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im Schlaraffenland. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

im Schlaraffenland - Heinrich Mann


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man möchte die Nachahmung des Freiherrn von Hochstetten erkennen. Er suchte Kaflisch fortzuziehen, doch dieser blieb stehen. Sie befanden sich bei der Tür, hinter der früher der Hausherr mit einigen Gästen verschwunden war. Kaflisch machte eine Armbewegung, als setzte er eine eifrige Unterhaltung fort.

      „Wissense was?“ sagte er leise. „Nebenan wird gejeut. Sehnse sich das mal an!“

      Er schob Andreas hastig vor sich her über die Schwelle und beeilte sich, den Vorhang hinter ihnen Zufallen zu lassen.

      Sie durchschritten ein Spiegelkabinett, ganz ähnlich dem, das als Vorzimmer des Claudius-Museums diente. Dann betraten sie ein weites Gemach, das zu zwei Dritteln leer stand. Auf den Diwans an den Wänden nickten zwei oder drei alte Herren, eine große Anzahl Gaste umdrängte dagegen das kreisrunde Geländer, das in geringem Abstande den gleichfalls runden Spieltisch umgab. Andreas bemerkte auf dem Tische ein äußerst sinnreiches horizontales Rad, dessen sieben Sprossen durch elfenbeinerne Pferdchen bezeichnet wurden. Es saßen kleine Reiterinnen, aus Silber mit Perlmutter eingelegt, in meistens durchaus intimen Stellungen darauf. Nur Claudius Mertens konnte sie geschaffen haben.

      „Haben Sie schon mal gespielt?“ fragte Kaflisch.

      Andreas hatte Lust zu lügen, fürchtete aber darauf ertappt zu werden.

      „Nein,“ sagte er.

      Kaflisch erhob plötzlich die Stimme, er rief schrill und triumphierend in die stille Versammlung hinein:

      „Meine Herren, Sie ahnen es nicht! Hier ist ein Herr, der noch nie gespielt hat!“

      Ein Gemurmel, das Andreas nicht verstand, ging durch die Reihen der Gäste. Ein langer hagerer Mensch trat sofort auf ihn zu und berührte mit einer Hand, die leicht zitterte, Andreas’ Arm.

      „Wenn ich mir die Frage erlauben darf, wie alt sind Sie, mein Herr?“ fragte er höflich.

      „Dreiundzwanzig,“ antwortete Andreas ebenso höflich.

      „Ich bitte um fünf!“ rief der Hagere, ohne Andreas auch nur zu danken, einem Dicken mit weißen Haaren auf dem blassen fetten Gesichte zu, der hinter dem Geländer stand, das Geld des Hageren in Empfang nahm und ihm mehrere Papierstreifen überreichte.

      Die Menge der Spieler begann zu murren. Es sei keine Kunst zu gewinnen, wenn man einen Neuling für sich habe. Das Spiel sei ungültig, sie verlangten ihre Einsätze zurück. Aber der blasse dicke Herr protestierte lebhaft. „Fertig!“ rief er und schickte sich an, das Rad zu drehen. Man wollte ihn daran hindern, Türkheimer, der unter die Aufgeregten trat, suchte sie liebenswürdig zu beschwichtigen.

      „Ordnung vor Allem, meine Herren!“

      „Voyons, messieurs!“ versetzte auch der Chefredakteur Doktor Bediener, der sich an den Herrn hinter dem Geländer wandte.

      „Einen Augenblick, bitte Herr Stiebitz!“

      „Wollen Sie nicht setzen?“ fragte er Andreas.

      „Natürlich! Setzen Sie doch!“ sagte Türkheimer, der dem jungen Manne wohlwollend zunickte,

      „Setzen Sie doch, Herr, Herr — re…“

      „Zumsee,“ ergänzte Andreas.

      „Fünf!“ verlangte er sodann mit lauter Stimme, wie er es von dem Hageren gehört hatte.

      „Wie viel?“ fragte Herr Stiebitz.

      Andreas sah auf dem grünen Bezug des Geländers ganze Goldhaufen vor den Spielern aufgebaut, es ward ihm ein wenig unheimlich zu Mute. Er fürchtete schon gezögert zu haben und griff schnell, aber so ruhig wie es ihm möglich war, in die Tasche. Er öffnete das Portemonnaie, ohne es hervorzuziehen, weil er dies für eleganter hielt, und warf nachlässig die beiden Zwanzigmarkstücke, die darin gewesen waren, auf das grüne Tuch.

      Stiebitz gab ihm zwei Nummern, dann schnurrte das Rad inmitten der allgemeinen Stille. Andreas ließ sich von dem kreisenden Ring hypnotisieren, in den anfangs alles zusammengeflossen war. Allmählich waren die einzelnen Pferdchen wieder zu unterscheiden. Es deuchte ihm eine Ewigkeit, bis das Rad stand. Die Spieler neigten sich über das Geländer und riefen durcheinander.

      „Fünf gewinnt!“ sagte Stiebitz ruhig.

      Er begann die Gewinne auszuzahlen und legte vor Andreas zweihundertundachtzig Mark hin.

      Andreas sah das Geld flüchtig an und ließ es liegen. Er fürchtete vor Freude rot zu werden und blickte möglichst gleichmütig nach dem fünften Pferdchen hin, das am Ziel stehen geblieben war. Die silberne Dame, die darauf fass und die durch ihre Haltung den Anstand mehr verletzte als sie wusste, schien ihm auffordernd zuzulächeln. Er hörte einen Spieler, der gewonnen hatte, ausrufen:

      „Na, warum geht’s denn nu?“

      „Pst! Nichts verderben!“ mahnte der hagere Herr, dem Andreas Dank zuschulden meinte, weil er die Fünf zuerst genannt hatte.

      Man hörte nur das Geld klappern, in dem Herr Stiebitz herumrührte. Dieser wandte sich an den zunächst stehenden Spieler.

      „Ich passe!“ rief man ihm entgegen, scharf und kurz nacheinander, wie ein Schnellgewehrfeuer. Als Stiebitz bei Andreas angelangt war, fühlte dieser alle Blicke auf sich gerichtet.

      „Die Leute sind abergläubisch,“ sagte Andreas sich, während er ruhig Stiebitz anblickte.

      „Das Rad kann stehen bleiben, wo es will. Welchen Zweck hat es, eine Nummer besonders auszuwählen. Mit Fünf habe ich Glück gehabt.“

      „Fünf!“ sagte er und schob Stiebitz die zweihundertundachtzig Mark zu, die vor ihm lagen.

      Eine kurze zögernde Bewegung ging durch die Versammlung, dann rief alles durcheinander:

      „Fünf!“

      Als Stiebitz alle Einsätze eingesammelt hatte, verlangte Türkheimer ruhig lächelnd:

      „Sieben!“

      „Fünf!“ sagte gleich darauf noch ein herzutretender Herr mit schönem schwarzen Vollbart. Andreas erkannte den Zionisten Liebling.

      Wieder der kreisende Ring, aus dem langsam die Pferdchen auftauchten. Als das Rad stand, neigten sich abermals alle gierig über das Geländer.

      „Fünf gewinnt!“

      Diesmal war es unbestritten, alle außer Türkheimer gewannen. Stiebitz zahlte aus. Er legte vor Andreas einen Tausendmarkschein, einen Fünfhundertmarkschein, vier Hundertmarkscheine und drei Zwanzigmarkstücke hin. Andreas kam es vor, als ob das blasse Fett in Stiebitz’ Gesicht mit den weißen Haaren darauf, sichtlich zitterte.

      Türkheimer trat auf den jungen Mann zu und reichte ihm eine Hand, während er sich mit der anderen wohlgefällig über die gefärbten rötlichen Koteletten strich.

      „Ist mir ein wahres Vergnügen, mein Geld an Sie zu verlieren,“ sagte er. „Ich halte schon den ganzen Abend die Sieben, mal muss sie doch herauskommen.“

      Andreas konnte ihm nur kurz danken. Er blickte verstohlen und mit heimlicher Besorgnis von Stiebitz auf sein gewonnenes Geld, das er zählte: neunzehnhundertundsechzig Mark, und dann wieder auf Stiebitz, der diesmal gleich an ihn herantrat.

      Was sollte er ihm sagen? Zum dritten Mal gewinnt man nicht, dachte er, während der Besitz von so viel Geld und die Angst es zu verlieren, ihm Herzklopfen verursachte. Er hielt den Atem an und erhob die Hand zu einer möglichst kühlen, langsamen Bewegung, um Stiebitz abermals die ganze Summe zuzuschieben. Aber in der Sekunde, während seine Hand sich dem Geländer näherte, arbeitete sein Gehirn mit unerhörter Schnelligkeit.

      Musste es denn sein? Offenbar war es wenig vornehm, den Gewinn sogleich in die Tasche zu schieben und davonzugehen. Es konnte ihn hier unmöglich machen oder doch sein Ansehen vernichten Alle würden darauf aufmerksam werden. Es musste also wohl sein.

      Aber das Ganze? Unsinn! Plötzlich kam eine große Nüchternheit


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