Эротические рассказы

Zwischen den Rassen. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Zwischen den Rassen - Heinrich Mann


Скачать книгу
Ge­li­da? Aber die habe ich schon oft ge­se­hen und wuss­te nicht … Wie gut ihr die Däm­me­rung steht! Ihr grau und un­si­cher ge­bo­ge­nes Pro­fil scheint von dem Auge, das ein großes schwar­zes Loch ist, ganz auf­ge­zehrt zu wer­den. Ihr Lä­cheln – se­hen Sie, ich möch­te es er­wi­dern, aber es schüch­tert mich ein.«

      »So?« mach­te Da Sil­va zor­nig. »Ich aber rate Ih­nen zu der Ge­li­da nicht, denn ich war zu­ge­gen, als sie ope­riert ward. Das nimmt ei­nem man­che Lust.«

      »Wirk­lich?«

      Aus tie­fem Her­zen:

      »Dann möch­te ich Ihren Be­ruf ha­ben!«

      Der jun­ge Mann hieb sei­nen Stock durch die Luft. Ge­reizt:

      »Oh, an­de­re ent­bren­nen nur noch hef­ti­ger. Ei­ner von uns se­zier­te sei­ne ei­ge­ne Ge­lieb­te, und als er in ih­rem Ma­gen eine un­ver­dau­te Spei­se fand, aß er sie.«

      Lola schwieg. Ent­set­zen, Scham und Ver­gnü­gen strit­ten sich um ihr Herz, und es klopf­te. Mit Frohlo­cken in der Stim­me sag­te sie dann:

      »Wür­den Sie mir das auch er­zählt ha­ben, wenn ich Rö­cke an­hät­te?«

      »Wenn wir erst ver­hei­ra­tet sind«, ver­hieß er, her­ab­las­send aus Är­ger, »er­fah­ren Sie mehr.«

      Sie lach­te auf:

      »Habe ich Ih­nen nicht ge­sagt, dass ich für die freie Lie­be ein­ge­nom­men bin?«

      Er schob ge­quält die Schul­tern hin und her.

      »Ich ver­ste­he Sie nicht. Sind Sie raf­fi­niert, oder was sind Sie?«

      »Ach was: ich bin ein jun­ger Mann, wie Sie se­hen kön­nen, dem alle Frau­en zu­lä­cheln. Se­hen Sie, welch Er­folg? Wa­rum ste­he ich, die doch alle hübsch nen­nen, sonst im­mer hin­ter Mai zu­rück, heu­te aber er­re­ge ich Auf­se­hen? Ich bin ei­gent­lich ein ver­klei­de­ter Mann, und jetzt habe ich mich de­mas­kiert. Man hat kaum Zeit, je­der die­ser Schö­nen mit den Wim­pern zu win­ken.«

      Da Sil­va sah rund­um.

      »Wer ist schön? Wenn ich Schön­heit noch se­hen könn­te!« – und sei­ne Stim­me fuhr auf. Nun, mit schmerz­lich er­bit­ter­tem Ton­fall:

      »Aber Sie hal­ten mich so be­ses­sen mit Ihrem Ge­sicht, mit Ih­rer Ge­stalt, dass ich für die an­de­ren Maß und Sinn ver­lo­ren habe. Sind sie schön, sind sie häss­lich? Ich ver­ste­he nichts, ich sehe nur dies eine klei­ne un­er­bitt­li­che Ge­schöpf, und es er­stickt in mir al­les, was nicht sein ei­gen ist.«

      Lola bück­te sich ein we­nig, mit ei­nem Schau­er im Na­cken, als wer­de gleich eine Hand hin­ein­grei­fen. »Im­mer das Ge­sicht, im­mer die Ge­stalt: im­mer der Kör­per« dach­te sie, auf ein­mal matt von Wi­der­wil­len und Trau­rig­keit. Er sag­te stür­misch:

      »Sie sind über alle Ver­glei­che schön!«

      »Ach, wie rei­zend wär’s«, mein­te sie und er­mun­ter­te sich, »wenn alle so däch­ten! Tat­sa­che ist, dass je­der sich zu­erst um mich be­müht; dann erst be­sinnt er sich und geht zu Mai.«

      »Gut für ihn.«

      »Dan­ke. Wa­rum bli­cken Sie mit sol­cher Wut auf dies arme hüb­sche Mäd­chen?«

      »Kom­men Sie auf die an­de­re Sei­te: Sie wer­den se­hen.«

      »Sie will Räu­cher­ker­zen, man sieht es«, sag­te Lola. »Was hat sie denn be­gan­gen, mein Gott?«

      Das Mäd­chen er­rö­te­te plötz­lich tief; die Män­ner lach­ten scha­den­froh; der, der den Witz ge­macht hat­te, bläh­te sich. Das Mäd­chen stürz­te, die Au­gen ver­wirrt und nass, ins Freie. Wie sie nahe kam, stieß Da Sil­va einen Pfiff aus. Sie floh wei­ter. Lola rief:

      »Das ist ab­scheu­lich! Ich will Sie nicht mehr ken­nen! Wenn die Ärms­te nie­mand hat, schlie­ße ich mich ihr an, ich!«

      »Ver­ges­sen Sie, dass Sie ein Mann sind? Re­den Sie sie an, ists gra­de sol­che Be­lei­di­gung, wie wenn Sie pfei­fen.«

      Lola blieb rat­los ste­hen. Zwei blon­de Da­men mit Spa­zier­stö­cken stelz­ten über das Pflas­ter und be­tra­ten ge­las­sen den­sel­ben La­den – wo al­les ih­nen Platz mach­te. Lola sag­te sich, dass je­der sie auf die Stu­fe die­ser bei­den stel­len, ihr die glei­chen Rech­te ein­räu­men wer­de; und doch war sie der Miss­hand­lung je­ner an­de­ren mit ei­ner Angst ge­folgt, als sei’s eine Dro­hung, die auch ihr gel­te.

      »Es ist furcht­bar«, sag­te sie, »un­ter euch eine Frau zu sein. Bei uns ist der Mann un­ser Ka­me­rad.«

      »Bei euch? Sie sind kei­ne Nord­län­de­rin. Sie ha­ben et­was von je­nem uns so er­bit­tern­den Reiz, ge­wiss. Wir Män­ner des Sü­dens fol­gen all­zu gern der zwei­deu­ti­gen Her­aus­for­de­rung, die von der be­frei­ten Frau aus­geht. Wozu kommt ihr her? Ihr ver­derbt un­se­re Frau­en, dass sie sich ohne un­se­ren Schutz auf die Stra­ße wa­gen und, wenn wir sie lie­ßen, sich im Café mit­ten un­ter uns set­zen wür­den. Ihr ver­derbt auch uns, dass wir den schlaf­fen Kit­zel der Ka­me­rad­schaft mit euch füh­len möch­ten wie eure her­un­ter­ge­kom­me­nen Män­ner. Ich will’s nicht. Ich will Ihr Herr wer­den.«

      »Manch­mal re­den Sie wie das Al­ter, das Sie wirk­lich ha­ben.« Und Lola lach­te ge­zwun­gen.

      »Nicht nur mei­ne Wor­te, auch mei­ne Mus­keln sind die ei­nes Fün­f­und­zwan­zig­jäh­ri­gen. Sie wer­den es füh­len.«

      Lola hob schwei­gend die Schul­tern. Nach ei­ner Wei­le:

      »Jetzt ge­hen wir drü­ben in das Café: ich will mich mit­ten un­ter euch set­zen.«

      »Ich bin Ihr Beglei­ter, aber ich ver­las­se mich dar­auf, dass Sie selbst wis­sen, wie weit Sie ge­hen dür­fen.«

      »Sie wer­den mich als einen jun­gen Po­len vor­stel­len, der in Pa­ris stu­diert.«

      »Ich wer­de mich Ih­nen emp­feh­len und es Ih­nen über­las­sen, sich zu kom­pro­mit­tie­ren.«

      Aber er trat mit ein.

      »Welch Glück: da sitzt die Ge­li­da. Ma­chen Sie mich so­fort mit ihr be­kannt!«

      »Und der Kreis um sie her? Da­bei sind Leu­te, die Sie ken­nen.«

      »Sie wer­den kei­nen Skan­dal er­le­ben. Mut, ar­mer Freund!«

      Sie wur­den auf­ge­nom­men und setz­ten sich. Die Un­ter­hal­tung ward zu Ehren der schö­nen Kur­ti­sa­ne ge­führt, die, hin­ter sich ihre Dueña und ihre Magd, de­nen, die gut spra­chen, ein we­nig von ih­rem Lä­cheln zu­teil­te. Lola be­gann dar­um zu wer­ben. Man wen­de­te die Stüh­le, um die­sen jun­gen Men­schen spre­chen zu se­hen. Wenn sie sei­ne klei­ne ko­ket­te Hand weich durch die Luft strei­chen und bei ei­ner sei­ner leich­ten, ra­schen Be­we­gun­gen sei­ne Tail­le sich bie­gen sa­hen, schi­en den Män­nern rings­um sein Geist fri­scher, be­le­ben­der. Er gab stür­mi­sche, jun­ge Mei­nun­gen zum Bes­ten: »Die Lie­be ist et­was sehr Ein­sei­ti­ges und ei­gent­lich ein Man­gel an


Скачать книгу
Яндекс.Метрика