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Das Buch von Monelle. Marcel SchwobЧитать онлайн книгу.

Das Buch von Monelle - Marcel Schwob


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dich über nichts aus einem Vergleichen mit der Erinnerung; verwundere dich über alles aus der Neuheit der Unwissenheit.

      Verwundere dich über alles; denn alles ist verschieden im Leben und ähnlich im Tode.

      Baue in den Verschiedenheiten, zerstöre in den Ähnlichkeiten.

      Wende dich nicht zu fortdauernden Dingen; sie gibt es nicht auf Erden, noch im Himmel.

      Wäre die Vernunft fortdauernd, du würdest sie zerstören und du ließest deine Sinne wechseln.

      Fürchte nicht, dir zu widersprechen; es gibt keinen Widerspruch im Augenblicke.

      Liebe nicht deinen Schmerz; denn er wird nicht dauern.

      Betrachte deine Fingernägel, die sich abstoßen, und die Schuppen deiner Haut, die fallen.

      Sei aller Dinge vergeßlich.

      Mit einem gespitzten Pfriem sollst du geduldig deine Erinnerungen töten, wie der alte Kaiser die Fliegen tötete.

      Mache dein Glück nicht dauern von der Erinnerung bis in die Zukunft.

      Erinnere dich nicht, und sieh nicht voraus.

      Sag nicht: ich arbeite, um zu erwerben: ich arbeite, um zu vergessen. Sei vergeßlich des Erwerbes und der Arbeit.

      Erhebe dich gegen alle Arbeit; gegen alle Tätigkeit, die den Augenblick überschreitet, erhebe dich:

      Daß dein Weg nicht von einem Ende zu einem andern gehe; denn es gibt solches nicht; aber daß jeder deiner Blicke ein besserer Blick nach vorne sei.

      Du wirst mit deinem linken Fuß die Spur deines rechten Fußes verwischen.

      Die rechte Hand soll nicht wissen, was die linke Hand tun will.

      Kenne dich selbst nicht.

      Kümmere dich nicht um deine Freiheit: vergiß dich dir selbst.

      Und Monelle sagte weiter: Ich will dir von meinen Worten sprechen.

      Die Worte sind Worte, während sie gesprochen sind.

      Die aufbewahrten Worte sind tot und zeugen die Pest.

      Höre meine gesprochenen Worte, und handle nicht nach meinen geschriebenen Worten.

      Nachdem sie so auf der Heide gesprochen hatte, schwieg Monelle und wurde traurig; denn sie mußte in die Nacht zurück.

      Und sie sagte mir von weitem:

      Vergiß mich, und ich werde dir wiedergegeben sein.

      Und ich blickte über die Heide und sah die Schwestern der Monelle sich erheben.

DIE SCHWESTERN DER MONELLE

      DIE EGOISTIN

      über den hegkenzaun, der das graue er ziehungshaus oben auf der Felsküste umgab, streckte sich ein Kinderarm mit einem Päckchen, um das ein schmales, rosenrotes Seidenband gewickelt war.

      — Nimm das zuerst, sagte eine Kleinmädchenstimme. Gib acht: es zerbricht. Nachher hilfst du mir. — Ein feiner Regen fiel gleichmäßig auf die ausgehöhlten Felsen, die tiefe Bucht, und durchlöcherte die zurückfließenden Wellen am Klippenrand.

      Der Fischerjunge, der am Hag aufpaßte, kam näher und sagte ganz leise:

      — Komm doch du zuvor, eil dich.

      Das Mädchen rief:

      — Nein, nein, nein! Ich kann nicht. Ich will meine Sachen, die mir gehören, mitnehmen. Egoist! Egoist! Mach! Ganz naß läßt du mich werden.

      Der Junge verzog den Mund und griff nach dem Päckchen. Das feuchtgewordene Papier zerriß, und in den Schmutz rollten gelbe und violette, mit Blumen bedruckte Seidenstückchen, Samtbändchen, eine kleine Puppenhose aus Batist, ein hohles goldenes Kreuz mit einem Schloß und eine ganz neue Spule roter Faden. Die Kleine kam über den Zaun; sie zerstach sich ihre Hände an den harten Astspitzen, und ihre Lippen bebten.

      — Da hast dus, sagte sie. Du bist so eigensinnig.

      Alle meine Sachen sind verdorben.

      Die Nase ging in die Höh, die Augenbrauen näherten sich einander, der Mund wurde breit, und das Mädchen fing an zu weinen.

      — Laß mich, laß mich. Ich will dich nicht mehr sehen. Mach, daß du fortkommst. Du bringst mich zum Weinen. Ich will zurück zum Fräulein.

      Dann suchte sie traurig ihre Sachen zusammen.

      — Meine hübsche Spule ist verloren, sagte sie.

      Und ich wollte Lilis Kleid sticken!

      Aus der ganz weit offnen Tasche ihres kurzen Rockes guckte ein kleiner, regelmäßiger Porzellankopf mit einem außerordentlichen Schopf blonder Haare.

      — Komm, sagte leise der Junge. Sicher sucht dich das Fräulein schon.

      Sie ließ sich fortziehen, während sie sich die Augen mit dem tintenfleckigen Handrücken wischte.

      — Und warum heut morgen auf einmal? fragte der Junge. Gestern wolltest du nicht mehr.

      — Sie hat mich mit ihrem Besenstiel geschlagen, erzählte das kleine Mädchen und drückte die Lippen aufeinander. Geschlagen und mich im Kohlenschrank eingesperrt, mit allen Spinnen und Tieren. Wenn ich zurückkomme, dann steck ich ihr den Besen in ihr Bett und zünde das Haus an mit den Kohlen und töte sie mit der Schere; ja, das tu ich. (Sie machte, ein spitzes Mündchen.) Oh! nimm mich mit fort, daß ich sie nie mehr wiedersehe. Ich fürcht mich vor ihrer dünnen Nase und ihren Brillen. Aber ich habe mich gut gerächt, bevor ich davonging. Weißt du, sie hat das Porträt ihres Papas und ihrer Mama so in Samt auf dem Kamin stehen. So ganz Alte, weißt du, nicht wie meine Mama und ich. Aber du kannst das nicht wissen. Ich hab sie ganz mit Kleesalz verschmiert. Sie sehen gräßlich aus. Aber das ist ganz gut so. Du könntest was reden, übrigens.

      Der Junge schaute auf das Meer. Es war düster und neblig. Ein Regenvorhang bedeckte die ganze Bucht. Man sah weder die Klippen noch die Bojen. Manchmal bekam das aus fadenförmigen Tröpfchen gewobene Laken ein Loch, und man sah Bündel schwarzer Algen.

      — Wir können diese Nacht nicht weiter, sagte der Junge. Wir müssen in die Zollhütte gehen, da gibt es Heu.

      — Ich will nicht, das ist schmutzig! rief das Mädchen.

      — Wie du willst. Du möchtest wohl gar dein Fräulein wiedersehn?

      — Egoist! Ich hab nicht gewußt, schluchzte die Kleine, daß du so bist. Hätt ichs gewußt! mein Gott, ich kannte dich nicht!

      — Du hättest ja nicht fortzugehen brauchen. Wer hat mich gerufen, unlängst morgens, als ich auf der Landstraße vorbeikam?

      — Ich? O dieser Lügner! Ich wär nicht fort, wenn du mirs nicht gesagt hättest. Ich hatte Furcht vor dir. Aber jetzt will ich gehen. Ich mag nicht im Heu schlafen. Ich will mein Bett.

      — Du bist frei, sagte der Junge.

      Sie schupfte die Schultern und schritt weiter neben ihm. Nach einer Weile:

      — Wenn ichs doch tue, sagte sie, so ists, weil ich naß bin, nur darum.

      Die Hütte lag am Strand; das trockne Schilf, das vom Dach zum Boden hing, rauschte leise. Sie schoben das Brett vom Eingang fort. Im Hintergrund war eine Art Verschlag aus Kistendeckeln und mit Heu gefüllt.

      Das Mädchen setzte sich. Der Junge wickelte ihre Füße und Beine in trocknes Gras ein.

      — Das sticht, sagte sie.

      — Das macht warm, sagte der Junge.

      Er setzte sich an die Türe hin und schaute hinaus. Die Feuchtigkeit machte ihn leicht mit den Zähnen klappern.

      — Du frierst doch nicht gar! sagte das Mädchen. Dann wirst du krank, und was soll ich machen!

      Der Junge schüttelte den Kopf. Und sie saßen schweigend.


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