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Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 1. Athanasius der GroßeЧитать онлайн книгу.

Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 1 - Athanasius der Große


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entstanden war, was würde erst am Festtage selbst geschehen sein? Gewiß wäre Alles noch viel schlimmer abgelaufen. Aber es geziemte sich nicht, daß Trauer statt Freude, Schmerz statt Heiterkeit, Thränen statt der Festfeier vom Volke geerntet wurden. Zudem wußte ich, daß ich das Beispiel der Väter vor mir hatte. Denn der selige Alexander hielt, als die übrigen Räume zu eng waren und er an der Kirche, welche die des Theonas heißt und damals für die größte galt, bauen ließ, wegen der Menschenmenge in dieser die Versammlung, ohne wegen der Versammlung den Bau zu vernachlässigen. Ich habe das auch in Trier und Aquileja gesehen; denn auch dort versammelte man sich an den Festtagen wegen der Menschenmenge in den noch im Bau begriffenen Gebäuden, und es fand sich kein solcher Ankläger. Ja sogar Dein seliger Bruder fand sich in Aquileja bei einer solchen Versammlung ein. So habe auch ich es gehalten, und es fand keine Einweihung, sondern eine Versammlung zum Gebete statt. Von Dir weiß ich nun wohl, daß Du als gottesfürchtiger Mann den Eifer des Volkes gerne siehst und es mir zu gute hältst, daß ich dem Flehen so vieler Menschen nicht widerstand.

      16.

      Ich will aber an meinen Verleumder noch diese Frage stellen: Wo war es geziemend, daß das Volk betete, an verlassenen Orten, oder an einem Ort des Gebetes, an dem man einen Bau aufführte? Wo war es angemessen und geziemend, daß das Volk das Amen antwortete, an verlassenen Orten, oder an einem Orte, den man bereits Haus des Herrn nannte? Und wo würdest Du, o gottesfürchtiger Kaiser, eher wünschen, daß die Menschen die Hände ausstrecken und für Dich beten, da, wo auch die Heiden vorbeigehen und stehen bleiben, oder an dem Orte, der von Dir den Namen führt, den Alle bereits, ja vielmehr schon zugleich mit der Grundsteinlegung Haus des Herrn nennen? Ich weiß, daß Du Deinen Ort vorziehst; denn Du lächelst und gibst das durch Dein Lächeln zu erkennen. Aber es hätte das, sagt der Verleumder, in den Kirchen geschehen sollen. Die sind eben, wie gesagt, für die Volksmenge sämmtlich zu klein und zu enge. Ferner, in welcher Weise geziemte es sich, daß das Gebet verrichtet wurde? Und war es besser, daß das Volk getheilt und getrennt in gefährlichem Gedränge oder, da bereits ein Ort vorhanden war, der Alle fassen konnte, an diesem sich versammelte und ein und derselbe gemeinsame Laut aus dem Mund des Volles emporstieg? Letzteres war besser. Letzteres stellte nämlich auch das Volk als ein Herz und eine Seele dar. So erhört Gott auch schnell. Denn wenn nach der Verheissung des Heilandes selbst, wenn Zwei ihre Stimme vereinigen, sie Alles, um was sie bitten, erlangen werden,25 wie erst, wenn so viele Menschen sich versammeln und wie aus einem Munde zu Gott „Amen“ rufen? Wer wäre nicht mit Staunen erfüllt worden? Wer hätte Dich nicht glücklich gepriesen, wenn er eine so große Volksmasse an einem Orte versammelt sah? Wie freuten sich die Menschen, sich gegenseitig zu sehen, da sie früher an getrennten Orten zusammenkamen? Das machte Allen Vergnügen und bereitete dem Verleumder allein Kummer.

      17.

      Ich muß nun seinem zweiten noch übrigen Einwurf begegnen. Der Verleumder sagt nämlich: Der Bau war noch nicht vollendet, und man hätte dort keine Gebete verrichten sollen. Der Herr aber sagt: „Wenn du beten willst, so gehe in deine Kammer und sperre die Thüren zu.“26 Was mag also der Ankläger sagen? Oder was mögen die vernünftigen und wahren Christen sagen? Diese frage, o Kaiser! Denn von jenen steht geschrieben: „Der Thor wird Thörichtes sagen,“27 von diesen aber: „Von jedem Weisen nimm Rath an.“28 Da die Kirchen zu enge und die Menschen in so großer Anzahl waren und in die Wüsten gehen wollten, was hätte man thun sollen? Denn die Wüste hat keine Thüren, und es kann durch dieselbe schreiten, wem es beliebt; der Raum des Herrn aber ist mit Mauern und Thüren umgeben und scheidet die Frommen von den Unheiligen aus. Stimmt nicht, o Kaiser, mit Deiner Frömmigkeit mir jeder Verständige hierin bei? Denn sie wissen, daß auf dieser Seite die rechte Weise des Gebetes sich befinde, auf der andern aber Unordnung zu befürchten sei. Es müßten ja sonst, wenn es keine Orte gäbe, die Betenden allein in der Wüste wohnen, wie es die Israeliten thaten. Aber auch sie erhielten, als sie das Zelt errichtet hatten, von da an einen bestimmten umgrenzten Ort zum Gebete. O Christus, Herr und wahrer König der Könige, eingeborner Sohn Gattes, Wort und Weisheit des Vaters, weil das Volk zu Deiner Güte betete und durch Dich zu Deinem Vater, dem Gott aller Dinge, für das Wohlergehen Deines Dieners, des gottesfürchtigen Constantius, flehte, werde ich angeklagt! Aber es sei Deiner Güte Dank gesagt, daß ich deßhalb und wegen Erfüllung Deiner Gebote verleumdet worden bin! Denn es hätte mich ein schwererer Vorwurf getroffen, und ich hätte eine wirkliche Schuld auf mich geladen, wenn wir die vom Kaiser erbaute Stätte unbenützt gelassen und zum Gebete die Wüste aufgesucht hätten. Wie würden erst dann dem Ankläger die Worte aus dem Munde gesprudelt sein? Mit welcher Ueberzeugungskraft würde er gesagt haben: Er hat Deine Stätte verachtet, er mißbilligt Dein Unternehmen, er hat Dich verhöhnt, indem er davon keinen Gebrauch machte? Er hat zeigen wollen, daß die Wüste dem Bedürfniß der Stätte genüge. Das Volk, das beten wollte, hat er davon abgehalten. So wünschte er sprechen zu können. Das strebte er an, und weil es ihm nicht gelang, ist er unzufrieden und spricht nun leere Worte. Hätte er nämlich das gesagt, so hätte er auch mich bestürzt gemacht, wie er mir jetzt Unrecht zufügt, indem er das Verfahren des Teufels nachahmt und die Betenden belauscht.29 Deßhalb täuschte er sich, indem er sich an dem Schicksal des Daniel verrechnete. Denn in seiner Unwissenheit glaubte er, daß bei Dir die Sitten der Babylonier sich geltend machen, und übersah, daß Du ein Freund des seligen Daniel bist und den nämlichen Gott wie er anbetest und nicht hinderlich bist, sondern vielmehr willst, daß Alle beten, da Du weißt, daß Alle darum beten, daß es Dir wohl ergehe und Du beständig in Frieden herrschest.

      18.

      Diese Beschwerden erhebe ich also gegen meinen Ankläger; Du aber, gottesfürchtiger Kaiser, mögest eine lange Reihe von Jahren leben und die Einweihung feiern. Denn die Gebete, die von Allen für Dein Wohlergehen verrichtet werden, bereiten dem Feste der Einweihung kein Hinderniß. Mögen das die Unwissenden nicht fälschlich behaupten, sondern von den Vätern lernen, aber auch die Schrift lesen. Oder sie mögen vielmehr sich von Dir belehren lassen, denn Du bist ein Freund der Wissenschaft, daß auch der Priester Jesus, der Sohn des Josedek, und seine Brüder, und der weise Zorobabel, der Sohn des Salathiel, und Esdras, der Priester und Schriftgelehrte, als nach der Gefangenschaft der Tempel gebaut wurde und das Laubhüttenfest bevorstand, — es war aber das eine große Feier und ein hoher Fest- und Gebetstag in Israel, — das Volk in gleicher Gesinnung im weiten Raum des ersten Vorhofes gegen Osten zusammenkommen ließen, den Altar Gottes bereiteten und dort opferten und dort das Fest feierten. Ebenso brachten sie später am Sabbat und am Neumond die Opfer dar und verrichtete das Volk seine Gebete. Und deutlich sagt die Schrift, daß, als Dieß geschah, der Tempel Gottes noch nicht gebaut war, sondern vielmehr, während sie so beteten, der Bau des Hauses fortschritt.30 Und es stand weder die bevorstehende Einweihung dem Gebete hindernd im Wege, noch ist durch die veranstalteten Versammlungen zum Gebete die Einweihung gehindert worden. Vielmehr betete nicht nur dessenungeachtet das Volk, sondern es wurde auch, als das ganze Haus vollendet war, die Einweihung begangen, und man opferte bei der Einweihung, und Alle feierten die Vollendung. Das haben auch der selige Alexander und die übrigen Väter gethan. Denn sie hielten Versammlungen, und wenn sie das Werk vollendet hatten, dankten sie dem Herrn und feierten die Einweihung. Das zu thun, geziemt auch Dir, gelehrter Kaiser! Denn bereit steht die Stätte, im Voraus geheiligt durch die zuvor verrichteten Gebete, und sehnt sich nach der Ankunft Deiner Frömmigkeit. Denn das mangelt ihr noch zur vollendeten Zierde. Mögest Du also diesem Mangel steuern und Dein Gebet zum Herrn entrichten, dem Du auch das Haus aufgebaut hast. Denn das ist der sehnlichste Wunsch Aller.

      19.

      Gestatte nun, daß wir auch noch eine andere Verleumdung ins Auge fassen, und erlaube mir, daß ich auch gegen diese mich vertheidige. Sie haben nämlich auch diese Verleumdung gegen mich vorzubringen gewagt, daß ich Deinen Befehlen nicht gehorcht und die Kirche nicht verlassen habe. Es nimmt mich nun Wunder, daß sie in ihren Ränken nicht ermüden. Aber auch ich werde dessenungeachtet nicht müde, sondern es macht mir vielmehr ein Vergnügen, mich zu vertheidigen. Denn in je mehr Punkten ich mich zu vertheidigen habe, um so mehr kann sie die Verurtheilung treffen. Ich widersetzte mich dem Befehle Deiner Gottesfurcht nicht. Das sei ferne! Denn ich hielt mich


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