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Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten. Adrian PlassЧитать онлайн книгу.

Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten - Adrian Plass


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zu gießen.

      Auch nicht gerade hilfreich war die Tatsache, dass ungefähr zehn Minuten vor dem Ende des Vortrags zwei Damen an unterschiedlichen Tischen sich wie durch Zauberei in exakt demselben Moment erhoben und in der Küche verschwanden, wo sie die nächsten zehn Minuten damit verbrachten, mit allem möglichen Zeug herumzuklappern und zu klirren und zu scheppern und sich dabei so laut zu unterhalten, dass sie einander über ihr eigenes Geklapper und Geklirr und Geschepper hinweg verstehen konnten.

      War hinterher total ausgelaugt. Als Mr. B. Granger dazu einlud, Fragen zu stellen, meldete sich nur ein Zuhörer.

      War ich bekannt mit Mr. A. Whittle, der einen Vortrag mit höchst interessanten Dias aus dem alten West Hammerton hielt? Nein, leider war ich nicht bekannt mit Mr. A. Whittle, der einen Vortrag mit höchst interessanten Dias aus dem alten West Hammerton hielt.

      Diese Information schien jedem weiteren Interesse den Garaus zu machen. Verspürte den starken Wunsch, Mr. A. Whittle den Garaus zu machen und ihn mitsamt seinen Dias zu Reginald und Eileen zu befördern.

      Hatte meinen Tee dringend nötig. Gerald kam mit den alten Leuten prächtig zurecht. Brachte sie zum Lachen und verwickelte sie in lockere Plaudereien. Wünschte, er hätte den Vortrag gehalten. Ich will nie wieder einen halten – niemals.

      Die Versammlung endete mit dem Absingen des Clubliedes, angeleitet von einem Klavier in der Ecke, dessen Tastatur ebenso lückenhaft zu sein schien wie das Gebiss des alten Herrn, der es mit zittriger Großtuerei bearbeitete. Der Text des Liedes, das mit großer Inbrunst zweimal gesungen wurde, lautete folgendermaßen:

      Reginald und Eileen sind nicht mehr unter uns,

      denn hingerafft hat sie der Tod vor langer Zeit,

      doch tut’s uns auch weh, wir treffen uns zum Tee,

      und alle Welt ist Zeuge uns’rer Fröhlichkeit.

      Gerald fuhr uns nach Hause. Ich saß jämmerlich da, mein im Voraus geschriebenes Dankeskärtchen (»Wir alle wissen die neuen Einsichten in die Arbeit unserer Chöre, die Sie uns heute Nachmittag vermittelt haben, sehr zu schätzen«) und meinen Fünf-Pfund-Schein in der Hand umklammert, und fragte mich, wie ich es anstellen konnte, alle weiteren Termine abzusagen. Auf dem ganzen Heimweg produzierte Gerald, der immer noch das Bedürfnis hat, jeden Witz bis zur bitteren Neige auszuweiden, deprimierend akkurate Imitationen von Mr. B. Granger, wie er sagte: »Mr. E. Bass, ein sehr beliebter örtlicher Laienprediger, dessen Vortrag den Titel ›Lesungen aus dem Tagebuch eines frohen Choristen‹ trägt.«

      Anne und Thynn, der auf eine Tasse Tee vorbeigekommen war, lachten Tränen, als Gerald ihnen von meinem albtraumhaften Erlebnis erzählte.

      Vielleicht sollte meine Unterstützergruppe aus chronisch Depressiven bestehen; dann könnten die wenigstens zweimal im Monat auf meine Kosten herzhaft lachen.

      Der arme alte Leonard ist immer noch etwas angeschlagen seit dem Tod seiner Mutter. Doch wie er heute abend sagte, kann sie jetzt unter all den himmlischen Wesen wenigstens verstehen, was die anderen sagen. Was Leonard gegen Ende ihres Lebens zur Raserei brachte, war, dass sie sich weigerte, ein Hörgerät zu tragen, weil sie ihrer Meinung nach nicht schwerhörig war, sondern nur nicht verstehen konnte, was die Leute sagten.

      Wir bekommen L. T. zurzeit ziemlich häufig zu sehen.

      Habe heute in der Gemeinde ein paar Worte mit Gott gewechselt. Bat ihn um irgendetwas, das mir hilft, die ganze Sache mit den Vorträgen wieder positiver zu sehen. Ich scheine viel zu leicht das Selbstvertrauen zu verlieren.

      Als ich mit den anderen herauskam, blickte ich auf und sah eine Wolke, die genau wie Südamerika aussah. Fragte mich, ob das vielleicht »das Zeichen« wäre. Wies Richard Cook auf die Wolke hin.

      Ich sagte: »Siehst du die Wolke dort, die genau wie Südamerika aussieht? Meinst du, das könnte ein Zeichen sein?«

      Er sagte: »Ja, könnte sein, nur ist das nicht Südamerika. Sie hat genau die gleiche Form wie Italien. Das ist erstaunlich! Gott ruft dich nach Italien.«

      Dachte mir, ich höre lieber mal, was die anderen denken. Gerald meinte, seiner Ansicht nach sei es der indische Subkontinent.

      Anne (die besonders den Westen Englands liebt) sagte, es sei ganz bestimmt die Lizard-Halbinsel in Cornwall.

      George Farmer wusste, dass es nur Grönland sein könnte, was, wie er sagte, eine Bestätigung für das sei, was er schon seit jeher über mich dachte.

      Thynn sagte, es sei eine Karotte, und vertrat die Ansicht, ich sei berufen, denen zu dienen, die mit Wurzelgemüse arbeiten.

      Kam schließlich zu dem Schluss, dass die Wolke doch nicht das Zeichen war, nach dem ich Ausschau hielt, es sei denn, Gott erwartet von mir, dass ich den größten Teil unseres Planeten bekehre, nicht zu vergessen diejenigen, die mit Wurzelgemüse arbeiten. Ich meine, Gott hat die Welt erschaffen, oder nicht? Dann müsste er doch auch in der Lage sein, ein Stück davon akkurat zu zeichnen, wenn er will.

      Die Wolken haben sich geteilt! Wenn ich auch sagen muss, dass es reichlich lange gedauert hat …

      Erwachte in finsterer Stimmung.

      Gerald, der sich bereiterklärt hat, als mein unbezahlter Teilzeitsekretär zu agieren, solange er zu Hause ist, überreichte mir heute Morgen den folgenden Brief. Er sei mit der ersten Post gekommen, sagte er. War ziemlich aufgeregt, als ich zu lesen begann. Darin stand Folgendes:

      Sehr geehrter Mr. Plass,

       Grüße im Namen dessen, der uns bevollmächtigt.

      Hiermit setzen wir Sie davon in Kenntnis, dass das betende Nachdenken unseres Gemeindevorstandes Sie als Gottes auserwählten Gastredner zum Anlass unserer diesjährigen Herbst-Familien-Gemeindefreizeit offenbart hat. Ihre Botschaft wird am Freitag, dem achten September, um neunzehn Uhr dreiunddreißig ausgerichtet werden und sollte nicht länger als siebenundzwanzig Minuten sein, einschließlich einer abschließenden fünfminütigen Zeit, in der sich Zeichen (bitte ohne Ruhen im Geist und langwierige individuelle Dienste) an und unter der Versammlung manifestieren können. Ihr Vortrag muss sich auf angemessene biblische Bezüge stützen (bitte anhand der Revidierten Urtextgetreuen Umgangssprachlichen Dogmatisch Unverfänglichen Übersetzung der Heiligen Schrift) und sollte sich in drei leicht verständliche Abschnitte teilen, deren Überschriften mit demselben Buchstaben beginnen.

      Humor in begrenztem Umfang (bitte mit Zurückhaltung) ist zu Beginn zulässig, um zu demonstrieren, dass Christen auch Sinn für Spaß haben, sollte jedoch bald einer ermahnenden und belehrenden Redeweise weichen, die in einem beherrschten, dabei jedoch auch bewegend leidenschaftlichen Appell zur Veränderung des Lebens gipfelt, etwa um die Zwanzig-Minuten-Marke. Bitte betonen Sie, dass solche Veränderungen sich innerhalb eines konfessionellen Bezugsrahmens vollziehen sollten. In der Vergangenheit haben einige Referenten bedauerlicherweise gewissermaßen alle Zäune niedergerissen, sodass einzelne Mitglieder unserer Gemeinde auf Abwege gerieten und zu neuen geistlichen Weiden abwandern konnten. In diesem Zusammenhang möchten wir Sie bitten, die gottgegebene Autorität unserer Gemeindeältesten zu betonen sowie die Tatsache, dass Ihre Aufgabe einfach darin besteht, die anwesenden Gemeindeglieder in ihre Richtung zu weisen.

      Bitte fordern Sie nicht zu Fragen auf, da diese unweigerlich den Zeitplan durcheinanderbringen und oft eine verwirrende Wirkung auf jene haben, die noch nicht fest auf unser Verständnis und unsere Auslegung des Wortes gegründet sind.

      Wir möchten Sie bitten, über das Thema »DEM GEIST RAUM GEBEN« zu sprechen. Bitte fühlen Sie sich (innerhalb der oben genannten Richtlinien) frei, der Führung des Herrn in der Verkündigung seines Wortes zu folgen, wie es Ihnen aufgetan wird.

      Bitte informieren Sie uns über das Honorar, das Sie voraussichtlich dafür verlangen werden, bei diesem Anlass das Werk des Herrn zu tun, wobei Sie bitte bedenken wollen, dass wir, abgesehen davon, dass wir bereits schwer verschuldet sind, während wir auf die Bestätigung warten,


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