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Kubinke und das Netz der Verschwörer: Kriminalroman. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Kubinke und das Netz der Verschwörer: Kriminalroman - Alfred Bekker


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Hoch die IT-Expertin.

      „Ich habe bereits ...“, begann sie, aber unser Chef unterbrach sie sofort.

      „Warten Sie einen Moment und setzen Sie sich, Dr. Gansenbrink! Harry und Rudi sind mit den Einzelheiten des Falls noch nicht vertraut, und ich denke, wir sparen eine Menge Zeit, wenn die beiden zumindest wissen, worum es bei der ganzen Angelegenheit überhaupt geht.“

      „Ja.“ Gansenbrink nickte uns zu und setzte sich dann ebenfalls.

      „Es geht um den Mord an unseren Kollegen Kriminalhauptkommissar Pascal Dettmer aus Rostock”, erklärte Kriminaldirektor Hoch. „Sie werden vielleicht von seinem Tod gehört haben. Die Medien haben darüber berichtet. Vielleicht wundern Sie sich, dass ich von Mord spreche, wo doch bisher die Version verbreitet wurde, dass Kommissar Dettmer Opfer eines tragischen Verkehrsunfalls wurde. Aber inzwischen hat sich, auch Dank der Mithilfe von Dr. Gansenbrink, die Beweislage geändert. Es liegen Erkenntnisse vor, dass der Unfall vorsätzlich herbeigeführt wurde, und zwar durch Manipulationen an der Software des Wagens.”

      „Ich möchte dazu sagen, dass ich bisher nur beratend aus der Ferne für die ermittelnden Kollegen tätig gewesen bin”, sagte jetzt Dr. Gansenbrink. „Um definitiv etwas zur Beweislage zu sagen, müsste ich selbst ...”

      „Dazu werden Sie ja Gelegenheit haben, Dr. Gansenbrink”, unterbrach sie Kriminaldirektor Hoch erneut. Er wandte sich wieder an uns. „Vor kurzem kursierten Meldungen in den Medien, wonach es Hackern gelungen sei, das elektronische Innenleben von Fahrzeugen quasi zu übernehmen. Insbesondere bei modernen Fahrzeugen, die über ein GPS-Signal verfügen und eine eigene Online-Verbindung aufbauen, ist das erschreckenderweise möglich. Sie brauchen nur einen Computer dafür oder wahlweise auch ein Smartphone. Sämtliche elektronisch unterstützten Systeme können dann theoretisch aus tausend Meilen Entfernung von einem Hacker gesteuert werden. Das gilt für die Bremsen, die Schlösser, das Radio, die Lenkung, das ABS-System, die Auslösung der Airbags ...” Kriminaldirektor Hoch holte tief Luft, ehe er fortfuhr. „Sie können sich sicher vorstellen, wie sich so eine Systemübernahme als Mordwaffe nutzen lässt. Theoretisch können Sie auf die Weise dafür sorgen, dass jemand gegen einen Baum fährt und dabei ums Leben kommt, ohne dass man Sie mit dem Verbrechen in Verbindung bringen kann.” Kriminaldirektor Hoch hob die Augenbrauen und kam dann dem Einwand zuvor, der Gansenbrink zweifellos auf den Lippen lag. „Na ja, wenn ich davon spreche, dass es nicht möglich ist, den Täter mit der Tat in Verbindung zu bringen, dann meine ich das natürlich unter dem Aspekt, dass herkömmliche Polizeiarbeit hier nicht zum Ziel führen kann. Aber wir haben natürlich die Hoffnung, dass Ihre Methoden uns weiterbringen.”

      „Es gibt keinen Mord ohne Spuren”, sagte Gansenbrink. „Es gibt vielleicht Spuren, die nicht als solche erkannt werden, das ist möglich. Aber grundsätzlich hinterlässt man bei allem, was man tut, etwas. Das ist quasi ein Naturgesetz.”

      „Wer die elektronischen Manipulationen durchgeführt hat, ist die eine Frage”, sagte Kriminaldirektor Hoch. „Die entscheidendere ist, wer dahintersteckt.”

      „Sie glauben, dass eine größere Sache dahintersteckt?”, fragte ich.

      Kriminaldirektor Hoch zuckte mit den Schultern.

      „Lesen Sie sich einfach mal die Unterlagen durch, die für Sie zu diesem Fall zusammengestellt wurden! Pascal Dettmer war ein sehr guter Ermittler. Und die Liste derer, die einen Grund hätten, ihn ins Jenseits zu wünschen, ist ausgesprochen lang.”

      3

      „Herr Monkow! Eine Stellungnahme bitte!”, sagte eine Reporterin aus dem Pulk von Journalisten, die am Haupteingang des Gerichtsgebäudes in Rostock gewartet hatten. Die Warterei hatte sich gelohnt. Zumindest für die, die am Haupteingang gewartet hatten. Diejenigen, die darauf spekuliert hatten, dass Monkow das Gerichtsgebäude auf leisen Sohlen durch einen der Hinterausgänge verlassen würde, hatten diesmal auf das falsche Pferd gewettet.

      „Gehen Sie bitte zur Seite!”, sagte ein kleiner, drahtiger Mann in dunklem Dreiteiler und schmalem Aktenkoffer. Das war offensichtlich der Anwalt. Er wirkte gegenüber der massigen Gestalt von Dariusz „Fatty” Monkow wie ein Zwerg. „Mein Mandant wird hier und heute keinerlei Statements abgeben”, fuhr er fort. „Hier und heute ging es nur um die Haftbedingungen. Was dazu zu sagen war, ist vor Gericht ausgesprochen worden.”

      Die Polizisten des Rostocker Polizeipräsidiums, die Monkow in die Mitte genommen hatten und zu dem bereits wartenden Gefangenentransporter bringen wollten, kamen mit ihrem Schützling nicht so recht voran. Monkows Körperfülle war so ausgeprägt, dass selbst seine kräftigen Bewacher nichts tun konnten, als Monkow plötzlich stehenblieb. Die Hände waren mit Handschellen gefesselt. Auf Fußfesseln hatte man verzichtet, damit der massige Mann nicht noch langsamer voranschritt.

      „Ich habe doch noch etwas sagen. Etwas, was Sie ruhig senden können!”, rief Monkow.

      „Herr Monkow, ich rate ...”, begann der Anwalt, aber Monkow beachtete ihn gar nicht weiter. Und die Reporter auch nicht. Die Mikrofone waren auf Monkow gerichtet. Die Kameras hatten ihn in ihren Fokus genommen.

      Monkow grinste breit. Er schien die Aufmerksamkeit regelrecht zu genießen, die ihm jetzt zuteil wurde.

      „Ich habe gehört, dass ein gewisser Kommissar Pascal Dettmer bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Kommissar Dettmer und ich hatten zu seinen Lebzeiten gewisse Differenzen und um es ganz offen zu sagen: Ich verdanke es zu einem guten Teil ihm, dass ich das Gefängnis wahrscheinlich nie wieder verlassen werde. Aber ich bin nicht nachtragend. Nicht über den Tod hinaus jedenfalls. Und ich möchte hiermit diese Gelegenheit nutzen, um den Angehörigen mein tief empfundenes Beileid auszudrücken. Möge Pascal Dettmer den Frieden finden, den er mir nicht gelassen hat.”

      „Herr Dettmer, eine Frage ...”, war die heisere Stimme eines Reporters zu hören, der es nicht geschafft hatte, sich weit genug nach vorne zu drängeln, um eine wirklich gute Position zu haben.

      „Es ist alles gesagt. Vor Gericht und im Straßenverkehr sind wir alle in Gottes Hand!”, sagte Monkow noch. Dann wurde er weiter abgeführt.

      Er atmete schwer. Der Fußweg bis zum Gefangenentransporter schien ihn sehr anzustrengen. Sein Gesicht lief rot an und wahrscheinlich wäre er im Moment auch gar nicht mehr in der Lage gewesen, irgendeine Frage zu beantworten. Wenig später verschwand er, abgeschirmt von seinen Bewachern und seinem Anwalt im Gefangenentransporter. Dieser fuhr schließlich los und wurde dann von mehreren Einsatzwagen der Rostocker Polizei sowie Polizisten auf Motorrädern eskortiert. Die Kameras mehrerer lokaler Sender folgten ihm und nahmen ihn in den Fokus, solange das möglich war.

      4


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