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Die böse Macht. C. S. LewisЧитать онлайн книгу.

Die böse Macht - C. S. Lewis


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Schwert! Übrigens wissen wir bereits, wo wir unterkommen. Cecil und ich werden nach St. Anne’s in das Landhaus ziehen. Dort haben wir zurzeit sowieso oft zu tun, wissen Sie.«

      »Oh«, sagte Jane beinahe erschrocken, als ihr die Erlebnisse des Tages wieder einfielen.

      »Aber, wie egoistisch von mir!«, sagte Mutter Dimble. »Da plappere ich über meine eigenen Schwierigkeiten und vergesse ganz, dass Sie dort gewesen sind und sicherlich viel zu erzählen haben. Haben Sie mit Grace gesprochen? Und hat sie Ihnen gefallen?«

      »›Grace‹ ist Miss Ironwood?« fragte Jane.

      »Ja.«

      »Ich habe mit ihr gesprochen. Ich weiß nicht, ob sie mir gefallen hat oder nicht. Aber ich möchte jetzt nicht darüber sprechen. Ich kann an nichts anderes denken als an diese empörenden Ereignisse bei Ihnen. Sie sind die Märtyrerin, nicht ich.«

      »Nein, meine Liebe«, sagte Mrs. Dimble, »ich bin keine Märtyrerin. Ich bin nur eine zornige alte Frau mit schmerzenden Füßen und Kopfweh – aber das wird schon weniger –, die versucht, sich in eine bessere Stimmung hineinzureden. Schließlich haben Cecil und ich nicht wie die arme Ivy Maggs unsere Lebensgrundlage verloren. So wichtig ist uns das alte Haus nun auch wieder nicht. Wissen Sie, das Vergnügen, dort zu leben, war in mancher Hinsicht ein melancholisches Vergnügen. Ich frage mich überhaupt, ob die Menschen eigentlich gerne glücklich sind? Ein wenig melancholisch, ja. All diese großen Zimmer im Obergeschoss, die wir wollten, weil wir dachten, dass wir viele Kinder haben würden, und dann bekamen wir nicht eines. Vielleicht habe ich zu viel Gefallen daran gefunden, ihnen an den langen Nachmittagen, wenn Cecil nicht da war, nachzutrauern. Mich selbst zu bemitleiden. Es wird besser für mich sein, von dort wegzukommen, glaube ich. Am Ende wäre ich noch wie diese fürchterliche Frau bei Ibsen geworden, die immer über Puppen redet. Für Cecil ist es wirklich viel schlimmer. Er hatte so gern alle seine Studenten um sich. Jane, jetzt haben Sie schon zum dritten Mal gegähnt. Sie sind todmüde, und ich rede Ihnen ein Loch in den Bauch. Das kommt davon, wenn man dreißig Jahre verheiratet ist. Ehemänner sind dazu da, dass man auf sie einredet. Es hilft ihnen, sich auf das zu konzentrieren, was sie gerade lesen – wie das Geräusch eines Wasserfalls. Da! Nun gähnen Sie schon wieder.«

      Jane empfand Mutter Dimble als eine etwas unbequeme Zimmergenossin, weil sie betete. »Sonderbar«, dachte Jane, »wie einen das verwirren kann.« Man wusste nicht, wo man hinschauen sollte, und nachdem Mrs. Dimble sich von den Knien erhoben hatte, war es mehrere Minuten lang schwierig, den natürlichen Gesprächston wieder zu finden.

      2 _______

      »Sind Sie jetzt wach?«, fragte Mrs. Dimbles Stimme mitten in der Nacht.

      »Ja«, antwortete Jane. »Es tut mir Leid. Habe ich Sie geweckt? Habe ich geschrien?«

      »Ja. Sie haben geschrien, dass jemand auf den Kopf geschlagen würde.«

      »Ich habe gesehen, wie sie einen Mann umbrachten, einen Mann, der in einem großen Wagen eine Landstraße entlangfuhr. Er kam zu einer Kreuzung und bog nach rechts ab, vorbei an einigen Bäumen, und dort stand jemand mitten auf der Straße und schwenkte ein Licht, um ihn anzuhalten. Ich konnte nicht hören, was sie sagten, denn ich war zu weit entfernt. Sie müssen ihn überredet haben, aus dem Wagen zu steigen, und er sprach mit einem von ihnen. Das Licht fiel voll auf sein Gesicht. Er war nicht derselbe alte Mann, den ich in dem anderen Traum gesehen habe. Dieser hatte keinen Bart, nur einen Schnurrbart. Er wirkte irgendwie hitzig und stolz. Es gefiel ihm nicht, was der Mann zu ihm sagte, und dann nahm er seine Fäuste und schlug ihn nieder. Ein anderer Mann hinter ihm versuchte, ihn mit einem Gegenstand auf den Kopf zu schlagen, aber der alte Mann war zu schnell und drehte sich rechtzeitig um. Dann gab es einen schrecklichen Kampf, der aber auch etwas Großartiges hatte. Sie waren zu dritt, und er kämpfte gegen alle drei. Ich habe in Büchern davon gelesen, konnte mir aber nie vorstellen, wie einem dabei zu Mute ist. Natürlich haben sie ihn schließlich überwältigt. Mit den Dingern in ihren Händen schlugen sie furchtbar auf seinen Kopf ein. Sie haben ihn ganz kaltblütig erledigt und sich dann gebückt, um ihn zu untersuchen und sich zu vergewissern, dass er wirklich tot war. Das Licht der Laterne kam mir seltsam vor, wie hohe Stäbe oder Stangen aus Licht – überall. Aber vielleicht war ich da schon im Begriff aufzuwachen. Nein, danke, alles in Ordnung. Es war natürlich furchtbar, aber ich habe keine Angst … nicht so wie in den früheren Träumen. Ich habe vor allem Mitleid mit dem alten Mann.«

      »Glauben Sie, dass Sie wieder einschlafen können?«

      »O ja! Haben die Kopfschmerzen nachgelassen, Mrs. Dimble?«

      »Sie sind ganz weg, danke. Gute Nacht.«

      3 _______

      »Kein Zweifel«, dachte Mark, »dies muss der verrückte Pfarrer sein, den Bill der Blizzard erwähnt hat.« Die Ausschusssitzung begann erst um halb elf in Belbury, und seit dem Frühstück war Mark trotz des rauen und nebligen Wetters mit Reverend Straik im Garten spazieren gegangen. Gleich als der Mann ihn angesprochen hatte, hatten die abgetragenen Kleider und die plumpen Schuhe, der durchgewetzte Klerikerkragen, das dunkle, hagere, tragische Gesicht, narbig, schlecht rasiert und zerfurcht, die geradezu erbitterte Aufrichtigkeit auf Mark fehl am Platze gewirkt. Er hatte nicht erwartet, im Institut einer solchen Gestalt zu begegnen.

      »Denken Sie nicht«, sagte Mr. Straik, »dass ich mich der Illusion hingäbe, unser Programm könnte ohne Gewalt verwirklicht werden. Es wird Widerstand geben. Sie werden mit den Zähnen knirschen und keine Reue zeigen. Aber wir werden uns nicht abschrecken lassen. Wir werden diesen Unruhen mit einer Festigkeit begegnen, die Verleumder zu der Behauptung verleiten wird, wir hätten sie gewollt. Lassen wir sie reden. In gewissem Sinne haben wir sie gewollt. Es kann nicht unsere Sache sein, jenes System geregelter Sünde zu erhalten, das man Gesellschaft nennt. Für dieses System ist die Botschaft, die wir zu verkünden haben, eine Botschaft völliger Verzweiflung.«

      »Nun, genau das habe ich gemeint«, sagte Mark, »als ich sagte, Ihr Standpunkt und der meine wären im Grunde unvereinbar. Die Erhaltung der Gesellschaft durch gründliche Planung aller Lebensbereiche ist das Ziel, das ich vor Augen habe. Ich glaube nicht, dass es ein anderes Ziel gibt oder geben kann. Für Sie stellt sich das Problem völlig anders, weil Sie auf etwas Besseres als die menschliche Gesellschaft hoffen, in einer anderen Welt.«

      »Mit jedem Gedanken und jeder Faser meines Herzens, mit jedem Tropfen meines Blutes weise ich diese verwerfliche Doktrin zurück«, sagte Mr. Straik. »Genau das ist die Ausflucht, mit der die Welt, diese Organisierung und Behausung des Todes, die Lehre Jesu Christi auf den falschen Pfad geführt und entmannt und die einfache Forderung des Herrn nach Rechtschaffenheit und Gericht hier und jetzt in Pfaffentum und Mystizismus verwandelt hat. Das Königreich Gottes muss hier verwirklicht werden – in dieser Welt. Und es wird geschehen. Beim Namen Jesu soll jedes Knie sich beugen. Und in diesem Namen sage ich mich völlig los von allen Formen organisierter Religion, die diese Welt bisher gesehen hat.«

      Die Erwähnung des Namens Jesu brachte Mark, der ohne weiteres vor einem Hörsaal voll junger Frauen eine Vorlesung über Abtreibung oder Perversion gehalten hätte, so aus der Fassung, dass er leicht errötete; und als er das merkte, ärgerte er sich so über sich selbst und Mr. Straik, dass seine Wangen in der Tat sehr rot wurden. Dies war genau die Art von Gespräch, die er nicht ausstehen konnte; und seit dem Elend der Religionsstunden in der Schule, an die er sich nur zu gut erinnerte, hatte er sich nie so unbehaglich gefühlt. Er murmelte etwas über seine mangelnden Kenntnisse in Theologie.

      »Theologie!«, sagte Mr. Straik mit tiefer Verachtung. »Ich spreche nicht über Theologie, junger Mann, sondern über den Herrn Jesus Christus. Theologie ist Geschwätz, Augenwischerei, Schall und Rauch, ein Spiel für reiche Müßiggänger. Ich habe den Herrn Jesus nicht in Hörsälen gefunden. Ich habe ihn in den Kohlengruben gefunden und neben dem Sarg meiner Tochter. Wer meint, Theologie sei eine Art Watte, die ihn am Tag des großen und schrecklichen Gerichts sicher schützen werde, der irrt. Denken Sie an meine Worte: so wird es geschehen! Das Reich Gottes wird kommen, in dieser Welt, in diesem Land. Die Macht der Wissenschaft ist ein Werkzeug. Ein


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