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Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit. Adrian PlassЧитать онлайн книгу.

Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit - Adrian Plass


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      „Sind Traumfänger erlaubt? Ich leere jeden Morgen die Albträume aus meinem Traumfänger in die Tonne aus, damit ich für die nächste Nacht vorbereitet bin.“

       Ah ja, natürlich, ich hatte ganz vergessen, dass Jesus ja zu seinen Jüngern gesagt hat: „Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche und keine Schuhe, aber auf keinen Fall dürft ihr eure Traumfänger vergessen. Schließlich sind sie eine unerschöpfliche Quelle inneren Friedens und nicht etwa ein Haufen Bockmist.“

      „Kommt Eileen Jessop auch mit? Wir haben kaum ein Wort miteinander geredet, seit sie sich 2011 auf der Weihnachtsfeier der Gemeinde über meine besondere Baisertorte lustig gemacht hat, und ich wüsste nicht, wie sich das in absehbarer Zeit ändern sollte.“

       Ja, Ihre liebe Schwester in Christus Eileen wird ebenfalls dabei und gern bereit sein, die Vergebung zu empfangen, die Sie als Christin ihr sicher nicht versagen werden, der es geboten ist, ihre Feinde zu lieben und ihnen zu vergeben. Ist das nicht schön?

      „Mir war nicht klar, dass die Wochenendfreizeit eine Übernachtung einschließt.“

       Tut mir leid, meine Schuld. Wahrscheinlich war das Wort „Wochenende“ etwas missverständlich, nicht wahr? Ich kann verstehen, dass das etwas verwirrend für Sie gewesen sein muss. Unbegreiflicherweise haben alle anderen es mühelos verstanden.

      „Wir müssen doch dabei nicht irgendetwas tun, oder?“

       Lieber Himmel, nein. Natürlich nicht. Wir werden alle das gesamte Wochenende über still und friedlich in unseren Zimmern sitzen, bis wir uns gefahrlos wieder auf den Heimweg begeben können.

      Ein weiteres Problem waren Leute, die es sich anders überlegten.

      „Es tut mir leid, ich hatte vergessen, dass ich da schon einen Termin hatte.“

      „Uns ist klar geworden, dass wir uns das nicht leisten können, und Almosen wollen wir auf keinen Fall annehmen.“

      „Ich muss mich vertan haben. Ich dachte, es wäre ein anderes Wochenende/​Monat/​Jahr/​Jahrzehnt.“

      „Ich habe Zweifel und ich will es den anderen nicht verderben.“

      „Tut mir leid, aber wir haben gerade eine neue, lebendigere Gemeinde entdeckt, die unseren Bedürfnissen besser entspricht.“

      „Ja, wissen Sie, mir war nicht bewusst, dass ich dann ja Emergency Room verpasse.“

      Also ehrlich!

      Deshalb fand ich es auch so erfrischend, als William Ebson eines Tages anrief, um für die Freizeit zuzusagen. Er und seine Frau Lorna sind erst kürzlich zu unserer Gemeinde gestoßen. Er hat eine lange, spitze Nase, die von vorne betrachtet leicht nach links gebogen ist, und sie hat eine noch längere Nase, die nahezu im gleichen Winkel nach rechts gebogen ist. Sie scheinen ein recht munteres Ehepaar zu sein (sie wollten unbedingt wissen, ob es in der Einkehrstätte auch Doppelzimmer gibt!), sodass ich annehme, dieses Gesichtsverschiebungsphänomen könnte die Folge eines häufigen und leidenschaftlichen Nasenkontakts sein. Schwer zu sagen. Jedenfalls tat es richtig gut, nach all den Ausflüchten endlich jemanden ohne Wenn und Aber sagen zu hören, er würde zur Freizeit mitkommen.

      „Na prima!“, sagte ich zu Anne. „Nach dem ganzen Herumgeeiere, das ich mir anhören musste, ist es eine Riesenerleichterung, wenn jemand mal eine klare Entscheidung trifft. Da kommt einem die Arbeit gleich viel leichter vor.“

      „Ist das das Pärchen mit den Nasen, von dem du da redest?“, fragte Anne.

      „Genau. Warum?“

      „Die sind ein bisschen flatterhaft, Schatz. Da muss man mit allem rechnen.“

      Widersprach. Hätte es besser wissen müssen.

      Zeichnete jeden weiteren Anruf auf.

      Anruf von Lorna Ebson. Bedauerlicherweise hätten sie und ihr Mann William beschlossen, sich zu trennen, weshalb sie nicht zur Freizeit mitkommen würden. Sehr traurig und unerwartet, aber solche Dinge passieren. Strich die beiden von meiner Liste.

      Anruf von William Ebson. Nach vielen Gebeten habe er die geistliche Gewissheit, dass er und Lorna durch die Gnade Gottes wieder zusammenfinden und deshalb nun doch nur Gemeindefreizeit mitkommen würden, wenn das noch ginge. Großartige Neuigkeit! Setzte die Ebsons wieder auf meine Liste.

      Anruf von Lorna Ebson. William und Gott seien vielleicht der Meinung, sie seien wieder zusammen, aber sie sehe das anders. Ob ich sie von der Liste streichen oder aber William ein Einzelzimmer zuweisen könnte, falls er unbedingt allein mitkommen wollte? Strich sie als Paar von der Liste und trug mit Bleistift ein Einzelzimmer für William ein.

      Anruf von William Ebson, der bestätigte, er werde bei der Gemeindefreizeit ein Einzelzimmer benötigen. Trug ihn mit Tinte ein.

      Anruf von Lorna Ebson. Sie und William hätten sich gerade getroffen und miteinander gebetet, und es habe ein machtvolles Versöhnungswunder stattgefunden. Sie würden sich nun doch nicht trennen und benötigten wie ursprünglich erbeten ein Doppelzimmer bei der Gemeindefreizeit. Setzte beide wieder auf die Liste. Löschte Williams Einzelzimmer mit Tipp-Ex.

      Inzwischen habe ich den Namen „Ebson“ so oft geschrieben, dass er zu einem bedeutungslosen Wort geworden ist. Interessanterweise ist mir das schon einmal mit dem Wort „Kord“ passiert. Es schwirrte mir im Kopf herum wie eine Biene, die in einer Schachtel gefangen ist.

      „Kord, Kord, Kord, Kord, Kord, Kord …“

      Brachte mich schier zum Wahnsinn.

      Traf Gerald und sagte beiläufig. „Mir geht schon die ganze Woche das Wort ‚Kord‘ im Kopf herum.“

      „Wieso das denn?“

      „Ach, das spielt keine Rolle. Was ich sagen wollte, ist, dass ich es jetzt schon so oft vor mich hingesagt habe, dass ich kaum noch weiß, was es bedeutet.“

      Darauf Gerald: „Ach, erzähl mir nichts, Paps! Das kannst du ja wohl nicht vergessen haben, oder? Du weißt ganz genau, dass das eine Art Straße ist, die aus quer über ein Sechseck gelegten Baumstämmen besteht.“

      Zu verdattert um zu widersprechen. Griff bei nächster Gelegenheit zum Duden, um nachzuschlagen. Wie kommt der bloß auf solche Ideen? Als ich mich am nächsten Morgen anzog, sagte Anne: „Du hast schon lange nicht mehr deine Baumstammhosen angehabt, Liebling. Ich habe sie dir übers Sechseck gelegt …“

      Heutzutage weiß man nie, ist das Telepathie oder SMS?

      Letzten Endes gab ich es auf, mich zu fragen, ob die Ebsons mitkommen würden. Wir haben sie angemeldet und hoffen das Beste. Überlege dauernd, ob es wohl ihre gemeinsamen Nasenaufhängungsprobleme waren, die sie ursprünglich zusammengeführt haben.

      Als ob ich nicht schon genug Probleme hätte, setzte Dennis eines Abends kurz den Schnorchel ab und sagte, er finde, es wäre bestimmt sehr hilfreich, gegen Ende der Freizeit eine Plenarrunde durchzuführen. Ob ich Lust hätte, dabei die Leitung zu übernehmen?

      Darauf ich: „He, ja, klar, gute Idee! Das mache ich sehr gern. Fand ich schon immer ganz toll – Plenarrunden, meine ich. Geht doch nichts über so eine gute alte Plenarrunde. Ja, prima!“

      Während er in den Schlaf abdriftete – wahrscheinlich zu einem träumerischen Tauchgang, um sich an den schillernden Farben tropischer Fische und natürlicher Korallen zu ergötzen –, empfand ich den dringenden Wunsch, ich hätte direkt gesagt, dass ich nicht weiß, was eine Plenarrunde ist. Warum mache ich so etwas immer noch? Warum tue ich mit Mitte sechzig immer noch so, als wüsste ich über Dinge Bescheid, von denen ich in Wirklichkeit keine Ahnung habe? Was ist eine Plenarrunde? Keinen Schimmer. Hört sich irgendwie nach Planen oder Planieren an. Muss nachschlagen, sobald ich dazu komme. Nur gut, dass es Google gibt.

      An einem Samstag kam Gerald vorbei, um über die Planung der Freizeit zu sprechen. Zeigte ihm ein Buch namens Geistliches Ethos schaffen von einem gewissen Denver


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