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Mahnrede an die Heiden. Clemens von AlexandriaЧитать онлайн книгу.

Mahnrede an die Heiden - Clemens von Alexandria


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Denn dieser boshafte Tyrann, die Schlange, hat alle, die er von Geburt an sich zu eigen machen konnte, durch die unselige Fessel des Aberglaubens an Stein und Holz und Bildsäulen und Götzenbilder aus solchen Stoffen gebunden und hat so, wie es im Sprichwort heißt,47 die Lebenden mit den Toten in ein Grab geworfen, damit sie mit ihnen zusammen verwesen.

      6. Deswegen, wie einer der Betrüger ist, der im Anfang die Eva,48 jetzt aber auch die übrigen Menschen in den Tod führt, so ist auch ein und derselbe unser Helfer und Retter, der Herr, der von Anfang an sich durch die Propheten kundgab, jetzt aber auch selbst erschienen ist und zum Heile einlädt.

       8.

      1. Laßt uns also, gehorsam der Mahnung des Apostels, „fliehen vor dem Herrscher des Reiches der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist;“49 und laßt uns eilen zu unserem Heiland, dem Herrn, der jetzt und immer uns zum Heile mahnte, durch Wunder und Zeichen in Ägypten, in der Wüste durch den Dornbusch und die dank seiner Güte den Hebräern wie eine Dienerin folgende Wolke!50

      2. Durch die Furcht, die hiervon ausging, mahnte er die Hartherzigen; weiterhin aber lenkt er durch den mit aller Weisheit gezierten Moses und den Freund der Wahrheit Jesaias und die ganze Schar der Propheten in einer mehr an den Verstand sich wendenden Weise die, die Ohren zum Hören haben, hin zum Logos; und manchmal schilt er, manchmal droht er auch; über einzelne Menschen weint er auch; andere wieder läßt er ein Lied hören, wie ein guter Arzt, der bei kranken Körpern bald ein Pflaster auflegt, bald etwas einreiben, bald eine Übergießung machen läßt, manchmal aber auch das Messer oder das Feuer oder die Säge verwendet, wenn es nur mit dem Verlust eines Teiles oder Gliedes möglich ist, den Menschen zu heilen.

      3. Ja vielerlei Stimmen und mancherlei Weisen verwendet der Heiland zum Heil der Menschen; drohend warnt er, scheltend bringt er zur Umkehr; weinend zeigt er sein Mitleid, mit Gesang tröstet er, durch den Dornbusch redet er [denn jene Leute brauchten Zeichen und Wunder];51 und durch das Feuer schreckt er die Menschen, indem er aus der Wolkensäule die Flamme hervorbrechen läßt, ein Zeichen zugleich der Gnade und des Schreckens: wenn du gehorchst, das Licht, wenn du nicht gehorchst, das Feuer. Da aber das Fleisch mehr wert ist als Säule und Dornbusch, reden nach jenen die Propheten; der Herr selbst spricht in Jesaias, er selbst in Elias, er selbst durch den Mund der Propheten.

      4. Wenn du aber den Propheten nicht glaubst und sie ebenso wie die Feuersäule für eine Sage hältst, so wird der Herr selbst zu dir sprechen, er, „der, obwohl er in göttlicher Gestalt war, es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst entäußerte“,52 der barmherzige Gott, voll Verlangen, den Menschen zu retten. Und jetzt redet der Logos selbst zu dir in eigener Person und beschämt deinen Unglauben, ja fürwahr, sage ich, der göttliche Logos, der Mensch wurde, damit du in der Tat auch durch einen Menschen erfahrest, wie denn ein Mensch Gott werden kann.

       9.

      1. Ist es da nicht unbegreiflich, Geliebte, daß Gott uns immer zur Tugend antreibt, wir aber uns seiner Wohltat entziehen und unser Heil von uns weisen? Oder lädt denn nicht auch Johannes zum Heile ein und wird er nicht ganz und gar eine Stimme der Mahnung? Laßt uns ihn fragen: „Was für ein Mensch bist du und woher?“53 „Elias“ wird er nicht sagen, und Christus zu sein in Abrede stellen; aber „eine in der Wüste rufende Stimme” wird er sich nennen. Wer ist also Johannes? Um es kurz zu fassen, wollen wir sagen: „Die mahnende Stimme des Logos, die in der Wüste ruft.“54 Was rufst du, Stimme? „Sag es auch uns!“55 „Macht gerade die Wege des Herrn!“56

      2. Ein Vorläufer ist Johannes und seine Stimme eine Vorläuferin des Logos,57 eine einladende Stimme, vorbereitend zum Heil, eine Stimme, aufmunternd zum Erbe des Himmels, durch die die Unfruchtbare und Verlassene nicht mehr kinderlos ist.58 Diese Fruchtbarkeit verkündete mir des Engels Stimme; auch sie war eine Vorläuferin des Herrn, da sie einem unfruchtbaren Weibe frohe Botschaft brachte,59 wie Johannes der unfruchtbaren Wüste.

      3. Wegen dieser Stimme des Logos wird also die Unfruchtbare zur glücklichen Mutter und trägt die Wüste Früchte. Die beiden dem Herrn vorhergehenden Stimmen, die des Engels und die des Johannes, scheinen mir auf das für uns im voraus bereitgestellte Heil hinzuweisen, so daß wir nach Erscheinung dieses Logos die Frucht des Kindersegens ernten, ewiges Leben.

      4. Denn indem die Schrift beide Stimmen in eins zusammenfaßt, macht sie das Ganze deutlich: „Es höre die, welche nicht gebiert; es erhebe die Stimme die, welche keine Wehen hat; denn die Kinder der Verlassenen sind zahlreicher als jener, die den Mann hat.“60 Uns brachte der Engel die frohe Botschaft, uns mahnte Johannes, den Bebauer des Landes zu erkennen, den Mann zu suchen.

      5. Denn ein und derselbe ist es, der Mann der Unfruchtbaren, der Bebauer der Wüste, der mit der göttlichen Kraft sowohl die Unfruchtbare als die Wüste erfüllte. Denn da die Kinder der Edelgeborenen zahlreich sind, aber das einst kinderreiche hebräische Weib wegen seines Unglaubens kinderlos war, so erhält die Unfruchtbare den Mann und die Wüste den Bebauer; so werden beide Mütter durch den Logos, die eine von Früchten, die andere von Gläubigen. Den Ungläubigen aber verbleibt auch jetzt noch Unfruchtbarkeit und Wüste.

       10.

      1. Auf diese Weise ermahnte Johannes, der Herold des Logos, die Menschen, sich bereit zu machen61 auf die Erscheinung Gottes, des Christus; und das war es, was das Schweigen des Zacharias62 bedeutete, das auf die Geburt des Vorläufers des Christus wartete, damit das Licht der Wahrheit, der Logos, das geheimnisvolle Schweigen der Rätselworte der Propheten löse, indem er selbst zur frohen Botschaft wurde.

      2.63 Wenn du aber in Wahrheit Gott sehen willst, so nimm Teil an den göttlichen Reinigungsriten, nicht an solchen mit Blättern von Lorbeer und mit Binden, die mit Wolle und Purpur geschmückt sind, sondern leg’ an den Kranz der Gerechtigkeit und umwinde dich mit den Blättern der Enthaltsamkeit und richte deinen ganzen Sinn auf Christus; „denn ich bin die Türe“,64 sagt er irgendwo; sie müssen die finden, welche Gott kennenlernen wollen, damit er uns die Tore des Himmels weit auftue.

      3. Denn geistig sind die Tore des Logos und werden mit dem Schlüssel des Glaubens geöffnet. „Niemand hat Gott erkannt, außer der Sohn, und wem es der Sohn offenbart.“65 Ich weiß aber wohl, daß der, welcher die bisher verschlossene Türe öffnet, hernach das Innere offenbart und das zeigt, was zuvor zu erkennen nicht möglich war außer denen, die durch Christus eintreten, durch den allein Gott geschaut wird.

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