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Die großen Eroberer. Helmut NeuholdЧитать онлайн книгу.

Die großen Eroberer - Helmut Neuhold


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der Makedone eine Massenhochzeit seiner Soldaten mit persischen Frauen an. Damit wollte er die Verschmelzung von Persern und Makedonen bzw. Griechen weiter vorantreiben; er selbst heiratete zwei weitere Frauen. Erneut gab es Unruhen und Widerstand unter Alexanders Soldaten.

      Der Tod seines geliebten Freundes Hephaistion setzte Alexander stark zu; er sollte sich von dem Verlust des Menschen, der ihm wohl am meisten bedeutet hatte, niemals ganz erholen. In seinem letzten Lebensjahr plante der König weitere Feldzüge, unter anderem im Westen des Mittelmeerraumes. Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn Alexander, der durch seine Verwundung und seine Trunksucht nicht in bester körperlicher und geistiger Verfassung war, starb am 10. Juni 323 v. Chr. an einer fiebrigen Erkrankung in Babylon. Über die Art dieser Krankheit wurde später viel spekuliert, manche meinten, der große Eroberer sei vergiftet worden. Der Ort seines Grabes sollte später in Vergessenheit geraten.

      Da der große Eroberer keine Regelung für seine Nachfolge getroffen hatte, zerfiel sein Riesenreich sehr bald in die so genannten Diadochenreiche. Die meisten von Alexanders noch lebenden Gefährten fielen den Kämpfen zum Opfer, die sie gegeneinander führten. Viele wurden ermordet oder ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld.

      Der makedonische König hat angeblich während seiner Eroberungszüge 70 Städte gegründet, wovon einige heute noch bedeutend sind. Viele spätere Kaiser, Könige und Feldherren versuchten, es dem großen Alexander als Eroberer gleichzutun, was jedoch keinem in diesem Umfang gelang.

      QIN SHIHUANGDI

      (259 v. Chr.–210 v. Chr.)

      In der chinesischen Provinz Shaanxi befindet sich das gewaltige Grabmal Kaiser Qin Shihuangdis, der sich noch im Tode von einer riesigen Armee bewachen ließ, die mit ihm begraben wurde. Die Soldaten der Terrakotta-Armee gehören heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und beeindrucken durch ihre lebensnahe Machart und Individualität. Man kann sich ihrem Zauber kaum entziehen. So also sahen die Krieger des Begründers des chinesischen Kaiserreiches aus.

      Die Eroberungen dieses chinesischen Herrschers können es im Umfang fast mit jenen Alexanders des Großen aufnehmen, allerdings mit dem Unterschied, dass das neu entstandene Chinesische Reich Bestand hatte.

      Qin Shihuangdi, dessen eigentlicher Name Ying Zheng lautete, wurde im Jahre 259 v. Chr. als Sohn des Prinzen Zhuangxian und einer Konkubine geboren. Sein Geburtsort war die Stadt Handan in der heutigen Provinz Hebei, die damals die Hauptstadt des chinesischen Teilreiches Zhao war, wo sich der Prinz als Sohn des Herrschers des Fürstentums Qin aufhalten musste: Der Austausch von hochrangigen Geiseln zur Sicherung des Friedens war in jener Zeit die Regel.

      Wenig später kehrte Zhuangxiang mit der Konkubine und seinem Sohn Qin zurück. Der intrigante Ratgeber des Prinzen, Lü Buwei, hatte es mit Hilfe geschickter Winkelzüge erreicht, dass Zhuangxiang die Nachfolge des Fürsten von Qin antreten konnte, obwohl er nach der Erbfolge darauf kaum ein Anrecht hatte.

      Der neue Herrscher ernannte Lü Buwei zu seinem Kanzler, wobei dieser anscheinend die Zügel fest in der Hand hatte. Zhuangxiang starb schon nach drei Jahren Regierungszeit und nun war es erneut die Aufgabe Lü Buweis, den erst 13 Jahre alten Ying Zheng als neuen Herrscher durchzusetzen. Bis zur Volljährigkeit des jungen Fürsten führte Lü Buwei die Regierung. Im Jahre 238 v. Chr. übernahm dann Ying Zheng selbst die Staatsgeschäfte, wobei er seinen alten Kanzler vorerst beibehielt.

      Der junge Herrscher entpuppte sich als sehr energische Persönlichkeit, die kaum Widerspruch duldete. Nach der Aufdeckung einer Verschwörung gegen seine Person ließ Ying Zheng zwei seiner Halbbrüder und eine größere Anzahl weiterer Personen hinrichten. Wenig später wurde Lü Buwei wegen dieser Verschwörung entlassen und beging daraufhin Selbstmord. Allerdings gewann auch der neue Kanzler Li Si großen Einfluss auf die Politik des Fürsten. Li Si gilt heute als einer der großen Staatsmänner Chinas und man hat viele Entscheidungen des späteren Kaisers auf den Rat und die Ideen seines Kanzlers zurückgeführt. Neben Li Si gab es viele weitere fähige Köpfe am Hof Ying Zhengs, der es offenbar verstanden hatte, die richtigen Leute um sich zu scharen. Zumindest einer dieser Berater machte sich jedoch keine Illusionen über den Charakter seines Herrschers: „Gibt es Probleme, so setzt er sich gerne gegenüber anderen herab, hat er Erfolg, wird er rasch zum Menschenfresser. Ich bin nur ein einfacher Mann, dennoch behandelt er mich wie einen Vorgesetzten. Sollte es ihm gelingen, die Welt zu erobern, werden wir alle seine Gefangenen sein.“ Immerhin aber hatte der Herrscher manches Mal die Größe, einen Entschluss zurückzunehmen, wenn er erkannte, dass dieser falsch war.

      Der Staat Qin war zu dieser Zeit eines der so genannten „Sieben streitenden Reiche“, in die China zerfallen war. Es waren dies außer Qin noch Han, Zhao, Wei, Chu, Yan und Qi. Diese sieben Staaten kämpften bereits seit dem Jahre 475 v. Chr. um die Vorherrschaft. Kurz nach der Beseitigung der Verschwörer begann Ying Zheng einen Krieg gegen das benachbarte Reich Han, das er 230 v. Chr. unterwerfen konnte. Beflügelt von diesem Erfolg gelang es dem Herrscher Qins im Jahre 228 v. Chr. ein weiteres Teilreich unter seine Kontrolle zu bringen, Zhao. Ying Zheng soll über ein den Truppen der anderen Staaten weit überlegenes Heer von 600.000 Soldaten verfügt haben, wobei die Zahlenangaben in den alten chinesischen Texten wohl oft als übertrieben zu betrachten und mit Vorsicht zu behandeln sind. Die Ausrüstung und Ausbildung dieser Armee war sicherlich die beste ihrer Zeit und der ihrer Gegner weit voraus. Ein Besuch des großen Militärmuseums in Bejing setzt uns heute noch in Erstaunen, auf welch hohem Niveau der Kriegstechnik sich die Armeen des damaligen China und ganz besonders jene des großen Eroberers befanden.

      Wie sehr das gewaltige Heer des Kriegerfürsten seine Gegner in Angst und Schrecken versetzte, zeigt der Bericht eines alten chinesischen Historikers: „Doch am Pass trafen sie auf die Qin-Armee, die unbeeindruckt gegen sie vorrückte. Ohne Widerstand zu leisten, begannen die Angreifer zu fliehen, und Qin errang einen entscheidenden Sieg und sie verfolgten und vernichteten ihre Feinde, bis ihre Schilde auf einem Fluss von Blut dahintrieben.“

      Ying Zheng setzte seine Eroberungszüge zügig fort und besetzte 225 v. Chr. den Staat Wei, 223 v. Chr. Chu und 222 v. Chr. Yan. Trotz aller verzweifelten Versuche dieser Länder, sich gegenseitig zu unterstützen, behielt der erfolgreiche Eroberer immer die Oberhand. Er verfügte einfach über die größere und besser funktionierende Armee und war selbst mit hoher militärischer Begabung gesegnet.

      Der Herrscher des letzten verbliebenen Teilreiches Qi entsandte nun einen Attentäter, um Ying Zheng aus dem Weg zu räumen. Dieser konnte sich unter einem Vorwand in den Audienzsaal des Kriegerfürsten begeben und warf ein Messer nach ihm, das jedoch sein Opfer verfehlte. Da der Fürst an seinem Hof als Einziger Waffen tragen durfte, tötete er den Attentäter persönlich.

      Als er schließlich auch das letzte Teilreich erobert hatte, war Ying Zheng die Verwirklichung eines viele Jahrhunderte gehegten Traums gelungen: Ganz China unterstand wieder einem einzigen Herrscher. Aus dem Fürsten Ying Zheng wurde nun Qin Shihungdi, der „Erste erhabene Gottkaiser von Qin“, wovon sich der bis heute gebräuchliche Name für das neue Reich ableitete – China.

      Der Herrscher dieses neuen Gesamtreiches war mehr gefürchtet als geliebt. Alle zitterten vor seiner exemplarischen Härte. So ließ er von hunderttausenden versklavten Arbeitern ein monumentales Grabmal für sich errichten, das durchaus mit den größten Pyramiden ägyptischer Pharaonen mithalten konnte. Dabei kamen tausende Arbeiter um, was den Kaiser aber wenig zu kümmern schien. Sein größtes Projekt war jedoch der Bau der Chinesischen Mauer, die wir heute noch bestaunen können, auch wenn sie nicht vom Mond aus sichtbar ist, wie fälschlich behauptet wurde.

      Sehr groß soll die Zahl jener Menschen gewesen sein, die beim Bau der Mauer ums Leben kamen. Da es zu wenige freiwillige Arbeiter gab, wurden viele Männer zwangsweise dazu rekrutiert, was das soziale Gefüge im Reich schwer erschütterte. Wenn man heute die großartige Chinesische Mauer betrachtet, die viele Jahrhunderte lang weiter ausgebaut wurde, so denkt man kaum an die vielen Opfer, die ihre Errichtung forderte.

      Eine weitere Aktion Shi Huangdis mutet fast noch verheerender an. Ließ er doch im Jahre 213 v. Chr. groß angelegte Bücherverbrennungen durchführen, die einen Gutteil des bis dahin erworbenen philosophischen und historischen Wissens des chinesischen


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