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Kampf der Welten. Adrian PlassЧитать онлайн книгу.

Kampf der Welten - Adrian Plass


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      Versuche, keine Angst vor mir zu haben. Ich brauche dich.

      Back mir einen Apfelkuchen.

      Unsere Freundin Liz hat uns sehr geholfen, über diese Dinge nachzudenken. Liz war nach dem Tod ihres Mannes Ian am Boden zerstört. Er war ein origineller, kreativer, von Herzen freundlicher und äußerst gebildeter Mensch gewesen. Bridget und ich besuchten Liz zu Hause am ersten Jahrestag des Todes von Ian. Unter anderem unterhielten wir uns über die interessante Auswahl von Klischees, die Menschen in Trauer über sich ergehen lassen müssen. Am schlimmsten fand Liz das Klischee, das ich als Titel für diese Szene verwendet habe.

      Bist du schon darüber hinweg?

      Bist du schon darüber hinweg?

      Nein, ich bin noch nicht darüber hinweg. Ich bin noch keinen Schritt vorwärtsgekommen. Mir ist es ergangen wie den beiden Jüngern auf der Straße nach Emmaus, die nur reglos dastanden und traurig aussahen. Falls ich mich doch ein unmerkliches Stückchen bewegt haben sollte, bin ich wohl eher darunter als darüber hinweg.

      Sie ist nur ins Nebenzimmer gegangen.

      Ins Nebenzimmer? Nur ins Nebenzimmer gegangen? Im Nebenzimmer war sie während der letzten acht Jahre. Im Nebenzimmer habe ich sie gepflegt und gefüttert, habe ihr vorgelesen und ihr beim Sterben zugesehen. Ich kann dir versichern, dass sie nicht mehr im Nebenzimmer ist. Sie ist in überhaupt keinem Zimmer. Ich habe nachgeschaut. Ich habe alles durchsucht. Sie ist irgendwo anders.

      Die Zeit heilt alles.

      Ihn hat sie nicht geheilt.

      Weißt du, mein Onkel ist an genau derselben Krankheit gestorben.

      Das tröstet mich sehr.

      Wenigstens ist er jetzt im Himmel und hat glücklich seinen Frieden gefunden.

      Menschenskind! Ich bewundere diese theologische Gewissheit. Hast du für dich selbst auch so viel Glauben wie für ihn?

      Sie ist jetzt an einem viel besseren Ort.

      Vielen Dank. Das hier war ein sehr schöner Ort, als sie noch da war. Sogar ein außerordentlich schöner Ort. Ich fürchte, mir ist nie klar geworden, wie schön er eigentlich war.

      Ich weiß genau, was du empfindest.

      Wirklich?

      In gewissem Sinne ist es am besten so.

      Am besten? Für wen ist es am besten? Für mich? Für dich? Für den Herzog von Edinburgh? Für Shirley Bassey? Es ist nicht am besten so. Es ist am schlimmsten so.

      Er hat am Ende nicht gelitten.

      Nein, und darüber bin ich froh. Aber ich. Ich habe gelitten.

      Sie würde nicht wollen, dass du trauerst.

      Okay, dann lasse ich es. Das heißt, eigentlich glaube ich, sie wäre vielleicht ein bisschen enttäuscht, wenn ich – völlig unbewegt bliebe. Was meinst du?

      Du darfst dir keine Vorwürfe machen.

      Ich darf nicht? Tue ich aber. Ich mache mir Vorwürfe. Ich mache mir alle möglichen Vorwürfe. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich nicht drei Millionen Mal öfter gesagt habe, dass ich sie liebe. Weil ich nichts an den Kleinigkeiten an mir geändert habe, die ihr so viel bedeutet hätten. Ich mach mir Vorwürfe wegen Dingen, die ich getan und die ich nicht getan habe. Wegen Dingen, die ich begangen und die ich unterlassen habe, wegen allem Möglichen. Ja, ob ich nun darf oder nicht – ich mache mir Vorwürfe.

      Er ist dir immer noch so nahe, wie er es je war.

      Nein, ist er nicht.

      Du wirst sie bald wiedersehen können.

      Ach ja? Dann bestelle ich wohl besser für morgen die Milch ab.

      Gethsemane, das Leiden und das Gebet um Befreiung

      Die Auswirkungen von Tod und Katastrophen bekommen viele Menschen, auch Christen, auf vielerlei Weise zu spüren. Wie sollen gläubige Menschen in Bezug auf das Leid beten? Einen unwillkommenen Fingerzeig dazu könnte uns das geben, was Jesus im Garten Gethsemane erlebte. Eine der Äußerungen, die er dort tat, will mir seit einigen Monaten nicht mehr aus dem Kopf gehen. »Ich zerbreche beinahe unter der Last, die ich zu tragen habe.«

      Sind das nicht schreckliche, einsame Worte? Der Erlöser der Welt, dieser Mensch, der auf geheimnisvolle Weise auch Gott war, zerbrach beinahe unter der Last der Angst und des Kummers, während ein paar Meter entfernt seine Freunde selig schlummerten. Mit anderen Worten, er war kurz davor, zu scheitern. Kein Wunder, dass er ein letztes Mal darum flehte, von dem Grauen, das ihn erwartete, befreit zu werden. »Mein Vater, wenn es möglich ist, so erspare mir diese schwere Stunde.«

      Offensichtlich war es völlig legitim, dass Jesus darum bat, dass der Kelch des Leidens von ihm genommen werde, aber nur, weil er auch bereit war, die Möglichkeit zu akzeptieren, dass es nicht sein konnte. Und das konnte es auch nicht. Als Akt des Gehor­sams musste er unendliche Schmerzen und Demütigungen auf sich nehmen und die Trennung von seinem Vater ertragen, als er ihn am dringendsten brauchte. Die Lektion ist hammerhart und kompromisslos und klar. Wir dürfen Gott bitten, jeden Kelch des Leidens von uns zu nehmen, der uns nicht verlockend erscheint. Daran ist nichts verkehrt. Aber wenn dieser Kelch des Leidens für seine Pläne für uns, für andere oder für die ganze Welt uner­läss­­lich ist, dann sind wir aufgefordert, ihn zu leeren, auch wenn wir es zähneknirschend und nur aus purem Gehorsam tun. Es wird schwer sein. Natürlich wird es das. Wie Jesus selbst uns eines Tages bei einer geselligen Tasse Ambrosia (nicht Reis) in Erin­nerung rufen wird: Der Geist mag willig sein, aber das Fleisch ist schwach.

      Waren Sie schon jemals kurz davor, unter Ihrem Kummer zu zerbrechen? Ich vermute, Sie haben es schon erlebt. Gott jedenfalls hat das erlebt. Wir stecken alle gemeinsam darin. Lassen Sie uns also versuchen, füreinander wach zu bleiben.

      In guter Gesellschaft

      Für die Jünger Jesu muss der Samstag nach seinem grauenhaften Tod ein dichter Nebel der Enttäuschung und Dunkelheit gewesen sein. Ich kenne den Schmerz, Menschen zu verlieren, die ich sehr liebe. Aber was die Jünger damals durchmachten, habe ich wohl beim Tod meiner Großmutter am besten verstanden, als ich sechs Jahre alt war.

      Wie war es möglich, dass ein so helles Licht ausgelöscht wurde? Was bedeutete das überhaupt, dieses Ding, das Tod genannt wurde? Warum war mir ein so wichtiger Teil meines Lebens entrissen worden, ohne dass ich einen guten Grund dafür erkennen konnte? Wie sollte ich den schweren schwarzen Schatten, der sich in meinem Bauch eingenistet hatte, kaum dass ich die Nachricht hörte, je wieder vertreiben? Manchmal in den folgenden Wochen war es kein Schatten. Es war ein grausames Geheimnis mit scharfen Kanten, die sich erbarmungslos in die Normalität hineingefressen hatten. Noch heute, über fünfzig Jahre später, gibt es Momente, in denen sich diese Wunde öffnet. Der Hass gegen den Tod und das Grauen vor ihm gehören zu dem, was ich bin, und so wird es wohl für den Rest meines Lebens bleiben. Freilich kämpfen in dieser Frage keine Welten gegeneinander, soweit es mich betrifft. Ich brauche keine Seelsorge, um mir darüber hinwegzuhelfen, vielen Dank. Wie wir gesehen haben, besteht kaum ein Zweifel, dass auch Jesus den Tod hasste. Ich bin also in guter Gesellschaft.

      Hier ist einer jener trauernden, seelenkranken Jünger, der sich im Nebel jenes schrecklichen Wochenendes verirrt hat.

      Der Jünger, der den Sonntag fürchtete

      Ich verstehe das nicht.

      Herr Jesus, wenn meine Worte an diesem dunklen, schmerzerfüllten Samstagabend zu dir aufsteigen, dann höre bitte, wie ich aus tiefstem Herzen zu dir schreie, dass ich nicht verstehe. Ich glaube, nicht ein Einziger von uns versteht es. Wir, deine Jünger, warten hinter diesen verschlossenen Türen wie die Toten, wie stumme Holz­balken, die man achtlos an die Wand gelehnt oder auf den Boden gelegt hat, da sie keinen Zweck mehr erfüllen. In unseren Köpfen brennen tausend Fragen,


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