Tipps vom Fips. Renate KazempourЧитать онлайн книгу.
großartigen Fantasie um sich auszumalen, was jetzt folgte.
Ersatzfrauchen war, als sie das Malheur erblickte, zuerst wie gelähmt, dann sichtlich geschockt und schließlich nur noch wütend auf uns „gefräßigen Monster“, aber auch verärgert über ihren eigenen Leichtsinn, die Türe nicht einbruchssicher verschlossen zu haben.
„Damit ihr’s jetzt ein für alle mal wisst“, drohte sie mit erhobenem Zeigefinger, „ab sofort wird gefastet – und zwar lange.“ Zu allem Überfluss zeigte sie uns dann noch zwei riesige, saftige Rinderbeinscheiben, wohl ein Teil unseres Festtagmenüs. „Die“, fuhr sie dann genüsslich fort, „essen wir nun selber.“
Tja lieber Fips, soweit unsere ureigenste Weihnachtstragödie. Ziemlich dumm gelaufen, oder?
Zum Glück ging aber alles gut. Außer unförmig angeschwollenen Blähbäuchen bekamen wir weder Dünnpfiff, noch Darmverschluss, noch kotzten wir (entschuldige bitte die unfeine Ausdrucksweise) unkontrolliert in irgend eine Ecke. Allerdings entgingen uns natürlich etliche Gaumenfreuden, die an solchen Tagen auch für uns eingeplant waren.
Vielleicht kannst du bei unserem nächsten Treffen deiner gierigen Herzensdame einmal ins Gewissen reden, auf mich hört sie nämlich ohnehin nicht. Dass ich gepetzt habe, nehme ich gerne in Kauf angesichts der Tatsache, sie könnte sich ansonsten eines schönen, nicht allzu fernen Tages um den Verstand oder gar ihr Leben fressen.
In der Hoffnung, dass wenigstens dir ein vorzügliches Mahl zuteil wurde, verbleibe ich bis demnächst
dein Alf
P.S: Küsschen von Neele, die ich jetzt heimlich „unsere Fressmaschine“ nenne.
*
Hallo Ihr Lieben,
na, das war ja wohl der Hammer, den meine Freunde sich da leisteten. Aber Strafe muss sein, wenn man dermaßen unbeherrscht ist. Allerdings, und da bin ich jetzt wirklich ehrlich, weiß ich tatsächlich nicht, wie ich mich in einer solchen Situation verhalten würde. Wahrscheinlich hätte ich ebenso selbstlos gehandelt wie mein Kumpel Alf und Neele vor dem sicheren „Überfressungstod“ gerettet. Aber Schwamm drüber.
Apropos Winter. Da fällt mir spontan das Wort „Lawine“ ein, womit wir dann auch schon beim heutigen Thema, nämlich den Rettungshunden wären, die ich aufrichtig bewundere.
Die Ausbildung habe ich mir sagen lassen ist langwierig und erfordert ein überaus sicheres und wesensfestes Tier, bar jeglicher Aggression.
Neben dem am häufigsten zum Einsatz geeigneten „Deutschen Schäferhund“, sind auch durchaus Labrador, Golden Retriever und andere Rassen vertreten. Diese großartigen Geschöpfe werden speziell für Lawinen- und Erdbebensuche ausgebildet, wobei zahlreiche Verschüttete ihrem untrüglichen Geruchssinn und Feingespür tatsächlich das Überleben verdanken. Einfach fantastisch.
Auch im Polizeidienst, beim Grenzschutz und Zoll, kann oder will man ohne uns Vierbeiner nicht mehr auskommen. Und weil wir gerade vom Zoll sprechen, möchte ich Ihnen in diesem Zusammenhang eine echt witzige Begebenheit nicht vorenthalten. Witzig für Sie und mich, für die Beteiligten im ersten Moment wohl weniger.
Also: Bekannte, die kürzlich nach einem stundenlangen Nachtflug in aller Herrgottsfrühe am Frankfurter Flughafen eintrafen, warteten nebst zahlreichen anderen Passagieren auf ihr Gepäck. Während die Leute gähnend auf das noch unbewegliche Förderband starrten, erschienen zwei Uniformierte mit einem Prachtexemplar von Schäferhund, der weithin sichtbar einen „Body“ mit der Aufschrift „Zoll“ trug. Die drei flanierten gemessenen Schrittes durch die Menge. Als unsere Freunde dann nach Ewigkeiten endlich ihre sieben Sachen eingesammelt hatten, strebten sie aufatmend in Richtung „Exit“. Dass man durch diesen dann keinesfalls so mir nichts dir nichts marschieren kann, ist hinlänglich bekannt, erwarten einen dort in der Regel doch ständig Typen vom Zollamt. Gerade als unsere Protagonistin sagen wollte: „Wir haben nichts zu deklarieren“, tippte ihrem Begleiter ein sehr dezent gekleideter Herr auf die Schulter, outete sich als ziviler Zollfahnder und bat das Paar samt Reiseutensilien in einen Nebenraum. Dort wurde umgehend akribisch durchsucht. Die beiden fielen, wie man sich lebhaft vorstellen kann, aus allen Wolken.
Nachdem das Handgepäck durchwühlt war und nichts Anrüchiges zum Vorschein kam, erfuhren sie alsbald den Grund ihrer „Sonderbehandlung“. Sie werden es nicht erraten, auch ich war platt. Der vierbeinige Schnüffler blieb nämlich, mucksmäuschenstill und ohne dass es vor allem irgendjemandem aufgefallen wäre, noch während sie auf ihre Koffer warteten, vor ihrem „Bordcase“ sitzen, den sie neben sich stehen hatten.
„Ich dachte“, sagte unsere Bekannte immer noch leicht geschockt, „dass sich das Tier im Falle einer Ungereimtheit auffällig benehmen würde. Aber nein, das absolute Gegenteil trat ein. Der Kerl gab nicht den leisesten Laut von sich.“
Also liebe Leserinnen und Leser, wenn sie demnächst wieder einmal verreisen sollten, überlegen Sie gut, was Sie alles in Ihre Taschen stopfen, denn selbst harmlose Hustentropfen wie in diesem geschilderten Fall, deren Geruch wohl identisch mit irgend einem Dopingmittel war, können, wie man sieht, zu einer unangenehmen Überraschung führen.
Jedenfalls hat dieser Kamerad, das muss ich hiermit neidlos gestehen, meine grenzenlose Hochachtung.
Bevor ich dieses Mal zum Schluss komme, fällt mir noch etwas Wichtiges ein, das mir wirklich sehr am Herzen liegt. Sollte es bei Ihnen ein Tier als Weihnachtsgeschenk gegeben haben, was ich in der Regel überaus verabscheue, da man ein Lebewesen nicht wie eine x-beliebige Ware handeln und nach Gutdünken verscherbeln kann, bitte, geben sie diesem ein liebevolles, dauerhaftes Zuhause.
Es ist leider eine überaus traurige Tatsache, dass in ständig wiederkehrendem Rhythmus, hunderte von Haustieren im Heim landen, weil sie unüberlegt angeschafft, schnell lästig wurden. Das Fest der Liebe wird somit zum Horrortrip für die armen Geschöpfe. Es tut mir leid, aber ich muss einfach immer wieder auf diese traurigen Umstände hinweisen, in der Hoffnung auf sorgfältiges Abwägen und Vernunft vor einem solchen Schritt.
So, und das war’s aber jetzt wirklich.
Ich grüße Sie bis demnächst
Ihr Fips
*
FEBRUAR
Hallo liebe Freunde,
ich habe es ja tatsächlich geschafft, trotz des noch immer hartnäckigen Winterwetters und Herrchens Stress, Alf und meine heimlich Angebetete zu treffen.
Ich, fein herausgeputzt mit einem nagelneuen, taffen Halsband, sah sie schon von weitem. Alf, der Blödmann schmiss sich erst einmal in Positur und zerrte mit wütendem Knurren an seiner Leine, bis er schließlich beim Näherkommen raffte, wen er da vor sich hatte. Allem Anschein nach ist der Gute leicht schneeblind.
Und Neele? Noch bezaubernder als ich sie in Erinnerung hatte, stand sie unbeweglich vor mir und blickte mich mit ihren sanften, braunen Augen, deren Ausdruck ich beim besten Willen nicht deuten konnte, unverwandt an. Und gerade, als ich sie voller Freude auf das herzlichste begrüßen wollte, drehte sie sich, das Haupt stolz wie eine Königin erhoben, einfach um und zeigte mir die kalte Schulter.
„Was um alles in der Welt hat sie denn“, raunte ich völlig verdutzt meinem Kumpel ins Ohr.
„Keine Ahnung“, kam’s zurück, „Weiber halt. Da siehst du mal, was ich mitunter auszuhalten habe“.
Es wurde dann trotzdem noch ein sehr vergnügliches „Gassigehen“, bei dem wir reichlich Spaß hatten und die anfänglich Unnahbare mehr und mehr auftaute. Soweit der Einblick in meine Privatsphäre.
Und nun Themenwechsel. Wissen Sie eigentlich warum wir Hunde oftmals eine heftige Aversion gegen Postboten hegen? Fragen Sie mich aber jetzt nicht, wie ich ausgerechnet darauf zu sprechen komme. Nun, die Erklärung hierfür liegt quasi auf der Hand, liefert sie uns doch ein plastisches Beispiel für die Kombination von erlernter und angeborener territorialer Aggression. Letztere hat ihren Ursprung in der Verteidigung