Typisch!. Simone MayЧитать онлайн книгу.
Handeln aufrecht erhalten kann. In einer solchen Situation übernehmen die neun Typen die tendenziell negativen Verhaltensmuster des unter „Stresspunkt“ genannten Persönlichkeitstypen.
Die positiven Aspekte des Entwicklungspunktes sind der Schlüssel zum Auflösen der Typen-Fixierung, also der Antreiber. Der Entwicklungspunkt beantwortet die Fragen: Was hilft dem Typen, sich zu entwickeln? Welche anderen Verhaltensweisen nutzen, um aus den typeigenen Automatismen auszusteigen? Wie kann man seine Antreiber entlarven und schachmatt setzen? Wodurch kann innere Ausgeglichenheit und Gelassenheit erreicht werden?
Das ist wieder typisch!
Menschen zu erkennen ist faszinierend. Die Aussicht auf eine verständnisvolleres, effektiveres Miteinander ist reizvoll. Doch bitte nehmen Sie sich Zeit, Ihre Hypothesen, der Kollege könnte Typ X haben, anhand der in den folgenden Kapiteln erläuterten Tiefenstruktur (Antreiber, Aufmerksamkeit, Handeln) zu überprüfen. Mithilfe dieses oder anderer Bücher können Sie lediglich Hypothesen aufstellen, mit welchem Typ Sie es zu tun haben. Dabei helfen ihnen eine Reihe von Indikatoren, die ich Ihnen gleich vorstellen werde. Bevor Sie sich jedoch auf Ihre persönliche Erkundungsreise begeben und Ihre Umgebung erforschen, empfehle ich Ihnen: Beginnen Sie bei sich selbst und stehen Sie für die mit Ihrem Persönlichkeitstyp verbundenen Aspekte und Ausprägungen, die Sie vielleicht auch mal als Schwächen bewerten, von Herzen ein. Wer sich selbst gegenüber wohlwollend ehrlich und wertschätzend selbstreflexiv ist, sieht auch andere in ihrem Wesenskern einfühlsamer und bewertet weniger. Wie würden Sie sich fühlen, würde Ihnen ein Kollege auf den Kopf zusagen: Alles klar, Sie sind Typ X, das erkenne ich auf den ersten Blick! Würden Sie sich nicht auch wünschen, Ihr Gegenüber nähme Sie in ihrer Vielschichtigkeit wahr? Fänden Sie es nicht auch viel angenehmer und kollegialer, er würde mit Ihnen über persönlichkeitsrelevante Themen sprechen, sich mit Tiefgang für Ihre Sichtweise und Motive interessieren, statt sich anhand von Oberflächlichkeiten eine Meinung zu bilden und vorschnell zu urteilen? Nutzen Sie Gelegenheiten wie Weiterbildungen, Dienstreisen, Ausflüge und Feiern, Ihre Kollegen von verschiedenen Seiten kennenzulernen. Menschenkenntnis resultiert aus der Kenntnis vieler Menschen. Um den persönlichen Austausch mit Ihren Kollegen kommen Sie nicht herum, wenn Sie an einer guten Zusammenarbeit interessiert sind.
Die erste Typisierungsebene: Kopf-, Herz- oder Bauchtyp?
Reflektieren Sie Situationen, in denen Sie Ihren Kollegen wahrgenommen haben, zum Beispiel in einer Besprechung, im Team, im Vieraugengespräch, bei der Ausführung seiner Arbeit. Überprüfen Sie folgendes grobes Raster und stellen eine erste Hypothese auf.
Kopftypen wollen Themen in der Tiefe verstehen. Sie stellen viele Fragen, wenn sie mit einem neuen Sachverhalt in Berührung kommen. Sie sind neugierig und aufgeschlossen, hören genau zu und haken nach. Sie fragen beispielsweise nach den Hintergründen, den Zusammenhängen, der Vorgeschichte. Sie sind kritisch und wachsam und unterbrechen im Zweifel den Redner, wenn ihnen etwas unstimmig erscheint. Oder sie kommen später auf eine Sache zurück, die sie inzwischen gedanklich fortgeführt haben.
Typisch für Kopftypen ist zudem ihre Begeisterung für Zahlen, Daten, Fakten und Technik.
Lassen Sie sich jedoch keinesfalls zu schnell durch den Beruf, den jemand ausübt, zu einer Einschätzung Kopf-/Herz-/Bauchtyp verleiten. Dass jemand in der Forschung und Entwicklung, in der Technik, als Maschinenbauingenieur oder Wissenschaftler arbeitet, ist keinesfalls ein unumstößliches Zeichen oder gar ein Garant für einen Kopftypen! Genauso gut kann beispielsweise ein Designer seine Leidenschaft für die Visualisierung von Sachverhalten – also hier Kommunikationsanliegen – in seinem Beruf ausleben. Oder ein Berater mit seiner besonderen Kompetenz, relevante Fragen zu stellen und im Dienst der Sache eine optimale Lösung zu finden, erfolgreich sein. Oder eine Sozialarbeiterin im Außendienst Familien besuchen, um sich vor Ort eine fundierte Meinung zu bilden, inwiefern diese Familie für eine Adoption infrage kommt. Prüfen Sie also in jedem Fall die Motivation, die der Berufswahl zugrunde lag. Bei den Kopftypen werden Sie recht bald hören, dass es vor allem das Interesse an der Sache war, die zum jeweiligen Job geführt hat.
Typisch für Herztypen ist ihr ständiges Bemühen um positive Bestätigung. In einem Meeting suchen sie Aufmerksamkeit, beteiligen sich mit Redebeiträgen oder bringen sich hilfreich ein, beispielsweise indem sie fehlendes Moderationsmaterial besorgen oder sich um die Versorgung mit Getränken kümmern. Herztypen beschäftigen sich sehr viel mit der Frage, wie sie auf andere wirken, und interpretieren ausbleibendes Feedback schnell als Desinteresse oder Geringschätzung. Sie wollen gegenüber anderen eine guten Eindruck machen und strengen sich an, hoffend, dass anderen ihr Einsatz positiv auffällt.
Bei den Herztypen dürfte Sie nicht erstaunen, dass es meist der Kontakt mit oder Dienst für Menschen war, der ausschlaggebend für die Berufswahl war. Herztypen fühlen sich in helfenden, beratenden, unterstützenden Tätigkeiten zu Hause. Ein anderes typisches Betätigungsfeld von Herztypen liegt im Bereich Marketing und Vertrieb. In diesen Berufen ist beides gegeben: Es geht um Leistung und Top-Ergebnisse, oftmals fordern Wettbewerbssituationen zu besonderem Einsatz heraus und bringen Anerkennung und Bestätigung von anderen. So mögen es Mitarbeiter in Vertrieb und Marketing, immer wieder Ergebnisse vorzuweisen, die von anderen geschätzt und oft bewundert werden.
Typisch für Bauchtypen ist ihre Geradlinigkeit und Unbeirrbarkeit. Sie folgen ihren eigenen Maßstäben und bleiben sich selbst treu. Kraft ihrer ich-orientierten Bauchenergie neigen sie dazu, aus dem Blick zu verlieren, wie ihre Umgebung auf sie reagiert oder was in einem Kontext vernünftig oder sachdienlich angemessen wäre.
Bauchtypen gehen ihren Weg auch unter schweren Bedingungen und unter Druck. Und einmal unterwegs lassen sie sich von diesem nicht leicht abbringen. So ist eine in Fahrt gekommene Acht schwer auszubremsen, wenn sie dazu neigt, mit ihrer Präsenz Situationen zu dominieren und zum Beispiel in einem Meeting die Führung zu übernehmen. Wenn sie etwas nicht wollen, sind Neunen wahre Meister im Nicht-Nein-Sagen. Und Einsen erkennen Sie darin, dass sie ganz genaue Vorstellungen davon haben, wie etwas zu sein hat, damit es ihren Kriterien von „richtig“ entspricht. Bauchtypen handeln impulsiv und intuitiv. Fragt man nach, aus welchem Grund sie etwas Bestimmtes getan oder gelassen haben, lautet die Antwort nicht selten: „Das kann ich nicht sagen, es kam einfach so, darüber habe ich nicht nachgedacht.“ Bei den Bauchtypen ist Wertekongruenz, also die Passung der eigenen Werte zu den Unternehmenswerten ein oft genanntes Auswahlkriterium für die Berufswahl. Einen Beruf auszuüben oder einer Tätigkeit nachzugehen, bei der es möglich ist, den eigenen Anspruch zu leben, bedeutet ihnen sehr viel. Bauchtypen wollen sich nicht verbiegen und ordnen ihre Interessen nur einer Angelegenheit unter, die sie einhundert Prozent überzeugt.
Sie haben einen hohen Anspruch an ihr Arbeitsumfeld zum Beispiel hinsichtlich Gerechtigkeit und Ehrlichkeit. Hinsichtlich ihrer Werte sind sie nicht wirklich kompromissbereit, sondern eher bestrebt, diese in ihrem Wirkkungskreis zu verbreiten.
Nutzen Sie Ihre Intuition
Vertrauen Sie Ihrer Intuition und lassen Sie Spontanität zu: Welche Typen können Sie mit gutem Gefühl ausschließen, wenn Sie an den entsprechenden Kollegen denken, was passt gar nicht? Grenzen Sie die Auswahl ein.
Nachdem Sie auf diesem Weg von den neun Typen beispielsweise drei bis vier gefunden haben, die aus Ihrer Sicht infrage kommen, schauen Sie sich zu diesen auch die jeweiligen Nachbartypen (Flügel) an, inwiefern Sie auch dort Aspekte finden, die zutreffen. Passen die Flügel-Aspekte gar nicht, können Sie diese Haupttypen ausschließen, sodass dann am Ende vielleicht nur noch einer oder zwei Typen übrig bleiben. Schließlich: Sprechen Sie mit Ihrem Kollegen über das Enneagramm. Lassen Sie ihn daran teilhaben, was Sie bewegt, und lassen Sie sich überraschen, wie er darauf reagiert. Auch die Art und Weise, wie er reagiert, kann zu weiteren Hypothesen führen.
Bleiben Sie offen und neugierig und lassen Sie sich überraschen, dass es innerhalb von Typengruppen eine ganze Bandbreite geben kann. Besuchen Sie Panels, Podiumsinterviews, bei denen Typrepräsentanten unter professioneller Moderation eines ausgebildeten Enneagrammlehrers innerhalb ihrer Typengruppe