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Die großen Eroberer. Helmut NeuholdЧитать онлайн книгу.

Die großen Eroberer - Helmut Neuhold


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hatte der Sitte gemäß mehrere Frauen, die ihm nachweisbar mindestens drei Söhne und drei Töchter geboren haben.

      Der Pharao starb wahrscheinlich am letzten Tag des 7. Monats seines 53. Regierungsjahres, des 32. Jahres seiner Alleinherrschaft. Bei seinem Tod reichten die Grenzen des ägyptischen Reiches im Norden bis an den Euphrat und im Süden bis zum 4. Nil-Katarakt. Sein Sohn trat als Amenophis II. die Nachfolge an. Wie sein Vater führte auch er Kriegszüge durch, ohne jedoch an dessen große Erfolge anknüpfen zu können.

      Das Grab von Thutmosis III. befand sich in einer Schlucht im Tal der Könige. Es wurde, wie die meisten Pharaonen-Gräber, einige Generationen später geplündert und erst 1898 wiederentdeckt. Die ziemlich beschädigte Mumie des Pharao, die aus dem Grab entfernt worden war, wurde schon 1881 an einem anderen Ort gefunden und später – recht oberflächlich – untersucht. Deshalb nahm man lange Zeit an, dass der bedeutende Pharao nur 1,62 Meter groß gewesen sei, wodurch er gut in die Reihe der vielen anderen kleinen und dennoch großen Männer der Geschichte gepasst hätte. Doch ergaben spätere Untersuchungen, dass man bei einer Neubestattung während der 20. Dynastie seine Füße abgebrochen hatte und dieser „Napoleon Ägyptens“ wohl von etwas größerer Statur war.

      Heute gilt Thutmosis III. als der erste große Feldherr des Orients und eine überragende Herrschergestalt, mit der sich in der ägyptischen Geschichte nur die bekannteren Persönlichkeiten eines Ramses II. und eines Amenhotep III. wirklich messen können. In seiner militärischen Begabung übertraf er diese beiden sicher. Unter Thutmosis III. wurde Ägypten eine beherrschende Großmacht und die Fürsten der umliegenden und auch ferneren Territorien brachten ihm ihren Tribut dar. Man erinnerte sich lange an den großen Pharao. Bei den Bewohnern von Nahrina zum Beispiel war Thutmosis über Generationen so geachtet und gefürchtet, dass man bei seinem Namen schwor. Noch in späteren Jahrhunderten schrieb man „Thutmosis“ als Zauberwort auf Amulette.

      SARGON II. VON ASSYRIEN

      (König 721 v. Chr.–705 v. Chr.)

      Auf seinem letzten Kriegszug wurde Sargon II. im Kampf getötet und sein Leichnam fiel in die Hand seiner Feinde, was große Bestürzung bei seinen Untertanen auslöste. Doch kann dieses Schicksal kaum verwundern, wenn man bedenkt, dass er fast in seiner gesamten Regierungszeit Eroberungskriege geführt hat – sein gewaltsames Ende war also eine Art „Berufsrisiko“.

      Eigentlich hieß dieser assyrische Großkönig Sharruunkin, was man mit „der König schafft Gerechtigkeit“ oder nach anderen Angaben mit „der König ist legitim“ übersetzen könnte, es hat sich aber die Namensform Sargon eingebürgert. Er war der Sohn von König Tiglatpilesar III. und einer Nebenfrau, vielleicht auch einer Sklavin. Das Jahr seiner Geburt ist nicht bekannt und auch über die Kindheit und Jugend dieses Herrschers ist so gut wie nichts überliefert.

      Zu einer historisch fassbaren Figur wurde Sargon II. erst, als er im Winter 722 v. Chr. den Thron bestieg. Dies dürfte nicht auf regulärem Wege erfolgt sein, denn er ließ in einer Apologie den Tod seines Vorgängers Salmanassar V. – der höchstwahrscheinlich sein Halbbruder war – als göttliche Rache für dessen Untaten darstellen, was auf einen blutigen Machtwechsel hindeutet. Bekannt ist, dass Sargon besonders von der Bevölkerung der Stadt Assur unterstützt wurde, die durch seinen Vorgänger einen massiven Verlust an Privilegien hatte hinnehmen müssen. Sargon begann seine Herrschaft damit, dass er über 6.000 Assyrer, die er als Verbrecher bezeichnete, deportieren ließ. Vielleicht handelte es sich dabei um die Anhängerschaft Salmanassars. Es gibt auch die Mutmaßung, dass Sargon II. ein dynastiefremder Usurpator gewesen sei, der seine Abstammung von Tiglatpilesar III. nur vorgetäuscht habe. Sargon selbst berief sich auf den Willen der Götter, die ihn zum Sturz seines Vorgängers und zur Herrschaft bestimmt hätten.

      Der neue König tat einiges, um das Los seines Volkes zu verbessern. Er schaffte die Fronarbeit ab, die sein Vorgänger eingeführt hatte, baute zerstörte Siedlungen wieder auf und sorgte dafür, dass Gewerbe, Handel, Ackerbau und Viehzucht florierten. Dafür wurden auch Deportierte eingesetzt, was in Assyrien nichts Ungewöhnliches war – immer wieder kam es zu Deportationen großer Menschengruppen auf assyrischem Territorium, die für eine regelmäßige Durchmischung der Bevölkerung sorgten. Tiglatpilesar war es im Laufe seiner Herrschaft gelungen, das Land und seine Grenzen zu stabilisieren. Die meisten Gegner waren mittlere und kleinere Staaten gewesen, die leicht unterworfen und deren Gebiet annektiert werden konnte, manche erhielten aber auch den Status von Klientelstaaten. Durch die Besetzung Babyloniens war das Reich der Assyrer zum Großreich aufgestiegen, das sich von Nordsyrien bis zum Zagros-Gebirge erstreckte.

      Sargon II. war mit ziemlicher Sicherheit derjenige assyrische Herrscher, der die meisten Kriege geführt hat. Schon bald nach seinem Machtantritt wandte er sich der Kriegsführung zu. Bereits im Jahre 720 v. Chr. schlug er einen Aufstand in Syrien nieder und kämpfte in Allianz mit den Babyloniern und Elamitern gegen die Ägypter, die er bei Raphia schlug – wobei es höchstwahrscheinlich nicht er selbst gewesen ist, der in der Hauptschlacht den Sieg errang, auch wenn er dies in seinen Aufzeichnungen behauptet.

      717 v. Chr. unterwarf Sargon die Stadt Karkemisch, ein Jahr später ließ er einen militärischen Stützpunkt an der Grenze zu Ägypten errichten. Denn von hier drohte immer eine gewisse Gefahr und es gab immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen.

      Eine der frühen kriegerischen Unternehmungen Sargons war sein Feldzug gegen das Reich von Urartu, das auf dem Gebiet des heutigen Armenien lag. Die Assyrer hatten dieses Nachbarreich schon lange als Bedrohung empfunden. Sargon beauftragte nun seinen Geheimdienst unter der Leitung seines Sohnes Sanherib, möglichst viel über die Verhältnisse in Urartu in Erfahrung zu bringen. Einige der Berichte seines Sohnes sind erhalten. Die assyrischen Könige unterhielten schon seit langer Zeit derartige Geheimdienste, ihre Spione wurden auch gegen andere Nachbarstaaten eingesetzt.

      Als sich Sargon schließlich auf den Feldzug gegen Urartu begab, tat er das mit einem großen Heer, wobei seine Kriegsroute nicht genau bekannt ist. Die Unternehmung verlief erfolgreich, auch wenn die Assyrer die Hauptstadt Urartus, Tuschpa, nicht einnehmen konnten. In bildreicher Sprache berichtete Sargon über seinen Sieg: „Ein furchtbares Gemetzel richtete ich in seinem [des urartäischen Königs] Heere an, die Leichen seiner Krieger zerstreute ich wie Malz, die Niederungen des Gebirges füllte ich mit ihnen an. Ihr Blut ließ ich wie einen Strom die Spalten und Terrassen herabfließen, Niederungen, offenes Land und Hänge färbten ich rot wie Anemonen. Seine Krieger, das Elitekorps seiner Truppen, die Bogenschützen und Lanzenträger schlachtete ich wie die Schafe zu seinen Füßen dahin und schnitt ihre Köpfe ab.“ Der Sieg Sargons ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass der Krieg größtenteils im Gebirge geführt wurde.

      Auf dem Rückweg überfiel der Kriegerkönig mit 1.000 Elitekämpfern Musasir, das im Grenzgebiet zwischen Assyrien und Urartu lag. Er erbeutete enorme Schätze, da die Herrscher von Musasir große Reichtümer angehäuft hatten, und ließ die gesamte Bevölkerung verschleppen.

      Babylon, das bereits unter der Kontrolle der Assyrer gestanden hatte, hatte während der Wirren um den Machtwechsel von Salmanassar V. zu Sargon II. die Unabhängigkeit erringen können und beharrte nun auf seiner Autonomie. Sargon gestand den Babyloniern zunächst in einem Friedensvertrag diese Unabhängigkeit zu, da er sich als noch nicht stark genug für einen erfolgreichen Waffengang mit ihnen fühlte. Doch er verlor den Plan einer erneuten Unterwerfung der Babylonier nie aus den Augen. Als ihm im Jahre 710 v. Chr. die Gelegenheit günstig erschien, ging Sargon in die Offensive und unterwarf das Babylonische Reich in mehreren Feldzügen. Babylon wurde schließlich besetzt und der babylonische König floh in das Reich Elam. Erst nach dem Tod Sargons wagte er es, den Versuch einer Rückeroberung zu unternehmen.

      Historisch ungeklärt ist weiterhin, ob es Sargon oder sein Vorgänger Salmanassar V. gewesen ist, der das israelitische Königreich Samaria eroberte. Die Bibel setzt sich zwar sehr intensiv mit den Assyrern als Feind auseinander, dabei bleibt aber unklar, ob es sich bei dem erwähnten assyrischen König um Sargon oder seinen Vorgänger handelt. Höchstwahrscheinlich hat Salmanassar das Königreich Samaria zunächst nur seiner Herrschaft unterworfen und zu Tributzahlungen verpflichtet, während Sargon nach dessen Tod das Gebiet vollends eroberte


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