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Kampf der Welten. Adrian PlassЧитать онлайн книгу.

Kampf der Welten - Adrian Plass


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Warum sind unsere Wunden wieder aufgerissen worden? Warum hat sich Hoffnung in Verzweiflung gekehrt? Wo ist das Licht, das uns die Richtung weist? Wo bist du? Meister, wo bist du? Du bist nicht hier bei uns.

      In Gethsemane hast du uns verboten, Schwerter zu gebrauchen, Herr Jesus. Steckt die Schwerter weg, hast du befohlen. Verteidigt euch nicht. Wenn du wolltest, könntest du deinen Vater anrufen, und er würde dir über zwölf Legionen von Engeln zur Verfügung stellen. Das hast du gesagt. Zwölf Legionen? Nun, warum hast du es dann nicht getan? Warum nicht? Wie sollen wir einfachen Leute begreifen, dass es in deiner merkwürdigen, auf den Kopf gestellten Sicht des Himmels und der Erde fruchtbarer ist, zu scheitern und zu sterben und deine Freunde im Stich zu lassen, als Erfolg zu haben und zu leben und über die allgegenwärtigen Mächte des Bösen zu triumphieren? Ich erinnere mich an etwas, was du einmal gesagt hast:

      »Ein Weizenkorn, das nicht in den Boden kommt und stirbt, bleibt ein einzelnes Korn. In der Erde aber keimt es und bringt viel Frucht, obwohl es selbst dabei stirbt.«

      Ein gutes Bild. Eine Wahrheit, die man sich einprägen und über die man immer wieder nachdenken sollte. Weizenkörner bringen tatsächlich viel Frucht hervor. Aber, Herr, du warst kein Weizenkorn. Du warst ein Mensch. Jetzt bist du tot. Und ein toter Mensch bringt keine Ernte lebendiger Menschen hervor. Oder doch?

      Du bist im Grab, und wir, deine lebendigen Knechte, sind in Trauer begraben. Wir sehnen uns danach, dein Gesicht zu sehen. Wir sehnen uns nach deiner Stimme. Wie sollen wir weitermachen, jetzt, wo uns deine Weisheit und Kraft fehlen? Die Zukunft ist eine Wüste. Wenn die Nacht hereinbricht, werden wir versuchen zu schlafen, aber der Hohn des Morgens wird gewiss kommen. Herr Jesus, meine Augen füllen sich mit Tränen. Wie soll ich dem morgigen Tag ohne dich begegnen?

      Klamm und scheußlich

      Es wird Sie nicht überraschen zu hören, dass ich nicht nur den Tod verabscheue, sondern es auch schon immer gehasst habe, auf Beerdigungen oder Trauerfeiern zu gehen, besonders, wenn sie in solchen scheußlichen, teakholzinfizierten, scheunenähnlichen Bauten stattfinden, die von einer dunkelbraunen düsteren Atmosphäre gesättigt sind, wo man schon weiß, dass alles in zwanzig Minuten vorbei sein muss, weil sich draußen in dem herzlos blühenden Ziergarten bereits eine trübsinnige Schlange pinguinherdenähn­licher Grüppchen von Trauernden bildet. Ich weiß nie, was ich da denken oder fühlen oder tun soll. Es ist alles so klamm und scheußlich. Das Schlimmste ist vielleicht die Gewissheit, dass die meisten Menschen, die ich geliebt und verloren habe, fassungslos blinzeln oder sogar herzhaft lachen würden über das Missverhältnis zwischen dem, wie sie wirklich waren, und der Art und Weise, wie ihres Verlustes gedacht wird. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe noch nie die Neigung verspürt, an den Gräbern von Menschen, die ich liebe, herumzuhüpfen und Freuden- und Jubellieder zu singen. Wie ich schon gesagt habe: Der Tod macht mir Angst. Ich bin von ihm angewidert, genau, wie Jesus es war, und die Verheißung des Himmels ist ein wackeliges Floß, das mich bei solchen sturmgepeitschten Gelegenheiten nur mit Mühe und Not über Wasser hält.

      Tatsache ist, dass ich, da ich nun einmal so schwer an der Zwillingskrankheit der Albernheit und Respektlosigkeit leide, dazu neige, mich inmitten der ernsthaftesten Zeremonien in allen möglichen bizarren Fantasien zu ergehen. Neulich zum Beispiel stand ich in einer Gruppe von vierzig oder fünfzig Trauernden, als der eingesargte Leichnam eines alten Freundes langsam in seine grausige Grube hinabgelassen wurde. Was für ein ordentliches und perfekt geformtes Behältnis, überlegte ich, für die grobgezimmerte Wirklichkeit des Todes. Ein Krampf inneren Widerwillens packte mich. Ich wendete meinen Blick ab und versuchte mich abzulenken, indem ich unauffällig die Gruppe der Umstehenden musterte. Während ich das tat, kam mir eine Frage in den Sinn. Wie wäre es, wenn einer dieser fürchterlich energiegeladenen, immer ungeduldigen Hochzeitsfotografen mit Sprungfedern statt Beinen damit beauftragt worden wäre, diese Veranstaltung der Nachwelt zu überliefern? Wie hätte er wohl diese schwarz gekleidete Schar organisiert und angesprochen?

      Der Begräbnisfotograf

      »Okay, die unmittelbaren Angehörigen des Toten bitte – nein, ich sagte die unmittelbaren Angehörigen, ja? Sie drei treten bitte zur Seite. Ja, Sie auch. Gehen Sie bitte aus dem Bild. Nein, Sie nicht! Sie! Sie kommen mit dazu! Hören Sie, kriegen wir das vielleicht hin? Ich habe heute noch drei Beerdigungen. Könnten Sie bitte – danke schön! Gut! Sehr schön! (KLICK! KLICK! KLICK!) Und nun die Freunde des Toten bitte. Wenn Sie zur Familie gehören, können Sie keine Freunde sein, oder? Nein, ich habe keine Zeit, darüber zu diskutieren. Freunde des Toten – hier drüben hin. Nein, Sie können jetzt gehen. Ja, gehen Sie nur! Die Freunde des Toten stellen sich bitte hinter dem Grab auf. Kommen Sie, zügig marschiert, fallen Sie ein! Bitte nicht wörtlich nehmen. Haha! Die Kleinen nach vorne. Die Großen nach hinten. An den Seiten bitte enger zusammenrücken. Machen wir es uns schön kuschelig! Gut so. (KLICK!) Entschuldigung, Leute, aber können wir das mit dem Grinsen vielleicht lassen? Schließlich ist das hier eine Beerdigung. Es lächeln immer noch einer oder zwei. Kommen Sie! Denken Sie doch an den lieben Entschlafenen, wie er kalt und tot in dieser Kiste liegt. Denken Sie an Tränen, denken Sie an Trauer, denken Sie traurig, traurig, traurig! So ist es besser. Das ist wunderbar! (KLICK! KLICK! KLICK!) Danke sehr! Und jetzt ein schönes großes Gruppenbild. Bitte alle aufstellen. Der Pfarrer in die Mitte. Eine ordentliche Portion Mitgefühl mit einem Schuss Hoffnung bitte, Herr Pfarrer. Sie kennen ja das Prozedere. Nein, ich möchte, dass Sie mitfühlend aussehen, nicht so, als ob Sie sich gleich übergeben müssten. Die Kirche in ihren besten Momenten, verstehen Sie. Eine schöne kräftige Mischung aus Würde und Empathie. Ja, gut! Oh, sehr schön! (KLICK! KLICK! KLICK!) Gut, ich glaube, das hätten wir. Könnte mir jemand noch einmal den Namen sagen? Nicht, dass ich Ihre Bilder am Ende an die Taufgemeinde vom letzten Dienstag schicke. Haha!«

      Brief an Rob Frost

      Beerdigungen sind düster und unbehaglich, aber sie sind nur ein Teil von alledem, was aus den Fugen gerät, wenn wir versuchen, uns mit dem völligen Verschwinden von Menschen abzufinden, die wir geliebt haben. Vielleicht gilt das besonders dann, wenn der betreffende Mensch eine außergewöhnlich lebhafte Persönlichkeit hatte. Man sieht sie nicht mehr, aber man bringt es auch nicht fertig, sie nicht zu sehen, wenn Sie wissen, was ich meine. Wahrscheinlich wissen Sie es nicht. Ich glaube, ich weiß es selbst nicht, aber ich weiß, es hat etwas Wichtiges zu bedeuten.

      Wo wir gerade von lebhaften Persönlichkeiten reden: Vor ein paar Jahren wurde ich gebeten, bei der Trauerfeier für Rob Frost etwas zu sagen. Ich hatte Rob schon seit einigen Jahren gekannt, hauptsächlich als den mitreißenden Leiter von Easter People, dem Methodistenfestival, zu dem Tausende von Menschen an diversen Veranstaltungsorten quer durch Großbritannien strömen. Ich mochte Rob sehr gern. Leider war es mir wegen eines Terminkonflikts nicht möglich, selbst an der Trauerfeier teilzunehmen. Immerhin konnte ich einen Beitrag senden, den jemand anderes vorlas. Was für eine Form sollte ich dafür wählen? Nachdem ich mir darüber lange den Kopf zerbrochen hatte, beschloss ich, ihm einen Brief zu schreiben. Ich weiß nicht einmal, wer ihn dann letzten Endes vorlas. Ich war nicht dabei. Aber Rob war dort. Er hat ihn gehört.

      Lieber Rob,

      da Du jetzt im Himmel bist, kann ich so grob sein, wie es mir passt. Bevor ich Dir zum ersten Mal begegnete, sah ich in einer Zeitschrift ein Foto von Deinem Gesicht. Es sah Dir nicht besonders ähnlich, und ich weiß noch, dass ich fand, Du sähest aus wie ein Jahrmarktsbudenbesitzer. Später wurde mir dann klar, dass ich damit gar nicht so falschlag. Du und Jesus und der durchschnittliche Jahrmarktsbudenbesitzer, Ihr hattet schon immer ein wesentliches Merkmal gemeinsam: Ihr wolltet mit aller Kraft und Leidenschaft so viele Nieten einsammeln wie möglich. Du warst völlig versessen auf Jesus, nicht wahr, Rob? Ob Du in Hochstimmung warst oder völlig verzweifelt, erschöpft oder ausgeruht, voll guten Mutes oder tief enttäuscht, Du hast nie das Verlangen verloren, zu erleben, wie Menschen bewusst wird, dass Jesus das einzige Licht ist, das sie in jeder erdenklichen Dunkelheit brauchen.

      Meine Erinnerungen an Dich sind wie Schnappschüsse.

      Ich erinnere mich, wie ich einmal auf der Bühne saß, während Du sprachst. Du hattest mich gebeten, ein paar Kleinigkeiten parat zu haben, damit Du hin und wieder,


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