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Das ferne Schloss. Barbara CartlandЧитать онлайн книгу.

Das ferne Schloss - Barbara Cartland


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      Anmerkung der Verfasserin

      Tauben sind immer auf die eine oder andere Weise mit der Religion und der Mythologie verbunden gewesen.

      Die Athener hatten einen Tempel der Aphrodite Pandemos (»allen Volkes«), der durch ein Taubenopfer gereinigt wurde.

      In Haiti sah ich eine Voodoo-Zeremonie, bei der die Oberpriesterin zwei weiße Tauben opferte.

      Die Taube ist natürlich auch ein Sinnbild der Reinheit, der Liebe und in diesem Buch des Gebetes.

      Das Wort »Kidnapping« wurde ursprünglich 1680 geprägt und bezeichnete das damals vorherrschende Verfahren, Kinder zu stehlen und in die Knechtschaft auf britische Plantagen nach Amerika zu schicken.

      In europäischen Ländern bestand das »Kidnapping« meistens darin, Soldaten oder Seeleute zum Militärdienst zu pressen. Bei der christlichen Seefahrt nannte man diese Praxis auch »Schanghaien«. Sie florierte in Hafenstädten der ganzen Welt, wo die Besitzer von Herbergen, Bordellen und Kneipen ihre eigenen Kunden zu Opfern machten.

      Erst Ende der zwanziger und in den dreißiger Jahren häuften sich in den Vereinigten Staaten von Amerika Fälle, bei denen reiche Leute oder deren Kinder von Verbrechern entführt und für Lösegeld festgehalten wurden. Aber vorgekommen ist so etwas auch schon Ende des letzten Jahrhunderts.

      I. Kapitel ~ 1883

      »Du weißt ganz genau, daß dein Vater nicht mehr Geld hinterlassen hat?« fragte Lady Katherine Kennington scharf.

      »Ich fürchte ... das ist alles ... ausgenommen natürlich das Haus.«

      Lady Katherine blickte verächtlich ringsum.

      »Ich kann mir nicht vorstellen, daß dies viel bringen wird, selbst wenn du jemanden finden solltest, der bereit wäre, es zu kaufen.«

      Sie hielt inne, betrachtete das Gesicht ihrer Nichte und setzte noch geringschätziger hinzu: »Ich habe nie verstanden, warum dein Vater — und ich nehme an, mit Billigung deiner Mutter - in einem solchen Loch zu leben wünschte.«

      »Sie sind sehr ... glücklich hier gewesen«, antwortete Nolita Walford.

      Sie sprach mit einem weichen, melodischen, ziemlich verängstigten Stimmchen, ganz im Gegensatz zu dem entschiedenen, selbstsicheren Ton ihrer Tante.

      Nolita gelang es mit ihrem demütigen Verhalten nicht, Lady Katherines ziemlich aggressives Verhalten zu beschwichtigen. Denn ihre Tante sah sich zu ihrem Ärger einem Problem gegenüber, das ihr beträchtliche Unbequemlichkeiten bereiten würde.

      Sie ging durch das kleine, aber gemütliche Wohnzimmer mit seinem abgetretenen Teppich und den verblaßten Vorhängen zum Fenster und blickte auf den Garten hinaus, der ein Meer von Blumen und überraschenderweise sorgsam gepflegt war.

      »Hast du schon über deine Zukunft nachgedacht, Nolita?« verlangte sie zu wissen.

      »Ich habe mich gefragt, Tante Katherine ... ob ich nicht... hier bleiben könnte.«

      »Allein und ohne Anstandsdame?« erregte sich Lady Katherine. »Dem kann ich doch unmöglich zustimmen!«

      »Johnson, seine Frau und ich würden mit den hundert Pfund im Jahr auskommen ... die mir übrigbleiben ..., wenn alle Rechnungen bezahlt sind.«

      »Mein liebes Kind, du magst dumm sein, aber so dumm nun doch wieder nicht, daß du glaubst, als meine Nichte und natürlich als Nichte deines Onkels Robert könntest du in deinem Alter hier allein leben.«

      »Wie alt müßte ich ... denn sein, Tante Katherine ... um das zu dürfen?«

      »Sehr viel älter, als du jetzt bist!« fuhr Lady Katherine sie an. »Und bis dahin - wer weiß? - hast du vielleicht einen Mann gefunden.«

      Lady Katherine sagte es auf eine Art, die ganz deutlich machte, daß sie es für unwahrscheinlich hielt, und Nolita fragte sich selbst kläglich, wer wohl eine Frau ohne gesellschaftlichen Einfluß haben wolle, die nichts als ein paar hochadlige Verwandte besaß und durch hundert Pfund im Jahr vor dem Verhungern geschützt war.

      Schon bevor ihre Tante zur Beerdigung eintraf, hatte sie gewußt, daß man sie wie eine »arme Verwandte« behandeln würde. Oft genug hatte ihre Mutter lachend gesagt, daß sie das für ihre Familie sei.

      »Deine Großeltern und natürlich meine Schwestern und mein Bruder waren entsetzt«, erzählte sie ihrer Tochter, »daß ich einen so armen und unbedeutenden Mann wie deinen Vater heiraten wollte. Aber, mein Schatz, ich hatte mich auf den ersten Blick in ihn verliebt!«

      »Wahrscheinlich, weil Papa in seiner Regimentsuniform so schneidig aussah«, hatte Nolita einmal gesagt.

      »Er war der schönste Mann, den ich je gesehen hatte«, erwiderte ihre Mutter leise. »Natürlich konnte er sich als Soldat keine Frau leisten. Deshalb verließ er die Grenadier-Garde, und er hat immer geschworen, das nie bereut zu haben.«

      »Und ich bin überzeugt, daß es stimmt, Mama. Aber ihr hättet nicht so arm zu sein brauchen, wenn dein Vater freundlicher gewesen wäre. Schließlich war er als Earl of Lowestoft doch ein sehr reicher Mann.«

      Ihre Mutter lachte.

      »In englischen Adelsfamilien geht das Geld immer an den ältesten Sohn, und das war mein Bruder Robert. Von den Mädchen erwartet man, daß sie sich einen reichen Mann suchen.«

      Doch Geld hatte nie eine Rolle gespielt, dachte Nolita jetzt. Das Haus war stets voll Sonnenschein und Lachen gewesen, und sie konnte sich keine zwei glücklicheren Menschen vorstellen als ihren Vater und ihre Mutter.

      Ihr einziger Trost war, daß sie gemeinsam den Tod gefunden hatten. An einem dunklen Abend war das erst halb gezähmte Pferd, das ihr Vater lenkte, auf einem Bahnübergang in einen Zug gelaufen, als sie von einer Dinnergesellschaft nach Hause fuhren.

      Für Nolita war es, als habe ihre ganze Welt ein Ende gefunden. Schon als sie sich pflichtschuldig hingesetzt und dem Bruder und den Schwestern ihrer Mutter geschrieben hatte, wann die Beerdigung stattfinden sollte, hatte sie gewußt, daß es Schwierigkeiten geben werde.

      Lady Katherine war dann als einzige persönlich gekommen, aber der Earl of Lowestoft, ihr Bruder, hatte einen Kranz geschickt, und Lady Anne Brora, ihre Schwester, ebenfalls. Beide schrieben, sie seien verhindert, an der Beerdigung teilzunehmen, und Nolita konnte nicht umhin zu wünschen, sie hätte von ihrer Tante Katherine die gleiche Nachricht erhalten.

      Aber sie war gekommen, und sie war immer noch hier, obwohl die anderen Trauergäste längst gegangen waren. Nolita konnte sich denken, daß sie ihr etwas Unangenehmes zu sagen hatte.

      Was habe ich mit einer so eleganten Frau, die in einer mir fremden Welt lebt, gemeinsam, fragte Nolita sich.

      Daß Lady Katherine die neueste und teuerste Mode trug, daß sie eine anerkannte Schönheit war, daß die Modeblätter regelmäßig ihr Bild brachten und sie als eine der bezauberndsten Stützen der Londoner Gesellschaft bezeichneten, verstärkte ihre furchteinflößende Wirkung nur noch.

      Wenn sie durch das Wohnzimmer ging, nahm Nolita einen exotischen Duft wahr, und das Rascheln der seidenen Röcke gab Lady Katherine eine Aura von Extravaganz und großer Welt. Nolita hatte so etwas noch nie erlebt.

      Die durchs Fenster fallenden Sonnenstrahlen glitzerten auf den Diamanten, die ihre Perlenohrringe umgaben, und auf den Ringen, die sie an ihren schlanken weißen Fingern trug.

      Sie ist sehr schön, dachte Nolita, aber sie jagt mir Angst ein. Ich verstehe, warum Mama von zu Hause weggelaufen ist und nur mit Papa glücklich sein konnte.

      »Ich habe über deine schwierige Situation nachgedacht«, sagte Lady Katherine, »und tatsächlich ist mir eine Lösung eingefallen, schon bevor ich hierherkam.«

      »Und was ... ist das?« fragte Nolita.

      Sie vermutete, daß man ihr in dieser Sache kein Mitspracherecht zugestehen werde.

      »Zuerst möchte ich klarstellen, daß weder ich noch deine Tante Anne in der Lage sind, dich auf Bälle zu begleiten oder in die Gesellschaft einzuführen.«

      Nolita


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