Kein Bock auf Prinzessin!. Inken WeiandЧитать онлайн книгу.
auf. Sie kennt Hundespaziergänge, und sie weiß gut, worauf man dabei alles aufpassen muss: dass der Hund keinen Müll frisst, dass er seine Hinterlassenschaften nicht auf dem Bürgersteig zurücklässt und so weiter. Als Pucki sein großes Geschäft erledigt hat, holt Kat den Kotbeutel und sammelt es ein.
„Was machst du denn da?“, erkundigt sich Linda entsetzt.
Kat lacht. „Das ist eben so, wenn man ein Tier hat. Da hat man nicht nur Spaß, sondern ist auch für den Dreck verantwortlich.“
Immerhin hat Linda deswegen nicht weniger Spaß.
Katharina zeigt ihr, wie Pucki Pfötchen gibt und sich auf Befehl einmal um sich selber dreht und Männchen macht.
Linda ist voller Bewunderung. Kat findet, das gehört sich auch so. Schließlich hat sie viele Stunden damit zugebracht, Pucki all dies beizubringen. Und schließlich ist Linda ihre Freundin.
Anschließend will Kat Linda noch zeigen, wie gut Pucki auf die Hundepfeife hört. Dazu muss sie den Hund natürlich von der Leine lassen.
Linda ist etwas besorgt. „Was machen wir, wenn er wegläuft?“, fragt sie.
Aber Kat ist sich sicher, dass nichts dergleichen passieren wird. Schließlich ist Pucki gut erzogen – und auf das Pfeifen hin kommt er ganz sicher.
Pucki läuft begeistert los. Als Kat pfeift, dreht er sich sofort um und kommt schwanzwedelnd herbeigerannt.
Kat gibt ihm ein Leckerchen und lässt ihn wieder laufen. Dann pfeift sie ihn wieder herbei.
„Der Arme“, sagt Linda. „Der tut mir echt leid, wenn er nie mal in Ruhe toben darf.“
Kat will sagen, dass Pucki gar kein bisschen arm sei, weil er ja gerne komme. Trotzdem lässt sie ihn jetzt eine Weile laufen. Zu zweit beobachten sie, wie der Hund über die Wiese tobt. Er läuft hierhin und dahin, schnuppert hier und markiert dort, stellt schließlich die Ohren auf, verharrt eine Weile in dieser Stellung und rast dann los. Nicht etwa zu Kat und Linda, sondern genau in die entgegengesetzte Richtung.
Linda schreit, Kat pfeift und schreit dann auch, doch Pucki scheint das alles überhaupt nicht zu hören. Er rennt, bis er schließlich im Gebüsch verschwunden und nicht mehr zu sehen ist.
„Was machen wir jetzt?“, fragt Linda ratlos.
Kat weint beinahe. „Ich weiß auch nicht.“
„Wir suchen ihn.“ Jetzt ist einmal Linda, die sonst immer lieb und weich ist, die Energischere. „Wir gehen um die Wiese herum und suchen da hinten. Vielleicht sitzt er da irgendwo im Gebüsch und wartet auf uns.“
Kat weiß, dass man nicht hinter dem Hund herlaufen, sondern ihn von alleine kommen lassen soll. Das lernt man schon in den ersten Hundegruppenstunden. Aber gerade in diesem Moment will Kat hinter ihrem Hund her, da ist ihr die Hundegruppe vollkommen egal.
Zu zweit laufen sie um die Wiese herum.
Doch Pucki wartet nicht im Gebüsch auf sie. Aber Kat ist sich mit einem Mal sicher, ihn kläffen zu hören.
„Das ist er!“, flüstert sie und fasst Linda am Arm.
„Was ist da hinten eigentlich?“, fragt Linda und versucht, durch die Sträucher zu spähen.
„Ein Wanderparkplatz. Da halten aber meistens nur am Wochenende Autos.“
„Und was macht dein Hund da?“
„Weiß ich doch nicht!“ Kat ist etwas unwirsch, dabei kann Linda nun wahrlich nichts dafür, dass Pucki nicht gehorcht hat und weggelaufen ist.
Aber es hilft nun nichts: Kat bahnt sich einen Weg durch die Sträucher hindurch auf den Parkplatz, auf dem an diesem ganz gewöhnlichen Donnerstag tatsächlich kein einziges Auto steht.
Katharina bleibt stehen und sieht sich um, während Linda hinter ihr durch die Büsche kommt.
Und dann sieht sie es: Dort hinten vor einem Laternenpfahl hockt Pucki und bellt, was das Zeug hält.
Und daneben liegt etwas …
Vorsichtig treten Kat und Linda ein paar Schritte näher. Als sie aber sehen, was da liegt, kommt plötzlich Leben in die beiden Mädchen. Dort liegt ein Hund, ganz still, auf der Seite. Schnell eilen die Mädchen hinüber – sie müssen doch sehen, was mit dem Hund los ist!
Als sie endlich bei ihm sind, stellen sie schnell fest, dass er schon älter sein muss, denn die Haare um seine Schnauze herum sind grau im ansonsten eher schwarzen, rauen Fell. Er atmet schnell und flach. Kat sieht sofort, dass es ihm nicht gut geht.
„Was machen wir?“, jammert Linda. „Ich glaube, er stirbt.“
„So ein Quatsch“, knurrt Kat. Aber sicher ist sie sich nicht. Während Linda tränenüberströmt neben dem schwarzen Hund hockt, sieht sie sich um. Niemand ist da. Kein Erwachsener weit und breit. Überhaupt, findet Kat, haben Erwachsene die dumme Eigenschaft, meistens genau dann aufzutauchen, wenn man sie nicht braucht. Wenn man aber mal einen gut gebrauchen könnte …
Ohne lange darüber nachzudenken, tut Kat in diesem Moment genau das, was sie schon getan hat, wenn sie als Kindergartenkind den Heimweg nicht fand. „Hilf mir, Gott“, betet sie. „Ich brauch dich jetzt!“
Sie schließt die Augen, aber als sie sie wieder öffnet, ist nichts geschehen. Alles ist gleich geblieben. Der Hund liegt noch, wo er lag, und er sieht genauso elend aus wie vorher. Kat ist irgendwie enttäuscht. Gott hat nicht geholfen. Sieht jedenfalls nicht danach aus.
Aber dann passiert etwas: Kats Handy klingelt. Naja, eigentlich ist das nicht so sehr überraschend. Es kommt schließlich immer wieder vor, dass das Handy klingelt. Aber in diesem Moment findet Kat es ziemlich krass. Es ist ihre Mutter, die ihr sagen will, dass sie später nach Hause kommt.
Und die natürlich sofort auflegen will, weil sie in einer Besprechung ist. In einer Konferenz.
Kat findet die Vorstellung immer gruselig, dass da die ganzen Lehrer zusammensitzen und über ihre Schüler reden. Aber in diesem Moment hat sie keinen Sinn für solche Gedankenspiele.
„Mum“, sagt sie. „Es ist etwas Wichtiges.“
Kat weiß, dass auf ihre Mum Verlass ist. Und tatsächlich: Sie hört neben ein paar undefinierbaren Geräuschen im Hintergrund die Stimme ihrer Mutter: „Moment. Ich geh raus.“
Nach ein paar Sekunden ist sie wieder da. „So, meine Süße. Was ist denn passiert?“
Kat berichtet ihr in aller Kürze, was sie hier auf dem Parkplatz vorgefunden haben.
„Okay“, sagt Kats Mutter. „Oder nicht okay. Ganz und gar nicht okay. Also pass auf: Du leinst zuerst mal Pucki an und sorgst dafür, dass er auf keinen Fall irgendetwas frisst. Womöglich ist Gift im Spiel. Dann bleibst du da und wartest. Ich alarmiere Dr. Schmitz, den Tierarzt, und komme so schnell wie möglich auch selbst vorbei. In zwanzig Minuten bin ich da.“ Ein Küsschen kommt noch durch den Hörer, dann ist sie weg.
Kat berichtet Linda, was ihre Mutter gesagt hat, dann setzen sich die beiden Mädchen neben dem Hund auf den Boden und warten.
Die Zeit wird ihnen reichlich lang. Wie gut, dass wenigstens die Sonne scheint! Linda hockt vor dem fremden Hund und streichelt ihn vorsichtig, Kat hat Pucki an der Leine und hält ihn fest. Die Mädchen sprechen wenig miteinander. Die Lage ist angespannt. Was wird nun werden? Natürlich haben die Mädchen Sorge um Pucki. Und um den Hund.
Endlich biegt ein schwerer, dunkelblauer Wagen auf den Parkplatz ein: der Tierarztwagen. Zum Glück kommt Dr. Schmitz selber vorbei. Kat kennt ihn, von Puckis Impfterminen. Er erkennt das Mädchen auch, grüßt kurz und sieht sich den fremden Hund an. Er hört ihn ab, sieht ihm in die Augen, fühlt seinen Puls und misst Fieber. Dann stellt er ihm Wasser hin, das er gierig leckt, und meint dann, genauer würde er das Tier in der Praxis untersuchen. Gift sei vermutlich nicht im Spiel. Der Hund sei wohl krank, sei von einem verantwortungslosen Herrchen oder Frauchen hier ausgesetzt worden und habe zudem zu lange nichts mehr zu Trinken gehabt.