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Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau. Tino HemmannЧитать онлайн книгу.

Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau - Tino Hemmann


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einige Spesengelder auf deren Konto umleiten, so dass es ihn nicht sonderlich traf. Doch im Februar, vor zwei Monaten, waren seine Inlandskonten geprüft worden und die Quelle war aus steuerrechtlichen Belangen versiegt. Die Frau sollte sich angeblich drohend bei ihm gemeldet haben, jedoch interessierten deren Probleme einen Mann von Jerchows Rang nur peripher.

      Und nun? Würde tatsächlich ein Zeitungsbericht erscheinen, könnte der Präsident ihn abstürzen lassen, es wäre im unangenehmsten aller Fälle durchaus denkbar, dass man ihm gar den Prozess machen würde. Eines war gewiss: Hin und wieder gaukelte die Regierung dem Volk ein wenig Gerechtigkeit vor, versuchte dies zumindest, um andere Dinge in den Hintergrund zu drücken. Freiwillige Bauernopfer waren daher gern gesehen.

      Erinnerungen in Form von Zeitungsbildern vom säurezerfressenem Gesicht des Ballettchefs des Moskauer Bolschoi-Theaters tauchten in Jerchows Gehirnwindungen auf. Unangenehme Bilder.

      *

      Jerchow wohnte mit seiner Frau Olga Timurowna Jerchowa und dem jüngsten, dem zweiundzwanzigjährigen Kronprinzen namens Ignatij in einer Luxusvilla an der Rubljowo-Uspenskoje-Chaussee, ein paar Villen von einem der Häuser des Präsidenten entfernt. Die anderen beiden Kinder, zwei Mädchen, verdingten sich in lukrativen, staatsnahen Berufen und lebten längst mit ihren Familien in eigenen Häusern. Neben einem Gärtner beschäftigte Jerchow mehrere Mitarbeiter einer Reinigungsfirma und etliche private Sicherheitsleute, von denen zu jeder Tages- und Nachtzeit mindestens drei auf dem Grundstück weilten. Besonders abgesichert war ein Raum im Keller der Villa, der einerseits als Panic-Room herhalten konnte, gegenwärtig jedoch zur Aufbewahrung seiner umfangreichen Sammlung von Goldmünzen diente.

      Der Hausherr stand – noch immer in Arbeitskleidung, einem noblen, eigens für ihn angefertigten Anzug – im großen, nach westlichem Standard eingerichteten Wohnraum im unteren Geschoss, hatte der Gattin soeben einen Kuss auf die Wange gegeben und nahm nun das Haustelefon zur Hand. »Kostja?«, brummte seine tiefe Stimme. »In mein Büro! Sofort!« Er legte das Telefon zur Seite und gab der Frau an der Küchenzeile zu verstehen: »Ich will jetzt nicht gestört werden.«

      Die sichtlich angetrunkene Jerchowa nickte ihm lächelnd nach, während er das Büro betrat, das anfänglich als Fernsehzimmer gedacht gewesen war und einen separaten Ausgang zur Gartenterrasse besaß. Vor dieser Echtholztür stand bereits der bullige Konstantin Bobrow, ein zweiundzwanzigjähriges Milchgesicht, einen Meter vierundsiebzig groß, mit einem durchaus ansehnlichen, künstlich gebräunten Kämpferkörper versehen.

      Mit seinem typischen, nichtssagenden Lächeln öffnete Jerchow die Tür, nachdem er die elektronische Sicherung abgestellt hatte. »Komm rein, Kostja.« Während sich der Hausherr in einem urig bequemen Drehsessel an seinem Schreibtisch niederließ und auf den davor stehenden Holzstuhl zeigte, verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht.

      Konstantin Bobrow hing ein Kabel aus dem linken Ohr und seine Jackettjacke war nicht nur von Muskeln ausgebeult. Der junge Mann gehörte bereits seit Jahren zur Familie Jerchow. Er war mit vierzehn zum ersten Mal mit seinem Bruder aufgetaucht, der bis vor sechs Jahren zum Sicherheitspersonal gehört hatte und bei einer Schießerei getötet worden war. Auch Olga Jerchowa hegte mütterliche Gefühle für den Jungen, der schon damals eine außergewöhnlich muskulöse Statur besessen und in einem Trainingszentrum Moskaus als Kind und Jugendlicher Medaillen im Gewichtheben gesammelt hatte.

      Jetzt aber saß der Junge auf dem unbequemen Holzstuhl und wartete.

      Jerchow wischte sich mit einem Taschentuch Schweiß vom Schädel. »Was ich jetzt sage, ist nur für vier Ohren bestimmt. Hast du mich verstanden, Kostja?« Seine dicken Wangen wackelten.

      Der Junge nickte und sprach: »Selbstverständlich, Mister Jerchow.« Konstantin Bobrow war von Jerchow zu keinem Zeitpunkt das Du angeboten worden. Es hatte sich eingebürgert, dass der Berater von seinen Untergebenen mit »Mister« und nicht – wie gewöhnlich – mit »Gospodin« angesprochen wurde. Jerchow hingegen duzte all seine gut bezahlten Haussklaven.

      Trotz seiner kurzen, dicken Finger nahm Jerchow geschickt einen Notizzettel zur Hand, dazu einen Bleistift, und schrieb den Namen »Jekaterina Wolkowa« und eine Adresse im Stadtteil Tushino auf den Zettel, den er anschließend – zwischen Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand – zwei Zentimeter über der Tischplatte in Bobrows Richtung hielt. »Dieses unwürdige Weib verbreitet böse Dinge über meine Person. Ich will, dass sie damit aufhört. Sie muss eingeschüchtert werden. Nimm den Zettel und pass darauf auf!«

      Bobrow erhob sich und griff nach dem kleinen Blatt Papier. Im gleichen Moment hielt Jerchow dessen rechtes Handgelenk fest, der junge und deutlich stärkere Mann wehrte sich jedoch nicht dagegen.

      »Nur einschüchtern. Hast du mich verstanden, Kostja? Und sollten weitergehende Maßnahmen notwendig sein, muss es wie ein tragischer Unfall aussehen.«

      Erneut nickte Bobrow. »Selbstverständlich, Mister Jerchow.«

      »Noch etwas: Du machst für heute Abend einen Termin mit Nikita Schirjajew von der Moskowskie Nowosti und übergibst ihm das hier. So, wie es ist.« Mit der rechten Hand zog er ein dickes, verschlossenes Kuvert aus der inneren Jacketttasche und legte es auf seinen Schreibtisch. »Ich vertraue dir. Das ist viel Geld. Schirjajew wird dir dafür drei Seiten aus seinem Notizbuch geben, die du vor seinen Augen verbrennst. Hast du alles verstanden, Kostja?«

      Bobrow schaute nicht auf den Umschlag, sondern in Jerchows Augen. »Selbstverständlich, Mister Jerchow«, sagte er erneut.

      Jerchow ließ das Handgelenk los und tätschelte liebevoll den Handrücken des jungen Mannes. »Du bist ein guter Junge, Kostja. – Geh jetzt! Ich verlass mich auf dich. Auch deine Zukunft hängt davon ab.«

      Kurz darauf verriegelte der Hausherr die Außentür. Er trat an die üppig ausgestattete Bar, goss sich einen Whisky ein und trank das Glas in einem Zug leer. Mehrmals fuhr er sich mit der Hand durch die Frisur, als wäre er sich der eigenen Entscheidungen nicht mehr sicher.

      Nach einem Klopfen betrat Ignatij Jerchow den Raum. Er studierte Politwissenschaften und sollte eines Tages in die Fußstapfen des Vaters treten. Doch war der Junge – entgegen den Erwartungen des Vaters – recht weltfremd. Er hatte völlig andere Interessen, gehörte als Bassist und Sänger einer studentischen Rockband an und vernachlässigte das Studium, wann immer es ging.

      »Papa?«, fragte der Junge.

      Jerchow ahnte, worauf der Besuch hinauslaufen würde. »Was willst du, Ignascha?«

      »Morgen findet eine wichtige Feier statt. Und ich bin völlig pleite. Könntest du ...?« Der Junge lächelte.

      Jerchows Reaktion zauberte das Lächeln aus Ignatijs Gesicht. Der Vater griff ihm derb an den Hals und sein Daumen drückte schmerzhaft und unangenehm auf Ignatijs Gurgel. Aus Jerchows Mund zischte es: »Gerade eben habe ich fünfhunderttausend Euro in unsere Zukunft investiert. Auch für dich, Ignat. Also such dir gefälligst einen bezahlten Job, wenn du mit dem Studium nicht fertig wirst. – Meine Antwort lautet: Nein!« Erst jetzt lockerte er den Griff.

      Der nach Luft schnappende Junge brachte kein Wort heraus, röchelte nur und warf, während er rückwärts zur Tür ging und sich den Hals rieb, dem Vater einen hasserfüllten Blick zu.

      »V sem’ye ne bez uroda!«, rief Jerchow dem Jungen höhnisch nach, bevor die Tür zuschlug. »Das Sprichwort bewahrheitet sich leider immer wieder«, flüsterte er.

      Keine Familie ohne Missgeburt.

      Fedor, der vierzehnjährige Sohn von Anatolij Sorokin, saß still vor seinem Personalcomputer, die Ohrstöpsel in den Ohren, und lauschte der Stimme seiner Mutter. Die Lippen des Jungen bewegten sich, als würde er jedes Wort selbst sprechen, das in seinen Ohren erklang. Längst kannte er das Gesagte auswendig.

      »Tolik? Hier ist Galina. Was sag ich nur, du hast es längst bemerkt. Also ... Ich hoffe, du findest den Stick nie. Du sollst ihn nur dann finden, wenn mir etwas zustößt. Ich wollte dich nicht zusätzlich belasten, doch irgendwie ... Es ist Wladislaw Komsomolzev. Er betrügt den Betrieb und die Föderation.


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