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Ausgewählte Briefe. Gregor der GroßeЧитать онлайн книгу.

Ausgewählte Briefe - Gregor der Große


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so gefügt, daß ich zugleich abstatten kann, was der brüderlichen und nachbarlichen Liebe geziemt, und dabei auch nicht die mir vorgetragene Klage Einiger zu verschweigen brauche, die sich auf die Art und Weise bezieht, wie wir Die Seelen der Irrenden auf den Weg bringen sollen. Sehr viele Männer, allerdings jübi-schen Glaubens, die sich hier zu Lande aufhalten, aber auch in verschiedenen Geschäften in die Gegend von Marseille reisen, haben zu Unsrer Kunde gebracht, daß viele in jener Gegend befindliche Juden mehr durch Gewalt als durch die Predigt zur Taufquelle geführt worden seien. Gerne glaube ich, daß die Absicht hiebei lobenswürdig sei und von der Liebe zu unserm Herrn herkomme. Aber wenn diese Absicht nicht von dem entsprechenden, in der hl. Schrift angegebenen Erfolg103 begleitet ist, so fürchte ich, daß damit entweder kein verdienstliches Werk geschehe, oder daß gerade für die Seelen, die wir retten wollen, ein Schaden daraus entstehe, was Gott verhüten wolle! Denn wer nicht durch die Lieblichkeit des göttlichen Wortes gezogen, sondern aus Zwang zur Taufquelle gekommen ist, der kehrt wieder zum frühern Irrthum zurück und stirbt dann gerade aus dem Grunde eines schlimmen Todes, aus welchem man ihn für wiedergeboren gehalten hatte. Möge also Eure Brüderlichkeit solche Leute durch öfteres Predigen zu gewinnen suchen, so daß ihnen die Freundlichkeit des Predigers ein Verlangen einflöße, ihr bisheriges Leben aufzugeben. So wird Eure Absicht wohl erreicht, und die Seele des Bekehrten kehrt nicht zu Dem zurück, was sie ausgespieen. Die Predigt muß bei ihnen, einerseits die Dornen des Irrthums verbrennen, anderseits ihrer Verfinsterung Licht geben. So wird Ew. Brüderlichkeit für so oftmalige Ermahnung Lohn empfangen und Jene werden dadurch, so weit Gott es ihnen zu Theil werden läßt, zur Wiedergeburt eines neuen Lebens geführt werden.

       XXV. (55.) An den Subdiakon Anthemius.

      XXV. Gesammtausgabe 55.

      An den Subdiakon Anthemius.

       Inhalt: Derselbe soll nicht gestatten, daß die Sache der Armen vernachlässigt werde, und insbesondere verhindern, daß der Sohn einer Freigelassenen Namens der Kirche als Sklave reklamirt werde.

      Nicht nur in oftmaligen Anweisungen, sondern persönlich Dir gegenüber habe ich Dich, wie ich mich erinnere, ermahnt, daß Du in Deinem Amtsbezirke als Unser Stellvertreter sogar weniger den zeitlichen Nutzen der Kirche als die Erleichterung der Bedrängnisse armer Leute in’s Auge fassen und sie vielmehr gegen Bedrückung wessen immer beschützen sollest. Gaudiosus, der Überbringer des gegenwärtigen Schreibens, hat Uns mitgetheilt, daß ihm von den Sachwaltern der heiligen römischen Kirche, deren Vorsteher Wir sind, Gewalt angethan werde; er sagt, daß die Männer Genannter Kirche auf seine Söhne einen Anspruch erheben. Er hat Uns aber Schriftstücke vorgewiesen, aus denen hervorgeht, daß Sirika, die Frau des Überbringers dieses Schreibens, einst von Ecia, ruhmwürdigen Andenkens, einer Frau Morena zum Geschenk gemacht, von dieser Morena aber durch einen Freibrief entlassen worden sei. Deßhalb halten Wir es für ungeziemend, daß die einer Freien entsprossenen Söhne wieder in den Sklavenstand zurückversetzt werden. Wir befehlen darum Deiner Wohlerfahrenheit kraft gegenwärtigen Schreibens, diese Schriftstücke vorurteilslosen Sinnes zu erwägen, wie auch Wir gethan haben, und wenn sich von Seite der Kirche keine Dokumente finden, welche die Schriftstücke dieses Mannes entkräften, von jeder Belästigung desselben unverzüglich abzulassen. Denn es wäre unerträglich, wenn die Kirche die Freilassungen, welche Andere zu ihrem Verdienste vornehmen, statt sie zu begünstigen, für nichtig erklären würde. Wieder und wieder sehen Wir Uns darum genöthigt Deine Woblerfahrenbeit zu ermahnen, die Streitigkeiten zwischen Armen und der römischen Kirche mit aller Unbefangenheit zu untersuchen und aus den Nutzen des Kirchenamtes nur soweit bedacht zu sein, als dadurch die Menschenfreundlichkeit und die Gerechtigkeit nicht verletzt wird.

       XXVI. ( 68.) An den Subdiako Anthemius.

      XXVI. Gesammtausgabe 68.

      An den Subdiako Anthemius.

       Inhalt: Heilige Gefäße, die an einen Juden verkauft wurden, müssen zurückgestellt werden. Die Verkäufer werden zu strenger Buße verurtheilt.

      Fuscus Archiater, von Glaubenseifer getrieben, hat sich bittlich an Uns gewendet, indem er angibt, der Diakon Opilic, ein Diener Gottes, und Crescentius, beide Kleriker der Kirche zu Benafri, hätten, die Furcht vor dem kommenden Gerichte hintansetzend, die Geräthschaften der genannten Kirche — es ist schrecklich zu sagen — einem gewissen Hebräer verkauft; nämlich: zwei Kelche in Silber, zwei Kronleuchter mit Delphinen, 104die Lilien von andern Kronleuchtern, sechs größere und sieben kleinere Altartücher. Sobald also Deine Wohlerfahrenheit den gegenwärtigen Befehl empfangen hat, so lasse sie die genannten Geistlichen unverzüglich zu sich kommen. Erforsche, wie es in Wahrheit sich verhält, und wenn es sich so herausstellt, wie es berichtet worden, so lasse den erwähnten Hebräer, der die Strenge der Gesetze vergessen und heilige Geräthe zu kaufen gewagt hat, vor dem Richter der Provinz erscheinen. Ohne Verzug werde er gezwungen, die genannten Geräthe zurückzugeben, so das die erwähnte Kirche vollkommen schadlos gehalten ist. Den genannten Diakon aber, oder überhaupt die Kleriker, die ein so großes Verbrechen begangen haben, verweise ohne Verzug unter die Büßer, damit sie ein so großes und schreckliches Verbrechen mit ihren Thränen sühnen können.

       XXVII. (74.) An den Patricier Gennadius, den Exarchen von Afrika.

      XXVII. Gesammtausgabe 74.

      An den Patricier Gennadius, den Exarchen von Afrika.

       Inhalt: Dem Adressaten wird der Schutz der Kirche und die Vertheidigung derselben gegen die Irrlehrer anempfohlen. Der Primas soll nicht nach Rang, sondern nach Würdigkeit gewählt werden. Den numidischen Bischöfen ist die Reise nach Rom unbehindert zu gestatten.

      Wie der Herr Ew. Excellenz schon in diesem Leben in Kriegen gegen Staatsfeinde im Siegeslicht erglänzen ließ, so muß Hochdieselbe auch den Feinden der Kirche mit aller geistigen und körperlichen Kraft entgegentreten. So wird Euer Ruf in Folge beider Siegesweisen immer mehr und mehr erstrahlen, wenn Ihr in den bürgerlichen Kriegen für das christliche Volk den Gegnern der katholischen Kirche kräftig widerstehet und als Krieger des Herrn in den Schlachten der Kirche tapfer kämpfet. Denn es ist bekannt, wie die Irrgläubigen, wenn ihnen unglücklicher Weise die Möglichkeit zur Schadenstiftung gegeben ist, sich gewaltig gegen den katholischen Glauben erheben, um wo möglich das Gift ihrer Irrlehre zur Schwächung der Glieder des Leibes Christi auszugießen. Wir wissen ja, daß sie gegen den katholischen Glauben in Widersetzlichkeit gegen den Herrn selbst ihren Nacken erheben und den christlichen Glauben und Namen erniedrigen wollen. Möge aber Ew. Eminenz ihre Anschläge vereiteln und ihren stolzen Nacken unter das rechte Joch beugen.

      Lasset die Versammlung der katholischen Bischöfe ermahnen, den Primas nicht nach der Ordnung des Ranges, sondern im Hinblick auf seine Lebensverdienste zu wählen. Denn bei Gott kommt es nicht auf den höhern Rang, sondern auf das bessere, in der That erprobte Leben an. Der Primas selbst aber soll nicht, wie bisher üblich, bald in diesem, bald in jenem Städtchen sich aufhalten, sondern in einer größern Stadt, über deren Wahl man sich einigen möge, damit das Ansehen seiner Würde ihm mehr Kraft zum Widerstand gegen die Donatisten verleihe.105

      Gestattet es, wenn einige Bischöfe des numidischen Conciliums zum apostolischen Stuhle zu kommen verlangen, und duldet nicht, daß Jemand sich ihrer Reise widersetze. Die Ehre Ew. Excellenz wird keinen geringen Zuwachs bei dem Schöpfer erlangen, wenn die innige Verbindung der getrennten Kirchen durch Hochdieselbe wieder hergestellt zu werden vermag. Denn wenn der Herr sieht, daß man seine Gaben zur Ehre seines Namens verwendet, so theilt er sie um so reichlicher mit, je mehr seine Religion dadurch verherrlicht und ausgebreitet wird. Indem Wir Euch übrigens Unsere väterliche Liebe und Zuneigung bezeigen, bitten Wir den Herrn, Euern Arm zur Bekämpfung der Feinde zu stärken und Euern Geist durch Eifer für den Glauben wie ein zweischneidiges Schwert zu schärfen.

       XXVIII. (75.) An den Patricier Gennadius, den Exarchen von Africa.

      XXVIII. Gesammtausgabe 75.

      An den Patricier Gennadius, den Exarchen von Africa.


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