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Die kleine Stadt. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die kleine Stadt - Heinrich Mann


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hob den leich­ten Kof­fer auf sei­ne Schul­tern, wie auf einen Turm, und ging vor der klei­nen zer­zaus­ten und schnel­len Per­son her über den Platz, von dem das Volk ab­lief.

      »Frei­lich bla­se ich das Te­nor­horn«, sag­te er. »Doch wer­de ich, um dem Fräu­lein nicht läs­tig zu fal­len, da­mit auf die Akro­po­lis stei­gen.«

      »Ihr spielt hier wohl je­der ein In­stru­ment! Und der Mae­stro übt euch?«

      »Oh! mich braucht er nicht zu üben. Denn ich selbst bin Chef ei­ner klei­nen Ban­de und spie­le des Sonn­tags in den Dör­fern. Man lebt, wie man kann. Wäre nur nicht die schlech­te Kon­kur­renz! Denn das Fräu­lein hat wohl ge­hört, was der Bar­bier No­nog­gi über mich sag­te. Denn er ist mein Feind. Denn auch er hat solch eine klei­ne Ban­de …«

      »Aber der Mae­stro, wie ists mit ihm?«

      »Der Mae­stro, das ist et­was an­de­res. Er hat auf dem Kon­ser­va­to­ri­um stu­diert.«

      »Ah, er hat stu­diert.«

      »Er ist ein sehr großer Mu­si­ker und ein gu­ter Mann.«

      »Vi­el­leicht ist er ein sehr großer Mu­si­ker, – aber ein gu­ter Mann? Er hat mir nicht ge­fal­len. Er sieht aus wie ei­ner, der kei­nem an­de­ren et­was gönnt. Ich wür­de ihm nicht zu sehr trau­en.«

      Über­rascht wand­te sich der Schnei­der um und späh­te von sei­ner Höhe nach dem Ge­sicht, das sol­che un­ge­ahn­te Din­ge sprach. Sie nick­te ihm so fest und streng in die Au­gen, dass ihm ein Schau­er über den Na­cken lief.

      »Wenn das Fräu­lein meint«, sag­te er ge­hor­sam. »Man kennt die Men­schen nie­mals ganz. Einst, beim Mi­li­tär, hat­te ich einen Freund …«

      *

      Sie be­tra­ten die Gas­se der Hüh­ner­lu­cia. Der Platz blieb fast leer zu­rück. Eine letz­te schwat­zen­de Grup­pe wur­de von Frau­en zer­teilt: »Kommt es­sen!« und rings­um in die Dun­kel­heit ge­trie­ben. Ein Al­ter trip­pel­te nach dem Rat­haus, zün­de­te zwei Öl­lam­pen an und mach­te sich quer über den Platz an die drit­te beim Palaz­zo Tor­ro­ni. Zur vier­ten am Dom ge­lang­te er nicht: der Te­nor Nel­lo Gen­na­ri war plötz­lich da und er­schreck­te den Al­ten.

      »Hört! kennt Ihr nicht alle Leu­te hier? Ihr müsst mir sa­gen, wer jene schwarz ge­klei­de­te Frau war. Sie ging, wie es Ave läu­te­te, in den Dom.«

      Da der Alte nur grins­te:

      »Wollt Ihr Geld? Ach, es ist um­sonst. Mir ge­schieht et­was Un­be­greif­li­ches. Sie ging hin­ein, sie al­lein, vor al­lem Volk, und nie­mand hat sie ge­se­hen. Gute Nacht, Al­ter, die gan­ze Welt ist stumm.«

      Mit ei­ner wei­ten Ges­te enteil­te er, hob die Ma­trat­ze von der Dom­tür, glitt hin­ein.

      »Wenn sie noch da wäre? Vi­el­leicht er­war­tet sie mich! Vi­el­leicht aber war sie ein Ge­sicht und nur ich hat­te es?«

      Die schat­ti­gen Räu­me mit dem Blick durch­ir­rend:

      »O Alba! Sü­ßes Mor­gen­licht, gehe mir auf! Ich lie­be dich. Wenn ich dich fin­de, will ich in dir ver­bren­nen. Soll ich nie­mals lie­ben? Ich has­se die Wei­ber, die ich ge­habt habe. Ich bin zwan­zig Jah­re, und ich will dich lie­ben, o Alba, im­mer, im­mer.«

      Er schwank­te, im Rausch sei­nes Her­zens. Als er dann hin­austrat, ging beim Glock­en­turm, wo es am dun­kels­ten war, ir­gen­det­was hin und her, lang­sam im­mer hin und her. Der Te­nor mach­te sich rasch her­zu.

      »Heda, gu­ter Mann, sagt doch …«

      »Wie?« frag­te der Kauf­mann Man­ca­fe­de und blieb ste­hen.

      »Ver­zei­hen Sie, Herr …«

      Der jun­ge Mann er­wach­te ver­wirrt. Seit ei­ner Stun­de leb­te er in ei­ner Welt von Aben­teu­ern, de­nen al­les Volk bei­wohn­te und die doch nur ihm gal­ten. Die­se Stadt und das Wun­der in ihr hat­ten ihn er­war­tet. Er flog von ei­nem zum an­de­ren als ein­zi­ger Füh­len­der zwi­schen ver­zau­ber­ten Stei­nen und frag­te nach der wun­der­ba­ren Frau.

      »… ich woll­te nur …«, stam­mel­te er. »Mein Herr, ich bin fremd hier.«

      »Man weiß«, sag­te der Kauf­mann. »Der Herr ist ei­ner der Ko­mö­di­an­ten.«

      »Sie wer­den auch be­grei­fen, mein Herr, dass man in mei­nem Al­ter nicht im­mer … dass man … Oh, mein Herr, sie ging in den Dom.«

      »Ah! in den Dom ging sie.«

      »Sie ken­nen sie?«

      »Das sage ich nicht. Aber um Ih­nen ge­fäl­lig zu sein, will ich mich bei mei­ner Toch­ter er­kun­di­gen.«

      »Sie wol­len … Oh!«

      Der Kauf­mann ging ins Haus. Der jun­ge Mann frag­te nicht, wer die­se Toch­ter sei, die das Er­leb­nis sei­nes Her­zens kann­te. Er ließ ge­sche­hen, dass die Schlei­er der Ver­zau­be­rung wie­der her­auf­stie­gen. Mit bei­den Hän­den um­fass­te er sei­ne Schlä­fen, tat zwei stür­zen­de Schrit­te und schüt­tel­te sich ganz.

      »O Alba! Sü­ßes Mor­gen­licht!«

      Der Kauf­mann kehr­te zu­rück.

      »Mei­ne Toch­ter weiß wohl, wen Sie mei­nen; aber sie sagt es Ih­nen nicht.«

      »Wa­rum nicht?«

      »Mei­ne Toch­ter wird auch das wis­sen.«

      »Aber die Frau hat mich an­ge­se­hen! Sie wand­te sich um, noch in der Dom­tür, und sah mich an, mich al­lein.«

      »Sie hat Sie also an­ge­se­hen.«

      Der jun­ge Mann stampf­te auf.

      »Wen geht das al­les an, als nur mich! Was will Ihre Toch­ter! Aber sie weiß gar nichts, Ihre Toch­ter!«

      »Oho!«

      Der Kauf­mann ver­lor sei­ne Tro­cken­heit.

      »Wenn mei­ne Toch­ter nichts weiß, dann ha­ben Sie ge­träumt, jun­ger Mann, und es ist nichts ge­sche­hen. Was ge­sche­hen ist, das weiß sie auch.«

      »Wa­rum sagt sies also nicht?«

      »Soll sie je­ner Un­glück­li­chen einen Men­schen schi­cken, der sie ver­führt? Mei­ne Toch­ter ist nicht sehr ein­ge­nom­men für der­glei­chen. Aber wis­sen: oh, sie weiß al­les.«

      »Mein Herr« – und Nel­los Stim­me schmei­chel­te. »Hier habe ich einen schö­nen Ring. Sie sind Kauf­mann. Sie wer­den den Wert die­ses Ru­bins zu be­stim­men ver­ste­hen. Wis­sen Sie, zu wel­chem Prei­se ich ihn Ih­nen gebe? Für den Na­men, mein Herr, für den Na­men!«

      »Las­sen Sie doch se­hen!«

      Man­ca­fe­de zog den jun­gen Mann am Ring­fin­ger bis un­ter die Lam­pe vor dem Dom. Plötz­lich sah er auf, mit schwar­zen Run­zeln über die Horn­rän­der sei­nes Klem­mers hin­weg.

      »Von wem ha­ben denn Sie einen sol­chen Ring, jun­ger Mann?«

      Nel­lo er­rö­te­te tief, zog den Fin­ger zu­rück und mach­te sich mit ei­nem Ge­mur­mel da­von.

      »Ich bin ih­rer un­wür­dig! Noch tra­ge ich den Ring von der Frau des Ju­we­liers!«

      Und er such­te Dun­kel auf.

      Aber es blieb nicht dun­kel. Aus dem Cor­so, über den Platz und zum Tor stürm­te ein Hau­fen Jun­gen mit Ker­zen in Pa­pier­tü­ten. Alle schri­en:


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