som­mer­thea­ter sei jetzt ge­schlos­sen. Um sei­ner be­hut­sa­men Ge­dan­ken­ar­beit kör­per­lich nach­zu­hel­fen, gab er mit sei­ner fürch­ter­li­chen, rot­be­haar­ten Hand der Tisch­plat­te von der Sei­te ganz vor­sich­ti­ge Strei­che. Schließ­lich hat­te er ge­fun­den:

      »Das weiß jä woll de dümms­te School­jong«, sag­te er gut­mü­tig, »dass in ’n Win­ter kein Som­mer­thea­ter is.«

      »Er­lau­ben Sie, Ver­ehr­ter«, mach­te Un­rat, über­le­gen ab­weh­rend.

      Der Mann rief zu Hil­fe:

      »Hin­ne­rich! Lau­renz!«

      Die Ma­tro­sen ka­men nä­her.

      »Ick weit nich, wat mit em los is, hei will mit alle Macht in ’n Wil­lems­gor­ten.«


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