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Blutblume. Louise Boije af GennäsЧитать онлайн книгу.

Blutblume - Louise Boije af Gennäs


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      Große, gelbe Flammen züngelten vor dem Fenster. Ich öffnete langsam die Augen und bemerkte den warmgelben Schein an der Decke über mir, dazu das Knistern vor dem Haus.

      Es brannte.

      Das ganze Haus schien zu brennen, bloß ich hatte aus irgendeinem Grund Grütze im Kopf und konnte meinen Körper nicht dazu bringen, mir zu gehorchen. Die Hitze vor dem Fenster war so stark, dass ich zu schwitzen anfing; es strömte mir nur so aus den Poren. Ich schaffte es, aufzustehen und ans Fenster zu taumeln, wo ich begriff, dass das Haus und mein Zimmer in Flammen standen. Alles um mich herum flackerte gelbrot.

       Werde ich jetzt sterben? Werde ich verbrennen wie Papa?

      Mein Herz schlug weiter langsam und regelmäßig; es schien unmöglich, mich zu beunruhigen.

      Ich sollte in den Flur laufen, den Feueralarm auslösen. Ich sollte die anderen warnen und die Feuerwehr verständigen. Ich sollte die 112 wählen. Aber ich tat nichts davon.

      Ich kroch zurück ins Bett und beobachtete das Spiel der Flammen vorm Fenster. Dann schloss ich die Augen und verschwand wieder in der Dunkelheit.

       Papa, werde ich dich wiedersehen?

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      Als ich am nächsten Morgen erwachte, wurde mir bewusst, dass ich einen schrecklichen Albtraum gehabt haben musste. Mein Zimmer sah aus wie immer, die Fensterscheiben waren sauber. Es roch nicht mal nach Rauch.

      Vor meinem Fenster hatte es nicht gebrannt.

      Das war alles nur ein Traum gewesen.

      Aber warum hatte ich darin so sonderbar reagiert?

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      Am Nachmittag stand ich hinter dem Tresen des Cafés und nahm gerade das Geld für einen Salat entgegen, als das Türglöckchen klingelte und Fabian hereinkam. Ich sah ihn aus den Augenwinkeln und zuckte innerlich zusammen. Er hatte den gleichen Kleidungsstil wie mein Vater – dünne Jacke über schlecht sitzendem Pulli und schlecht sitzender Hose –, und genau wie mein Vater war er groß und schlank. Zu allem Überfluss hatten sie auch noch heimlich dieselbe Zigarettenmarke geraucht, französische Gauloises, die so stark waren, dass sie »bei Verstopfung halfen«. Plötzlich hatte ich Papas Stimme im Ohr und sah seine funkelnden Augen vor mir. Meine Hand zitterte, als ich dem Kunden den Bon reichte.

      Da stand Fabian bereits vor der Theke.

      »Hallo, Sara«, sagte er ungewohnt sanft. »Deine Mutter meinte, dass ich dich hier finden könnte. Hast du kurz Zeit zum Reden? Sonst komme ich später wieder, ich muss noch was drüben am Platz erledigen.«

      Ich warf einen Blick auf die Uhr.

      »Ich habe in einer halben Stunde Pause«, sagte ich. »Dann können wir uns zwanzig Minuten zusammensetzen, wenn du magst.«

      »Gern«, sagte Fabian.

      Ich schaute ihm nach, während er sich entfernte, und natürlich rührte es mich, dass er den Weg vom Außenministerium bis zu mir nach Sundbyberg auf sich genommen hatte, um mir im Café einen Besuch abzustatten. Ihm lag etwas an meiner Familie, und ich glaubte insgeheim, dass er schon immer ein bisschen in meine Mutter verliebt war. Fabian selbst war unverheiratet und kinderlos, außerdem war er Papas bester Freund, seit sie beide so um die zwanzig waren und zusammen studiert hatten. Später hatten sie beide für die Sida gearbeitet und waren viel zusammen gereist. Danach hatten sich ihre Wege getrennt. Fabian fing beim Außenministerium an, und Papa wurde Berater für unterschiedliche Behörden. Beide hatten immer gesagt, sie wären Brüder im Geiste, auch wenn sie sich durchaus heftig streiten konnten. Das war es wohl auch, was mich so extrem nachdenklich gemacht hatte in den letzten sechs Monaten vor dem Tod meines Vaters.

      Genau in dem Moment, in dem Gullbritt aus der Küche kam, um mir zu sagen, ich könne in die Pause gehen, tauchte Fabian wieder auf. Ich stellte sie einander vor, und Gullbritt – die mir gleich am ersten Tag eingebläut hatte, dass es den Angestellten verboten war, auch nur so etwas Winziges wie einen Keks zu essen, ohne ihn zu bezahlen – schenkte sofort jedem von uns eine Tasse Kaffee ein, aufs Haus.

      »Wie schön, einen von Saras Freunden kennenzulernen«, sagte Gullbritt, während sie uns die Tassen zuschob, und ich hätte schwören können, dass sie dabei eifrig mit den Wimpern schlug. »Oder sind Sie vielleicht verwandt?«

      Fabian lachte.

      »Wenn Sie damit meinen, dass ich alt genug aussehe, um ihr Vater zu sein, dann haben Sie wohl recht«, sagte er. »Ich war sehr gut mit Saras Vater befreundet.«

      »Das hätte ich ja niemals gedacht«, sagte Gullbritt.

      Unfassbar, aber wahr: Gullbritt flirtete mit Fabian. Das schien ihn ein bisschen zu beflügeln, als er mit dem Kaffee in der Hand vor mir durch das Café ging.

      Wir ließen uns in einer Ecke unter einer Palme nieder.

      »Wie geht es dir?«, fragte Fabian. »Wie gefällt dir dein neues Zuhause?«

      Ich schüttelte den Kopf.

      »Ein Irrenhaus«, sagte ich. »Ich bekomme dort regelrecht Albträume.«

      »Albträume?«, fragte Fabian zurück und runzelte die Stirn, aber mit einem Lächeln. »Was ist denn so schlimm?«

      »Das würdest du mir eh nicht glauben«, sagte ich.

      Fabian lachte. Dann schaute er sich um, während er an seinem Kaffee nippte.

      »Hier ist es jedenfalls nett«, sagte er. »Fühlst du dich wohl?«

      Ich musste lächeln, ich konnte nicht anders.

      »Tja, du hast eine Gullbritt kennengelernt, die bester Laune war«, sagte ich. »Ihre hysterischen Anfälle, wenn die Kasse nicht ganz stimmt, sehen etwas anders aus. Und Eva, ihre Kollegin …«

      Ich lachte und schüttelte den Kopf.

      »Sie ist das, was Papa und du immer ›eine Klemmrassistin‹ genannt haben. Verkappt, aber ganz schön extrem. Sie fährt morgens nach Rinkeby, um dort billige Lebensmittel zu kaufen, und dann erzählt sie uns von all den ›faulen, dummen, schmutzigen‹ …«

      Fabian hob die Hand.

      »Danke, schon verstanden«, sagte er. »Aber damit, ihnen ihre billigen Waren abzukaufen, hat sie kein Problem?«

      »Nicht das geringste«, antwortete ich.

      »Heuchlerin«, sagte Fabian leise.

      Dann schaute er mich an.

      »Warum bist du hier?«, fragte er. »Mir ist ja klar, dass ein unfassbar anstrengender Herbst und Sommer hinter dir liegen, aber ein Café in Sundbyberg? Mit so fantastischen Qualifikationen wie deinen?«

      »Ich bin ja auf Jobsuche«, sagte ich. »Es ist einfach schwer, was zu finden.«

      »Ich bitte dich«, sagte Fabian und knuffte mir leicht mit der Faust gegen die Schulter. »Was ist denn aus deinem Traum geworden, den Master an der London School of Economics zu machen? Oder an der INSEAD?«

      Schon war meine Laune wieder im Keller. Da konnte ich ja genauso gut die Karten auf den Tisch legen.

      »Eigentlich war ich dagegen, dass du mich hier besuchst«, sagte ich. »Weil ich wusste, dass du mit so was kommst. Ich will gerade einfach nur meine Ruhe. Ich habe nichts zu bieten. Papa hat davon geträumt, dass ich in seine Fußstapfen trete, aber mir fehlt sein Talent.«

      Fabian betrachtete mich mit ernster Miene.

      »Das fehlt dir nicht«, sagte er. »Du bist eine wertvolle Ressource für dieses Land, begreifst du das nicht?«

      Ich schüttelte den Kopf.

      »Ich kann mir gerade nicht mal merken, wie die Kasse funktioniert«, sagte ich. »Ich,


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