BIERKÄMPFE, BAROCKENGEL UND ANDERE BAVARESKEN. Klaus HübnerЧитать онлайн книгу.
konnte die Revolution politisch verankern, und König Ludwig III., im Volksmund »Millibauer« genannt, verließ die Hauptstadt in Richtung Chiemgau. »Eine Institution des alten Europa verschwindet. Doch was die hungernden Menschen in München empfinden, ist nicht der Untergang. Sie erleben das Neue, das Werden … Schilder mit der Aufschrift ›Hoflieferant‹ wurden noch in der Revolutionsnacht entfernt.«
Für Michael Appel fängt in dieser Nacht die bis heute nicht abgeschlossene Etablierung einer Zivilgesellschaft an – eine steile These, der man nicht zustimmen muss. Jedenfalls schildert er behutsam und umsichtig, immer auch mit Blick auf bayerische Provinzorte und auf die Reichshauptstadt Berlin, wie es weiterging bis zu den Landtagswahlen am 12. Januar 1919, die der USPD des Ministerpräsidenten lediglich 2,5 Prozent der Stimmen bescherten. Die Schüsse vom 21. Februar nennt Appel »eine Urkatastrophe«, die letztlich dazu geführt habe, aus dem Soldatenrat Adolf Hitler den Führer des deutschen Volkes zu machen. »Mit dem Mord an Eisner begann eine neue Zeit … ›Stabilität‹ wurde nach den Schüssen in München ein Fremdwort in der politischen Begriffswelt. Stattdessen machte das ›Durcheinander‹ als Codewort Karriere und wurde die am meisten benutzte politische Vokabel der Zeit.«
Das »Durcheinander« im Frühjahr 1919, die zweite Räterepublik und ihre Niederschlagung schildert der Autor detailliert und nachvollziehbar. »Die weißen Truppen waren nicht nur mit dem Kampf beschäftigt. Ihre Methode war der durch das Standrecht und den alle Übergriffe deckenden Schießbefehl erlaubte Mord. Die Schilderungen dieser Taten sind zahlreich.« Mit der Legende vom Freiheitskampf der bodenständigen oder gar königstreuen Bayern gegen Kommunisten, Spartakisten und Rote Armee räumt Appel gründlich auf; den Freikorps-Mythos entlarvt er als folkloristischen Fake.
Inwiefern allerdings Adolf Hitler als Spross von Revolution und Räterepublik gesehen werden kann, bleibt, anders als es der Untertitel des Buches suggeriert, weitgehend im Unklaren. Was, zumindest bis 1920, an der dürftigen Quellenlage liegt. Überhaupt führen Titel und Untertitel ein wenig in die Irre – weder Ludwig III. noch Adolf Hitler spielen entscheidende Rollen in dieser bemerkenswerten, methodisch ungewöhnlichen und öfter zum Widerspruch herausfordernden Studie. Im Chor der Jubiläumsneuerscheinungen zu Revolution und Räterepublik in Bayern wird sie ihren Platz behaupten.
Michael Appel: Die letzte Nacht der Monarchie. Wie Revolution und Räterepublik in München Adolf Hitler hervorbrachten. München 2018: dtv Verlagsgesellschaft. 384 S.
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