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Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau. Tino HemmannЧитать онлайн книгу.

Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau - Tino Hemmann


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und mit stampfendem Gepolter einen gleichfalls synchronen Ausfallschritt hin zu den ansehnlichen und großen Jünglingen machten. Die Widersacher der Kosaken, jene hellen Burschen, deren klare Silhouetten einer sportlichen Körpersymmetrie – bestehend aus runden Popos und gewaltig wirkenden Genitalien unter den glänzenden Strumpfhosen – keineswegs furchteinflößend wirkten, antworteten mit mehreren »Assemblés« – einstudierten geschlossenen Sprüngen, wobei ein Bein während des Sprunges ein »Grand battement jeté« vollführte –, so dass das jeweilige Spielbein der Tänzer mit kräftigem Schwung so hoch wie möglich nach vorn, zur Seite oder auch nach hinten geworfen wurde. Gleichzeitig erklangen ihre Stimmen – begleitet von einem äußerst perfekt spielenden Orchester – in höchsten Tonlagen, erst leise, dann immer lauter, russisch klagend und heulend: »Hinweg, ihr Barbaren!« Sie liefen sogleich in sauberen Baskenschritten zu einem Halbkreis auf und näherten sich mit unglaublich hohen und absolut synchronen Sprüngen und einer leichten Vorwärtsbewegung – dem sogenannten »Soubresaut« – den Kosaken, wobei die Oberkörper stark in eine Rücklage gebogen und die Beine zusammengehalten nach hinten gestreckt wurden. Als sie synchron auf den lärmenden Bühnenbrettern landeten, ertönte der letzte, nachhallende Akkord aus ihren Kehlen, ebenso wie der letzte des Orchesters, die Kosaken ließen die Schwerter fallen und rannten davon, der Dirigent – ein alter, erfahrener Zausbart – fiel mit einem gewaltigen Körperschwung fast von seinem Podest und so ziemlich allen Besuchern des ausverkauften Bolschoi-Theaters standen die Haare wie elektrisiert zu Berge.

      All das bis zu diesem Zeitpunkt unterdrückte aufkeimende Hüsteln der Zuschauer wurde sogleich von tobendem und rasendem Beifall übertönt. Die international gemischte Menge erhob sich aus den bequemen Sitzen und krakeelte »Bravissimo!«-Rufe, während der kleingewachsene Dirigent zum wiederholten Male die Untergebenen zwang, sich tief vor der Masse zu verbeugen, indem er die Spitze seiner Taktstockwaffe von links nach rechts fahren ließ, so als wollte er damit die pompöse Bühnendekoration zerschneiden. Diese Koryphäe des Opern-Genres schien sich längst in tropfenden und kriechenden Kolonnen eigenen Schweißes aufzulösen. Der Dirigent lächelte dauerhaft und nahm die Hochachtung des Publikums angesichts der eigenen Leistung gern entgegen – ein Hasardeur am Ziel all seiner Wünsche! Wenigstens bis zur nächsten Aufführung, denn er dachte wahrscheinlich bereits an kleine Lappalien der Untergebenen, die es bis zur folgenden Darbietung dringend zu korrigieren galt.

      *

      Während der Beifall noch rauschte, verließ der Präsident in Begleitung von acht Sicherheitsleuten die mit roten Samtstoffen ausgestattete und reichlich mit Blattgold verzierte Loge und wurde, wie nach jeder Uraufführung, in einen abgeschirmten und bestens gesicherten Raum geführt, in dem er schon bald mit den Ensemble-Chefs zusammentreffen sollte. Dem Präsidenten der Russischen Föderation wurde von einem steif wirkenden Diener Sekt gereicht. Prophylaktisch nahm er das Glas an, nippte daran und näherte sich mit zwei kurzen Schritten der korpulent-massiven Gestalt des Boris Jewgenij Jerchow, seinem engen, fünfundfünfzigjährigen Berater in Sicherheitsfragen, der sogleich einer alten, russisch-unorthodox-bunt geschminkten Dame den Rücken zukehrte und sich seinem Arbeitgeber zuwandte.

      »Und, Herr Präsident, hat es gefallen?«, begann Jerchow, um zunächst die Laune seines Präsidenten abzuklopfen.

      »Todlangweilig, wie immer.« Die schmächtige Figur des Präsidenten fuhr herum und betrachtete den vergoldeten Gipsschädel eines früheren Ballettchefs des Moskauer Bolschoi-Theaters. »Und dir?«

      »Die Balletttruppe ist einmalig. Wunderbare Tänzer. Immerhin sind sie ein Aushängeschild unserer Föderation.«

      Grinsend tätschelte der Präsident die Skulptur. »Mag sein, Boris Jewgenij.« Er nahm seine Hand von der Skulptur, trat an einen Tisch und stellte sein fast jungfräuliches Sektglas dicht an die Kante. »Doch ... soviel ich weiß, wurde dem letzten Ballettchef ein Fläschchen scharfer Säure ins Gesicht gekippt. Was muss ich davon nur halten?«

      »Es soll ein Kampf um seinen Posten gewesen sein«, erklärte Jerchow kleinlaut, der dem Präsidenten gehorsam hinterherschlich. »Und es ist wirklich schade um das Gesicht eines anmutigen und weltbesten Tänzers.«

      »Nun was? Ich bin das Aushängeschild dieser Nation. Keineswegs er.« Mehr fiel dem Präsidenten dazu nicht ein und so wechselte er urplötzlich das Thema. Sehr zum Erstaunen des Beraters gab er den Namen »Wolkowa« von sich.

      »Wolkowa?« Jerchow errötete unübersehbar derb. »Wie bitte?«

      Die verächtlichen Blicke des Präsidenten trafen den Berater. »Jekaterina Ruslanowna Wolkowa. Wer ist das?«

      Jerchow zögerte die Antwort hinaus. Zunächst musste er in Erfahrung bringen, was der Präsident tatsächlich wusste. »Keine Ahnung«, sprach er und schaute sich Hilfe suchend um. Hilfe wurde ihm jedoch nicht gewährt. »Dieser Name sagt mir gar nichts.«

      Der Ballettchef betrat den Raum, in seinem Tross folgten der Chorleiter und der Dirigent.

      »Du kannst jeden Idioten belügen. Doch solltest du es dringlich vermeiden, mich als Idioten anzusehen. Nikita Schirjajew hat uns informiert und zunächst dafür gesorgt, dass der Bericht nicht in den Zeitungen auftaucht. Doch lange werden unsere sensationssüchtigen Medien-Gurus derartig imposante Dinge nicht verdeckt halten wollen. Um die Regierung sauber zu waschen, mein lieber Boris Jewgenij, wird ein kleines Fläschlein Säure mit Sicherheit nicht ausreichen.« Er hob die Arme und verlieh seinem Gesicht ein strahlendes Lächeln. »Also bring das schleunigst in Ordnung!«, zischte er, schritt auf den Ballettchef des Bolschoi-Theaters zu und rief unüberhörbar laut: »Mein lieber Ilja! Wieder einmal kennt meine Begeisterung keine Grenzen! Was war das nur für eine geniale Aufführung, mein Bester! Woher nimmst du nur all die Kraft angesichts einer solchen Leistung des Ensembles?« Er schielte auf die anwesenden Journalisten. »Um es in druckreife Worte zu fassen: Ich sah einen beispiellosen Spitzentanz, athletische Sprungkraft und solch streng synchrone Bewegungen, dass sich unser Militär eine große Scheibe davon abschneiden sollte. Bravo, mein Lieber, bravo! Einfach entzückend!«

      Berater Jerchow versteckte derweil die zitternden Hände in den Hosentaschen und versank in unangenehmen Gedanken. Was hatte Nikita Schirjajew, der Redakteur der Moskowskie Nowosti, dem Moskauer Nachrichtenblatt, mit der Wolkowa zu tun? Sollte die Wolkowa, diese dreckige Schlampe, ihre Drohung wahr gemacht haben? Eines war Jerchow völlig klar: Würden die Abtrünnigen von der Novaya Gazeta, der regierungskritischen Neuen Zeitung, von seinem Fehltritt erfahren, dann würde ihm auch Gottes Gnade nicht mehr helfen. Gedankenfetzen schmerzten im kahlköpfigen Schädel des Beraters und er beschloss, in die Person Schirjajew zu investieren. Jeder wusste, dass dieser Redakteur kleinen und großen Geldgeschenken aufgeschlossen gegenüberstand.

      Es war vor etlichen Monaten geschehen. Und noch immer war das Gras nicht in der Lage gewesen, über diese dumme Sache zu wachsen. Welch ein Schrecken ohne Ende! Hätte er der Wolkowa gleich die Kehle durchschneiden lassen, wäre alles längst gut.

      An jenem Abend hatte sich Jerchow volllaufen lassen, wohl wissend, dass der Tag erledigt war. Im Komanebel erreichte Jerchow dennoch ein Anruf aus dem Kreml. Eine eskalierende Problemsituation! Präsidentenberater Jerchow war dermaßen besoffen, dass er es unterließ, den Fahrer vom Sicherheitsdienst herbeizurufen. Er bestieg seinen Mercedes und fuhr selbst, wenn man das, was er tat, überhaupt Fahren nennen durfte. Erinnerungen an diese Fahrt gab es für ihn keine, lediglich die Berichte dritter Personen.

      Jedenfalls kollidierte er auf der Gegenspur der Moskauer Rubljowo-Uspenskoje-Chaussee frontal mit einem fremden Fahrzeug, trug selbst nur weniger bedeutsame Kratzer davon und schlief nachfolgend im Krankenhaus in erster Linie den Rausch aus. Der Fahrer des anderen Wagens jedoch war sofort tot – ein unbedeutender Arbeiter aus dem Moskauer Stadtteil Tushino namens Jurij Jewstignejewitsch Wolkow. Einer von jährlich achthundert Verkehrstoten in Moskau. Dummerweise war der Dreißigjährige verheiratet und hatte seiner Frau Jekaterina Ruslanowna Wolkowa zwei Kinder gemacht. Und diese Frau wurde unmittelbar nach der Kollision von einem völlig verblödeten Polizisten davon überzeugt, ihn, den Berater des Präsidenten, anzuzeigen! Und das, obwohl sie sich bei dem Unfall selbst gerade mal ein Handgelenk gebrochen hatte. Ihre Kinder weilten zum Glück nicht im Unfallfahrzeug.

      Viele Valutascheine mussten in fremde Taschen wandern,


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