Drei Top Strand Krimis - Tod eines Schnüfflers und andere Krimis. Cedric BalmoreЧитать онлайн книгу.
"Und dann die Summe!" Sie gab Bount die Quittung zurück. "Ich kann für Sie nur hoffen, dass der Scheck gedeckt war, Mister Reiniger!"
"Hat Ihr Mann mit Ihnen über seine Arbeit gesprochen?"
"Nein, nie. Er wollte seinen Ermittler-Job und das Privatleben strikt auseinanderhalten. Deshalb liegt sein Büro auch am anderen Ende der Stadt." Sie zuckte die Achseln "Er hatte sicher dafür seine Gründe, denn die Sachen, die er gemacht hat, waren wohl nicht immer ganz ungefährlich. Er wollte uns - mich und unseren kleinen Michael - nicht in diese Dinge hineinziehen."
"Dann wissen Sie auch nicht zufällig, woran er in letzter Zeit gearbeitet hat?"
"Nein. Keine Ahnung."
"Wurde er vielleicht von irgendjemandem bedroht?"
"Nicht, dass ich wüsste, Mister Reiniger." Sie zuckte die Achseln und rieb die Handflächen aneinander. "Ich fürchte, ich bin Ihnen keine große Hilfe, was?"
Bount studierte eingehend ihr Gesicht. Die Augen wirkten unruhig und sie rutschte auf ihrem Platz hin und her. Der Privatdetektiv hatte das Gefühl, dass sie ihm nicht hundertprozentig die Wahrheit sagte oder zumindest etwas verschwieg. Zum Beispiel die Sache mit dem Bankschließfach, aber Bount wollte erst noch abwarten, bevor er damit herauskam.
Plötzlich sagte Sie: "Ich sehe keinen großen Sinn darin, wenn Sie auch noch in dieser Sache herumrühren, Mister Reiniger."
Bount hob die Augenbrauen. "Es wundert mich, dass Sie das sagen!"
"Was könnten Sie schon herausfinden, was die Polizei nicht auch früher oder später herausbekommt?", erwiderte Karen Tierney.
"Nun, Ihr Mann hat das offenbar anders beurteilt."
"Lassen Sie es gut sein und überlassen Sie die Sache der Polizei!"
"Merkwürdig, dass Sie so denken, Mrs. Tierney."
"Warum?"
"Weil es meiner Erfahrung nach so ist, dass Angehörige um jeden Preis diejenigen bestraft wissen wollen, die für die Tat verantwortlich sind..."
"Das ist bei mir nicht anders!", erwiderte sie mit belegter Stimme. "Aber ich bin realistisch. Außerdem können weder Sie noch die Polizei mir meinen Mann wieder holen..."
Damit hatte sie natürlich recht.
Bount erhob sich, um zu gehen. "Haben Sie ein Bild von ihm?"
"Ja, aber..."
"Dann geben Sie es mir bitte."
Sie zögerte. "Sie wollen nicht lockerlassen, oder?"
"Ich habe einen Auftrag."
"Und wenn ich Ihnen diesen Auftrag wieder entziehe?"
"Darauf würde ich mich nie einlassen, Mrs. Tierney. Der Auftrag war der letzte Wille Ihres Mannes. Und den werde ich respektieren."
Sie nickte. Eine seltsame Anspannung hatte sie erfasst, die Bount sich nicht ganz erklären konnte.
"Ich hole Ihnen ein Foto", sagte sie.
Als sie zurück war und Bount ein Foto von Tierney gegeben hatte, fragte dieser: "Liegt es vielleicht am Geld, dass Sie mir den Auftrag entziehen wollten? Darüber könnten wir reden. Ich muss nicht gleich mein Auto verkaufen, wenn ich auf den Scheck verzichte."
Sie schüttelte den Kopf und vermied es dabei, Bount in die Augen zu sehen. "Nein", meinte sie. "Darum geht es nicht."
"Haben Sie einen Job?"
"Nein. Ich werde mir etwas suchen müssen."
"Und eine Lebensversicherung?"
"Alles futsch. Steve hat eine Hypothek darauf aufgenommen, als wir uns die neue Wohnungseinrichtung gekauft haben. Außerdem war ich letztes Jahr ein paar Wochen im Krankenhaus, das ging auch ganz schön ins Geld. Deshalb wundert es mich ja auch so, dass Steve Ihnen ein solches Honorar zahlen konnte!"
"Wie gesagt, wir können darüber reden."
"Ich bin keine Bettlerin!", erklärte sie empört.
"So war es auch nicht gemeint!"
"Schon gut."
Sie gingen zur Tür.
"Wir werden uns sicher bald wiedersehen", meinte Bount. "Tut mir leid, dass ich Ihnen das nicht ersparen kann.“
"Das braucht Ihnen nicht leid zu tun."
Als Bount die Wohnung verließ, kam ein etwa zehnjähriger Junge das halbe Dutzend Stufen bis zur Haustür hinaufgerannt. Das musste Michael sein.
Karen Tierney nahm ihren Sohn voller Erleichterung in die Arme. "Ich bin froh, dass du da bist", sagte sie.
Michael schaute zu Reiniger hinüber und unterzog ihn einer kritischen Musterung. "Wer ist der Mann?"
"Ein Privatdetektiv", erklärte seine Mutter.
"Wie Dad?"
"Ja, wie Dad."
Der Junge musterte Bount ein paar Sekunden lang und ging dann ins Haus.
6
Captain Toby Rogers und Bount Reiniger waren seit Jahren befreundet, aber der Police Captain schien sich heute nicht besonders zu freuen, den Privatdetektiv wiederzusehen.
Er fegte wie eine Dampfwalze durch das Morddezernat, in der einen Hand einen Kaffeepott, in der anderen einen Stapel Unterlagen. Als er Bount sah, stoppte er ziemlich abrupt, verdrehte die Augen und seufzte.
"Wenn du auftauchst, Bount, dann bedeutet das meistens Arbeit für mich! Aber ich sage dir gleich: Ich stecke bis zum Hals in Arbeit!"
Bount lachte. "Na, da geht es dir wie mir, Toby!"
"Vielleicht. Aber mit dem Unterschied, dass ich dir bei deinem Job helfen soll, während du mich von meinem abhältst!"
"Na, na, übertreibst du nicht ein bisschen?"
Rogers schüttelte den Kopf. "Kaum! Eher im Gegenteil!"
"Meistens war es doch so, dass wir beide profitierten, wenn wir zusammen an einem Strang gezogen haben, Toby!"
"Wie auch immer, du lässt dich doch nicht abwimmeln! Also komm mit! Einen Kaffee kann ich dir allerdings nicht anbieten. Unsere Maschine ist kaputt. Ich hatte das Glück, die letzte Tasse abgekriegt zu haben!"
Wenig später waren sie in Rogers’ Dienstzimmer und der Captain hatte sich hinter seinem Schreibtisch ächzend niedergelassen, während Bount es vorzog, stehen zu bleiben.
"Worum geht es, Bount? In welche Akte willst du einen unerlaubten Blick werfen?", feixte Toby.
Bount machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Sagt dir der Name Tierney etwas?"
"Natürlich. Ein Fall unter vielen, der darauf wartet gelöst zu werden. Was hast du damit zu schaffen?"
"Ich suche Tierneys Mörder."
Rogers lachte heiser. "Was du nicht sagst! Dasselbe gilt auch für mich!"
Rogers fuhr mir seinem Bürostuhl einen Meter zur Seite und