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Im Schatten des Feldmarschalls: Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum. Brian McClellanЧитать онлайн книгу.

Im Schatten des Feldmarschalls: Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum - Brian McClellan


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      »Du hast keine Wahl. Anscheinend hat der General seine Entscheidung getroffen.« Sie war überrascht, dass Constaire vor ihr davon gehört hatte.

      Constaire strich seine Uniform glatt. »Ich werde auf der Stelle zum General gehen und fordern, dass er mich den Angriff anführen lässt. Das ist mein Recht!«

      »Niemand fordert irgendetwas von Tamas«, sagte sie.

      »Ich schon!«

      Sie nahm ihn am Arm und legte ihm eine Hand auf die Brust. »Tu das nicht, du Narr. Das Einzige, was du vom General bekommen wirst, ist eine Rüge.« Sie legte ihm wieder einen Finger auf die Lippen. »Ich muss jetzt erst mal meine Angelegenheiten in Ordnung bringen. Komm mich heute Nacht besuchen. Wenn ich in zwei Tagen sterben sollte … nun, dann will ich die Zeit bis dahin genießen.«

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      Am Morgen vor dem Angriff wurde Verundish noch einmal zu General Tamas bestellt.

      Als sie sich seinem Zelt näherte, wurde sie von der Furcht ergriffen, dass er sich dazu entschieden hatte, ihrer Bitte nicht nachzukommen. Dass Constaire doch den Angriff anführen würde und sie sich eine Kugel in den Kopf jagen müsste, um Genevie zu retten.

      Als sie ankam, wirkten die beiden Wachen vor dem Zelt des Generals nachdenklich und verschlossen. Einer der beiden kündigte sie an, und sie wurde durchgewinkt.

      Sie betrat das Zelt; der Protest, der ihr auf den Lippen lag, erstarb, während sie den Innenraum betrachtete.

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      Der Schreibtisch des Generals war umgeworfen worden, und der Boden und die Wand des Zeltes waren voller Tinte, Papiere und verstreutem Schießpulver. Der massive Eichentisch, auf dem seine zweihundert Jahre alte Karte gelegen hatte, war in der Mitte durchgebrochen, und ein eiserner Kerzenhalter, der auf seinem Schreibtisch gestanden hatte, war nur noch ein Haufen verbogenes Metall.

      General Tamas saß mit überkreuzten Beinen auf einem Stuhl in der Ecke – dem einzigen unzerstörten Möbelstück im Zelt – und betrachtete die Zerstörung mit saurer Miene.

      »Sir?«, fragte Verundish.

      Er schaute einen Moment hoch, dann wieder zu seinem Schreibtisch. Der Schreibtisch war riesig. Es brauchte bestimmt vier Männer, um ihn zu tragen, und mindestens zwei, um ihn umzuwerfen. Aber Tamas war alleine.

      Der General stand auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.

      »Captain«, sagte er. »Danke, dass Sie da sind. Ich hatte gerade eine Unterhaltung mit dem Privilegierten Zakary, dem neuen Bannwart des königlichen Kabals.«

      Es war kein Geheimnis, dass nur der König selbst Tamas und den königlichen Kabal davon abhielt, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, aber Zakarys Besuch erklärte nicht den kaputten Tisch.

      »Hat er das getan, Sir?«, fragte Verundish. Diese Respektlosigkeit machte sie wütend. Niemand hatte das Recht, in Tamas’ Zelt zu kommen und ihn so zu erniedrigen. Er war ein General. Ihr General!

      »Was?« Tamas wirkte einen Moment lang aufrichtig verwirrt, als er ihrem Blick zu dem Chaos folgte. »Oh. Nein, das ist erst passiert, als er weg war. Bald wird jemand kommen und das aufräumen. Zakary hat mich besucht, um mir mitzuteilen, dass kein Privilegierter an dem Himmelfahrtskommando auf Darjah heute Nacht teilnehmen wird. Sie werden nur aus der Entfernung Unterstützung leisten.«

      Verundish spürte, wie ihr der Atem stockte. Keine Privilegierten? Kein einziger? Bei einem Himmelfahrtskommando war immer ein Privilegierter dabei – normalerweise ein junger und dummer oder ein krankhaft ehrgeiziger, aber immerhin ein Privilegierter. Ohne eigenen Privilegierten würde das Himmelfahrtskommando nichts haben, was sie der gurlischen Magie entgegensetzen konnten, die von den Mauern auf sie herabregnen würde.

      Verundish atmete einmal angestrengt durch. Sie würde heute Nacht sterben. Es führte kein Weg daran vorbei. Das war es, was sie wollte. Aber so klar zu wissen, dass ihr Tod sinnlos sein würde …

      »Außerdem hat mir Feldmarschall Beravich verboten, am Angriff teilzunehmen«, fuhr Tamas fort. »Normalerweise halte ich mich etwa eine Meile hinter der Front auf, bei der Artillerie, und schieße auf die feindlichen Privilegierten, wenn sie bei der Verteidigung gegen das Himmelfahrtskommando aus der Deckung gehen. Aber es hat ganz den Anschein, als würde selbst das mir verboten werden.«

      Tamas blies die Nasenflügel auf, und seine Stimme wurde lauter, während er sprach. »Die verfluchten Idioten wollen mir bloß beim Scheitern zusehen. Sie schicken Männer in den Tod – gute Männer –, nur um mir eins auszuwischen! Diese verdammten Hunde. Wenn ich die Macht hätte, jeden Privilegierten in Adro zu töten, würde ich es augenblicklich tun.«

      Verundishs Herz schlug schneller, und sie hatte Angst. Nicht um sich selbst. Nein, ihr Leben war verwirkt. Aber General Tamas war einer der wenigen Generäle in der Armee, der sich aufrichtig um seine Männer zu sorgen schien. Er hatte die Loyalität von Soldaten jedes Dienstgrades und hatte dafür gesorgt, dass die Soldaten unter seinem Kommando Beförderungen nach Verdienst erhalten konnten.

      Wenn der königliche Kabal jemals erfahren sollte, dass er solche Dinge sagte, würden sie ihn augenblicklich töten, selbst wenn er in der Gunst des Königs stand.

      Tamas schüttelte den Kopf. »Captain, Sinn und Zweck eines Himmelfahrtskommandos ist es, eine Festung mit einem Überraschungsangriff einzunehmen. Es funktioniert nicht häufig, aber es hat schon funktioniert. Aber nicht ohne Privilegierte. Ohne einen Privilegierten schicke ich einfach nur eine ganze Kompanie in den Tod. Fehlschlag garantiert. Aber ich habe meine Befehle.«

      »Jawohl, Sir.«

      »Und das ist in Ordnung für Sie?«

      »Ich werde meine Befehle befolgen, Sir.«

      »Ich gebe Ihnen hier die Gelegenheit, es sich noch einmal zu überlegen, Captain.«

      »Ich werde den Angriff anführen, Sir.«

      Tamas verengte die Augen. »Wieso?«

      Wenn die Gurlaner mich nicht töten, muss ich es selbst tun, deswegen. »Das würde ich lieber für mich behalten, Sir.«

      »Selbst wenn ich es Ihnen befehle?«

      Verundish versteifte sich. »Sie haben die Privatangelegenheiten Ihrer Männer immer respektiert, Sir.«

      »Ja. Das habe ich.« Tamas wandte sich ab, um das Chaos zu betrachten, das einmal sein Schreibtisch und Kartentisch gewesen war, und stieß einen langen Seufzer aus. »Sie dürfen wegtreten, Captain. Das Himmelfahrtskommando wird sich bei Sonnenuntergang sammeln und um Mitternacht angreifen. Falls Sie sich noch nicht um Ihre Angelegenheiten gekümmert haben sollten, tun Sie das jetzt.«

      »Jawohl, Sir. Vielen Dank, Sir.«

      Verundish hielt in der Zelttür inne und wandte sich wieder zu General Tamas. »Sir?«

      »Hmmm?«

      »Würden Sie mir eine Bitte erfüllen, Sir?«

      »Wenn sie im Rahmen bleibt.«

      »Sorgen Sie dafür, dass meine Pension nicht an meinen Mann geht. Sorgen Sie dafür, dass sie an meine Tochter geht.«

      Tamas dachte einen Moment darüber nach, dann nickte er. »Schreiben Sie das auf und geben Sie den Brief meiner Sekretärin. Ich werde sicherstellen, dass es erledigt wird.«

      »Vielen Dank, Sir.«

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      Die Kompanie, die das Himmelfahrtskommando bilden sollte, versammelte sich, als die Sonne über dem westlichen Rand der Wüste unterging.

      Es war ein trauriger Haufen. Die Hälfte der Anwesenden bestand aus Querulanten – Männer und Frauen, die sonst womöglich am Galgen oder jahrelang


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