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Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western. Pete HackettЧитать онлайн книгу.

Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western - Pete Hackett


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      "Wo warst du?"

      "Pinkeln", sagte der Sergeant gleichgültig. Zu gleichgültig, fand Cunningham.

      "Warum so weit vom Schlafplatz entfernt?"

      "Ich konnte nicht schlafen und wollte mich ein wenig umhören." Shakopee schob sich an Cunningham vorbei. "Aber es scheint alles ruhig zu sein."

      Cunningham musste sich zufriedengeben. Sie wickelten sich in ihre Decken. Bald hörte er die ruhigen Atemzüge des Halbbluts neben sich. Cunningham selbst fand keinen Schlaf mehr. Der Traum steckte ihm in den Knochen.

      Es war noch stockdunkel, als er seine Leute weckte.

      Im Morgengrauen ritten sie auf eine Lichtung. Unter ihnen, im Tal zwischen den Bäumen, schälten sich verwaschene helle Flecken aus dem aufsteigenden Morgendunst. Tipis.

      "Ich glaub's nicht!", sagte einer der Männer. "Wir haben sie gefunden!"

      Jemand schlug Cunningham auf die Schulter. "Das Cheyennelager, wir haben es gefunden!" Die drei Männer freuten sich wie kleine Jungs, denen man echte Gewehre statt Holzprügel mit Abzugsbügeln zum Geburtstag geschenkt hatte.

      Cunningham und Shakopee aber sahen schweigend auf die aus dem Nebel ragenden Tipispitzen herab.

      Cunningham verwünschte den Tag, an dem er sich freiwillig bei der US-Kavallerie gemeldet hatte.

      Sie banden die Pferde an Bäume und pirschten sich näher an das Lager heran. Nirgends waren Wachen zu entdecken. Keine Menschenseele zwischen den Tipis. Erst als die Sonne den Nebel verjagt hatte, krochen ein paar alte Frauen ins Freie und schlurften mit Lederschläuchen zum Fluss hinunter.

      Cunninghams Spähtrupp zog sich zurück.

      "Morgen läuft unsere Frist ab", sagte Shakopee, als sie wieder auf den Pferderücken saßen. "Sehen wir zu, dass wir pünktlich bei der Truppe eintreffen und dem Colonel Bericht erstatten."

      Cunningham nickte. Sein Instinkt sagte ihm, dass irgend etwas nicht stimmte. Sein Verstand wollte nicht wissen, was es war...

      12

      "Sie haben keine Wachen aufgestellt?" Der Colonel runzelte die Stirn.

      "So ist es, Sir", bestätigte Cunningham. "Eine merkwürdige Sache. Wir sollten vorsichtig sein. Vielleicht beobachten wir sie noch ein paar Tage lang."

      Rooster schnaubte verächtlich.

      "Sie neigen doch sonst nicht zur Vorsicht, Captain", sagte er so laut, dass selbst die Offiziere, die vor dem Kommandozelt standen, es hören mussten. Er steckte seine Rechte unter die Uniformjacke. In dieser Bonaparte-Pose begann er den Kartentisch zu umkreisen. "Ich sage Ihnen, warum sie keine Wachen aufstellen, Captain. Weil sie sich sicher fühlen." Seine Augen blieben kalt, als er lachte.

      "Die dämlichen Rothäute fühlen sich so sicher in ihrem Versteck, dass sie es nicht einmal für nötig halten, Wachen aufzustellen!" Er lachte laut und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Auch einige der Offiziere begannen zu lächeln. Cunningham kam sich vor wie der letzte Idiot.

      "Nein, Gentleman - wir werden Captain Cunninghams Vorschlag nicht folgen! Im Gegenteil - morgen brechen wir in aller Frühe auf. Und bevor übermorgen die Sonne aufgeht, werden wir sie angreifen." Beifallheischend sah er sich unter seinen Offizieren um. "Bevor diese dämlichen Rothäute auf die Schnapsidee kommen, die eine oder andere Wache aufzustellen!"

      Die Offiziere stimmten in sein lautes Gelächter ein. Cunningham legte die Hand an die Hutkrempe und wandte sich ab. Mit heißem Gesicht drängte er sich zum Ausgang des Kommandantenzeltes.

      "Haben Sie Captain McAuley gesehen, Captain Cunningham?", rief ihm der Colonel hinterher.

      "Nein, Sir." Er drängte sich durch die Offiziere hindurch und ging ins Lager hinein. Rooster war nicht zu helfen. Der Ehrgeiz vernebelte ihm den Verstand. Er brannte auf den Kampf. Er brannte auf einen höheren Dienstrang.

      Bei den Pferden stand Shakopee. Er blickte Cunningham entgegen. "Was sagt Reddog?"

      "Morgen will er marschieren." Cunningham löste den Sattel von seinem Pferd. "Und übermorgen angreifen."

      13

      Der alte Späher führte seine Männer erst gegen Abend ins Lager der Kavallerie. Statt zu fünft kehrten sie zu sechst zurück.

      Dutzende von Soldaten strömten zusammen, um die gefangene Indianerin zu begaffen.

      "Hey, Dave!", rief McAuley ihm entgegen. "Schau dir mal den Vogel an, der uns in die Falle gegangen ist!"

      Cunningham mischte sich unter die Neugierigen. Das Mädchen hockte gefesselt vor McAuley auf dessen Pferd.

      "Wie ist das, Les?", rief jemand aus der Menge. "Hat sie dich nicht beim Reiten behindert?" Die Soldaten lachten laut.

      McAuley ritt durch die Menge hindurch. Zögernd öffnete sich ihm eine Gasse. Männerhände streckten sich nach den nackten Schenkeln der jungen Frau aus. Derbe Scherze wurden gerissen.

      Cunninghams Herz krampfte sich zusammen, als er die Gestalt der gedemütigten Indianerin zusammengesunken auf dem Pferd seines Partners sitzen sah. Sie hielt den Kopf gesenkt, als würde sie den Rücken des Pferdes anstarren. Wie ein Schleier fiel ihr langes, blauschwarzes Haar über ihre Wangen und verdeckte ihr Gesicht.

      Eine immer größer werdende Traube von Uniformierten folgte McAuleys Pferd. Vor dem Zelt des Colonels straffte er die Zügel. Flankiert von einigen Offizieren stand Rooster im Zelteingang und sah seinem alten Späher entgegen.

      "Ich hab' Ihnen was mitgebracht, Sir", feixte McAuley. Er glitt aus dem Sattel und zog die Frau vom Rücken seines Wallachs. Mit zwei flinken Schnitten seines Messers säbelte er ihr die Fesseln durch.

      Die Squaw stemmte ihre Beine in den Boden und klammerte sich am Sattelzeug fest. McAuley schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie stürzte ins Gras. Wieder Gelächter aus der Soldatenmenge.

      McAuley packte sie am Arm und zerrte sie dem Colonel vor die Füße. "Hier, Sir. Ich dachte, eine Geisel kann nichts schaden. Sie könnte uns zum Lager ihres Clans führen."

      "Wir kennen den Lagerplatz bereits, Captain. Trotzdem - danke." Als wäre sie ein fremdartiges Tier, musterte Rooster die Indianerin zu seinen Füßen. Gehetzt blickte sie um sich.

      Rooster entdeckte Cunningham unter den Männern. Er winkte ihn zu sich. "Sie sprechen doch die Sprache dieser Wilden, Captain - sagen Sie ihr, sie soll aufstehen."

      Cunningham ging vor der Frau in die Hocke und streckte ihr die Hand entgegen. Aus dunklen großen Augen funkelte sie ihn an. Angst und Stolz zugleich lag in diesen Augen.

      Der Blick der jungen Cheyennne ging Cunningham unter die Haut. Zum ersten Mal nahm er die Indianerin als Frau wahr. Als unglaublich schöne Frau.

      Sie hatte eine kleine schmale Nase. Eine zornige Falte stand zwischen ihren blauschwarzen Brauen. Das Haar hing ihr schweißnass in die Stirn und über die teilweise entblößten Schlüsselbeine. Ein trotziger Zug lag um ihren großen Mund. Das Muster ihres Stirnbandes verriet ihm die Häuptlingstochter. Er schätzte sie sechzehn, höchstens achtzehn Jahre.

      "Fallen Ihnen die Worte dieses Kauderwelschs nicht mehr ein, oder was ist los, Captain?", blaffte Rooster.

      "Ich weiß nicht, was diese Männer dir angetan haben, und ich weiß nicht, was sie dir noch antun werden." Cunningham sprach sie in dem Algonkin-Dialekt an, den er bei den Cheyenne gelernt hatte und der ihm zur zweiten Muttersprache geworden war. "Aber ich weiß, dass du eine Cheyenne bist. Die stolze Tochter eines großen Häuptlings. Vor niemandem musst du im Dreck liegen."

      Etwas wie Staunen flog über ihr schönes Gesicht. Sie ignorierte seine ausgestreckte Hand und sprang auf. Sie warf ihr Haar aus dem Gesicht - kerzengerade, mit erhobenem Kopf, stand sie vor dem Colonel. Sie war eine Handbreit größer als er.


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