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Arabidopsis – ein Leben ist nicht genug. Gottfried ZurbrüggЧитать онлайн книгу.

Arabidopsis – ein Leben ist nicht genug - Gottfried Zurbrügg


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die Berufung nach Karlsruhe. „Um den Botanischen Garten will er sich kümmern?“, las sie erstaunt. Aber der doch nicht! Da steckt sicher mehr dahinter. Eine Frau? Wäre ihm zuzutrauen. Der lässt sicher immer noch nichts anbrennen. In Durlach wohnt er? Sybille Walter fand Gefallen daran, Professor Scherrer auf die Spur zu kommen. Mit dem Spürsinn der Journalistin ahnte sie eine interessante Geschichte. Ganz unwillkürlich nahm sie den Spiegel aus ihrer Handtasche, sah hinein, korrigierte das Make-up und die Lage ihrer blonden Haare. Ihr Spiegelbild lächelte sie an. „Ein Abenteuer?“, schien es zu fragen. „Rein dienstlich!“, gab sie zurück. Ihr Nachbar am Nebentisch grinste. „Rein dienstlich!“, wiederholte sie in seine Richtung.

      Die Arbeit im Institut war einfach. Meist ging es darum, Pläne für den Botanischen Garten zu entwerfen. Scherrer hatte immer neue Wünsche. Am liebsten wollte er die ganze Welt auf engstem Raum zeigen. Da er sehr viel und weit gereist war, kannte er die Vegetation vieler Länder und bestand auf möglichst originalgetreuen Nachbildungen der Landschaften. Außerdem verfolgte Scherrer weiterhin mit großem Interesse die Forschungen in der Morgenstelle Tübingen, als sei er immer noch der Chef des Genetischen Institutes.

      In der Mittagszeit pflegte er durch den Fasanengarten zu spazieren und hatte es sehr gern, wenn sich Anne Neidhardt, seine Doktorandin, die Zeit nahm, mit ihm die alten Bäume zu bewundern.

      Anne erledigte alle Arbeiten zu seiner Zufriedenheit, aber sie merkte, dass sie in ihren eigenen Forschungen nicht recht weiterkam. Sie sah, wie man sich in Tübingen bemühte, neue Pflanzensorten zu züchten, aber sie erkannte auch, dass alle Institute an den gleichen Pflanzen forschten. Immer kamen neue Tomaten – oder Maissorten auf den Markt, aber an die wichtigen Pflanzen zur Versorgung der Menschheit wie Baumwolle oder Weizen wagte sich kaum jemand heran. In welche Richtung wollte sie ihre eigenen Forschungen ausrichten?

      „Warten Sie ab! Sobald wie möglich werde ich Ihnen ermöglichen zu reisen und Sie werden die Welt sehen. Dann werden Sie helfen, den Hunger in der Welt zu besiegen. Noch arbeiten wir an einem Botanischen Garten, aber so lernen Sie die Pflanzen kennen, die in aller Welt wachsen, und dann werden Sie auch Ihr spezielles Forschungsbiet finden. Ich bin sicher, Sie werden das schaffen“, tröstete Scherrer Anne Neidhardt auf den gemeinsamen Spaziergängen.

      „Natürlich möchte ich das gern“, antwortete Anne, „aber ich bin an dieses Botanische Institut gefesselt, das zwar sehr interessant ist und mir doch nicht das ermöglicht, was ich eigentlich möchte.“

      Auf ihren Spaziergängen begegneten sie oft einer jungen Frau, die mit einer Aktentasche unter dem Arm immer eilig zum Schloss lief. Sie trug auffallend hohe Absätze und einen kurzen Rock, der ihre langen Beine zur Geltung brachte. Die langen blonden Haare fielen über ihre schönen Schultern. Zuerst eilte sie nur vorbei und Professor Scherrer sah ihr nach. Aber als sie ihr öfter begegneten, spürte Anne Neidhardt, dass das wohl kein Zufall war. Sie sah auch, dass Professor Scherrer von dem Anblick der jungen Frau sehr angetan war. Was will sie wohl?, fragte sich Anne. Aber dann waren ihre Gedanken wieder ganz bei ihrer Arbeit.

      Dr. Meyer bemerkte, wie sehr Anne hin- und hergerissen war, und half ihr auf seine sonderbare Art.

      „Frau Neidhardt“, begrüßte er sie eines Morgens vor dem Institut. „Bevor Sie an Ihre Arbeit gehen, möchte ich Ihnen eine kleine Pflanze zeigen. Professor Scherrer weiß Bescheid. Wenn Sie möchten, dann kommen Sie mit zum Forschungszentrum für Umwelt. Es ist nicht weit. Wir müssen nur den Adenauer Ring hinuntergehen.“

      „Ich weiß“, sagte Anne ungehalten. „Aber die Arbeit wartet. Gerade heute habe ich mir so viel vorgenommen.“

      „Wir können leider nicht mehr warten“, sagte Meyer und sah sie eindringlich mit seinen schwarzen Augen an. „Die Pflanze stirbt ab, und dann kann ich Sie Ihnen nicht mehr zeigen.“

      „Ich bringe eben meinen Rucksack hinein“, sagte Anne, nun doch interessiert, „dann komme ich mit Ihnen. Ich bin gespannt, was Sie für mich entdeckt haben.“

      Sie mochte Dr. Meyer nicht, denn er schien ihr nicht ehrlich. Natürlich setzte er sich für den Botanischen Garten ein wie kein Zweiter und seine globalen Pflanzenkenntnisse waren wirklich ungewöhnlich. Besonders die Vegetation Nordafrikas beherrschte er wie niemand sonst. Das brachte ihm auch bei der Universitätsleitung manches Lob ein, aber er schien auch andere Ziele zu verfolgen, über die er nie sprach.

      Nachdenklich öffnete sie die blaue Tür zum Institut, bewunderte wie fast jeden Morgen kurz die feine Stuckarbeit an der Backsteinfassade, sprang schnell die Stufen zum ersten Stock hoch, lief den langen Gang entlang bis zu ihrem Zimmer und war kurz darauf zurück. „Ich bin wieder da“, sagte sie, ein wenig außer Atem und schüttelte ihren braunen Wuschelkopf.

      „Dann können wir losgehen.“

      Dr. Meyer schritt kräftig aus und Anne hatte Mühe mitzukommen. Zwar machte ihr Joggen nichts aus, aber Meyer hatte einen ungewöhnlichen Rhythmus und sie hatte Schwierigkeiten, sich seinem Schritt anzupassen.

      Am Botanischen Garten hielt Meyer an und zeigte auf die Gewächshäuser. „Die Scheiben sind trüb geworden. Es wird schwer sein, die Gewächshäuser wieder in Ordnung zu bekommen. Die langen Baumaßnahmen schaden den Pflanzen. Wir werden auch da weiterhin investieren müssen, aber das wissen Sie ja aus den vielen Anträgen, die ich stelle. Wir brauchen einen Sponsor, eine Firma, die unsere kleinen Forschungsarbeiten so unterstützt, dass wir die großen Aufgaben bewältigen können.“

      „In der Führung eines Botanischen Gartens sehen Sie eine große Aufgabe?“, fragte Anne erstaunt. „Sie wissen doch auch, dass die systematische Botanik aus dem Blickzentrum der Forschung herausgefallen ist. Alle Forscher beschäftigen sich nur noch mit Genen.“

      „Es ist nicht gut, dem allgemeinen Strom nachzuschwimmen“, sagte Meyer. „Wenn man wirklich bahnbrechende Erkenntnisse finden möchte, muss man ungewöhnliche Wege gehen.“

      „Sie denken an Heinrich Hertz, der hier in Karlsruhe gearbeitet hat, und seine Entdeckung der elektromagnetischen Wellen?“

      „Wie kommen Sie gerade darauf?“, fragte Meyer. „Ja, zum Beispiel an ihn. Niemand hielt elektromagnetische Wellen für möglich und heute arbeitet alle Welt mit seiner Entdeckung.“

      „Gehen wir also auch ungewöhnliche Wege“, sagte Anne und lächelte. „Also, was wollten Sie mir zeigen?“

      „Kommen Sie“, sagte Meyer. „Wir haben es nicht mehr weit.“

      Bald hatten sie den Eingang zum Umweltzentrum erreicht.

      „Wir gehen unter dem gelben Verbindungsbau hindurch“, schlug Meyer vor. „Dort ist die Wiese, die ich Ihnen zeigen möchte.“

      Anne schaute bewundernd in die Runde. „Der Innenhof ist aber schön gestaltet“, meinte sie. „Ein runder Pavillon mit einer Pflanzenkrone zum Treffen in der Mittagspause ist doch etwas Schönes. Wenn es wirklich warm wird, dann ist dieser Platz sicher gut besucht.“

      Meyer sah zum Himmel, wo graue Wolken entlangzogen. „Das späte Frühjahr hilft uns“, sagte er. „Sonst wäre die Pflanze, die ich Ihnen zeigen möchte, sicher schon verblüht.“

      Anne folgte ihm neugierig. Sie gingen unter dem Verbindungsbau hindurch und standen dann an einer Wiese voller Habichtskräuter.

      „Sehen Sie“, sagte Meyer, „die Wiese kann man kaum noch erkennen. Die Beschattung durch die hohen Bäume bringt für die Habichtskräuter den größten Vorteil. Die Wiese ist einschürig, das heißt, sie wird nur einmal im Jahr gemäht. Es ist ein seltener Magerrasen, denn natürlich wird sie nicht gedüngt. Aber nun kommen Sie. Die Pflanze, die ich Ihnen zeigen möchte, ist sehr klein.“

      Er wandte sich nach Anne um. Sie war an einer der vierkantigen Säulen stehen geblieben, die überall in der Wiese standen. Auf den Säulen lagen Nachbildungen menschlicher Gehirne aus Stein. „Das sieht komisch aus“, meinte Anne. „So viele Gehirne und alle denken isoliert für sich allein. Es wirkt irgendwie unheimlich.“

      „Das Gehirn ist nach der altägyptischen


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