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Kubinke und die Killer: Kriminalroman. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Kubinke und die Killer: Kriminalroman - Alfred Bekker


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des Terrorismus sich diese Abteilung befasste?”, hakte ich nach.

      „Es ging um radikale Islamisten und ihre Netzwerke. Einzelheiten wird vielleicht Ihr Vorgesetzter erfahren - vorausgesetzt, er stellt die richtigen Fragen.”

      6

      Es regnete in Strömen, als wir später auf dem Autobahn Richtung Berlin unterwegs waren. Wir hatten schon mit Herr Hoch telefoniert. Selbstverständlich hegten wir die Hoffnung, dass Lin-Tais Vermutung zutreffend war und unser Chef die Informationen über die Tätigkeit der beiden Kommissare zumindest so detailliert bekommen konnte, dass wir letztendlich etwas damit anfangen konnten.

      Geheimhaltung ist in vielen Fällen gut und richtig. Manchmal rettet sie Menschenleben, und das gilt insbesondere für Zielfahnder und verdeckte Ermittler. Dass Hacker selbst in interne Netzwerke des BKA einzudringen vermochten, war ebenfalls eine besorgniserregende Realität, der wir uns stellen mussten. Insofern hatte ich einerseits durchaus Verständnis für all diese Maßnahmen, die man da getroffen hatte. Andererseits kann man aber auch beobachten, dass übertriebene Geheimhaltung manchmal unsere Arbeit extrem lähmen kann.

      Rudi hatte sein Laptop auf den Knien. Wir versuchten noch immer, irgendeinen gemeinsamen Nenner zu finden, den die drei Morde vielleicht hatten. Aber das schien schwierig.

      Die neuen Erkenntnisse, die wir durch Lin-Tai gewonnen hatten, änderten daran wenig.

      „Ich habe mal versucht zu checken, ob dieser Ex-Soldat des KSK namens Klaus Deggemann vielleicht irgendwie in etwas verwickelt war, was eine Verbindung zu den beiden Kommissare herstellen könnte.”

      „Wenn er nicht gerade zum Islam konvertiert ist und sich einer Terrorzelle angeschlossen hat ...”

      „Danach sieht es nicht aus”, sagte Rudi. „Er betreibt eine private Sicherheitsfirma, ist verheiratet, sieht auf der Homepage seiner Firma wie die Biederkeit in Person aus und betätigt sich offenbar auch als aktives Gemeindemitglied der evangelischen Kirche von Nördendorf. Im letzten Jahr hat er dort eine Spendenaktion initiiert. Dabei wurde Geld für das marode Dach des Kirchengebäudes gesammelt.”

      „Wir brauchen letztlich die Namen derer, die die Zielfahnder-Abteilung der Gieselher Denner und Pascal Barkow angehörten, beobachtet haben”, sagte ich.

      „Und du denkst, da kommt etwas heraus?”

      Ich zuckte die Schultern.

      „Warum nicht? Das ist so vielversprechend wie jeder andere Ansatzpunkt, den wir im Moment haben.”

      „Auch wieder wahr” musste Rudi zugeben.

      „Was hat Klaus Deggemann eigentlich in der Zeit gemacht, als Denner und Barkow dieser Sonderabteilung angehörten?”

      „Nur reine Neugier oder hast du irgendwas im Hinterkopf, wo das hinführen soll, Harry?”

      „Es fängt immer mit reiner Neugier an, Rudi, das weißt du doch.”

      „Also, man braucht noch nicht einmal irgendeine interne Quelle anzuzapfen, Harry. Hier auf der Homepage von Klaus Deggemanns Firma gibt es einen ausführlichen Lebenslauf, der natürlich all die Stationen betont, die ihn im Sicherheitsbereich als kompetent und erfahren erscheinen lassen.”

      „Ich nehme an, da gehört die Zeit beim KSK dann wohl dazu, oder?”

      „Richtig, Harry. Und zu der Zeit, als Denner und Barkow in dieser geheimen Sonderabteilung waren, war Klaus Deggemann noch im aktiven Dienst beim KSK.”

      „Steht etwas dabei, über die Einsätze an denen er teilgenommen hat?”

      „Nein. Es gibt nur eine Auflistung all der Länder, in denen er im Einsatz war. Es ist die volle Palette, die man bei ihm so erwartet: Afghanistan, Maili und einige weitere, über die er aus Sicherheitsgründen nicht sprechen dürfte.”

      „Einige der Seals, die Osama bin Laden getötet haben, später Bücher darüber geschrieben”, gab ich zurück.

      „Von KSK-Soldaten ist mur sowas nicht bekannt.“

      „Hm.“

      „Anscheinend ist Klaus Deggemann ein Mann, dem die Sicherheit seines Landes und seiner Mitbürger sehr am Herzen liegt, Harry ...”

      „Ah, ja.”

      „Das soll er jedenfalls in seiner Selbstdarstellung rüberbringen und ich muss sagen, es gelingt ihm auch recht überzeugend.”

      Wir nutzten die weitere Fahrt bis Berlin noch zu ein paar Telefonaten. Wir sprachen unter anderem mit dem Leiter des Polizeipräsidiums in Hannover. Dort war Björn Galland der sogenannte Dienststellenleiter. Wir hatten ihn im Gegensatz zu seinem Amtskollegen aus Frankfurt bisher nicht erreichen können.

      Galland hatte eine sehr positive Meinung über die Zeit, die Kommissar Denner dort seinen Dienst versehen hatte.

      „Er war einer meiner besten Kommissare”, sagte Galland. „Und ehrlich gesagt, kann sich hier immer noch niemand erklären, warum es zu seinem Tod gekommen ist.”

      „Gute Kommissare machen sich meistens nicht nur Freunde”, sagte ich. „Es wird doch sicherlich genug Leute gegeben haben, denen er als Kommissar in Hannover durch seine Ermittlungen irgendwie auf die Füße getreten ist.”

      „Die Liste ist lang, Herr Kubinke”, erklärte Galland mir.

      „Ich brauche sie trotzdem”, erwiderte ich.

      „Wenn das nicht mehr unbedingt heute Abend sein muss ... Ich sorge dafür, dass Ihnen alles zusammengestellt wird, was Sie brauchen.”

      „In Ordnung”, sagte ich.

      Nachdem das Gespräch, das wir im Übrigen über unsere Freisprechanlage geführt hatten, beendet worden war, schwiegen Rudi und ich eine Weile. In der Ferne tauchte schon die Silhouette von Berlin auf. Ein Lichtermeer in der Dämmerung.

      „Wir sollten in Nördendorf anfangen zu graben”, sagte ich schließlich.

      „Wegen Klaus Deggemann?”

      „Er ist das letzte Opfer gewesen. Und er unterscheidet sich in einem Punkt von den anderen.”

      „Weil er kein Kommissar ist. Jemand, der eine Sicherheitsfirma leitet, kommt unter Umständen ebenfalls mit den Dingen in Kontakt, die unser tägliches Brot sind.”

      „Du meinst Terrorismus?”

      „Oder organisiertes Verbrechen, Harry. Ich meine, kann ja sein, dass Barkow und Denner mal eine Weile in einer Sonderabteilung zur Terrorismusbekämpfung tätig gewesen sind, aber das muss nichts mit dem Fall zu tun haben. Umgekehrt agieren kriminelle Organisationen nicht nur lokal begrenzt. Und es könnte durchaus sein, dass da irgendeine Sache läuft, die alle drei verbindet.”

      „Klingt plausibel”, gab ich zu.

      Rudi blickte auf sein Laptop.

      „Dienststellenleiter Gieselher hat mir gerade die Unterlagen über Barkows letzte Einsätze zugeschickt.”

      Wir hatten mit dem Leiter des Polizeipräsidiums Frankfurt ja bereits vorher telefoniert und unter anderem erörtert, ob es irgendeinen Zusammenhang zwischen Barkows letzten Fällen und seiner Ermordung gab.


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