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Hurra, wir dreh’n uns noch. Uwe TörlЧитать онлайн книгу.

Hurra, wir dreh’n uns noch - Uwe Törl


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die linke Seite ihres Zelteinganges in Streifen zurück.

      „Ich hab das Dönerzelt entdeckt.“

      „Ja, die Knofifahne, die jriechst de nich wech“, bestätigte mir Rocco. „Du siehst se nich, aber du riechst se.“

      Oh man Rocco, denk ich mir so, bei dir ist ja schon einiges kaputt. Hier riecht es eher nach altem Öl als nach Knoblauch. Außerdem spielte ich auf das Käsemesser an, welches doppelt so lang war wie eins von Gripsys Beinen. Oder sollte nur ich die Aktion mitbekommen haben?

      „Nee“, versicherte mir Rocco: „dit iss bei denen Alltach.“

      „Wohl doch eher Show!“, klärte Grabs auf und meinte, dass die wenigstens einmal die Woche ihre Zeltplane tauschten. Zumindest die Lappen um den Eingang.

      „Na gut, meinetwegen Show. Doch wieso stinkt dann deren Döner-Bu… Zelt nach vergessenem Ölwechsel?“ „Pommes!“, füllte Gripsy meine Wissenslücke. „Pommes unter enner eijenwillichen Knofitunke, mit extra Käse. Dazu reichen se, wechen dem Oche, wat wie bekannt mitessen tut, einjelechdit Jemise. Eene Peperoni und vier, fünf schwarze Oliven.“

      Angewidert vom alten Altöl in türkischen Friteusen auf osmanischen Weihnachtsmärkten im Lande Anhalt, brachte der Gedanke an Knoblauchsoße auf Pommes, auch wenn die Oliven entsteint waren, nicht grad Besserung, wenn ich an den extra Käse dachte. Gripsy bot mir noch einen Tee an. Ich lehnte dankend ab und griff nach dem Glas, welches man mir nötigend vor den Bauch drückte.

      „Aber diesmal ohne extra Zucker!“, wehrte ich den Brocken Kandis erfolgreich ab. „Zeig mir lieber Mal das Buch, da hinten.“

      „Welches will’ste denn sehn, Alter?“ Zwischen all den gebrauchten Büchern, die die Gruftine hier, mehr schlecht als recht, versuchte unters Volk zu bringen, hatte ich bedenken, dass sie sich bei ihrer Größe zwischen den drei Regalen verlief. „Da oben, das Linke mit den roten Flecken. Hinter der verschimmelten Eidechse da“, zeigte ich auf das rechte Regal hinter ihrem kleinen Behelfstresen.

      „Seltene Steine“, las sie vor. „Dit soll’s sinn?“

      „Na, zeig erst mal.“ Grabs machte einen langen Hals, als Gripsy ihren Bruder bemühte: „Kannste ma, Bruderherz?“

      „Na logo Lütte, ick kann.“ Und während Rocco nach meiner auserkorenen Lektüre griff, weil er’s wohl, auch ohne eine Bockleiter zu belästigen, konnte, veränderte Grabs ihr Gesicht ähnlich dem, dieser verschimmelten Eidechse.

      Ich blätterte ein wenig die Seiten durch, wie ich es in Händen hielt. Seltene Steine, einfach erklärt – stand im Buch noch einmal als Titel. Unterteilt in mehrere Kapitel, fielen mir zwei zum Schrecken der Punkine besonders auf. Edelsteine im Handel – und das andere wurde – Wie erkenne ich Fälschungen – benannt. Mit dem Wissen, das mich Grabs skeptisch beobachtete, las ich letzteren laut, um erstaunt zu enden: „Was es alles gibt?“

      Mit großen Augen und meinem breitesten Grinsen sah ich zur Punkine hoch, dass sie sich so sehr erschrak, dass selbst ihr Irokese sich sorgvoll krümmte.

      „Und dit will’ste ham?“

      „Was will’ste denn haben für die alte Schwarte?“

      Gripsy überlegte kurz und kam zu dem Entschluss: „’Nen Fünfer, wenn de dit glei willst!“

      „Will er nich!“, schaltete sich Grabs ein.

      „Wie, will er nich? Woher willst’n du wissen, was er will und was nich?“

      „Weil ich weiß, was er nicht will!“

      „Un Alter, wes Grabs was’te nich willst?“

      „Weiß sie nicht! Weil, ich will!“, zog ich meine Stirn in Falten und rieb mit den Fingern meine Ohrläppchen in Richtung Punkine

      „Also, haste jehört, Grabs? Er will!“

      „Er will nicht!“

      „Jetzt erst recht!“

      „Nein!“ „Na nu iss gut!“

      „Noch lange nich!“

      „Was geht dich das über…“

      „’Ne ganze Menge!“

      „Drei, zwei, …“, reichte ich Gripsy dann endgültig die fünf Euronen, lachte Grabs frech an und vollendete: „… eins und meins!“

      „Wat für’n Jeschäft?“, stellte Gripsy fest und Rocco jubelte: „Du hast een Buch verkoft, een Buch!“

      „Nun kriegt euch mal wieder ein!“, knurrte Grabs sauer und zu mir gewandt: „Verschissen! Du hast’s bei mir verschissen!“ Grabs drehte angepisst ab. Anscheinend hatte die Punkine echte bedenken, ich würde sie und ihre Unikate mit Hilfe dieses Ratgebers für Hobby-Zöllner zur Fahndung ausrufen lassen. Was natürlich nicht meine Absicht war!

      Trotz allem hörte ich, wie es zweimal in meinem Glas klackte. Hatte sie doch tatsächlich noch zwei Stück von diesen klobigen Kandisbrocken in meinem Tee versenkt. Vier, fünf Spritzer dieses türkischen Aufgussgetränkes strandeten auf meiner Hand, dass ich nach unten sah. Doch was ich da sah, lies mich erstaunen. In meinem Teeglas befand sich offenbar der Grund manch oft vertuschten Fischsterbens. Der schwarze Tod im Apfeltee? In der Hoffnung, ich hätte mich geirrt, kniff ich meine Augen zusammen. Manchmal suggeriert uns ein einfacher Windzug seltsamste Erscheinungen. Nur wich diese akute Umweltkatastrophe nicht meiner Augen und schon gar nicht dem Glas.

      „Was nich in Ordnung … Bruder? Sach ma, wie häßt du überhaupt?“

      „Na ähm, wer bist ’n eijentlich?“, schloss sich Gripsy der Frage ihres Bruders an. Hätte ich in dem Moment nicht das Problem mit meinem Tee gehabt, hätte ich wahrscheinlich geantwortet: Roccos Bruder. Stattdessen gab ich ehrlich Auskunft: „Uwe. Ich heiße Uwe und ich habe ein Problem.“

      „Hallo Uwe! Was ist dein Problem?“, bemühten sich die beiden Zentral-Brandenburger, ums einst wieder verlernte deutsche Wort. Was aber auch geschwisterliche Einigkeit verriet, aus welcher Rocco nachhakte: „Also doch wat nich in Ordnung?“

      „Wat haste denn für ’n Problem, Uwe? Uwe iss aber och so’n Sammelbejriff, wa?“

      „Jahaa …“

      „Nu lassen doch ma, Lütte! Wat soll ’n icke da sachen?“

      „Wie, du? Du heißt doch Rocco!“, musste ich auch mal interessiert nachhaken.

      Rastarocco sah mich mit großen Augen an: „Dann fahr ma nach Spagezien!“

      Ungläubig frag ich nach: „Du fährst extra nach Italien, um festzustellen, dass Rocco ein Sammelbegriff ist? Das glaub ich doch nicht?“

      „Er nich“, klärte seine Lütte mich auf, „aber unsre Mutter, wa.“

      „Eure Mutter?“ Mir schwante was.

      „Mutter hat da sin Vater kenn’ jelernt. Nu darfst’e ma raten, drei ma, wie der häßt?“

      Eine Idee hatte ich schon, nur kam Gripsy mir zuvor: „Rocko häßt’ er! Der häßt Rocko, nur mit CK.“

      Ich befand mich im Zustand fragender Verblüffung: „Dann hast du deinen eigenen Vater?“

      Gripsy sah mich mitleidig an: „Andre Jeschwister ham ihr eijenes Teeglas, wir ham eben jeder unsern eijenen Vater. Dit iss doch Klasse, iss dit doch!“

      „Klasse? Ja, wenn ihr klar kommt, klar, Klasse. Aber apropos Teeglas?!“

      „Sach doch ma wie dein Vater häßt, Nele?“

      „Dat iss jetzt nich wichtig. Und nenn mir nich Nele! – Rocco! Uwe hatte ein Problem, du erinnerst dich?“

      „Ich habe noch!“, warf ich ein.

      „Ja, richtich, dein Glas“, erinnerte sich Rocco und schon hatte es Nele … Gripsy in der Hand.

      „Ieh!“,


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