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Krampenfieber – Im Fangarm der Pimperbrille. Tobie SchmackЧитать онлайн книгу.

Krampenfieber – Im Fangarm der Pimperbrille - Tobie Schmack


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hat, oder was? Komm, klatsch ab, Alter!«

      Ja, echt toll! Tacko hat sich innerhalb von Millisekunden wieder gefangen, was ich von mir gar nicht behaupten kann.

      »Hey, und keinen Depri schieben. Ich besorg dir ’ne Neue. Weiß schon, was jetzt passt. Also, unten rum. Vertrau mir.«

      Wie auch immer er sich den Umschlag geangelt hat, plötzlich fuchtelt er mit Dörtes Einladung vor meiner Nase herum und garantiert mir in bestem Versicherungssprech, dass er sich bis zur Deadline um alles kümmern werde und dass dieser Event mein ganz großer Triumph werden könne.

      »Das ist alles ein Zeichen. Easy!«

      »Tacko, halt die Fresse. Halt einfach mal die Fresse!«

      Was er auch tut.

      Er würde mir das nicht nachtragen, auch wenn es mir im Moment vollkommen egal ist. Und so ergießt sich eine Tsunamiwelle nach der nächsten über ihn, in denen meine gute Erziehung qualvoll ersäuft, wobei ich durchaus erstaunt bin, welch buntes Beleidigungsarsenal in meinem Gedächtnis eingelagert ist. Als ich seine Mutter bildhaft ausgeschmückt den Bordstein vorm Bahnhof lecken lasse, fange ich eine ein. Der Schrecken verzieht sich langsam, während ich mich an der Raufaserwand hinuntergleiten lasse und auf meinen Hausschlüssel starre. Ohne einen Blick an Tacko zu verschwenden, werfe ich ihm meinen Schlüssel hin.

      »Hier, das ist noch da.«

      Ein schwacher Hauch von Reue zieht in ihm auf. »Verdammte Kacke, Henry … dann poste halt das nächste Mal wie jeder … an alle … da gibt’s keine Netzschwankung.«

      »Entschuldige, Herr Tackoschisski! Stimmt, wie konnte ich das übersehen. Ich bin ja selbst schuld.«

      Den Startknopf hatte ich per Fernsteuerung also selbst aktiviert. Ich hatte einfach mal die Freiheit des Funknetzes genutzt, das für sich allein entschied, welche Kommunikationsfetzen übers Wasser gingen, und ursprünglich nur jene Botschaft, die auch ohne Umschweife auf einer belanglosen Postkarte hätte Platz finden können, nach Deutschland geplappert:

      »Hi Tacko, der Flug war beschissen, hier alles super, endlich mal aus dem Mief raus. Deutschland im Februar ist was für Suizidjunkies. Ich werd mal richtig frei machen, keine Arbeit, also ich check auch keine Mails. Übrigens hab ich was Schönes für die Wohnung gefunden.«

      So banal, wie das alles klingt, aber das war alles, was ich ihm morsen wollte. Dem, der mich vorbehaltlich nimmt, wie ich bin, habe ich genau das zu verdanken und werfe es ihm sogleich vor. Und – wie überraschend – das bringt mich kein Stück weiter.

      »Tacko …? Ach Mann, Tacko!«

      Gut, fassen wir also zusammen. Die Bude ist ausgeräumt, der Nachbar hat Polen ausgemacht und das Schloss wurde von selbigem ausgiebig befummelt. Wenigstens etwas, das hier befriedigt ist. Mein Dispo hat nicht nur Kammerflimmern. Nein, der ist schon längst im Walhalla.

      »Also, was tun und nicht klauen?«, sinniere ich laut in die Kühle des Wohnzimmers.

      Und dann? Es gibt Momente, da schaut man sich an und weiß eine Hundertstel später, was zu tun ist. Wir wissen und wir tun. Mein Vater wäre in diesem Augenblick ohne Zweifel stolz auf mich, einfach nur, weil die Entscheidung steht.

      GROUND ZERO

      »Prost, du alter Sack. Auf dich!«, sage ich adrenalinbesoffen zu Tacko.

      »Auf jeden!«, grölt er – sanft wie ein großer Bruder, den ich niemals hatte – zurück.

      Mit festem Griff hebt sich das Bier und fließt erwartungsvoll erfrischend in meinen Rachen. Nein, das Hausbräu hier im Spikes kann erleichternder nicht schmecken. Kaum zu glauben, aber es ist gerade einmal schlappe zwei Stunden her, dass Meier nach erfolgreicher Wiederinstallation des Türschlosses mit ’nem Hunni im Blaumann die Abreise angetreten hat. Gemäß unseres Plans wurde die Tür anschließend von Tacko CSI-gesichert, fachmännisch eingetreten, die Polizei verständigt und natürlich die Versicherung informiert. Die Dame am anderen Ende der Leitung war sichtlich bemüht, mich in der von mir – wie ich meine – vortrefflich vorgegaukelten Verzweiflung zu trösten. Drei Jahre Schultheater waren eben doch nicht umsonst. Danke, Frau Mehlich! Zugegeben, dass ich auch die abgelaufene Bio-Milch mit satten drei Komma acht Prozent Fett auf die Verlustliste setzen wollte, war übertrieben. Aber hey, gestohlen ist gestohlen und lässt sich wieder holen. Da wird auch nicht geschludert. Sagen wir es so, ich war die ganze Zeit neben der Spur und Zuschauer eines merkwürdigen Films, an dessen Ende hoffentlich die Zusage leuchtet, dass der entstandene Schaden irgendwie übernommen wird.

      »Alter! Keen Kopp! Die Brüder zahlen immer! Immer!«

      Woher Tacko seine Zuversicht nimmt, ist mir schleierhaft. Und so wandert mein schweigender Blick vom sich allmählich leerenden Bierhumpen über Tackos überwältigendes Grinsen nach oben und ich spüre, wie der Alkohol den Stress aus dem Nacken spült.

      Die Partyleuchten an der Decke haben sicher schon bessere Zeiten gesehen. Alles wirkt auch jetzt noch wie kurz nach ’89 renoviert und dann gründlich durch Zigarettenrauch konserviert. Die Scheiben waren schon immer mit schwarzer Folie abgedunkelt. Und das ist auch gut so! Wer wollte schon rausgucken? Immerhin, hier drin ging’s ab. Jeden Freitag gab’s hier NDW auf die Ohren und die Wodka-Cola, die nur palettenweise verhökert wurde, für neunundneunzig Cent in die Backen. So auch hier und jetzt. Mit Blick auf eine Truppe sich motiviert abfüllender Kerle in Tarnfleckmontur gebe ich mir gerade die erbärmliche Bierpfütze aus dem mittlerweile widerwärtig ausgelebten Glas. Die Hütte ist voll. Kein Wunder! Das Konzept »Billiger Alkohol plus Achtziger-Jahre-Mucke« geht für die Masse der Unter-Dreißigjährigen auf. Ü30 hat hier Seltenheitswert, was uns garantiert, dass uns alle für die Typen vom Ordnungsamt halten. Neues Bier kriegt man dadurch aber auch nicht schneller.

      Ich habe Mandy schon gewinkt. Und doch steht mein Glas, immer noch leer, so trostlos vor mir, mit einer klebrigen Erinnerung daran, dass mal etwas Feierabendsaft in ihm gewesen ist. Die aus den einsam heruntergelaufenen Gerstentropfen gesammelte Restsuppe schlummert deprimiert am Glasboden und wartet auf einen Ortswechsel. So wie ich, obgleich ich nicht gierig geschluckt oder in der Kneipenspüle versenkt werden wollte. Als Tacko was von Steckdose faselt und rumpelnd unter dem Tisch verschwindet, frage ich mich, wie man nur so schwanzgesteuert sein kann. Dass er wirklich nur einen Stromanschluss sucht, um sein Netbook anzuschließen, muss ich nach den mir im Vertrauen erzählten Stories kategorisch ausschließen. Plötzlich taucht Mandy, die selbst nach einer Zwanzig-Stunden-Schicht rotzig heiß wirkt, vor mir auf, schiebt die Gläser auf dem Tablett zurecht und fragt lässig: »Noch mal das Gleiche, Jungs?«

      »Ja, Schnucki!«, ertönt Tackos Stimme hinter dem flackernden Spielautomaten, der mit rotierenden Nummernscheiben und elektronisch verzerrtem Gedudel was von neuer Chance klimpert.

      »Japp!«, nicke auch ich, mich selbst belügend.

      Nein, ich will nicht das Gleiche, ich will was anderes. In meinem Schädel drehen sich die Gedankenfetzen und verschwimmen wie die Ziffern vor mir.

      »Mandy!«, rufe ich ihrer noch sichtbaren Kellnerschürze hinterher. »Nein, nicht wie immer, ich nehm … ich nehm …«

      Meine Fragezeichen tanzen kurz in der pommesschwangeren Kneipenaura, um nun klirrend am Boden zu zerschellen. Sie dreht sich wieder weg und schlägt dem neben ihr aufgetauchten Suffi eiskalt auf die Grabschgriffel, die ihr gewünschtes Ziel nicht mehr erreichen. Ich hocke gänzlich neben mir. Ich muss hier raus, die ganze Nummer macht einfach keinen Sinn mehr. Das ist doch krank. Warum harren wir hier aus … hier im Osten? Seit gefühlten hundert Jahren. Aber … was will ich denn eigentlich? Hab ich mich das überhaupt schon mal gefragt? Okay, mit Delia wär alles klar. Wir würden in ein paar Jahren das Grundstück in Meckelfeld übernehmen, mit dem Haus, in dem Onkel Freddy seit dem Tod meiner Tante allein sein Dasein fristet. Leider. Leben kann man das echt nicht mehr nennen. Meckelfeld! Das war der Plan. Gut, es hat ewig gedauert, bis ich Delia auch nur ein halbes Ja zum Umzug entlocken konnte. Wenn’s nach ihrer Familie ginge, müsste sie gar nichts tun. Toll, wenn der greise Herr Papa ’ne Spedition führt und die Prinzessin einzig zu repräsentativen


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