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Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte - Группа авторов


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und Marx“. Für die Veröffentlichung dieses Textes erhielten wir die ausdrückliche Genehmigung der Witwe des Autors, Frau Nawojka Lobkowicz, und des EOS Verlages, in dem das Buch von Nikolaus Lobkowicz erschienen ist. Wir möchten uns dafür herzlich bedanken.

      Nun einige Worte zu dem hier abgedruckten Text.

      Zu Beginn des Kapitels verweist Nikolaus Lobkowicz auf sein 1967 erschienenes Buch Theory and Practice: History of Concept from Aristotle to Marx und hebt hervor, dass er beim Verfassen dieser Schrift ursprünglich das Ziel verfolgt habe „den intellektuellen Werdegang des Philosophierens des ‚jungen Marx‘ vor Abfassung der Deutschen Ideologie nachzuvollziehen“. Besonders wichtig schienen ihm in diesem Zusammenhang die berühmt gewordenen „Feuerbach-Thesen“ von Marx aus dem Jahre 1844, die mit dem Satz schließen: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern“. Diese im Grunde „linkshegelianische Konzeption“ habe Marx indes bereits ein Jahr später „hinter sich gelassen“, fügt Lobkowicz hinzu: „(Es) kommt von nun an nicht mehr darauf an, die Welt zu verändern; angesichts von historischen Gesetzmäßigkeiten, die er meint, entdeckt zu haben …, will Marx mit Gewissheit voraussagen können, sie würde sich radikal verändern. Aus einem Programm ist eine Prognose geworden“.

      Diese deterministische Sicht, das angebliche Wissen um den weiteren Verlauf der Weltgeschichte, habe ein großes Dilemma für die Anhänger des Marxschen Geschichtsmodells dargestellt, setzt Lobkowicz seine Ausführungen fort: „(Zwar) war sicher, welchen Weg die Weltgeschichte einschlagen würde, aber man durfte dennoch nicht unterlassen, ihr auf diesem Wege nachzuhelfen. Ob dieses Nachhelfen bloß der Beschleunigung der Entwicklung dienen sollte oder ob ‚die Revolution‘ ohne eine solche Nachhilfe am Ende möglicherweise gar nicht stattfinden würde, blieb immer unklar“.

      Nach diesen einleitenden Bemerkungen befasst sich Nikolaus Lobkowicz mit der philosophischen Genese des Marxschen Ideengebäudes, so vor allem mit Hegel und mit den Linksgehelianern, zu denen Marx ursprünglich auch zählte. Beim Vergleich zwischen dem Marxschen und dem Hegelschen Denkmodell betont Lobkowicz, dass das futuristische Pathos, das Marx eigen war, Hegel weitgehend fehlte: „Im Gegensatz zu Marx … spricht ja Hegel nie von der Zukunft, stellt nie Zukunftsprognosen auf. Vermeintliches Wissen um Künftiges kann es für ihn nur als ‚subjektive Vorstellung‘, als ‚Furcht oder Hoffnung‘ geben“.

      Am Ende des Kapitels befasst sich Nikolaus Lobkowicz erneut mit den Marxschen Zukunftsprognosen und weist darauf hin, dass sie in der Regel nicht eintrafen. Nicht zuletzt Marx’ These von einer permanenten Verelendung des Proletariats.

      Wie dem auch sei. Man konnte in der Tat nicht leugnen, dass um die Jahrhundertwende, zumindest in den hochentwickelten Industrienationen des Westens, es statt zu der von Marx vorausgesagten Verschärfung des Klassenkampfes zu einer Abmilderung der Klassengegensätze kam. Die industrielle Revolution, mit der Marx so viele Hoffnungen verknüpft hatte, trug nun ihre Früchte, und die Arbeiter hatten mehr zu verlieren als nur ihre Ketten. Nicht zuletzt deshalb begannen manche marxistische Theoretiker von der Unversöhnlichkeit gegenüber dem bestehenden Staat abzurücken und, zum Entsetzen vieler „orthodoxer Marxisten“, an die Reformierbarkeit der bürgerlichen Gesellschaft zu glauben. Dies war die Geburtsstunde der „revisionistischen“ Strömung innerhalb der Sozialdemokratie, mit der sich Nikolaus Lobkowicz in seinem Text ebenfalls befasst.

      Noch einige Worte zur Rubrik „Tribüne“, mit der wir dieses Forum-Heft abschließen. Ich befasse mich hier aus aktuellem Anlass mit den Verschwörungstheorien, die insbesondere für die erste Hälfte des „kurzen“ 20. Jahrhunderts charakteristisch waren und die die damaligen politischen Auseinandersetzungen in Europa entscheidend prägten.

      Auch dieses Forum-Heft wurde sorgfältig von Herrn Dr. Peter Paul Bornhausen lektoriert und von Frau Dr. Marina Tsoi technisch betreut. Ich danke ihnen herzlich dafür.

       Leonid Luks

      Bernhard Sutor

      Abstract

       In the course of establishment and early development of the Federal Republic of Germany, the decisive political forces were united by the anti-totalitarian consensus. Unlike the Weimar Republic, the new German democracy had to be able to defend itself against its opponents from the right (NS) and from the left (communism). Justified criticism of inadequate prosecution of the Nazi crimes did not call this consensus into question. It remained so until the 1968ers terminated it by adopting the old communist slogan “anti-fascism” and denouncing the Federal Republic of Germany as “post-fascist”. But the Basic Law of the Federal Republic establishes a liberal constitutional state, based on fundamental rights, with a balance between the political institutions that has proven to be stable. An integrating party system contributed to stabilization of the young democracy. However, aversion to political parties and lack of understanding of their functions in a democracy, namely a legacy of authoritarian thinking, still represent a deficiency in our political culture today.

      1. Gegen Legendenbildung

      1.1 Der Konsens der politisch maßgeblichen Kräfte in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, zunehmend Konsens auch in der Gesellschaft, wird heute von manchen gern auf die Formel Antifaschismus gebracht. Antifaschismus war aber die Propagandaformel der Sowjetunion und ihrer Gefolgsleute, um in ihrem Herrschaftsbereich eine Einheitsfront, genauer die Gleichschaltung aller politischen Kräfte unter der Führung der Kommunisten zu legitimieren. Dagegen hieß der Konsens in Westdeutschland nicht Antifaschismus, sondern Antitotalitarismus – ein Nein gegen den überwundenen Nationalsozialismus wie gegen die neue Gefahr des Kommunismus.

      In Deutschland war der Nationalsozialismus als Ideologie 1945 erledigt. Wenige Unverbesserliche verkrochen sich, viele ehemalige Nazis ließen sich für die Demokratie gewinnen. Freilich war der betonte Antikommunismus für manche auch eine bequeme Flucht aus ihrer NS-Vergangenheit und eine Kompensation. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 machte sich in der öffentlichen Diskussion eine gewisse „Schlussstrichmentalität“ breit, was die Verfolgung von Tätern und die Aufarbeitung von Taten aus der NS-Zeit betraf. Sie wurde begünstigt durch offensichtliche Fehler der Entnazifizierung, wie sie die Besatzungsmächte allzu formal und schematisch versucht hatten, indem sie mehr nach Mitgliedschaften in Partei und Organisationen fragten als nach wirklicher persönlicher Verstrickung und Mitwirkung im System. Zudem war die Vorstellung verbreitet, die Hauptverbrecher seien durch die Prozesse der Besatzungsmächte ohnehin bestraft, und die Besatzungsmächte selbst hatten der deutschen Justiz ausdrücklich untersagt, Prozesse, die sie schon geführt hatten, wieder aufzurollen. Eine systematische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit durch die deutsche Justiz begann erst Ende der 1950er Jahre. Das gehört in den Kontext einer weiteren Legende.

      1.2 Diese besagt, die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit habe erst mit den Unruhen und Protesten der 1968er begonnen. Das ist so nicht haltbar. Vielmehr haben die 1968er ihre Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus radikalisiert, personalisiert und gegen die angeblich noch faschistisch verseuchte Bundesrepublik Deutschland gewendet.

      Richtig ist, dass die Mehrheit der Deutschen in den ersten zehn bis 15 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg von Krieg und NS nichts mehr hören wollte. Man war froh, davongekommen zu sein, bedauerte die eigenen Leiden und Lasten und warf sich auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau. Diese Mentalität erleichterte es den in der Vergangenheit schuldig Gewordenen, ihre Beteiligung zu vertuschen und zu verdrängen. Aber dass eine öffentliche und auch wirksame Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen in dieser Zeit nicht stattgefunden hätte, ist nachweislich falsch. Im gesamten kulturellen Bereich, in Literatur, Theater, Kino, in


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