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Das ferne Schloss. Barbara CartlandЧитать онлайн книгу.

Das ferne Schloss - Barbara Cartland


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sei reich.«

      »Das ist er auch, aber wer hat je genug Geld?« meinte Lady Katherine ungeduldig. »Jedenfalls hat der Marquis von ihren Dollars profitiert, und ebenso sein Gut in Buckinghamshire, wo du leben wirst.«

      Nolita holte Atem.

      »Bitte ... Tante Katherine ... ich möchte dich nicht erzürnen, aber ... viel lieber ginge ich nicht... dorthin.«

      »Warum nicht?«

      »Ich habe nie viel mit Kindern zu tun gehabt, und wenn ich Gouvernante oder Kindermädchen werden soll, würde ich kleine Kinder von zwei oder drei Jahren vorziehen.«

      »Ich hätte mir denken können, daß du dich als ebenso überspannt und töricht erweisen würdest wie deine Mutter, als sie auf diese alberne Art durchbrannte!« schimpfte Lady Katherine. »Will es nicht in deinen Kopf hinein, daß ich dich als meine Nichte nicht in eine untergeordnete Stellung schicken kann?«

      Sie schien nicht besonders stolz auf die Verwandtschaft zu sein.

      »Es handelt sich hier nicht um einen Posten als Gouvernante oder Kindermädchen. Du wirst lediglich mit dem Kind zusammen sein, weil du mit einer distinguierten Familie verwandt bist. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, wenn du sie nur auszunützen verstehst - und sie mag niemals wiederkehren.«

      Nolita wollte sagen, daß sie nicht den Wunsch habe, irgendetwas oder irgendjemand auszunützen, doch bevor sie sprechen konnte, fuhr Lady Katherine fort.

      »Spar dir die Widerworte, Nolita. Deine Mutter und dein Vater sind beide tot. Dein Onkel Robert ist jetzt dein offizieller Vormund, und du hast zu tun, was er sagt. Er hat die Sache mir übergeben, und du wirst mir gehorchen.«

      Sie nahm ihre schwarzen Handschuhe von einer Sessellehne, wo sie sie beim Betreten des Zimmers abgelegt hatte, und streifte sie über.

      »Ich fahre jetzt nach London zurück, und obwohl es eine außerordentliche Unbequemlichkeit für mich darstellt, werde ich dir wohl für übermorgen einen meiner Wagen schicken müssen. Das läßt dir Zeit, alles zu ordnen und an Kleidern einzupacken, was du besitzt.«

      Sie musterte ihre Nichte von oben bis unten.

      »Wenn das dein bestes Kleid ist, bleibt mir nichts übrig, als dir etwas Anständiges zum Anziehen zu besorgen, bevor du nach Sarle-Park gehst.«

      Sie schloß den letzten der Perlenknöpfe an ihren Wildlederhandschuhen.

      »Für eine Nacht wirst du bei mir in London bleiben. Ich werde die Marquise bitten, dich am nächsten Tag abholen zu lassen. Ich habe ihr bereits von dir erzählt, und ich rechne damit, heute abend, wenn ich nach Hause komme, einen Brief von ihr vorzufinden, in dem sie mir ihre Zufriedenheit ausdrückt.«

      Lady Katherine knöpfte den zweiten Handschuh zu.

      Dann fragte sie scharf: »Ist das soweit klar?«

      »Ja... Tante Katherine.«

      »Mit diesem Haus kannst du tun, was du willst. Ich persönlich würde es einstürzen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es irgendetwas enthält, das es wert ist, aufgehoben zu werden.«

      Lady Katherine hatte weiter nichts mehr zu sagen. Sie ging zur Tür und wartete, bis Nolita herbeieilte und sie für sie öffnete.

      Sie trat auf den kleinen Flur, blickte mit Abscheu um sich und begab sich, als könne sie nicht schnell genug wegkommen, zu ihrem bequemen Reisewagen, der, bespannt mit zwei edlen Pferden, draußen wartete. Einen Augenblick hielt sie noch inne.

      »Auf Wiedersehen, Nolita. Tu genau, was ich dir gesagt habe, und sei fertig, wenn der Wagen am Donnerstag kommt. Du darfst die Pferde nicht warten lassen.«

      »Nein, Tante Katherine.«

      Der Diener, der einen Hut mit Kokarde trug, hielt ihr den Schlag auf.

      Lady Katherine stieg ein, er schob ihr ein Seidenkissen hinter den Rücken und legte eine Decke über ihre Knie.

      Der Schlag wurde geschlossen, der Diener sprang auf den Bock, der Kutscher berührte die Pferde mit seiner langen Peitsche, und fort waren sie.

      Lady Katherine beugte sich nicht vor, um ihrer Nichte zuzuwinken. Nolita hatte auch nicht damit gerechnet.

      Sie stand nur da und sah dem Wagen nach, bis er hinter den Büschen und Bäumen, die die gewundene Zufahrt säumten, außer Sicht geriet.

      Sie ging nicht ins Haus zurück, sondern lief zum Stall, einem langen, niedrigen Gebäude, das überraschenderweise in besserem Zustand war als das reparaturbedürftige Wohnhaus.

      Der gepflasterte Hof war frei von Unkraut und mit Wasser besprengt, und die Mauern waren etwas unfachmännisch gelb gestrichen.

      Nolita rannte auf die Stalltür zu, und schon hörte sie das Wiehern eines Pferdes und das Stampfen von Hufen.

      In einer Sekunde hatte sie die Stalltür geöffnet und war eingetreten. Das Pferd rieb die Nase an ihrer Schulter, und sie schlang die Arme um seinen Hals.

      »Oh ... Eros .. .Eros!« Ihre Stimme brach. »Ich muß ... weg. Was soll ich nur ... ohne dich ... anfangen?«

      Tränen liefen ihr übers Gesicht.

      Schritte erklangen hinter ihr, aber sie drehte sich nicht um. Sie wußte, es war nur der alte Johnson, der für ihres Vaters Pferde gesorgt hatte und immer wie einer von der Familie gewesen war.

      Er kam heran und stellte sich neben sie.

      »Was hat Ihre Ladyschaft zu Ihnen gesagt, Miss?«

      »Was meinen Sie wohl?« antwortete Nolita niedergeschlagen. »Ich muß ... weg von hier.«

      »Das habe ich befürchtet, Miss.«

      »Ja, ich weiß. Sie hatte schon alles arrangiert, bevor sie herkam. Oh Johnson ... was soll ich nur tun?«

      »Sie können nicht viel tun, Miss Nolita, weil Sie noch keine einundzwanzig sind.«

      »Noch drei Jahre«, flüsterte Nolita. »Drei Jahre ... ohne ... Eros.«

      »Vielleicht wird es nicht so schlimm, wie Sie denken«, beruhigte Johnson sie, »wenn ich an Ihrer Stelle nach ihm sehen darf.«

      Wie ein Ruck ging es durch Nolita. Sie hob ihr tränennasses Gesicht, das sie an Eros’ Hals geschmiegt hatte.

      »Würden Sie ... würden Sie das tun? Würden Sie ... das wirklich tun?«

      »Natürlich, Miss, wenn Sie es möchten. Das ist nur eine Geldfrage.«

      »Könnten Sie und Mrs. Johnson mit hundert Pfund im Jahr auskommen, wenn Sie hierblieben?«

      Johnson überlegte. Er war kein impulsiver Mann und dachte seiner Veranlagung nach langsam.

      »Hundert Pfund im Jahr wären zwei Pfund die Woche, Miss Nolita. Ich würde Gemüse im Garten ziehen, und dann hätten wir die Hühner und die Kaninchen. Jawohl, Miss. Wir könnten davon leben, und Eros bekäme im Winter seinen Hafer.«

      Nolita stieß einen leisen Freudenschrei aus.

      »Oh Johnson, ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen! Einen schrecklichen Augenblick lang fürchtete ich, Eros verkaufen zu müssen. Ich glaube, ich würde sterben, wenn ich ihn weggeben müßte!«

      »Aber Miss Nolita, so dürfen Sie nicht reden. Sie sind jung. Sie haben Ihr Leben noch vor sich, und Sie sind hübsch! Wie ich erst heute morgen zu meiner Frau sagte - früher oder später wird ein Gentleman des Weges kommen, merken Sie sich meine Worte!«

      »Ich will keinen Gentleman«, antwortete Nolita. »Ich will nichts weiter als Eros - und mit ihm und Ihnen hier bleiben.«

      »Ich vermute, da hat Ihre Ladyschaft ein Wörtchen mitzureden«, bemerkte Johnson.

      »Ich habe ihr gegenüber nicht einmal erwähnt, daß Eros existiert«, gestand Nolita. »Denn sonst hätte sie bestimmt gesagt, er gehöre nicht mir, sondern Papa und müsse ebenso verkauft werden wie die anderen Pferde.«


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