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Die Göttinnen: Die Geschichte der Herzogin von Assy. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die Göttinnen: Die Geschichte der Herzogin von Assy - Heinrich Mann


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      »Du! Spielt man so mit Menschenleben?« schrie er, und sein Haß und seine Gier quollen auf in Tränen. Eine Sucht quälte ihn nach der Herzogin und der perlgrauen Hose, beide auf immer verloren. Hätten beide vor ihm gelegen, so wäre Pavic in ohnmächtigem Verlangen an ihnen zerflossen.

      Er begab sich nicht zu Bette, er redete bis an den Morgen mit der Herzogin.

      »Du bist nun vogelfrei, denn du bist zu böse! Dir darf man antun, was man will! Schlecht? Nein, schlecht ist nichts, wenn es zu deinem Schaden geschieht!«

      Nachmittags traf er Piselli im Café Venezia. Er winkte ihn in die Ecke und überreichte ihm eine um ein halbes Jahr zurückdatierte Schuldverschreibung der Herzogin von Assy. Pisellis Haut verlor ihren Glanz, sie ward fahl.

      ›Dieser Mensch bringt mir Unglück‹, dachte er. Er zahlte sofort aus seiner Tasche und begann dabei schon nachzusinnen, wie Pavic, falls er sein Stückchen wiederholte, zu beseitigen sei.

      Doch hatte er von Pavic nichts mehr zu befürchten. Der Tribun ließ sich die Hose anfertigen, aber als sie über seinem Stuhle hing, verkroch er sich ins Bett. Ihn schauderte vor ihr und vor seiner Tat. Die Bettwärme erweichte endlich seine grausame Reue, und er durfte weinen. Er schluchzte dermaßen, daß sein Bauch umherkollerte und das Tuch, das ihn bedeckte, Wellen schlug. Das Morgenrot fand Pavic auf den Steinfliesen im Gebet.

      San Bacco ging oft im Zimmer der Herzogin auf und nieder. Unter Fechterbewegungen und mit hoher Kommandostimme erklärte er:

      »Diesen Tamburini liebe ich nicht, er ist ein Wolf. Und gar die Fürstin Cucuru und ihre Tochter – ha! Was für Wölfinnen.

      »Die armen Frauen!« meinte die Herzogin.

      »Arm? Oh, ich glaube, daß es für jede weibliche Schande Verzeihung gibt, nur nicht für die Wölfinnen von Priestern.«

      »Die Familie Cucuru ist also verdammt?«

      »Ich glaube es. Dann die Contessa Blà, sie ist mir viel zu witzig. Der Doktor Pavic, ich weiß nicht, warum er ganz verblödet.«

      »Der eine hat zuwenig Geist, der andere zuviel. Lieber Freund, Sie sind grämlich.«

      San Bacco verstand seine Gefühle nicht zu deuten, doch wurde ihm im Verkehr mit allen diesen Leuten nicht wohl. Sie berührten ihn geradeso unheimlich wie manche unter seinen Kollegen im Parlament: beträchtliche, weltkundige Herren, deren zahlreiche Ordensbänder als Fahnen aufgepflanzt waren auf einem Wall von Diebereien und Gesinnungslosigkeiten. Er konnte ihnen nichts davon nachweisen, und wenn der alte Garibaldianer, unterstützt von den geraden Draufgängern und den ahnungslosen Philosophen seiner Partei, einmal losbrach gegen die gewandten Regierungsfreunde, dann hatte er sie zum Schluß verleumdet, sich lächerlich gemacht und vom Präsidenten drei Rügen erhalten.

      Gerade jetzt forderte er mit Ungestüm von Land und Volksvertretung, man solle den Bulgaren im Kampfe um ihre Unabhängigkeit zu Hilfe kommen, und zwar nicht bloß gegen ihre Unterdrücker, die Türken, sondern erst recht gegen die Russen, ihre Freunde, die schlimmer seien. Er ging in besonders kriegerischer Stimmung umher, zu höhnischen Reden aufgelegt und zu Revolte.

      »Taten! Woher kommt nur die allgemeine Angst vor Taten? Ich verlange nicht, daß man sie tun soll – wie dürfte ich denn? Aber sie zuzugeben und mit anzusehen, auch dazu findet niemand den Mut: Herzogin, nicht einmal Sie! Hätten Sie sonst meinen Plan verworfen, als ich mit tausend Tapferen Ihr Land befreien wollte?«

      Sie vertröstete ihn jedesmal.

      »Ihre Stunde kommt, Marquis – vielleicht kommt sie. Vorläufig tragen meine Soldaten keine roten Hemden, sondern schwarze Soutanen. Aber ich bitte Sie, bleiben Sie der meinige!«

      »Ich könnte ja doch nicht anders, wenn ich auch wollte«, sagte er zum Schluß, besänftigt, schüchtern fast, und mit einem Handkuß.

      Es geschahen Umwälzungen in San Bacco, die ihn tief erregten, ohne daß er wußte warum. Eines Morgens ward es ihm dennoch klar, und in einer der Wallungen, aus denen sich sein Leben zusammensetzte, schrieb er seiner Freundin einen Brief.

      Frau Herzogin!

      Ich habe die Ehre, Sie um Ihre Hand zu bitten.

      Sie werden sagen, daß Sie darauf nicht vorbereitet waren. Ich kann nur erwidern, daß auch ich bis heute früh es nicht vorausgesehen habe.

      Mir ist zumute, als kämpfte ich wie ehemals auf einem der Riesenflüsse Südamerikas als Pirat im Dienste der Republik von La Plata gegen den Kaiser von Brasilien. Mein Schiff fährt vor einer grünen Insel vorbei, es steht ein einsames Blockhaus darauf, und in den klaren Morgen hinaus tritt ein junges Weib. Ich lehne am Mast und erblicke sie. Ich lasse die Segel reffen und steige ans Land. Ich bitte das junge Weib in schwarzen Haaren, die meinige zu sein, und führte sie auf mein Schiff, und wir kämpfen fortan Seite an Seite. Die Erde, die ich erobere, gehört ihr.

      So, Frau Herzogin, wie eine Unbekannte, und ohne mich zu besinnen, möchte ich Sie auf mein Schiff geleiten. Unsere Segel schwellen, wir dringen gemeinsam in das Reich der Freiheit ein, das Sie erträumen; unsere Degenspitzen uns voran.

      Warum ich Ihnen meine Werbung nicht selbst überbringe? Ich schäme mich – und ich sage Ihnen, warum. Ich lasse die Sache der Bulgaren im Stich, für die ich soviel geworben habe, und werfe mich ganz auf diejenige Dalmatiens. Sie ist mir wichtiger, weil sie Ihnen wichtiger ist. Und ich erwarte meinen Lohn nicht mehr, wie bisher noch stets, von der Göttin der Freiheit, sondern, Herzogin, von Ihnen. Die Freiheitsgöttin hat mir mit Ehre gelohnt. Ich, der ich den Völkern soviel freie Erde gewonnen habe, bewohne mit fünfzig Jahren ein Gasthauszimmer. Kein Gärtchen ist mein, aber ich dachte noch nie daran.

      Alle meine Taten tat ich ohne das Verlangen nach irdischem Gewinn. Für eine einzige und vielleicht letzte begehre ich nun auf einmal alles, und das Allerherrlichste: das Weib, das ein klarer Morgen vor meinen Blick auf eine Insel hingezaubert hat, und ohne das ich meine, nicht mehr weiterfahren zu können. Ich bin selbstsüchtig geworden und gesunken; aber nun habe ich es Ihnen wenigstens gestanden: richten Sie nun.

      Sagen Sie mir, ob ich bleiben darf und für Sie rüsten zum Zuge in Ihr Land! Wenn nicht, dann breche ich unverzüglich mit den Selbstlosesten meiner Landsleute auf nach Bulgarien.

      Und gehöre trotzdem immer Ihnen.

       San Bacco

      Sie antwortete:

      Mein lieber Marquis!

      Sie dürfen reisen und – der meinige bleiben. Ihnen folgen darf ich nicht. Wir sind uns zu ähnlich; merken Sie nicht, daß wir alle beide mutige Phantasten sind? Wie Sie sich meine Revolution denken, so habe ich sie ja schon zu machen versucht: sanguinisch, offen und mit Gewalt. Jetzt bescheide ich mich und lasse die Priester gewähren. Sie tun es, wie sie's verstehen, nämlich unterirdisch, langsam und mit Mißtrauen nach allen Seiten. Das erstemal mußte ich flüchten. Jetzt will ich aushalten; überreden Sie mich nicht zum Wankelmut. Wie meine Sache jetzt geführt wird, sieht sie viel weniger schön aus. Aber, nicht wahr, Marquis, unter uns kommt es auf Gesinnungen an; nicht auf Werke.

      Sie gehören trotzdem immer mir: ich nehme Ihr Wort an, in tiefem Ernst. Wann immer ich Sie rufen mag – und ich weiß jetzt nicht einmal, wann und wozu ich einen Ritter und einen braven Mann nötig haben werde –, dann werden Sie ohne Zögern kommen.

      Ich entlasse Sie nicht, ich beurlaube Sie nur nach Bulgarien. Sie dürfen reisen.

      Ihre

       Violante von Assy

      Darauf reiste San Bacco.

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