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Tradition. Katherine V. ForrestЧитать онлайн книгу.

Tradition - Katherine V. Forrest


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er mit dem Rücken auf dem Boden lag und es vorher nicht abfließen konnte. Es gab kein Zurück – weder jetzt noch damals.

      »Der Täter muss einen neuen Rekord aufgestellt haben«, murmelte Everson. Er kniete sich hin und studierte die Stichwunden, während sich frische Blutlachen auf dem Boden bildeten. »Alles in allem an die vierzig Stiche.« Er betastete die Gesäßtaschen der blutgetränkten Hose, fuhr mit der Hand in jede hinein. »Nichts«, sagte er. Vorsichtig drehte er den Körper in die ursprüngliche Position zurück, stand auf, streifte die nassen roten Handschuhe ab und ließ sie in einen Plastikbeutel fallen. »Können wir ihn mitnehmen?«, fragte er Kate.

      »Er gehört euch.« Der Kupfergeruch im Raum war unerträglich, drang ihr in dir Nase, heftete sich an ihre Kleidung. Ihre Kordsamtjacke und ihre Gabardinehose waren frisch aus der Reinigung gekommen. Sie würden gleich wieder retour gehen müssen.

      Als Everson sein Diktiergerät herausholte und hineinzusprechen begann, wandte sich Kate an Charlotte Mead. »Können Sie uns noch etwas sagen?«

      Mead packte ihr Klemmbrett in die Kiste mit den Beweismitteln. »Nichts, was Sie nicht sehen könnten. Die Blutspritzer sind nicht mehr als 94 Zentimeter vom Boden entfernt, mit Ausnahme der Schleuderspuren. Der Täter hat das Opfer zu Boden geworfen, und das war’s.«

      Kate deutete auf die Wand, auf ein Muster von vertikalen Wellenlinien dicht über dem Boden. »Das sieht merkwürdig aus.«

      »Nicht, wenn Sie wissen, was es ist«, sagte Mead mit einer winzigen Spur von Sarkasmus. »Das Opfer ist nicht mehr hochgekommen, aber er muss sich mit seinen blutgetränkten Haaren einmal quer durch den Raum gewälzt haben, während man auf ihn eingestochen hat. Dann ist er mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen.«

      Der Kriminaltechniker Napoleon Carter von der Spurensicherung kam herein, um die Hände des Opfers mit Plastiktüten zu umbinden. Zwei Mitarbeiter der Gerichtsmedizin begannen die Leiche in ein frisches weißes Laken zu wickeln, das für eine gesonderte Analyse im kriminaltechnischen Labor vorgesehen war. Die Männer packten den Körper von Teddie Crawford in einen Leichensack, schlossen den Reißverschluss und hoben ihn auf eine Bahre. Schließlich rollten sie ihn nach draußen – zur Erbauung der wartenden Menge und der Fernsehkameras.

      Kate inspizierte den Raum. Alle Oberflächen waren mit Fingerabdruckstaub bedeckt. Das Stückchen Glas auf der Theke war vom Laborteam mitgenommen worden, um die puderartige Substanz darauf zu analysieren.

      »Hier ist unsere Waffe«, verkündete Taylor und deutete auf einen hölzernen Messerblock, der auf der Arbeitsfläche zwischen Herd und Mikrowelle stand. »Das heißt, hier war sie, wenn mich nicht alles täuscht.«

      Kate untersuchte den Holzblock. In sieben der acht Schlitze steckten Messer. Die Griffe waren nicht auf Fingerabdrücke untersucht worden, weil sie aus grobrilligem Plastik bestanden, auf dem keine Fingerabdrücke haften blieben. Mit Daumen und Zeigefinger zog Kate vorsichtig ein Messer nach dem anderen heraus. Ein Tranchiermesser und ein Messer mit sägeförmiger Klinge steckten ganz oben im Gestell. Die restlichen, offenbar häufiger gebrauchten Messer, waren der Größe nach geordnet, alle blitzsauber. Der leere Schlitz befand sich zwischen einer fünfzehn und einer fünfundzwanzig Zentimeter langen Klinge.

      »Wir müssen den Messerblock untersuchen lassen«, sagte sie.

      Gemeinsam mit Taylor inspizierte sie den Inhalt von sämtlichen Schubladen, Fächern, Regalen und auch des Kühlschranks. Die Nahrungsmittel waren alle säuberlich geordnet, und auch aus dem Sortiment der Küchengeräte schien nichts zu fehlen oder irgendwie in Unordnung gebracht worden zu sein.

      »Lass uns mit unserem Verdächtigen sprechen«, sagte Kate.

      Der Tag ging rasch zur Neige. Kate und Taylor fuhren auf dem prachtvollen Santa Monica Boulevard durch den Samstagnachmittagsverkehr, während sich die Stadt vor ihren Augen veränderte. Die untergehende Sonne tauchte Hollywood in ein warmes orange-goldenes Licht. Je weiter sie jedoch nach Osten gelangten, desto weniger vermochten die Sonnenstrahlen über die Trostlosigkeit hinter dem Schein hinwegzutäuschen. Die Anzahl der schäbigen Gebäude nahm drastisch zu, die Anzahl der hochziehbaren Eisentüren ebenso. Hier und da ein Lebensmittelladen, Imbissstuben, kleine Einkaufsmeilen, Gebrauchtwagenmärkte und vereinzelte Pornokinos.

      Der schlanke junge Mann in der Notaufnahme des Hollywood Presbyterian Hospital trug einen grünen Arztkittel und einen Bart. Ungeduldig sah er zu, wie Kate und Taylor ihre Dienstmarken zeigten und sich vorstellten. »Ja, in Ordnung«, erklärte er. »Ich bin Dr. Mercer.«

      »Sie haben einen Mann namens Kyle Jensen behandelt. Er hatte Schnittwunden an den Händen. Wir müssen Ihnen einige Fragen dazu stellen.«

      »Ich darf Ihnen nichts sagen«, erwiderte der Chirurg unwirsch. »Es gibt eine ärztliche Schweigepflicht. Wie Sie sehr wohl wissen.«

      »Klar wissen wir das«, sagte Taylor. Seine Stimme klang sachlich. »Sie können also entweder jetzt auf unsere Fragen antworten, oder wir beschlagnahmen die Krankenblätter. Dann sitzen Sie zwei Tage auf dem Gerichtsflur und warten darauf, in den Zeugenstand gerufen zu werden. Wie ist er zu den Schnittwunden an den Händen gekommen?«

      Der Arzt zuckte resigniert die schmalen Schultern. »Ich habe nie mit Ihnen gesprochen, einverstanden? Er sagte, er hätte sich an einer offenen Schinkendose geschnitten.«

      »Und – hat er?«, fragte Kate.

      Mercer zuckte erneut die Achseln. »Schon möglich. Offene Schinkendosen sind derart lebensgefährlich, dass sie einen Warnhinweis tragen sollten.«

      »Wie sehen die Verletzungen aus?«

      »Tiefe Schnitte an beiden Händen. Laienhaft ausgedrückt, ist das Gewebe zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand«, er hielt demonstrierend die Hand hoch, »bis auf den Knochen durchtrennt. Dann hat er noch eine etwas kleinere Schnittwunde an der Außenseite der Handfläche. Die linke Hand ist weniger schwer verletzt – ein Schnitt in der Handfläche und einer an der Innenseite des Daumens. Kleinere Schnitte an allen Fingern.«

      »Könnten die Verletzungen durch ein Messer verursacht worden sein?«

      »Sicher.«

      »Könnte er versucht haben, einen Angreifer abzuwehren, der ihn mit einem Messer bedrohte?«, fragte Taylor.

      »Schon möglich. Allerdings sind die Wunden sehr tief. Wenn er tatsächlich in eine Messerstecherei geraten ist, muss es um Leben und Tod gegangen sein, so zerfetzt wie seine Hände waren. Der Schwachkopf hat die Schmerzschwelle eines Ochsen. Konnte partout nicht verstehen, warum wir nicht einfach einen Verband drumwickeln wollten. Wir mussten die Behandlung verweigern, solange er nicht in eine Operation einwilligte.«

      »Hatte er sonst noch Schnittwunden außer an den Händen?«, fragte Kate.

      »Nicht dass ich wüsste.«

      »Hatte er Blut an der Kleidung?«

      »Als er in die Notaufnahme kam, waren seine Hände in blutige Handtücher gewickelt. Seine Kleidung habe ich nicht gesehen.« Er verschränkte die Arme und sagte in abschließendem Ton: »Fragen Sie Schwester Donnelly.«

      »Wir würden aber gern erfahren, was Sie uns über diese Handtücher sagen können«, sagte Kate.

      »Fragen Sie Schwester Donnelly«, wiederholte er.

      »Wir müssen mit Jensen sprechen«, erklärte Taylor. »Auf was für Schmerzmittel haben Sie ihn gesetzt?«

      »Es war eine Lokalanästhesie, wir haben ihm Antibiotika gegeben und kodeinhaltiges Tylenol. Wenn er heute Abend entlassen wird, bekommt er noch ein Rezept mit.«

      »Ist er nach Ihrer ärztlichen Einschätzung in der Verfassung für eine Vernehmung, oder ist er in irgendeiner Weise beeinträchtigt?«

      Mercer schaute auf seine Uhr. »Er hat die Medikamente vor mehr als einer Stunde bekommen. Sie können ihn unbesorgt in die Mangel nehmen.« Er schlenderte auf den Ausgang zu. »Nicht vergessen, Sie schulden


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